Normalität als Utopie: Haben wir die Hoffnung verloren?

von Marilena

Alles könnte also anders sein. Die Welt ließe sich neu denken. Utopien sucht man aktuell jedoch eher vergebens. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie, könnte man den Eindruck gewinnen, haben Zukunftsvisionen keinerlei Daseinsberechtigung mehr. Ein Großteil scheint zu meinen, es sei vollkommen ausreichend, kehrten wir zurück zur “Normalität”. So verständlich das Bedürfnis nach dem Gewohnten auch ist, umso fataler könnte das Erwachen werden, wenn wir realisieren, dass uns dies keineswegs vorangebracht, sondern in den Abgrund geführt hat.

Wie lässt sich nun mit dieser verzwickten Lage umgehen? Vielleicht sollten wir uns gerade nach den Voraussetzungen utopischen Denkens unter den Bedingungen seiner Unmöglichkeit fragen. Denn sind Utopien nicht gerade in von Krisen geprägten Zeiten hervorgegangen? Weil sie das Bestehende hinterfragt und auf dieser Kritik aufbauend, eine bessere Welt ersinnt haben?

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Shownotes:

  • Quellen: Angehrn, Emil: Dialektik der Utopie: von der Unverzichtbarkeit und Fragwürdigkeit utopischen Denkens. Universität Basel 2001. ; Oetsch, Walter: Die neoliberale Utopie als Ende aller Utopien. In: Pittl, Sebastian; Prüller-Jagenteufel, Gunter (Hrsg.): Unterwegs zu einer neuen „Zivilisation geteilter Genügsamkeit“. Vienna University Press 2016. S.105-120. ; Schölderle, Thomas: Geschichte der Utopie. Eine Einführung. UTB: Stuttgart 2012.
  • Hörenswert: Sein und Streit im Deutschlandfunk: Die Ideen sind da, doch wir noch nicht so weit – Warum Utopien scheitern
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TRANSKRIPT:

Hallo und herzlich Willkommen zum Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich euch in der heutigen Episode begrüßen zu dürfen. Der letzten, bevor wir uns in die Sommerpause verabschieden. In der die Sinneswandel Redaktion jedoch nicht untätig sein wird, sondern weitere, hoffentlich spannende und anregende Beiträge für die zweite Jahreshälfte ausklügeln wird. Weitergehen wird es in aller Voraussicht bereits wieder im spätsommerlichen September. So viel vorweg.
Bevor wir in das heutige Thema einsteigen, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ihr uns nach wie vor finanziell unterstützen und damit einen Sinneswandel möglich machen könnt. Der Podcast ist nämlich werbefrei, was er allerdings nur mit eurer Hilfe bleiben kann. Mittlerweile zählen wir bereits rund 170 Fördermitglieder – was großartig ist. Um aber dem wachsenden Team und mir langfristig die Produktion des Podcast zu ermöglichen, brauchen wir weitere Unterstützung. Das geht auch schon ab 1€, den ihr uns z.B. via paypal.me/sinneswandelpodcast zuschicken könnt. Ansonsten schaut einfach in die Shownotes, dort habe ich euch alle weiteren Möglichkeiten verlinkt. Nun wünsche ich viel Freude beim Zuhören.

Maja Göpel: “Ich finde halt wir müssen aufpassen, dass wir die Evolution nicht als beendet erklären nach dem homo oeconomicus…
Harald Welzer: “Ich würde sagen in der Gegenwart sind Utopisten die Realisten. Wiel, es ist ja vollkommen klar, dass wir mit der gegenwärtigen Praxis nicht durch das 21. Jhr. kommen.
Richard David Precht: “D.h. es liegt jetzt nicht an uns, dass wir sagen, wir hätten gerne eine andere Gesellschaft, denn die Gesellschaft verändert sich sowieso. Und die spannende Frage ist in welche Richtung? Und wie können wir sie so gestalten, dass sie möglichst positiv für viele ist:” 
Alles könnte also anders sein. Die Welt ließe sich neu denken. Es liegt allein in unserer Hand, so könnte man zumindest meinen, wenn man den Aussagen von Maja Göpel, Harald Welzer und Richard David Precht Vertrauen schenkt. Solche, von Zuversicht strotzenden Äußerungen, sucht man aktuell jedoch eher vergebens. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie, könnte man den Eindruck gewinnen, haben Zukunftsvisionen keinerlei Daseinsberechtigung mehr. Und fordert sie einer dennoch ein, wie zuletzt der Soziologe Hartmut Rosa in einem Interview mit der ZEIT, so braucht man nicht lange auf die ersten Empörungs-Bekundungen warten. Die “Krise als Chance” zu betiteln, sei eine Verunglimpflichung gegenüber derer, die unter der Pandemie leiden oder gar Opfer zu betrauern haben. Das ist wohl auch nicht ganz verkehrt. Natürlich ist dies nicht der richtige Zeitpunkt, um in Jubel auszubrechen. Aber muss die Anteilnahme so weit gehen, als dass sie keinen Raum mehr für Gedanken an die Zukunft zulässt? An eine Zeit, in der es besser und lebenswerter sein wird? Vielleicht sogar noch besser, als vor der Pandemie? 
Und an dieser Stelle scheiden sich die Geister. Ein Großteil, wie es scheint, meint, es sei doch vollkommen ausreichend, kehrten wir zurück zur “Normalität”. Back to business-as-usual. Hauptsache, wir kommen raus aus dem Schlamassel. Am besten so unbeschadet wie möglich. Wer angesichts der drohenden Weltwirtschaftskrise auch noch einen oben drauf setzt, indem er zum Beispiel einen nachhaltigen Umbau fordert, der gilt schnell als Träumer oder gar als zynisch. Der Markt muss am laufen gehalten werden. Denn darauf allein fußt unser aller Wohlstand. Also nichts mit grünen Zukunftsvisionen. Normalität ist die neue Utopie!
Natürlich ist das durchaus verständlich. Der Mensch sehnt sich nach Stabilität und Sicherheit. Aber die Frage, die sich mir dennoch stellt, lautet: Leben wir nicht schon lange in einer Art Ausnahmezustand, gar einer gelebten Dystopie? Braucht es wirklich erst die Pandemie oder sind Klimakrise und Migrationskrise, um nur zwei zu nennen, nicht Indiz genug? Dafür, dass es so nicht weitergehen kann. Dass neue Wege gefunden werden müssen, um ein lebenswertes Fortbestehen des Planeten und der wachsenden Bevölkerung gewährleisten zu können? Bedeutet nicht ein zurück zur Normalität zugleich den Verrat und die Aufgabe an uns selbst? So verständlich das Bedürfnis nach dem Gewohnten auch ist, umso fataler könnte das Erwachen werden, wenn wir realisieren, dass uns dies keineswegs vorangebracht, sondern in den Abgrund geführt hat.
Wie lässt sich nun mit dieser verzwickten Lage umgehen? Wenn die gewohnte Normalität nicht die Lösung zu sein scheint, braucht es dann doch die kühnen Utopien lebenswerter Zukünfte? Vielleicht sollten wir uns gerade nach den Voraussetzungen utopischen Denkens unter den Bedingungen seiner Unmöglichkeit fragen. Denn sind Utopien nicht gerade in von Krisen geprägten Zeiten hervorgegangen? Weil sie das Bestehende hinterfragt und auf dieser Kritik aufbauend, eine bessere Welt ersinnt haben? 
Das sollten wir uns genauer anschauen, welche Utopien die Geschichte bereits hervorgebracht hat. Aber davor wäre es sicherlich nicht verkehrt, sich dem Begriff überhaupt erst einmal zu widmen. “Utopie” – hat man auch das Gefühl, es mangle uns an positiven Zukunftsvisionen, so lässt sich dies paradoxerweise nicht im selben Maße über die Verwendung des Begriffs sagen. Nicht selten taucht das Utopische in Zeitungen, Romanen und Essays auf. Was die Autor:innen damit meinen, kann jedoch stark variieren. Vielleicht hilft eine Herleitung des Ausdrucks: “Utopie”, aus den zwei altgriechischen Wörtern οὐ, das für „nicht“ steht und τόπος (tópos), das „Ort“ bedeutet, abgeleitet, ist demnach ein „Nicht-Ort“. Der Entwurf einer möglichen, zukünftigen, meist aber fiktiven Lebensform oder Gesellschaftsordnung, die nicht an zeitgenössische historisch-kulturelle Rahmenbedingungen gebunden ist. Oder anders gesagt: Eine Utopie zeichnet sich eben genau dadurch aus, dass sie zur Zeit ihrer Entstehung als nicht realisierbar gilt. 
Aber welche Berechtigung, welchen Sinn hat sie denn dann überhaupt? 
Wie bereits gesagt, resultieren Utopien zumeist aus einer Kritik ihrer jeweiligen Gesellschaftsordnung und können als positive Gegenentwürfe gelesen werden. Sie gründen auf der Erfahrung von Unrecht und Leiden, sind quasi die Negation des Negativen. Daraus ließe sich schlussfolgern, Krisen würden soziale Fantasien lockern und damit das Entstehen von Utopien begünstigen. Bereits die ersten Visionen idealer Gesellschaften entstanden in Zeiten der Umbrüche und Unsicherheiten. Ist die Kritik also vielleicht zentraler und dem Wesen der Utopie näher als die vermeintlich erträumte Wunschwelt? 

Vielleicht ist auch das einer der Gründe, weshalb bislang keine Utopie vollends zur Verwirklichung gebracht wurde. Bereits Thomas Morus, der als einer der Gründerväter der Sozialutopie gilt, konnte seine Vision einer vollkommenen Gesellschaft nicht realisieren. Seine Insel „Utopia“, wie er sie nannte und 1516 in Form eines Romans veröffentlichte, sollte ein radikaler Gegenentwurf zum Europa seiner Zeit darstellen, auf der insbesondere das Privateigentum abgeschafft ward, dass schon bei Platon als des Übels Wurzel galt. Auch in der “Città del Sole“ (1602), der Sonnenstadt des Dominikaners Tommaso Campanella, hat der Privatbesitz keinen Platz. Aber auch sie bleibt nur ein ungelebtes Ideal. Ebenso, wie Francis Bacons „Nova Atlantis“, seine 1627 veröffentlichte Utopie einer fiktiven Südseeinsel, auf der die Insulaner Flugmaschinen besitzen, Regen künstlich erzeugen und am Ende eines erfüllten Lebens ihren Tod frei wählen können. Was beinahe an heutige transhumanistische Zukunftsphantasien aus dem Silicon Valley erinnert – aber, da sind wir noch nicht. 
Einer der ersten, der den Versuch wagte, seine Utopie in die Realität umzusetzen, war der Frühsozialist Étienne Cabet. Er veröffentlichte 1845 seinen Roman  „Reise nach Ikarien“, die Erzählung eines durchorganisierten Arbeiterstaats mit dem obersten Gebot der vollkommenen Gleichheit und Gütergemeinschaft. Cabet versuchte, seine Genossenschaftsidee in Mustersiedlungen in Texas umzusetzen, doch scheiterte auch diese Zukunftsvision an zu geringer Produktivität und internen Machtkämpfen. Auch die sozialistischen und kommunistischen Utopien, durch Marx angestoßen, die vor allem das Ende der Ausbeutung ersehnten, konnten sich nicht verwirklichen. 

Die einzige Utopie, die tatsächlich realisiert werden konnte, wenngleich sich darüber streiten lässt, ob sie je erfolgreich war, ist die nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus, durch Friedrich Hayek und Ludwig Mises vorgedachte Neoliberale Ideologie. In dieser wird das Konzept einer Gesellschaft so weit aufgegeben, dass keine eigenständige, von der Wirtschaft getrennte Sphäre einer Gesellschaft mehr erkennbar ist. Die Gesellschaft wird gleichsam vom Markt aufgesogen. Ihm schreibt Hayek eine „Übervernunft“ zu: Der Markt herrscht quasi wie Gott über den Menschen, die zumindest als Konsument:innen glauben, ihre eigenen Souveräne zu sein. Ewiges Wachstum als utopisches Dogma, das eigentlich schon 1972 durch den Club of Rome widerlegt wurde. Doch schenken die Strippenzieher:innen den Wissenschaftler:innen nach wie vor so wenig Beachtung, als dass es einer siebzehnjährigen Schwedin bedarf, die sie mit dem Aufruf “listen to science!” daran erinnert. Dass wir mit unserer Wirtschafts- und Lebensweise auf dem besten Weg sind, die planetaren Grenzen zu sprengen. Dass die vermeintlich „unsichtbare Hand“, die angeblich alles zu regeln vermag, nicht ganz unparteiisch wie es scheint, dabei vorgeht. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Und kaum einer kann noch guten Gewissens leugnen, dass ein Großteil unseres Wohlstands auf der imperialistischen Ausbeutung des globalen Südens beruht. 

Aber, was sollen und können wir tun? Zurück in die Zukunft (der Vergangenheit)? Den Wohlstand zugunsten der Erhaltung des Planeten aufgeben? Wer sich für alternative Lebensweisen oder eine Postwachstumsgesellschaft ausspricht, galt selten als Utopist, denn vielmehr als Verfechter einer neuen Ära der Öko-Diktatur. Dieser gegenüber gesellt sich eine weitere Fraktion, der es zwar nicht an kühnen Zukunftsvisionen mangelt, es sich mir aber nicht ganz erschließt, ob es sich dabei um Utopie oder eher Dystopie handelt. „Grünes Wachstum“ ist dabei ein gern genanntes Zauberwort. Die Formel für die Lösung aller Probleme. Anstelle einer Begrenzung unserer hiesigen Lebensweise, die allzu unbequem wäre, müsse man der Wirtschaft nur einen grünen Anstrich verpassen. Ob es die Lagerung von CO2 in der Luftatmosphäre ist, mit Wasserstoff angetriebene SUVs oder gezüchtetes Ersatzfleisch – im Zweifel besiedeln wir, wenn es nach dem US-amerikanischen Unternehmer Elon Musk geht, einfach einen neuen Planeten. Sollte es den Silicon Valley dudes nicht bis dahin schon gelungen sein, unsere Gehirne in Clouds hochgeladen zu haben, sodass wir vielleicht eh keinen Planeten mehr benötigen. 

Des einen Utopie ist des anderen Dystopie. Auch das scheint ein Grund zu sein, weshalb bisher keine oder zumindest mir keine bekannte Utopie vollends realisiert werden konnte. Schon durch die skizzenhaften Umschreibungen wird die Ambivalenz der utopischen Überhöhung deutlich. So manches Bild vom besseren Leben lässt Zweifel aufkommen, ob das in ihm Gezeichnete wirklich wünschbar ist. Oder ob das Negative, gegen das es sich wendet, nicht in verwandelter Gestalt, gar verstärkt wiederkehrt. Oder sich nur auf Kosten anderer realisieren ließe. Der Anspruch auf Absolutheit lässt die Utopie nicht selten feindliche, repressive Züge annehmen. Der Drang zum Besseren entpuppt sich als Drang zum Besten, zum Letzten und Endgültigen. 

Sollte die Utopie also vielleicht reine Kritik bleiben und gar keinen Gegenentwurf formulieren? Oder entfaltet sie erst in der Antizipation des Anderen ihr Potential? Einer der  bekanntesten Vertreter eines negativistischen Ansatzes, d.h., der aus der Kritik am Falschen heraus denkt, ist der Philosoph Theodor W. Adorno. Ihm zufolge ist negativistisches Denken nicht bloß Neinsagen, sondern ein Negieren, das zugleich das Gegebene auf sein Anderes hin übersteigt. Ohne die Verweisung auf das Andere bleibt die Kritik ohne Erkenntnis. Nur darf das Andere eben nicht positiviert und vergegenständlicht werden. Nur so behält sie laut Adorno ihre antizipatorische Kraft und ist imstande, wirklich etwas zu bewegen.

Ja, was denn nun? Inwieweit braucht Utopie nun den Vorgriff auf eine bessere Welt? Lebt nicht die Utopie gerade durch die Strahlkraft ihrer gezeichneten Bilder? Wenn es nach dem Philosophen Ernst Bloch geht, so bedürfen Menschen sogar eben dieser. Denn Bilder und Fantasien gehen den Gedanken voraus, und die Gedanken den Forderungen und der politischen Praxis. Indem wir uns das perfekte Morgen ausmalen, erkennen wir, wo es im Hier und Jetzt hakt. Die Macht des Utopischen gründet nicht nur in der Kraft des Negierens, des Hinausgehens über das Bestehende, sondern in der schöpferisch-imaginativen Kraft des Sehens. So forderte 1969 der Sozialphilosoph Herbert Marcuse, „daß die Freude an der Freiheit und das Bedürfnis, frei zu sein, der Befreiung vorangehen müssen.

Vielleicht heißt sie deshalb Utopie. Weil sie radikale Transzendenz ist, das Hinausgehen über die faktische Welt und zugleich eine Projektion ins Nirgendwo bleibt. Und doch, trotz aller Aporien, haben sie oder vielmehr der Diskurs, der durch Utopien entstanden ist, die Welt und wie wir sie wahrnehmen, ein Stück weit verändert. Denn im offenen Gespräch, in immer neuen Selbst-und Weltbeschreibungen werden Vorstellungen vom gelungenen Leben, Entwürfe einer lebenswerteren Welt entwickelt und zur Diskussion gestellt. Der Philosoph Jacques Derrida formuliert es ganz treffend, nämlich, dass der einzelne Text in sich ergänzungsbedürftig ist und nach der immer wieder aufgenommenen Deutung und Übersetzung verlangt, um seine  ganze Fülle zu erlangen. 

Solange es Menschen gibt, die eine gerechtere Gesellschaft ohne Naturzerstörung für möglich halten und die Diskrepanz zwischen dem Realen und dem Möglichen nicht ertragen, werden sie wohl weiterhin Utopien ausmalen. Auch, wenn sie vielleicht nicht mehr so bunt und verrückt sein mögen, wie sie einst die frühen Denker:innen gezeichnet haben. Auch „Utopien für Realisten“, wie der Autor und Historiker Rutger Bregmann eines seiner erfolgreichen und kontrovers diskutierten Bücher betitelte, haben ihre Berechtigung. Und vielleicht braucht es auch gar nicht die eine große Utopie, die eines Tages doch noch alle zum Mitmachen am „Projekt Weltrettung“ überzeugt, sondern viele, kleine Zukunftsvisionen und Entwürfe. „Gelebte Heterotopien“ nennt das der Soziologe Harald Welzer (14:50-15:36) Oder „radikaler Inkrementalismus“, wie es die Transformationswissenschaftlerin Maja Göpel beschreibt. Was so viel bedeuten soll, wie: Ja, es braucht eine große Transformation. Aber, die ist nicht von jetzt auf gleich möglich. Und auch keine Einzelne oder Einzelner kann diese bewältigen. Es braucht viele kleine Schritte, mal vor, mal zurück, die den Wandel mit vorantreiben. Und, die wir alle mitgehen können, auf unterschiedlichste Art und Weise. Indem wir auf Missstände hinweisen, sei es Ungerechtigkeit, Rassismus – ja, den gibt es auch bei uns in Deutschland, aber das ist noch mal ein Thema für sich – oder, indem wir unsere eigenen Ideen und Visionen einer besseren Welt teilen und gemeinsam umsetzen. In Form von Urban Gardening Projekten, Health Care Apps, Büchern oder Podcasts. 

Oder, indem ihr uns eure Utopien per Mail zuschickt, an redaktion@sinneswandel.art, von denen wir nach der Sommerpause eine kleine Auswahl vorlesen werden. Ganz gleich, ob ihr diese für realistisch haltet oder nicht. Denn was wäre, wenn allein das Nachdenken über die Frage „In welcher Welt möchte ich (nicht) leben?“, bereits eine Veränderung bewirken könnte…?! Einsendeschluss ist der 1. September.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei euch fürs Zuhören und hoffe, ihr konntet etwas aus dieser Episode für euch mitnehmen. In den Shownotes findet ihr, wenn ihr mögt, einige weiterführenden Informationen sowie Quellen zu dem heutigen Thema. Und, sollte euch diese Episode gefallen haben, würde ich mich natürlich besonders freuen, wenn auch ihr als Fördermitglieder einen Sinneswandel möglich macht. Ihr könnt uns zum Beispiel ganz einfach einen einmaligen Beitrag an paypal.me/sinneswandelpodcast schicken. Das geht schob ab 1€. Alles weitere, wie gesagt, in den Shownotes. Vielen Dank und wir hören uns dann hoffentlich nach der Sommerpause im September wieder. Lasst es euch gutgehen und bis bald bei Sinneswandel Dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation.

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