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Lebensgestaltung

Recht auf Faulheit: Zeit & Muße demokratisieren?

von Ricarda Manth 12. Januar 2021

Der Faulenzer hat einen eher schlechten Ruf. In einer Gesellschaft, die Arbeit und Leistung glorifiziert, gilt er als unproduktiv und nutzlos. Doch dies war keineswegs immer so. Zumindest wurde in der Antike noch der Müßiggang hochgehalten, als notwendiger Rückzug zur Charakterbildung. Und auch später in der Geschichte erhoben sich immer wieder Stimmen, wie die Bertrand Russells oder Paul Lafargues, die ein „Recht auf Faulheit“ proklamierten. Doch worin besteht eigentlich das emanzipatorische Potenzial der Muße?

Shownotes:

► Bertrand Russell: Lob des Müßiggangs. (1935).
► Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit. (1883).
► Joachim Schultz und Gerhard Köpf: Lob der Faulheit. Geschichten und Gedichte. Insel Verlag (2004).
► Ottokar Wirth: Lob des Nichtstuns oder die Kunst der Muße und der Faulheit. Sanssouci (1973).
► Virginia Woolf: Ein Zimmer für sich allein. (1929).
► Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern. (1945).
► Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik: Welt, Endlichkeit, Einsamkeit (1929).
► Iwan Gontscharow: Oblomow. (1859).
► John Maynard Keynes: „Die ökonomische Zukunft unserer Enkel”. (1930).
► Deutschlandfunk: Faulheit – Todsünde oder Tugend?. André Rauch im Gespräch mit Michael Magercord.
► Zeit-online: Reformation: Martin Luther, der Vater des Arbeitsfetisch. Patrick Spät.

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Transkript: Recht auf Faulheit: Zeit & Muße demokratisieren?

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

Bevor wir einsteigen, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass ihr uns finanziell unterstützen und damit einen Sinneswandel möglich machen könnt. Denn in das Recherchieren des Podcast stecken wir eine ganze Menge Zeit. Damit wir uns das weiterhin leisten können, brauchen wir eure Unterstützung. Als Fördermitglieder, die ihr schon ab 1€ sein könnt, sorgt ihr nicht nur dafür, dass wir weiterhin unabhängig und werbefrei produzieren können, ihr nehmt zudem regelmäßig an Buchverlosungen teil. Wie ihr uns und unsere Arbeit unterstützen könnt, erfahrt ihr in den Shownotes. Dort habe ich alles verlinkt. Vielen Dank.

“Donnerstag, den 5. Auftrag bekommen, Plauderei “Über die Faulheit” zu schreiben. Liegestuhl gekauft. Darin in entspannter Lage über das Thema nachgedacht. Dabei eingeschlafen. […]

Samstag, den 7. Diese Notizen ins Tagebuch eingetragen. Davon erschöpft, deshalb freien Nachmittag eingelegt. […]

Donnerstag, den 12. Erkenntnis: Faulheit ist der Humus des Geistes. Erhabene Gedanken gedeihen nur in körperlichem Ruhezustand. […] man muss sich ohne schlechtes Gewissen zur Faulheit bekennen.”

Diese Worte stammen von dem deutschen Schriftsteller und Satiriker Thaddäus Troll. Und, seien wir ehrlich, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Hier könnte meine Arbeit beendet sein. Denn, ist es nicht paradox an sich, Zeit und Muße auf einen Essay über das Faulenzen, die vita contemplativa, das dolce far niente, das süße Nichtstun zu verwenden? Gelangt man nicht schlussendlich, wie auch Thaddäus Troll, an den Punkt, dass es viel lohnender ist, sich dieser hinzugeben, statt sich unnötig den Kopf über sie zu zerbrechen?

Nicht unbedingt. Es kommt ganz darauf an, wie wir “Faulheit” definieren wollen. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden eine Reihe an Begriffen, die diesem ähnlich sind, oft synonym verwendet. Dabei besteht zwischen diesen, bei genauerer Betrachtung, ein kleiner, aber feiner Unterschied. So ist die Faulheit nicht zu verwechseln mit dem bloßen Nichtstun. Denn das Nichtstun, sofern es überhaupt möglich ist, beschränkt sich auf einen Zustand des Verharrens, die Unbeweglichkeit. Auch die Langeweile, die oft mit dem Nichtstun in Verbindung gebracht wird, ist keineswegs identisch mit der Faulheit. So findet sich das Subjekt in der Langeweile dem Nichts ausgeliefert. Es ist ein Zustand, der selbst kaum herbeizuführen ist, einen vielmehr überkommt. Nicht immer freiwillig. Die tiefe Langeweile als die verborgene Grundstimmung, ist die Leergelassenheit als Ausgeliefertheit des Daseins, wie es der Philosoph Martin Heidegger in “Die Grundbegriffe der Metaphysik” beschreibt. Der Begriff der “Muße” hat aber wohl die größte Ähnlichkeit mit dem Faulenzertum. Sie bezeichnet die Zeit, über die eine Person nach eigenem Wunsch verfügen kann. Ein etwas altertümliches Wort, das peu a peu durch Begriffe, wie “Freizeit” oder “quality time” abgelöst wurde. Wenngleich diese heute wohl anders in der Praxis gelebt werden, als die Denker der Antike einst die Muße definierten, die vor allem als otium cum dignitate, die als mit philosophischer Betätigung verbrachte würdevolle Muße in Zurückgezogenheit, verstanden wurde. Und eben darin liegt vielleicht auch der Unterschied zwischen Muße und Langeweile: “Müßiggang. Da ist in der letzten Silbe immer noch einer unterwegs. Er sucht nach Arbeit”, argumentiert der Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre. “Muße hat den entscheidenden Nachteil. Sie impliziert die Frage wofür.”

Wenn der Faulheit, das lässt sich kaum leugnen, ähnlich, wie auch der “Trägheit”, eine gewisse Negativität, eine Abwertung anhaftet, so ist der Aspekt, der für das Faulenzen ganz fundamental scheint, jener der Selbstbestimmung. Trifft doch der Mensch aus eigener Kraft, sofern es sich nicht um lähmende Antriebslosigkeit handelt, wie beispielsweise bei einer Depression, die Entscheidung, sich einer auferlegten Arbeit zu widersetzen, um sich stattdessen etwas zu widmen, das ihm dienlicher scheint. Ein Akt der Rebellion schlechthin: “Jemand der faul ist, nimmt sich seine Freiheit. Faulheit ist der höchste Grad der Freiheit: Ich tue nicht, was du von mir willst, ich tue, was ich für mich entscheide!” , argumentiert der französische Philosoph André Rauch im Deutschlandfunk. Und er führt pointiert fort: „Faulheit ist der Pazifismus in der Ersten Person Singular – und ist es nicht dieser gelebte Pazifismus, der erst jenen im Plural möglich machen würde?!“

Kein Wunder also, dass diese Form der stillen Revolte, die Gefahr, die durch das emanzipatorische Potenzial der Faulheit geboren wird, nicht von allen gutgeheißen wurde und wird. Vor allem nicht von den Reichen und Mächtigen. “Der Gedanke, daß die Unbemittelten eigentlich auch Freizeit und Muße haben sollten, hat die Reichen stets empört”, schreibt der britische Philosoph und Mathematiker Bertrand Russell 1935 in seinem Aufsatz “Lob des Müßiggangs”. Und weshalb, ließe sich fragen, sollte denn nicht jeder das Recht und den Anspruch auf etwas Zeit für sich haben? Wieso diese Mißgunst? Nun ja, das lässt sich recht leicht erklären, fährt Russell fort: “Dieser Gedanke stößt bei den Wohlhabenden auf entrüstete Ablehnung, weil sie davon überzeugt sind, die Armen wüßten nichts Rechtes mit soviel Freizeit anzufangen. […] Wer Zeit seines Lebens täglich lange gearbeitet hat, wird sich langweilen, wenn er plötzlich untätig sein muss.” Und, wie heißt es im Volksmund nicht so schön: “Müßiggang ist aller Laster Anfang”. Die Arbeit sollte also das einfache Volk davon abhalten sich sinnlos zu betrinken und Unfug zu treiben. Diese vordergründigen Sorgen um das Wohlergehen der Armen verschleiern jedoch, was eigentlich hinter  den vermeintlich guten Absichten steht. So schreibt Russell: “Historisch gesehen war der Begriff der Pflicht ein Mittel, das die Machthaber dazu benützen, andere Menschen dazu zu veranlassen, zum Nutzen ihrer Herren statt zum eigenen Vorteil zu leben […] und tatsächlich ist ihr Streben nach angenehmem Müßiggang der historische Ursprung des ganzen Evangeliums der Arbeit.” Die Armen durften also nicht “unzufrieden werden, was die Reichen veranlaßte, jahrtausendelang Wert und Würde der Arbeit zu predigen.”

Denn eines war klar, einer musste ja arbeiten, um den anderen das gute Leben zu ermöglichen. Nicht umsonst hatten in der Antike bei den alten Griechen und Römern hierfür die Sklaven herzuhalten. Während die vita contemplativa nur den edlen Herren, den freien Bürgern vergönnt war und als erstrebenswertes Ideal galt, wurde die vita activa, also die schwere, meist körperliche Arbeit, den Unfreien, den Sklaven überlassen. Irgendeiner musste ja Colloseum und Akropolis errichten und den Wein anbauen, an dem sich die Denker in den Stunden der Muße ergötzten. Wenngleich diese Aufteilung maßlos ungerecht sein mag, so lässt sich dennoch über die Antike sagen, sie hatte ein äußerst wohlwollendes Bild von der Muße, sofern sie sinnvoll, im Sinne der Charakterbildung, eingesetzt wurde. 

Doch dann tauchte Martin Luther im 15. Jahrhundert auf der Spielfläche auf und sprach: “Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen. Müßiggang ist Sünde wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat.” Der Dienst am Herrn war geboren. Als also plötzlich die Faulheit gleichgesetzt wurde mit Nichtstun und Untätigkeit, wurde der Faule zugleich jemand, dem es an Bürgersinn mangelte. Während der Protestantismus mit Luther die Arbeit hochhielt, wandte er sich gegen jeden Müßiggang. Die protestantische Ethik, so Max Weber, sei zu einer wesentlichen Grundlage des Frühkapitalismus geworden. Und Luther, so ließe sich ergänzen, der Vater des modernen Arbeitsfetisch, des homo oeconomicus, als der wir heute noch, wie die emsigen Ameisen, rastlos ackern und rackern.

“Die Faulheit”, so Philosoph André Rauch, sei “ja auch deshalb so interessant, weil sie uns unser Hin- und Hergerissensein zeigt. Sie spiegelt, wie jede Epoche, jede Zeit, jede Gesellschaft oder auch jede Nation sich selbst sieht, sie zeigt uns unsere Phantasmen. Und auch, was uns und unsere stetig fortschreitenden Gesellschaften wirklich antreibt. Denn wenn es ein Gegenstück zum Fortschritt gibt, dann ist es die Faulheit.” Die Geschichte der Faulheit, als eine Geschichte der herrschenden Moral?

Was sagt es also über unsere heutige Gesellschaft aus, die, trotz aller technischer Innovationen, die in den vergangenen Jahren hervorgebracht wurden, sich dennoch an dem Wert von Arbeit manisch festzuklammern scheint? Sie vielleicht mehr denn je lobpreist und glorifiziert. Hatte der britische Ökonom John Maynard Keynes doch bereits 1930 prognostiziert, dass sich die Menschen in 100 Jahren längst an einer 15-Stunden erfreuen würden. Doch selbst, wenn uns bis 2030 noch ein paar Jahre übrig bleiben, so ist zu bezweifeln, ob eine Kehrtwende, welche die Loslösung von Arbeit und Leistung als Maßstab für Produktivität und Sinn voraussetzte, noch denkbar ist. Beruhen die Identitäten postmoderner Subjekte doch genau auf jenen Tätigkeiten, mit denen sie ihr täglich Brot verdienen. Und auch die Utopie einer Vollbeschäftigung scheint längst nicht hinter uns gelassen – insbesondere nicht in einer Krisen geprägten Zeit, wie der unseren. Eine Abkehr vom Arbeitsethos, wie eine Hinwendung zu Müßiggang, wenn dies gelingen soll, bedarf einen wahrhaftigen Sinneswandel. Eine Neubetrachtung des Menschen, unseres Selbstbildes, als auch der Ziele einer Gesellschaft. Denn, wer über die Verfügbarkeit und den Nutzen von Zeit spricht, der stellt zugleich die Frage nach dem guten Leben. Und so wird die Faulheit, also die Frage der Nutzung von Lebenszeit, zur Kernfrage des Lebens schlechthin.

“Wenn ich der Gesellschaft meine Vormittage und meine Nachmittage verkaufte, wie es offenbar die meisten tun”, schreibt Henry David Thoreau, “würde für mich gewiss nichts mehr übrig bleiben, für das es sich lohnt zu leben.” Nun war Thoreau auch jener Schriftsteller, der den Rückzug in die Wälder und das einfache Leben postulierte. Am 4. Juli 1845 bezog Thoreau eine selbstgebaute Blockhütte am Walden-See. Hier verbrachte er allein, wenn auch nicht gänzlich abgeschieden, zwei Jahre. „Ich zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näher zu treten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hätte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müsste, dass ich nicht gelebt hatte. […] Ich wollte tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles, was nicht Leben war, in die Flucht geschlagen wurde.“

Damit beschreibt Thoreau ein Gefühl, das dem heutigen Wunsch nach Entschleunigung, dem Ruf nach weniger und Einfachheit, wohl ziemlich nahe kommt. Unübersehbar, quillen die Regale von Fachzeitschriften Händlern über, mit Illustrierten, deren Cover Titel, wie “Hygge”, “Landlust” und “slow” schmücken. Selbsthilfe Ratgeber fluten den Markt mit immer neuen Strategien für mehr Gelassenheit und Lebensglück. Meditation, Yoga, Wellness – hauptsache mal runterkommen. Endlich mal Zeit für sich haben. Doch der Verdacht wird schnell laut, dass auch die Übung in Achtsamkeit, das bewusste Besinnen, am Ende doch nur dem Zweck, die eigene Produktivität und damit das Rad der Wirtschaft am Laufen zu halten, dient. 

Denn Schritt für Schritt hat sich auch die Idee der Freizeit von der des Faulenzens freigemacht. Und wurde eingenommen von der Vorstellung, Muße sei eine Zeit voller Beschäftigung, in der Faulheit keinen Platz mehr habe. Eine Zeit des Konsums, des Zweckgerichteten, des Geschäftigen und Umtriebigen. Aber, immerhin ist sie doch selbstbestimmt, oder etwa nicht?! Nichtsdestotrotz scheint die moderne Wellness- und Mindfulness-Kultur nur noch wenig mit dem klassischen Begriff der Muße gemeinsam zu haben. Hat sich die Freizeit also, ohne, dass wir es bemerkten, etwa auch dem Zwang des “um zu”, der Nutzen-Logik kapitalistischen Wirtschaftens unterworfen? Ist dies der Grund, weshalb wir, trotz der maßlosen Fülle an Freizeitangeboten, uns dennoch getrieben und nahezu überfressen fühlen?

Der Geist “muß, um eigentlich zu philosophieren, […] wahrhaftig müßig sein: er muss keine Zwecke verfolgen”, schrieb Arthur Schopenhauer. Es scheint, solange alles, selbst Freizeit und Muße, dem Dogma der Produktivität unterliegen, werden wir wohl kaum in den Geschmack eines gutes Lebens kommen. “Wer nun weiter kommen will auf dem Weg zu einer nachhaltigen Moderne – mit und mithilfe der Faulheit – muss nach vorne schauen, muss Faulheit in die Zukunft überführen, muss Faulsein als Vision für eine zukünftige Welt entwerfen”, so der Philosoph André Rauch. 

Dieser Überzeugung war auch schon der französische Sozialist und Arzt, Paul Lafargue. In seinem bekannten Werk von 1883, “Das Recht auf Faulheit”, eine Widerlegung des “Rechtes auf Arbeit”, schreibt er: “O Faulheit, erbarme dich unseres langen Elends! O Faulheit, Mutter der Künste und der Tugenden, sei der Balsam für die Leiden des Menschen!” Wie kam Lafargue zu einer solchen, insbesondere für die damalige Zeit, radikalen Einsicht? Was ließ ihn davon überzeugt sein, dass, wie er es selbst ausdrückte, “Alles individuelle und soziale Elend […] seiner Leidenschaft für die Arbeit” entstamme”?

Nun, ganz ähnlich, wie auch später Bertrand Russell, beobachtete schon Lafargue mit großem Argwohn die wachsende Ungleichheit, die er insbesondere auf die Ausbeutung des Proletariats, der Arbeiter durch die Bourgeoisie, also die Kapitalisten, zurückzuführte. Lafargue stellte nichts geringeres, als den Fortschritt, der durch die Industrialisierung erhofft wurde, in Frage, dabei jedoch nicht selten zynisch und mit einer Prise Humor. So schrieb er: “es wäre besser, man vergiftete Brunnen, man säte die Pest, als inmitten einer ländlichen Bevölkerung kapitalistische Fabriken zu errichten.” Auch er plädierte für eine Reduzierung der Arbeitszeit. Nicht nur zum Schutz der Arbeitenden, sondern auch, da er davon überzeugt war, dass durch die Überproduktion, durch das zu viel an Arbeit, ein Konsumzwang entstünde. Also das, was wir heute erleben. Wir müssen wachsen. Immer weiter wachsen. Über die planetaren Grenzen hinaus. Indem wir schuften und das, was wir erarbeiten, in unserer Freizeit konsumieren. Ein ewiger Teufelskreis.

Könnte mehr Muße, mehr Faulheit also vielleicht sogar die Zukunft sein? Der neue Fortschritt?  “Ohne die Klasse der Müßiggänger wären die Menschen heute noch Barbaren”, rief Bertrand Russell aus. Und in einer Ansprache anlässlich des Festes von Sankt Faulpelz  im Jahre 1949 – ja, das gibt es wirklich – hieß es: “Das Faulenzen – es ist doch das Fundament jedes Fortschritts der Menschheit! […] Würde man alle Arbeitsstunden zusammenzählen, die auf die Herstellung aller Maschinen zur … Vermeidung von Arbeit, zur Erlangung einiger Augenblicke Müssiggangs verwendet worden sind, so käme man mit Sicherheit zum Ergebnis, dass die Faulheit die Mutter der Arbeit ist.”

Seien wir also ehrlich, der Mensch versucht schon seit jeher der Arbeit zu entkommen. Nicht nur, indem er vor ihr flüchtet, sondern auch oder vor allem, durch Innovationen, durch Ideen, die er hervorbringt, die das Leben genüsslicher machen. Der im 18. Jahrhundert lebende deutsche Schriftsteller und Satiriker Karl Julius Weber, war sogar der Auffassung, der Mensch sei faul von Natur aus. Die Faulheit sei sogar “der Vater unserer geselligen Verbindungen”, wie er schreibt. Kein Wunder also, dass heute immer häufiger von einer Vereinsamung der Gesellschaft gesprochen wird. In der keiner Zeit mehr für den anderen hat. In der selbst Muße zu Freizeitstress mutiert ist. Wie sollen aus diesem Zustand allgemeiner Gereiztheit und Isolation, unter permanenter Berieselung von Konsum, noch gescheite Gedanken, geschweige denn Gemeinschaftssinn entstehen?

Wenn Faulheit tatsächlich der “Humus des Geistes” ist, wie Thaddäus Troll proklamiert, dann sollten wir sie endlich von ihrem Bann befreien. Von dem Fluch der Unproduktivität erlösen, und ihr die Ehre zuteil werden lassen, die ihr eigentlich gebührt, als Mutter aller Künste. Faulheit und Müßiggang stellen nicht etwa das Gegenteil von Arbeit dar, sondern bilden erst die Voraussetzung für jedes kreative Schaffen und Schöpfen. Faulenzen und Muße, als das Gegenteil von Fremdbestimmung und Verwertungszwang, heben zugleich die Trennung auf: von Freizeit und Arbeit, von Denken und Fühlen, von Sein und Sinn.

Nicht umsonst heißt es, “in der Ruhe liegt die Kraft”. Gäben wir den Menschen mehr freie Zeit, die Erlaubnis, sie nach Lust und Liebe zu “verplempern”, so eröffneten sich uns vielleicht gar neue, nachhaltigere Formen des Wachsens und Gedeihens. So schreibt Friedrich Schlegel in seiner “Idylle über den Müßiggang”: “alles Gute und Schöne ist schon da und erhält sich durch seine eigene Kraft. Was soll also das unbedingte Streben und Fortschreiten ohne Stillstand und Mittelpunkt? […] Nichts ist es, dieses leere unruhige Treiben, als eine nordische Unart und wirkt auch nichts als Langeweile, fremde und eigene. […] Und also wäre ja das höchste vollendetste Leben nichts als ein reines Vegetieren.”

Nun, wir müssen es vielleicht nicht gleich übertreiben, wie Oblomow, der sich gänzlich der Passivität hingibt und in den ersten 100 Seiten Iwan Gontscharows gleichnamigen Romans, nicht einmal zum Aufstehen bequemt. Vielmehr liegt das emanzipatorische Potenzial der Faulheit in dem Akt der Selbstbestimmung. Einer Demokratisierung von Zeit und Muße, die wohl kaum eine Gesellschaft träger Oblomows produzieren würde, als vielmehr Menschen, die wieder Freude fänden am kreativen Schaffen, am Leben jenseits der Verwertungslogik. So schreibt keine geringere, als Virginia Woolf in ihrem Essay “Ein Zimmer für sich allein”: “gerade wenn wir untätig sind, wenn wir träumen, taucht die versunkene Wahrheit manchmal auf.” 

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn die Episode euch gefallen hat, dann teilt sie doch gerne mit anderen. Und natürlich würden wir uns besonders freuen, wenn auch ihr als Fördermitglieder auf Steady unsere Arbeit unterstützt. Oder auch ganz einfach, indem ihr uns einen kleinen Obulus an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Alle weiteren Infos, wie auch weiterführende Literatur und Quellenhinweise, findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank und bis bald im Sinneswandel Podcast.

12. Januar 2021

Zwischen Vergangenem und Zukünftigem: das Potential des Bruchs

von Ricarda Manth 16. Dezember 2020

„Die Krise besteht gerade in der Tatsache, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann“, so der italienische Philosoph und Marxist, Antonio Gramsci. Dieses Interregnum bezeichnet also einen Zustand des Transits in dem sich die neue Welt zum schlechteren oder besseren Wenden kann. Gleichzeitig spricht Gramsci ein Charakteristikum der Krise an, das wir dieses Jahr allzu häufig spüren: das Sichtbarmachen. Die Vorbedingung für eine Anerkennung des Potenzials der Krise liegt darin den Bruch und seine Sichtbarmachung zu nutzen, um den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft zu richten, so Gastautorin Katharina Walser. Der Bruch könne uns helfen die Veränderbarkeit von Welt, in der wir stetig nachträglich wahrnehmen und uns den veränderten Bedingungen anpassen, wieder in das Bewusstsein zu rufen.

Shownotes:
► Antonio Gramsci: Gefägnishefte.
► projektmagazin: Die Krise als Chance zur Transformation des Denkens und Handelns Silke Nierfeld.
► Süddeutsche Zeitung: Wenn das Virus auf gesellschaftliche Vorerkrankungen trifft Jana Anzlinger.
► ZEIT Magazin: Ein ganz normaler Herbst, nur anders Ilona Hartmann.
► vice: Wie du mit der Pandemiemüdigkeit klarkommst Leonardo Bianchi.
► Dlf Kultur: Wie tragfähig ist das neue „Wir“-Gefühl? Carolin Emcke im Gespräch mit René Aguigah.
► Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung: Die Zukunft in der Krise Lisa Suckert.
► Süddeutsche Zeitung: Das Ende der Geschichte? Das Ende der Demokratie! Timothy Snyder.
► Dlf Kultur: Mit Paul Cézanne neues Denken lernen Hans Rusinek.
► Maja Göpel: Unsere Welt neu denken.
► Geschichte der Gegenwart: Krisenzeiten: Zur Inflation eines Begriffs Thomas Macho.
► Nikil Mukerji und Adriano Mannino: Covid-19. Was in der Krise zählt. Über Philosophie in Echtzeit.

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Transkript: Zwischen Vergangenem und Zukünftigem: das Potential des Bruchs

Wir sprechen oft mit größter Selbstverständlichkeit von Zeit. Von Altem, Vergangenem und dem Neuen, dem Zukünftigen. Sowie natürlich von der Gegenwart, dem Hier und Jetzt. Doch, wo, an welcher Stelle vollzieht sich der Übergang zwischen den besagten Zeiträumen? Wo endet die Vergangenheit und beginnt die Gegenwart? Und, liegt die Gegenwart nicht immer längst schon in der Vergangenheit, wenn wir von ihr sprechen? Man könnte meinen, die Zukunft, das, was noch im Werden begriffen ist, sie sei die einzig Greifbare. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit üblicherweise auf das richten, was kommt. Doch entzieht auch die Zukunft sich bei genauerer Betrachtung der Fixierung auf den Moment. So stellt sich die Frage, ob wir uns nicht immerzu in einem Zustand des Übergangs befinden. Im permanenten Wandel. Das Leben wird so gewissermaßen zum Transitraum. Doch liegt der Unterschied zu Wartezimmer oder Abflughalle wohl darin, dass wir uns im Leben an und für sich weniger als Wartende betrachten, als viel mehr als Handelnde oder Gestaltende. So warten wir üblicherweise nicht einfach auf die Zukunft, sondern evozieren sie bewusst. Zumindest, soweit uns das möglich ist. 

Aber genau dies scheint uns in aktuellen Zeiten abhanden gekommen zu sein. Die Zeit steht in gewisser Weise still. Die Zeiger der Uhren, eingefroren. Die Zukunft ungewiss. Die Vergangenheit, auch sie scheint kein Maßstab, keine Blaupause für das noch Kommende zu sein. Und die Gegenwart? Ja, die Gegenwart steht, wie gesagt still. So fühlt es sich zumindest an. Selbst, wenn die Zeit fortschreitet. Als sei die Welt im Interregnum zwischen Vergangenem und Zukünftigem eingefroren. Ein Bruch in der Zeit. Der den Übergang plötzlich sichtbar macht. Das, was wir sonst nur allzu selten wahrnehmen. Vielleicht des schwindelerregenden Impetus unseres Zeitgeist wegens. Blicken wir nun geradewegs in die Öffnung, den Spalt, der sich aufgetan hat. Und, die aufmerksame Hörerin ahnt es wohl bereits, dass der besagte Bruch, so beängstigend er auf den ersten Blick auch scheinen mag, uns keineswegs nur eine Betrachtungsweise offen lässt. Sicherlich, wer angstvoll in eine pechschwarze Schlucht hinab blickt, der mag wohl kaum in der Lage sein, kühne Zukunftsvisionen zu ersinnen. Hilfreicher könnte es dagegen sein, sich Kintsugi ins Gedächtnis zu rufen. Eine traditionelle Japanische Reparaturmethode. Bei dieser Kunstfertigkeit wird gesprungenem oder gar zerbrochenem Keramik im Prozess des Vergoldens neues Leben eingehaucht. Auch, wenn bei dieser kulturellen Praxis wohl vornehmlich die Ästhetik vordergründig ist, so lässt sich die metaphorische Betrachtung des Bruchs als Potenzial eine neue Sichtweise zu etablieren, gar etwas noch Wertvolleres zu schaffen, vielleicht für unsere gegenwärtige Situation nutzbar machen.

Wie das gelingen kann, darüber hat Gastautorin Katharina Walser einen Essay verfasst. Katharina hat allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft sowie Philosophie an der LMU München studiert. Seit ihrem Forschungsprojekt zur „Zwischengeschichte“, für das sie ein Semester an der Yale University verbrachte, beschäftigt sie sich intensiv mit den poetischen Dimensionen von Zwischenräumen. Die Faszination für den Bruch und den Wandel begleitet Katharina also bereits eine ganze Weile.

Bevor wir allerdings einsteigen, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass ihr uns finanziell unterstützen und damit einen Sinneswandel möglich machen könnt. Als Fördermitglieder sorgt ihr nicht nur dafür, dass wir weiterhin unabhängig und werbefrei produzieren können, ihr habt zudem die Möglichkeit regelmäßig an Buchverlosungen teilzunehmen. Wie ihr Mitglied werdet und teilnehmt, erfahrt ihr in den Shownotes. Dort habe ich alles verlinkt. Vielen Dank.

Am 16. November 2020, im Jahr der Covid-19 Pandemie, veröffentlicht die Kölner Band AnnenMayKantereit ihr viertes Studio Album mit dem schlichten Titel „12“. Im Rolling-Stone Magazin heißt es das Album sei Corona Verarbeitung „aus Bildungsbürgerhausen“. Man kann von den melancholischen Anklängen und den zuweilen sehr großen Fragen in diesem „Echtzeit Album“ halten was man möchte, doch haben sie unabhängig von einem künstlerischen Werturteil vermutlich recht, wenn sie in ihrem 40-sekündigen Vorspiel in Chant-artiger Manier singen: „So wie es war, so wird es nie wieder sein“. Was hier den Ton angibt ist die Trauer für eine gekannte, vergangenen Welt und die Angst gegenüber einer ungewissen Zukunft, so singen sie an anderer Stelle: „ich kann nicht in die Zukunft schauen, nur in die Vergangenheit“. Der Titel des Albums gibt Aufschluss über die besondere Wahrnehmung der Gegenwart aus welcher die Zeilen sprechen: die Wahrnehmung der Gegenwart als Endzeit. Die warnende Floskel „5 vor 12“ hat ausgedient, es ist bereits „12“. Mit dieser Metapher des Zeniths der Mittagsstunde wird sowohl die Vorstellung des Höhepunkts einer dramatischen Situation auf den Plan gerufen, wie die Bewegung des Übergangs. Um 12 befinden wir uns in der Zwischenzeit, an der Grenze zwischen Vor- und Nachmittag. Doch bleibt die Zeit selbstverständlich auch in diesem Zwischenzustand in Bewegung. So lässt sich diese Zwischenzeit neben der Markierung eines Höhepunkts auch durch das Ereignis des Umschwungs charakterisieren. Eine solche gleichzeitige Bewegung der Zuspitzung und des Übertritts bestimmt auch das Moment des Jahres: das Moment der Krise.

Die Krise, aus dem altgriechischen krísis, heißt zunächst Entscheidung oder auch Meinung. Ursprünglich im Bereich der Medizin wurde mit der Krise dasjenige Moment bezeichnet in welcher eine Symptomatik einen Höhepunkt erreicht. In diesem Moment entscheidet sich der Verlauf der Krankheit zu einer radikalen Verbesserung oder Verschlechterung des Zustands der Patientin. Erst im Laufe des 17.Jahrhunderts findet der Begriff in einem Konflikt zwischen britischem Königshaus und Parlament Einzug in die Sprachwelt der Politik. Erst sehr viel später verwenden wir ihn für wirtschaftliche Wendepunkte oder Dramengeschehnisse im Privaten.

Antonio Francesco Gramsci, ein italienischer Philosoph, Marxist und Politiker, schreibt in seinem Hauptwerk, den sogenannten Gefägnisheften:  „Die Krise besteht gerade in der Tatsache, dass das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann: in diesem Interregnum kommt es zu den unterschiedlichsten Krankheitserscheinungen“. Auch dieses Interregnum bezeichnet also einen Zwischenzustand, zwischen vergangenen und kommenden Strukturen, einen Zustand des Transits in dem sich die Welt zum schlechteren oder besseren Wenden kann. Gleichzeitig sprechen diesen Zeilen Gramcis ein Charakteristikum der Krise an, das wir dieses Jahr allzu häufig zu spüren bekamen: das Sichtbarmachen.

Auch wenn wir noch nicht absehen können in welche Richtung unsere Welt nach dieser akuten Krise kippt, so bleibt im Moment dennoch eines: den Bruch nach bestem Wissen und Gewissen in der Reflexion produktiv zu machen. Dies erfordert eine genaue Betrachtung der Strukturen unserer Gesellschaft, welche unter dem Vergrößerungslas der Krisensituation neu erfahrbar und in ihren Problematiken akzentuiert werden. So versieht die Transformationsexpertin Silke Nierfeld ihren im Mai im projektmagazin veröffentlichten Artikel zur Krise als Chance mit einem Beititel, der sich beinahe als Antwort auf AnnenMayKantereits Tonus der Verabschiedung lesen lässt: „Es soll nicht wieder so werden, wie es vorher war.“ Die Vorbedingung für eine Anerkennung des Potenzials der Krise liegt darin den Bruch und seine Sichtbarmachung zu nutzen um den Blick aus der Vergangenheit in die Zukunft zu richten.

Anfang dieses Jahres, oder, wie es so oft heißt „im ersten Lockdown“, hörte man viele solcher Stimmen, die angesichts der Herausforderungen in der Pandemie schnell von Chancen, Möglichkeiten und Aufschwüngen durch die Verlangsamung der Krise sprachen. Man sprach von Entschleunigung, Rückbesinnung und Fokussierung auf das Wesentliche. Die Journalistin Jana Anzlinger schreibt im Juni über diese verfrühte Ideenschmiede im Angesicht der akuten Probleme mit der Verbreitung des Covid-19 Virus in der Süddeutschen Zeitung: das Gerede von Chancen sei ausschließlich ein Privileg derer, die weniger von der Krise betroffen seien und die das große Leid der Pandemie durch ihre schillernden Zukunftsvisionen verkennen würden. In ihrem Artikel heißt es, es helfe „nicht weiter, wenn Bessergestellte abgehoben von der Krise als Chance schwadronieren – Bessergestellte, die sich bequem ins Home-Office zurückziehen konnten, was all den Kassierern, Krankenpflegern und Paketbotinnen nicht vergönnt war. Menschen in schlechter entlohnten Berufen stehen stärker denn je unter Druck und sind besonders vom Virus gefährdet.“ 

Mit dem Ende des ersten Lockdowns schienen die Reden von Chancen abzuflachen, das Gefühl der Handlungsfähigkeit nahm ab und der Wunsch nach der Welt, die abhanden kam, schien die Stimmungen und Schlagzeilen zu dominieren. Die Autorin Ilona Hartmann hält in ihrem Beitrag in der November-Ausgabe des ZEIT Magazins dieses lähmende Gefühl des Herbsts und der sogenannten zweiten Welle fest: „Wie flauschig wirkt rückblickend der erste Lockdown: Man legte sich auf eine Matratze aus Bananenbrot und wartete auf den Sommer.“ Dieses Gefühl des geduldigen Wartens scheint einem Kampf gegen die allumfassende Hoffnungslosigkeit gewichen zu sein. So schreibt Hartmann süffisant: „Herbstspaziergänge sind eine perfekte Gelegenheit, um sich an der frischen Luft Sorgen zu machen.“ Ähnlich beschreibt es der Journalist Leonardo Bianchi im vice Magazin: Wir befänden uns in einem allgemeinen Gefühl der „Pandemiemüdigkeit“. Er verweist darauf, dass laut einer Umfrage der Weltgesundheitsorganisation 60% aller Befragten angaben von den Regulierung zur Eindämmung des Virus erschöpft zu sein. Der Psychologe Renato Troffa erklärt, dass das Risiko existiere, „gelernte Hilflosigkeit” zu entwickeln. Dieses Phänomen entstehe, wenn wir glauben, einen negativen Zustand überwunden zu haben und dann dennoch erneut damit konfrontiert werden. So verlieren wir das Kontrollgefühl über die Dinge. Hartmann kommentiert weiter humorvoll, wie die geschmiedeten Pläne des Frühjahrs einem kühlen Realismus weichen mussten: „Horoskop für den zweiten Lockdown (gültig für alle Sternzeichen): Nein, du wirst auch dieses Mal den Zauberberg nicht lesen: „Vielleicht ist nun gerade fern von einem Duktus der Abgehobenheit aus der Überforderung und Frustration heraus ein Wille für das neu Denken und Handeln zu schöpfen, eine Kraft freizusetzen, welcher der Philosoph Slavoj Žižek einen Buchtitel widmet: der Mut der Hoffnungslosigkeit. Fern vom Gerede der Selbstoptimierung unter einem Kreativitäsimperativ, der unseren ersten Lockdown zu bestimmen schien und welcher lediglich die Dogmen des Kapitalismus und seine Gebote zur Produktivitätssteigerung vom Büro in unsere Wohnzimmer verlagerte.

Die Frage ist also: Wie können wir aus der anfänglichen Euphorie und dem wachsenden Gefühl von Handlungsunfähigkeit, angesichts der vielen Realprobleme in andauernden pandemischen Zeiten, zu einem produktiven Diskurs zurückfinden, in dem wir das Gefühl der Handlungsfähigkeit zurückerlangen? Hierzu lohnt sich ein genauerer Blick auf das Paradigma des Bruchs.

Kommen wir hierfür zunächst zurück zur angesprochenen Sichtbarmachung. Gramscis Formulierung zur Hervorbringung von Krankheitsbildern in der Krise bezieht sich deutlich auf ein Hervortreten einer Symptomatik. Klar ist die gesellschaftlichen Erkrankungen, die der Ursprung dieser Symptome sind, liegen schon wesentlich länger vor und sie speisen sich aus einer Vielzahl von Ansteckungsmomenten. Im Bruch mit der bekannten Lebensweise wird deutlich, welche im weitetesten Sinne “Erkrankungen” unserer Lebenswelt wir bisher wenig oder nicht deutlich genug in den öffentlichen Diskurs geholt haben. Wie das angelernte Konsumverhalten, die Unsichtbarkeit der physisch aber vor allem psychisch Kranken, die Ignoranz mit der wir den Alten in unserer Gesellschaft begegnen, die ungleichmäßige Verteilung der Löhne, die unzeitgemäße Ausstattung unserer Bildungsstätten. Die Liste ließe sich so fortführen. In der Krise rücken diese Themen nun in den Vordergrund. Von der Diskussion um schlechtbezahlte Pflegekräfte, über die kursierenden Nummern von Notfalltelefonen und Ersthilfen für häusliche Gewalt, zur Salonfähigkeit des Gesprächs über Mental Health. Im Angesicht der Gefahr und der gemeinsamen Erfahrung des in den privaten Raum Verbanntseins, erleben wir diese Probleme nicht mehr nur als abstrakte Phänomene einer von uns unterschiedenen oder außerhalb liegenden Gesellschaft, sondern wir erleben uns als Betroffene und Abhängige in einem System, das in vielen Bereichen nicht mehr auf unsere Bedürfnisse oder Lebensweisen ausgerichtet zu sein scheint.

Die Unausgeglichenheit des gesellschaftlichen Systems wird nicht zuletzt deutlich in den Maßnahmen, die in der Krise getroffen werden. In den Prioritäten, welche der Staat in Form von Finanzpaketen setzt: Schnell ist klar, dass nicht nur bestimmte Familienmodelle in den Hilfspaketen weniger berücksichtigt werden als andere. Auch ganze Bereiche der Gesellschaft, wie Kunst und  Kultur, werden unter dem Schlagwort der Systemrelevanz oder  unter dem Label der “Freizeitgestaltung” als mindestens zweitklassig deklariert. Diese staatliche Privilegierung oder gar Ausklammerung provozieren die Frage: Welcher Wert wird den verschiedenen Bereichen unseres Lebens bisher beigemessen? Und welchen Wert wollen oder sollten wir ihnen in Zukunft zugestehen?

Neues Potenzial bietet die akute Krise zunächst darin, dieses wir überhaupt vorstellbar zu machen. Insofern konfrontiert uns die Pandemie mit dem Problem widerstreitender Kollektivierungsbewegungen. Die Epidemie führt uns die Diskrepanz des Globalen vor Augen. Die Diskrepanz einer Welt, die im digitalen Raum und im Warenverkehr längst näher zusammengerückt ist, aber eine Form der globalen Solidarität, einer ethischen Verbindung im Gefühl nicht standhalten kann. Diese Diskrepanz betont auch die Publizistin und Philosophin Carolin Emcke in einem Beitrag im Deutschlandfunk „es [gibt] die Wahrnehmung eines globalen Wir, wie es das vielleicht in der Form so vorher noch nicht gegeben hat“. Dennoch gilt es dieses Gefühl gesellschaftlich tragfähig zu machen, gerade vor dem Hintergrund identitärer Politik, die immer in Krisenzeiten die Spaltung von wir zu den Anderen zurückfordert. Die Krise scheint uns neue Möglichkeiten zu eröffnen, gerade in der Vorstellung einer gemeinsamen Aufgabe, oder eines gemeinsamen Gegners als Virus. Möglichkeiten uns darin zu üben uns als globale Gemeinschaft zu verstehen. So sind beispielsweise die menschenunwürdigen Bedingungen des zu Beginn des Jahres noch größten Lagers für Geflüchtete Personen in Europa, Moria, erst in Zeiten der Pandemie und der dort explosionsartig gestiegenen Zahlen von Covid Infektionen wieder in das Auge der medialen Öffentlichkeit gelangt. Die Schwierigkeit aber eben auch die Chance der Krise liegt darin, ein Wir nicht nur als Gemeinsames dessen zu denken, dass wir alle mit derselben Katastrophe umzugehen haben, sondern auch über eine Solidarisierung. Eine Solidarisierung mit jenen, die von dieser, wie im Übrigen von all den anderen Krisen, als erste und am stärksten getroffen werden. Ein Kollektiv kann so nicht nur im Sinne der Gleichheit gedacht werden, sondern auch und vor allem im Sinne einer Gemeinschaft der Diversität von Lebensumständen.

Unabhängig von einem Werteurteil der bisherigen sogenannten Corona-Politik, hat die Krise vor allem gezeigt, dass wir Handlungsspielraum besitzen die Potenziale ökonomischer, wie sozialer Umwälzungen auszuschöpfen. Vor dem Hintergrund der Schnelligkeit und Radikalität getroffener Entscheidungen, die unter der Absolution des Notstands in diesem Jahr möglich waren, zeigt sich die alte Rede von alternativloser Politik als Ammenmärchen der Konservativen. Ebenso deuten diese Entscheidungen die Menge an politischen und sozialen Gestaltungsmöglichkeiten unseres Lebens an, wenn wir in der Lage sind anderen Herausforderungen der Gegenwart mit der gleichen Ernsthaftigkeit zu begegnen, wie wir es im Angesicht der Pandemie tun.

Die Krise ist wie die Zahl 12 auf der Uhr, ein imaginärer Umschlagplatz. Insofern als sie im Bruch mit dem gewohnten Fortgang der Dinge, die Vorannahme der Gleichförmigkeit des Lebens als falsch entlarvt. Das Potenzial dieses Bruchs liegt in der doppelten Codierung dieser imaginierten Grenzlinie: Indem wir in der Lage sind anhand dieser Linie des Krisenmoments die Geschehnisse in ein Vergangenes und ein Kommendes zu gliedern. Ebenso, wie in der Realisierung dessen, dass ein stets gleichbleibendes System nicht der Natur der lebensweltlichen Dinge entspricht, die unter ihm geordnet werden sollen. Der Bruch kann uns helfen diese Veränderbarkeit von Welt, in der wir stetig nachträglich wahrnehmen und unsere Ordnungssysteme den veränderten Bedingungen von außen und veränderten Bedürfnissen von innen anpassen müssen, wieder in das Bewusstsein zu holen. In der zuvor diskutierten direkten Erfahrbarkeit durch den Bruch mit dem gewohnten Fortgang, kann die Chance liegen die relevanteste Aufgabe in Krisenzeiten zurück in den gesellschaftlichen Diskurs zu holen: Zukunft denken.

Lisa Suckert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max Planck Institut für Gesellschaftsforschung. Dieses Jahr veröffentlichte sie einen Beitrag mit dem Titel Die Zukunft in der Krise. Darin schreibt sie: „Vielen Menschen scheint mit dem Ausbruch des Coronavirus ihre Zukunft abhandengekommen zu sein. Vormals gültige Pläne, Routinen, Hoffnungen und Ziele sind in vielen Lebensbereichen hinfällig geworden.“ Gerade deshalb braucht es nach Suckert im Umgang mit der Krise „gesellschafts- und wirtschaftspolitische Zukunftsentwürfe ebenso wie Impfstoffe oder staatliche Überbrückungsmaßnahmen“. Die Krise, das ist ein unerwartetes Ereignis. „Um jedoch überhaupt erst als „unerwartet zu gelten, bedarf es aber etablierter Erwartungen, von denen diese Ereignisse abweichen können. Erst vor dem Horizont vermeintlicher Planbarkeit, die moderne Gesellschaften kennzeichnet, kann das Unvorhergesehene überraschen.“ Suckert denkt den Bruch also im Sinne dieser genannten Illusion der Gleichförmigkeit von Welt. Die Krise ist als Bruch nach Gramscis Entwurf eben nicht mehr als „stabile Verlängerung der Vergangenheit zu denken“. Dieses ins Wanken geraten der Vorstellungen aus der Vergangenheit, das Beben des bekannten Bodens, das irritiert nicht nur viele, es hinterlässt Angst vor einer Welt im Kommen, deren Organisationsstrukturen man nicht kennt. Gerade deshalb ist es wichtig mögliche Perspektiven vom Bruch in die Zukunft zu denken. Für gewöhnlich – und auch das sehen wir in der aktuellen Krise – wird das Gegenteil getan und eine Unmenge an Energie in die Widerherstellung des Bekannten investiert .

Der Historiker und Professor für Geschichte an der Yale University, Timothy Snyder, nennt diese Art des Festhaltens an bekannten Formen der Lebensgestaltung die ‚Politik der Unvermeidbarkeit‘. Im Zusammenhang mit einer Form der Krise, die jedoch zu der der Corona Pandemie, des Klimawandels und auch der des Kapitalismus untrennbar in Beziehung steht, nämlich die Krise der Demokratie, spricht Snyder von einem Narrativ der Unbedingtheit: „Die logische Schlussfolgerung dieses Narrativs, das von den Neunzigerjahren bis in die frühen 2000er überdauerte, lautet, dass alle anderen mit der Zeit zunehmend so werden wie wir. Dass wir zunehmend werden wie wir. Dass Demokratie unvermeidlich ist“. Innerhalb eines solchen Konzepts ist es die Vorstellung von Zukunft, an  der es Politik und Gesellschaft mangelt. Mit den nationalistischen und populistischen Strukturen, die in den vergangenen Jahren Europa und die USA erschüttern, habe sich allerdings gezeigt, dass eine solche Vorstellung von Unbedingtheit nicht haltbar ist. „Stattdessen hat sich das Gefühl eingestellt, dass sich mithilfe antidemokratischer Argumente Wahlen gewinnen lassen. Diesen Moment des Schreckens, in dem niemand wirklich von der Zukunft spricht, in dem sich alle gegenseitig an die Kehle gehen und in einer Gegenwart des „Wir gegen die“ gefangen sind.“ Das, so Snyder, sei die ‚Politik der Ewigkeit‘. Snyder schreibt weiter, dass sich die Probleme der Demokratie, die Krise der westlichen Welt, in einem Satz am besten darstellen lasse: „Die Zukunft ist verschwunden.“ Denn wenn „wir keine Vorstellung mehr von der Zukunft haben, wenn wir nicht mehr mannigfaltige Ideen davon haben, was noch kommen könnte und welche dieser Zukunftsversionen besser ist, dann ist es für die Menschen sehr schwierig, sich involviert zu fühlen“. Eine solche Politik ohne Zukunftsvisionen, die weiter ungeachtet der Widrigkeiten versucht unter den Prinzipien des letzten Jahrhunderts, wie dem Diktat zu stetigem und linearem Wachstum, kann unmöglich mit den Wandlungsprozessen einer modernen Welt mithalten. Er sieht zwei mögliche Reaktionen: eine ‚Politik der Katastrophe‘, die immer nur momentanes Krisenmanagement betreibt, unter den Dogmen des Fortschrittsgedankens, die allerdings keinen ernstzunehmenden Kurs der Krisenvermeidung einschlägt. Oder aber eine hoffnungsvolle ‚Politik der Verantwortlichkeit‘, die möglichen Versionen der Zukunft entwirft und sich dem Wiederherstellungsdrang von ausgedienten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Modellen aktiv widersetzt.

An einer Politik oder schlicht an der Vorstellung von Wiederherstellung festzuhalten, wäre nicht nur reaktionär, sondern würde auch weiterhin Tür und Tor für Formen der Radikalisierung öffnen. So bezieht sich der Publizist Hans Rusinek in einem Gastbeitrag im Politischen  Feuilleton des Deutschlandfunks auf eine Fehlfokussierung des Diskurses in Zeiten von Corona: „Wir reden von der guten Ordnung, den etablierten Organisationen und deren Sinn – aber nicht von Ordnen, Organisieren und Sinnstiften.“ So liefen wir Menschen in die Arme „die etwas Vergangenes great again machen wollen“. Auch die Autorin und Politökonomin Maja Göpel formuliert diese Gefahr in ihrem Buch Unsere Welt neu denken: „Weiterzumachen wie bisher ist keine Option, weil es zu radikalen und wenig einladenden Konsequenzen führt.“ Und auch diese Strukturen konnten wir im Zuge des Pandemiegeschehens bereits beobachten, zum Beispiel als Spaltungsphänome zwischen Querdenkern und Befürwortern der politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Vor dem Hintergrund, dass die akute Krise von Populisten und Neoliberalisten wieder genutzt wird, um beispielsweise in nationalistischer Manier das eigene Handeln durch den Ländervergleich von Strategien und Todeszahlen aufzuwerten, lohnt es sich die Funktionsweisen regressiver Rhetoriken zu überdenken. Die Krise ist eben auch, wie es in der von Žižek paraphrasierten Version der eingangs zitierten Gramsci Passage heißt, „die Zeit der Monster“. Vor diesen Phänomenen wird die Dringlichkeit deutlich, statt einer reaktiven Abwehr, wie Göpel formuliert, proaktiv Zukunftsversionen zu bauen. Nicht nur gesundheitspolitischen und wirtschafltichen Fragen ließe sich dann neu begegnen, sondern auch den klimatischen und sozialen Fragen unserer Gegenwart. Wie Göpel schreibt, ist „unsere heutige Welt eine fundamental andere als vor 250 Jahren, als die industrielle Revolution begann. Und doch suchen wird heute vorwiegend mit der damaligen Sichtweise auf die Welt nach Lösungen.“ Eine neue und progressive Handlungsmacht muss sich zunächst im Denken formulieren. Auf die Fragen wann der Alltag wieder zurückkehrt, die Wirtschaft sich wieder stabilisiert und alles wieder im Lot sei antwortet Hans Rusinek: „Vielleicht wenn wir verstehen, dass das wahre Problem in dieser Art zu fragen und zu denken steckt: Was es braucht, um in der Welt des Wandels zu bestehen, ja sie zu einer besseren zu formen, ist kein krampfhaftes Suchen nach Statik, sondern ein Denken in Dynamik“. Wie unabdingbar eine solche Erneuerung im Denken für unsere Gegenwart ist, formuliert auch der Philosoph und Direktor des Internationalen Forschungszentrum für Kulturwissenschaften in Wien, Thomas Macho. Er betont, dass die Pandemie als Krise durch ihren andauernden Zustand ihren Ereignis Charakter verliert und nicht zuletzt unsere Gegenwart als Zeit der langfristigen Krisen in Erinnerung ruft. „Pandemien gehören – ebenso wie Migrationen und man könnte den Klimawandel ergänzen – zur longue durée menschlicher Geschichte.“ Und auch wenn es vermutlich vermessen und naiv wäre zu behaupten, dass wir nach der Corona-Krise eine allumfassende Neucodierung unserer Gewohnheit halten könnten, so birgt der Bruch Potenzial, sofern er für Zukunftsbildung in Gedanken und Handlungen produktiv gemacht wird. Wenn wir in der Lage sind uns auf das „ständige nachjustieren“ einzulassen, wie es die Philsophen Nikil Mukerji und Adriano Mannino in ihrem Band Über Philosophie in Echtzeit als Aufgabe in der Krise betonen.

Der Bruch als Krise zeigt sich also nicht als singuläres Moment, nach dessen Überwindung wir zum Gewohnten zurückkommen werden. Er schärft dagegen unseren Blick für eine Welt im stetigen Wandel, in der wir unsere Bedürfnisse und die Mittel, mit denen wir deren Erfüllung suchen, immer wieder aufs neue Überdenken müssen. Um letztlich den Bedingungen unserer Umwelt und uns selbst gerechter zu werden. Wenn wir verstehen, dass nicht die Anomalie im gewohnten Fortgang die Gefahr birgt, sondern die Vorannahme, dass wir in einer Welt der Regelmäßigkeiten lebten, der eigentliche Fehler im System unseres Denkens ist. Dann können wir die Krise als Möglichkeitsraum begreifen. Als Möglichkeitsraum, in dem wir das Gefühl für unsere Handlungsfähigkeit erneuern und neue Wege beschreiten können, um uns wieder als gesellschaftliche Mitgestalter:innen einer wünschenswerten  Zukunft zu erkennen. 

Ich danke euch fürs Zuhören und hoffe, ihr konntet etwas aus der Episode mitnehmen. Wenn sie euch gefallen hat, teilt sie gerne mit Freunden, Kollegen oder Verwandten. Und natürlich würden wir uns besonders freuen, wenn auch ihr als Fördermitglieder einen Sinneswandel möglich macht. Das geht auch schon ab 1€, den ihr z.B. an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schicken könnt. Alle weiteren Infos findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank und bis bald im Sinneswandel Podcast.

16. Dezember 2020

JJ Bola: Was bedeutet Mannsein heute? (EN)

von Ricarda Manth 3. Dezember 2020

JJ Bola zufolge, befindet sich das Bild „des Mannes“ nach wie vor in einer Krise – vielleicht sogar mehr denn je. In Zeiten von Trump, #MeToo und den Incels, scheint Männlichkeit kein positiver Begriff mehr zu sein. Darum sucht der im Kongo geborene Autor und Aktivist nach Auswegen aus dieser Krise. In seinem Buch “Mask off – Masculinity redefined” versucht er aufzuzeigen, wie vielfältig und fluide Maskulinität sein kann. Dabei hebt er immer wieder hervor, dass obgleich Männer in einem patriarchalen System in vielerlei Hinsicht privilegiert sind, dennoch massiv unter selbigem leiden. Weil auch sie in Rollenbilder sozialisiert werden, die es ihnen nicht immer erlauben, die Art Mann/Mensch zu sein, der sie sein wollen. Feminismus ist also bei weitem keine reine “Frauenangelegenheit”, so JJ Bola. Denn auch Männer würden von dem Durchbrechen patriarchaler Strukturen profitieren. Wie ein Weg in eine gleichberechtigte Gesellschaft, sich frei entfaltender Individuen aussehen kann, darüber hat Marilena Berends sich mit dem in London lebenden Autor JJ Bola ausführlich unterhalten.

Shownotes:
► Sei kein Mann von JJ Bola, erschienen 08/2020 bei Hanser Literaturverlage.
► Leseempfehlung: Judith Butler: Gender Trouble.
► Pro_feministischer Blog, der sich insbesondere mit Kritischer Männlichkeit befasst.
► Hilfetelefon für von Gewalt betroffenen Männern sowie Angehörigen.

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3. Dezember 2020

Rebekka Reinhard: Wie gelingt uns Vielfalt im Denken?

von Marilena 3. November 2020

In unsicheren Zeiten wächst die Sehnsucht nach Einfachheit und Entweder-oder-Denken. Das ist verständlich, aber nicht zeitgemäß, argumentiert die Philosophin Rebekka Reinhard. Unsere Vernunft wach zu machen und offen zu sein für das Vieldeutige und Widersprüchliche, weitet unseren Blick für andere Möglichkeiten – und für Reichtum und Schönheit einer vielfältigen Welt. Das »wache Denken« begegnet der Vereinfachung mit einer Lust am Spiel, am Experiment, am Wagemut. Und das brauchen wir, laut Rebekka Reinhard, heute dringend, um zu neuem Wissen zu finden, zu einer intelligenten Verbindung von Verstand und Emotion, von Hirn und Herz.

Shownotes:
► Wach Denken: Für einen zeitgemäßen Vernunftgebrauch von Rebekka Reinhard. Erschienen 09/2020 im Verlag der Körber Stiftung.
► Mehr von und über Rebekka Reinhard auf ihrer Website.

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3. November 2020

Elisabeth von Thadden: Vereinsamen wir unfreiwillig?

von Marilena 15. Oktober 2020

Abstand wahren, Kontakte einschränken, Körperkontakt vermeiden. Gerade die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf unser Miteinander, hat uns zwei Dinge vor Augen geführt: Ersten, wie wichtig und überlebensnotwendig Berührungen für uns Menschen sind. Und zweitens, wie verletzbar wir doch als leiblichen Wesen sind. Sehnsucht nach Abstand. Angst vor Einsamkeit. Diese Ambivalenz scheint dem Bedürfnis nach Nähe und Berührung innezuwohnen – aber, was bedeutet das für den Menschen?

In Ihrem Buch „Die berührungslose Gesellschaft“ stellt sich die Journalistin und Literaturwissenschaftlerin Elisabeth von Thadden eben diese Frage. Und versucht zu ergründen, wie individuelle Freiheiten, der Wunsch nach Nähe, Solidarität und gesellschaftliches Miteinander in einer immer schnelllebigeren Welt miteinander vereinbar sind.

Shownotes:
► Die berührungslose Gesellschaft von Elisabeth von Thadden. Erschienen 2018 im C.H.Beck Verlag.
► Elisabeth von Thadden ist verantwortliche Redakteurin des Feuilleton der ZEIT und schreibt hier.

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15. Oktober 2020

Ich poste, also bin ich? Instagram und das Selbst

von Marilena 1. Oktober 2020

‘Identität’ ist die Antwort auf die Frage “Wer bin ich”. Es ist der Prozess der Seins-Werdung, um seinen Platz in der Welt zu finden, der so bezeichnend ist für uns Menschen. In den hiesigen Zeiten wird diese Entwicklung nicht unwesentlich von den sozialen Medien mitbestimmt und beeinflusst. Sie stellen uns gewissermaßen eine Plattform, ja eine Bühne zur Selbstinszenierung bereit. Auf der wir uns nach Lust und Laune austoben und unsere Identität oder viel mehr Identitäten formen können. Gelingt dieser Prozess, so erhalten wir Likes, gelten als ‘authentisch’ – zumindest von außen betrachtet. Denn ohne den Blick der anderen, ohne Publikum, kann die Inszenierung auf Instagram und Co. gar nicht gelingen. Sie bleibt ungesehen, unvollständig. Ich poste, also bin ich.

Shownotes:
► Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts
► Erik H. Erikson: Das Stufenmodell
► Erving Goffman: Wir alle spielen Theater
► Andreas Reckwitz: Gesellschaft der Singularitäten
►Geschichte Instagrams Quellen: Basic thinking Blog, Promodeo, Wikipedia

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Transkript: Ich poste, also bin ich? Instagram und das Selbst

‘Identität’ ist die Antwort auf die Frage “Wer bin ich”. Es ist der Prozess der Seins-Werdung, um seinen Platz in der Welt zu finden, der so bezeichnend ist für uns Menschen. In den hiesigen Zeiten wird diese Entwicklung nicht unwesentlich von den sozialen Medien mitbestimmt und beeinflusst. Sie stellen uns gewissermaßen eine Plattform, ja eine Bühne zur Selbstinszenierung bereit. Auf der wir uns nach Lust und Laune austoben und unsere Identität oder viel mehr Identitäten formen können. Gelingt dieser Prozess, so erhalten wir Likes, gelten als ‘authentisch’ – zumindest von außen betrachtet. Denn ohne den Blick der anderen, ohne Publikum, kann die Inszenierung auf Instagram und Co. gar nicht gelingen. Sie bleibt ungesehen, unvollständig. Ich poste, also bin ich. Wirklich? Welchen Einfluss haben soziale Medien und insbesondere Instagram als eine beliebte Plattform der Inszenierung, auf die Seinsbildung und -werdung, auf unsere Identitätskonstruktion? Mit dieser Frage wollen wir uns heute gedanklich befassen. Aus einer philosophischen, psychologischen aber auch aus einer persönlichen Sicht Warte heraus. Denn um die komme ich, als aktive Nutzerin der Plattform gewiss nicht umhin. Und ist mit Sicherheit auch einer der Gründe, weshalb mich diese Frage selbst beschäftigt und bewegt.

Bevor wir allerdings beginnen, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass ihr uns finanziell unterstützen und damit einen Sinneswandel möglich machen könnt. Denn in das Recherchieren und Produzieren des Podcast stecke ich nicht nur viel Zeit sondern auch Geld. Und es wäre schön, wenn der Podcast eines Tages auf stabilen Beinen stünde. Als Fördermitglieder ermöglicht ihr mir die werbefreie Produktion des Podcast. Außerdem nehmt ihr automatisch an Buchverlosungen teil. Wie ihr Mitglied werdet und teilnehmt, erfahrt ihr in den Shownotes. Dort habe ich alles verlinkt. Nun wünsche ich viel Freude beim Lauschen.


Ich spaziere gedankenverloren durch die Straßen. Beginne leise vor mich hinzusummen: “Well, if you want to sing out, sing out. And if you want to be free, be free. ‚Cause there’s a million things to be. You know that there are.” Plötzlich entdecke ich zwei Augen, die auf mich gerichtet sind. Die Augen eines Andern. Die mich neugierig mustern. Mich ungefragt aus meinem ‘an sich’ Sein herauskatapultieren und mich bewusst werden lassen, dass ich nicht alleine bin. Ich fühle mich irgendwie ertappt und seltsam beschämt.

In dem Moment, in dem mich ein anderer Mensch erblickt, werde ich meiner selbst bewusst. Ich bin Objekt für einen Andern, der selbst Subjekt ist. Denn indem der Andere mich als einen Gegenstand wahrnimmt, beraubt er mich im selben Moment meiner Subjektivität. Mein Wesen wird im Blick des Andern geschaffen, doch mein Sein ist von ihm abhängig, durch ihn bestimmt. Ich bin nicht ‘an sich’, denn ich bin mehr als nur gegenständlich, und nicht ‘für sich’, denn ich bin nur, insofern ich ‘für andere’ bin. Ich bin mein eigenes Nichts. So lautet die These des Philosophen und Existenzialisten Jean-Paul Sartre in seinem Werk Das Sein und das Nichts. Erst im Blick des Andern erkenn ich mich selbst, werde mir meiner Existenz bewusst. Und zugleich, in diesem Moment der Freiheit, geht mir meine Identität verlust, da sie gebunden ist an die Wahrnehmung des Anderen. Zugleich ermöglicht mir der Vorgang des Betrachtet-werdens, mich selbst mit den Augen des Anderen zu sehen. Die begrenzte Welt meiner Selbstwahrnehmung zu verlassen und neue Einsichten über die Möglichkeiten meines Seins zu erlangen. Es scheint also eine Ambivalenz in diesem Verhältnis zu liegen. Etwas Befreiendes, wie auch etwas Beschneidendes. Wir sind auf die Wahrnehmung der Anderen angewiesen und zugleich berauben sie uns ein Stück weit unsere Illusion dessen, wer wir glauben zu sein.

‘Identität’ ist die Antwort auf die Frage “Wer bin ich”, behauptet der dänische Psychoanalytiker Erik Erikson, ein Schüler Sigmund Freuds. Es ist der Prozess der Seins-Werdung, um seinen Platz in der Welt zu finden, der so bezeichnend ist für uns Menschen. In seinem “Stufenmodell” beschreibt Erikson die Gesamtheit aller psychosozialen Entwicklungen des Menschen, die sich im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen und Wünschen als Individuum und den sich im Laufe der Entwicklung permanent verändernden Anforderungen der sozialen Umwelt entfaltet. Die Konstruktionsleistung der Identität wird als Passung von innerer und äußerer Welt verstanden, die im Fall des Gelingens als kohärent, also als stimmig erlebt wird. 

Wenn Sartre also behauptet, der Mensch sei dazu verurteilt, sich selbst zu wählen, sich also eine Existenz zu geben, dann ist dieser Prozess der Identitätsbildung allerdings nicht unabhängig von der ihn umgebenden Umwelt zu betrachten. Ist diese nicht gar konstitutiv für das Menschsein? So lautet zumindest die These des Philosophen und Gesellschaftstheoretikers Karl Marx. Individualität ist für ihne eine Form von Sozialität. So besteht immer eine Wechselwirkung zwischen Subjekt und Welt. Beides bedingt sich gegenseitig. Im Prozess der Selbstwerdung gestaltet das Individuum die Welt und wird zugleich von ihr gestaltet. Wir können uns also nicht komplett frei selbst erfinden, sondern müssen immer zugleich mit dem arbeiten, was wir vorfinden. Was mitunter kein bewusster, sondern zumeist ein unbewusster Prozess ist. Bei Identitätsarbeit geht es also nicht um ein Entweder-Oder, sondern es ist als ein integrativer Prozess zu verstehen, eine Passung zwischen Innen- und Außenwelt. Damit beinhaltet er, wie es bereits bei Sartre anklingt, befreiende wie ‘entfremdende’ Elemente. 

Denn als soziale Wesen bleibt uns gewissermaßen nichts anderes übrig, als uns bis zu einem gewissen Grad gesellschaftlichen Erwartungen zu beugen. Zumindest, wenn wir innerhalb dieser anerkannt werden wollen. Und das trifft wohl auf die meisten von uns zu. Um diesen unterschiedlichen, zum Teil sogar widersprüchlichen Erwartungen gerecht zu werden, eignen wir uns Rollen an. Wir spielen gewissermaßen Theater. So bezeichnet es der kanadische Soziologe Erving Goffman. Für ihn gleicht die soziale Welt einer großen Bühne. Und wir alle spielen in der Interaktion mit anderen eine Rolle. Diese Rolle haben wir zuvor auf der “Hinterbühne” – einem Ort, der den anderen natürlich nicht zugänglich ist – gut eingeübt. Präsentiert wird sie dann auf der “Vorderbühne”. Nach Goffman haben wir alle verschiedene Rollen, die wir in unterschiedlichen Situationen spielen, als Repertoire auf dem Kasten. Wie auch im Theater, liegt es zu großen Teilen am Publikum, zu entscheiden, ob die Inszenierung gelingt oder nicht. Ob sie ‘authentisch’ wirkt oder bloß aufgesetzt, wie eine Maske. Das gilt selbst für den Schauspieler oder die Schauspielerin, die natürlich von der von ihr dargestellten Rolle verschieden ist, sich aber dennoch mit ihrem ‘Selbst’ einbringen kann. Sodass die Rolle einen Hauch ihrer Persönlichkeit abbekommt und nicht wie ein übergestülptes, leeres Kostüm wirkt.

Dieser Wunsch nach ‘Authentizität’, nach Übereinstimmung zwischen dem im Außen präsentierten Selbst und dem eigens empfundenen Ich, lässt sich nicht nur im Theater beobachten, sondern seit einiger Zeit auch im Internet. In den Sozialen Medien, könnte man sagen, wird das Theaterspiel, die Inszenierung des Selbst auf die Spitze, ad absurdum getrieben. Plattformen, wie Facebook, Instagram und LinkedIn, öffnen Räume oder, um in der Bildsprache zu bleiben, öffnen uns Bühnen, auf denen wir uns nicht nur inszenieren sondern auch selbst konstruieren können. Auf eine Weise, die von der Selbstgestaltung im analogen Raum noch einmal verschieden ist oder zumindest Besonderheiten aufweist. Und die vor allem, wie es mir scheint, auch einen nicht wegzudiskutierenden Einfluss auf die Identitätsbildung ausübt. Da jede soziale Plattform, von Facebook über Twitter und Co. unterschiedliche Voraussetzungen mit sich bringt und damit auch andere Auswirkungen auf uns hat, kann und möchte ich in dieser Episode lediglich auf Instagram eingehen. Zum einen, da mir diese Plattform vermutlich selbst am vertrautesten ist und zum anderen, da ich meine in ihr ein besonders hohes Maß an Einfluss auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung erkennen zu können.

Bevor ich meine Thesen in den Raum stellen möchte, vielleicht vorab ein paar Worte zur Geschichte von Instagram und wie alles begann: Es waren einmal zwei junge, dynamische ‘Dudes’ in den USA, namens Kevin Systrom und Mike Krieger, die beide schon früh ihre Leidenschaft für das Programmieren und Entwickeln von Software entdeckt hatten. Außerdem waren sie der festen Überzeugung, dass das Teilen von Fotos mit Freunden zu lange dauere und zu umständlich sei. Und zack war die Idee von Instagram geboren. Für alle, die sich schon immer gefragt haben, was der Name eigentlich bedeutet: er setzt sich aus den zwei Begriffen “instant”, also “sofort” und “telegram”, was etwa so viel wie Nachricht bedeutet, zusammen. Aber weiter in der Geschichte: Nach einigen Stunden der Tüftelei schreiben wir nun den 6. Oktober 2010. Den Tag, an dem Instagram live ging. Bereits zwei Jahre später zählte die App bereits 100 Millionen aktive Nutzer:innen. Ihr Konzept schien also aufgegangen. Kevin und Mike waren scheinbar nicht die einzigen, die gerne Fotos mit Bekannten teilten. Das Potential von Instagram hat, wie vermutlich den meisten bekannt ist, kein geringerer als Mark Zuckerberg ziemlich schnell gerochen. Für satte 1 Milliarden US-Dollar wurde Facebook im April 2012 also zum neuen, stolzen Eigentümer der Foto-App. Die zu diesem Zeitpunkt übrigens gerade einmal 12 Mitarbeiter:innen beschäftigte. In der Hand von Zuckerberg wurde Instagram dann auch schnell eine neue Datenschutzerklärung verpasst, die, wie nicht anders zu erwarten war, das Abgreifen von Nutzer:innen-Daten erleichtert. Das war aber natürlich nicht die einzige Änderung: 2013 wird es zusätzlich möglich Werbung auf Instagram zu schalten, über deren Erträge die App sich bis heute finanziert oder besser gesagt dumm und dämlich verdient. Angeblich lag der Umsatz durch Werbeeinnahmen bei sage und schreibe 20 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr, also 2019. Aber blicken wir noch einmal ein paar Jahre zurück: 2016 wird der Algorithmus eingeführt sowie Instagram Stories. Während sich anfangs noch viele fragen, welchen Sinn diese Story-Funktion habe, da es doch bereits Snapchat gibt – eine App, auf der man Bilder und Videos für einen begrenzten Zeitraum von 24 Stunden hochladen kann – stellt sich diese Frage heute angesichts deren Beliebtheit kaum noch. Heute sind es bereits mehr als eine Milliarde aktiver Nutzer:innen pro Monat, die sich in der App austoben. Von denen sind rund 60% im Alter zwischen 18 und 24. Die Person mit der größten Reichweite auf Instagram ist übrigens der Fußballer Cristiano Ronaldo, mit sage und schreibe 230 Millionen Followern. Wenn man überlegt, dass die USA rund 328 Millionen Einwohner zählt (Stand 2019), ist das ein ziemlich gewaltiges Publikum. Interessanterweise sind rund 9% der Profile auf Instagram reine Fake-Accounts, also fast jedes 10. Profil. Und, um das beliebteste Lebensmittel, das auf Instagram am häufigsten geteilt wird noch zu nennen: es ist Pizza, gefolgt von Sushi. Wer hätte das gedacht – ein außergewöhnlicher Geschmack.

Angesichts dieses rasanten Wachstums, lässt sich fragen: Was macht die App eigentlich so attraktiv? Und, welche Auswirkungen hat sie auf unser Verhalten? Insbesondere auf unsere Selbstwahrnehmung. Denn kaum eine Plattform, wie Instagram, hat die Inszenierung und Vermarktung der eigenen Person so publik gemacht. Schon lange ist die App zum Teilen von Fotos mit Freunden nicht mehr ein privates, digitales Fotoalbum – zumindest für die wenigsten – sondern vielmehr ein Tool, um sich selbst und die eigene Marke, auch, wenn man gar kein Unternehmen im klassischen Sinne führt, in Szene zu setzen. Doch wer glaubt, die Inszenierung funktioniere nur über ‘Selfies’, der täuscht sich. Nicht nur das eigene ‘Körperkapital’ lässt sich auf Instagram vermarkten, indem beispielsweise Likes für den Adoniskörper oder für das hippe Outfit gesammelt werden. Das ganze Leben wird zur Inszenierung – oft unbewusst. Der Soziologe Andreas Reckwitz nennt dieses Phänomen “Singularisierung”. Damit meint er den Prozess, in welchem sich kulturelle Güter angeeignet werden und zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit, der Einzigartigkeit verwendet werden. Im Prinzip kann alles, nicht nur Objekte, sondern auch Erlebnisse, wie Reisen oder der Musikgeschmack einen zum Besonderen erheben. Und wo, wenn nicht in den sozialen Medien, auf Instagram, könnte man diese Auswahl an Singularitäten besonders gut inszenieren?! Wir kuratieren unser Leben und präsentieren das Kunstwerk zur Valorisierung unseren Follower:innen. Denn ohne deren Urteil wäre unsere Kuration ja im Prinzip nutzlos. Sie dient ja gerade dazu, sich abzusondern und zugleich sein Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsgruppe zu kennzeichnen. Ich poste, also bin ich. 

“Wenn ein einzelner vor anderen erscheint, stellt er bewußt oder unbewußt eine Situation dar, und eine Konzeption seiner selbst ist wichtiger Bestandteil dieser Darstellung“ (Goffman 1998, 285). So beschreibt es Erving Goffman in “Wir alle spielen Theater”. Das geschieht natürlich nicht nur im Netz, sondern auch im Analogen und scheint allzu menschlich zu sein. Nach Goffman arbeiten wir aktiv an der Entwicklung unseres eigenen Selbstbilds mit. Das Selbstkonzept wird dann allerdings zum größten Teil über das Fremdbild konstruiert. Insbesondere durch die eigenen Erwartungen darüber, was wir glauben, was andere Menschen über uns denken. Wir stehen also vor der doppelten Herausforderung, einerseits den sozialen Anschluss finden zu wollen, andererseits aber nur dann anerkannter Teil sozialer Interaktionen werden, wenn es uns gelingt, unsere Originalität hervorzuheben. Ganz schön knifflig! Vor allem, da sich unsere aktuelle gesellschaftliche Situation durch Prozesse wie der Globalisierung, Individualisierung und Pluralisierung auszeichnet, was wiederum mit dem Verlust traditioneller Identitätsmodelle einhergeht. “Schaffe schaffe Häusle baue” war gestern. Stabile Orientierungsangebote sind heute eher limitiert: stattdessen besteht die Notwendigkeit der Konstruktion seiner eigenen Identität: “Subjekte erleben sich als Darsteller auf einer gesellschaftlichen Bühne, ohne dass ihnen fertige Drehbücher geliefert werden“ (Keupp 2000, 117) schreibt der Sozialpsychologe Heiner Keupp. Identität muss also als eine kreative Eigenleistung des Individuums verstanden werden. Und diese Eigenleistung impliziert Freiheiten, aber eben auch Unsicherheiten. Identität ist nach diesem Verständnis vergleichbar mit einem Projekt, das sich mithilfe von Selbstreflexion ständig verändern lässt, was wiederum die Selbsterzählung und -inszenierung, wie wir sie von Social Media kennen, in den Mittelpunkt rückt. 

Wir erzählen uns auf Instagram Geschichten von uns selbst, wie wir sind oder vielmehr, wie wir gerne wären. Denn eine 1:1 Darstellung unserer Persönlichkeit ist vermutlich unmöglich. Oder wer würde freiwillig seine “dunklen Seiten”, seine Ecken und Kanten dort zur Schau stellen? Und ich meine damit nicht, um hierfür Anerkennung zu erhalten, weil man den Mut hat seine vermeintlichen Makel und Dellen zu offenbaren. Sondern lediglich, um ein möglichst präzises Bild von sich darzustellen. Nein, wir erzählen lieber davon, wer wir gerne wären. Präsentieren uns von unserer ‘Schoko-Seite’ und in den goldenen Stunden. Vollkommen verständlich. Nur entsteht dadurch natürlich ein ziemlich unrealistisches Bild, dem wir niemals gerecht werden können. “Ist doch klar!”, werden einige jetzt rufen. Es sei doch ganz offensichtlich, dass Instagram nur eine Plattform, ein Sammelsurium der ‘guten Momente’ sei. Darüber müsse man sich eben bewusst sein. Leichter gesagt, als getan. Insbesondere für die jüngeren Generationen, die mit Social Media groß werden und denen das Smartphone quasi in die Wiege gelegt wird, scheint das nicht mehr allzu leicht zu trennen zu sein. Es entsteht Druck. Druck, dem Bild gerecht zu werden, das ich selbst erschaffen habe. Weil andere Menschen nun den Eindruck haben, dass ich wirklich so bin. Dass ich immerzu lächle, glücklich und zufrieden bin – Happyland eben. Es existieren bereits einige Studien, die sich mit den Auswirkungen von Social Media auf unsere Psyche beschäftigen. Damit, wie sich unser Welt- und Selbstbild verändert. Denn wer glaubt, soziale Plattformen, wie Instagram und Co. seien doch nur ‘Kinderkram’ und vollkommen harmlos, der irrt. Sie prägen uns massiv. Ob wir wollen oder nicht. Und die wenigsten, insbesondere jungen Menschen, können sich ihnen entziehen. Weil es eben dazugehört dort präsent zu sein. Und einmal dort, werden wir mit Bildern von scheinbar immerzu glücklichen Menschen, von ‘Traumkörpern’ und fetten Karren überschwemmt, die unsere Schönheitsideale und Vorstellungen von ‘guten Leben’ beeinflussen.

Das muss natürlich per se nicht schlecht sein und ein Verteufeln der Plattformen wäre ebenso Unfug. Wir alle inszenieren uns, auch unabhängig von Social Media und den neuen Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Noch lange sind wir nicht persönlichkeitsgestört, weil wir gerne unsere positivsten Seiten zur Schau stellen. Es kommt eben auf die Art der Verwendung ein. So, wie ein Skalpell genutzt werden kann, um einem Menschen das Leben zu retten, so kann es eben auch dazu verwendet werden, Schaden anzurichten oder gar zu töten. Ein bewusster Umgang ist das A und O. Ärgerlich nur, dass dieser bisher eher unzureichend gelehrt und vermittelt wird. Viele Eltern berichten von ihren Unsicherheiten im Umgang mit Social Media. Verbieten können sie ihren Kindern das Liken und Sharen teilweise privater Bilder kaum. Und auch in Schulen wird bisher wenig aufgeklärt.

Dabei können Plattformen, wie Instagram auch positiv genutzt werden. Positiv im Sinne von selbst eine aufklärende Funktion übernehmen. So sind beispielsweise viele gemeinnützige Initiativen und Aktivist:innen, wie FFF auch dort vertreten. Auch, um auf Missstände hinzuweisen, wie es bei #MeToo der Fall war oder bei der Ermordnung des Afro Amerikaners George Floyd, haben soziale Medien Potential. Aber natürlich reicht es nicht aus,  ein schwarzes Viereck mit dem Hashtag #BlackLivesMatter zu posten, um sein eigenes Gewissen zu beruhigen, etwas getan zu haben. Dies kann und darf wenn überhaupt erst der Anfang sein, der Anstoß, sich selbst mit Themen, wie Rassismus, Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit außeinanderzusetzen. Plattformen, wie Instagram können durchaus Bewusstsein schaffen und mobilisieren selbst aktiv zu werden. Nur darf sich eben nicht darauf ausgeruht werden, indem man glaubt, das Posten könne die Teilnahme an einer Demonstration ersetzen. Es braucht beides. 

Indem wir von der Art der Nutzung von Plattformen wie Instagram sprechen, wird auch deutlich, dass, auch, wenn sie in den Händen von übermächtigen, nein viel zu mächtigen Konzernen, wie Facebook liegen, wir sie dennoch mit gestalten können. Instagram lebt von seinen User:innen. Ohne sie wäre die Plattform pleite. Denn irgendwen braucht es ja, der die Werbung, die dort ausgespielt wird, klickt. Und natürlich, um Inhalte zu generieren. Was wir bislang übrigens komplett for free tun. Eigentlich absurd, wenn man sich das mal bewusst vor Augen führt. Uns wird eine Plattform zur Verfügung gestellt und wir befüllen diese umsonst, da es uns als Ort der Selbstkreation und -inszenierung dargestellt wird. Nichtsdestotrotz bleibt es Arbeit. Zeit und Muße, die Menschen in die Kreation dieser Inhalte stecken, ohne welche die Plattform nutzlos wäre. Auch hierüber lohnt es sich vielleicht einmal nachzudenken. Aber zurück zum Punkt der Mitgestaltung. Wir können mitbestimmen. Auch, wenn es einen Algorithmus gibt, der es nicht leichter macht, guten Inhalten eine Reichweite zu geben. Dennoch können wir durch einen bewussten Umgang mit Plattformen wie Instagram Einfluss nehmen. Auf die Gesellschaft und das Weltbild, das nicht starr sondern dynamisch ist. So frage ich mich, wie es beispielsweise immer noch sein kann, dass auf Instagram weibliche Nippel zensiert werden. Gerade in dem großen Einfluss den Social Media ausübt liegt auch das Potential. Es liegt auch an uns, die sozialen Medien kritisch zu hinterfragen und sie nicht einfach nur als Bühne der Inszenierung und Bespaßung zu nutzen. Indem wir Einfluss auf sie ausüben. Eine kritische Distanz zu ihnen einnehmen und einen bewussten Umgang mit ihnen pflegen und vermitteln. Natürlich können weiterhin Selfies und Katzenvideos geteilt werden. Es soll ja schließlich auch Spaß machen. Nur sollten wir uns eben auch bewusst darüber sein, welchen Einfluss wir ausüben, indem wir gewisse Inhalte, Bilder und Geschichten teilen oder auch einfach nur rezipieren. Weil sie unsere Welt und unser miteinander gestalten – bewusst wie unbewusst. 


Ich danke euch fürs Zuhören und hoffe, ihr konntet etwas aus der Episode mitnehmen. Wenn euch die Episode gefallen hat, teilt sie gerne mit Freunden, Kollegen, Verwandten. Und natürlich würde ich mich besonders freuen, wenn auch ihr als Mitglieder auf Steady einen Sinneswandel möglich macht. Alle Infos dazu findet ihr wie immer in den Shownotes.  Dann hoffentlich bis bald, wenn wir uns wiederhören. Bei Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation.

1. Oktober 2020

Rahel Jaeggi: Selbstverwirklichung, (wie) geht das? (Teil 2)

von Marilena 24. September 2020

“Finde dich selbst. Sei wer du bist. Authentisch. Dein wahres Ich.” Man könnte meinen, dies sei das Plädoyer, vielleicht sogar der Imperativ unserer Zeit. Sich selbst zu finden, sein volles Potential zur Entfaltung zu bringen, scheint der Motor geworden zu sein, der viele Menschen antreibt. Weg von der Konformität, den gesellschaftlichen Zwängen, hin zu individualität und Einzigartigkeit. Doch, wenn nun von Entfremdung und Authentizität die Rede ist, so müsste man doch davon ausgehen, dass da etwas ist, von dem einer sich entfremdet hat. So etwas, wie ein Wesenskern, eine Natur des Menschen. Die Sozialphilosophin Rahel Jaeggi spricht sich gegen diese essentialistische Auffassung aus und entwirft stattdessen ein neues Verständnis von Entfremdung, das ohne den Rückgriff auf einen Wesenskern auskommt.

Shownotes:
► Teil 1 des Interviews mit Rahel Jaeggi.
► Mehr von und über Rahel Jaeggi ist auf der Website der HU Berlin zu lesen.
► Lesenswert: Entfremdung: Zur Aktualität eines sozialphilosophischen Problems von Rahel Jaeggi, erschienen im Suhrkamp Verlag.

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24. September 2020

Rahel Jaeggi: Können wir uns selbst finden? (Teil 1)

von Ricarda Manth 22. September 2020

“Finde dich selbst. Sei wer du bist. Authentisch. Dein wahres Ich.” Man könnte meinen, dies sei das Plädoyer, vielleicht sogar der Imperativ unserer Zeit. Sich selbst zu finden, sein volles Potential zur Entfaltung zu bringen, scheint der Motor geworden zu sein, der viele Menschen antreibt. Weg von der Konformität, den gesellschaftlichen Zwängen, hin zu individualität und Einzigartigkeit. Doch, wenn nun von Entfremdung und Authentizität die Rede ist, so müsste man doch davon ausgehen, dass da etwas ist, von dem einer sich entfremdet hat. So etwas, wie ein Wesenskern, eine Natur des Menschen. Die Sozialphilosophin Rahel Jaeggi spricht sich gegen diese essentialistische Auffassung aus und entwirft stattdessen ein neues Verständnis von Entfremdung, das ohne den Rückgriff auf einen Wesenskern auskommt.

Shownotes:
► Mehr von und über Rahel Jaeggi ist auf der Website der HU Berlin zu lesen.
► Lesenswert: Entfremdung: Zur Aktualität eines sozialphilosophischen Problems von Rahel Jaeggi, erschienen im Suhrkamp Verlag.

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22. September 2020

Friedemann Karig: Ist die Monogamie am Ende?

von Marilena 14. September 2020

Die Liebe. Über kaum etwas wird so viel geredet, gegrübelt, Gedichte geschrieben, Lieder komponiert. Sie scheint das Glück auf Erden, der heilige Gral zu sein, wird sie erwidert. Und zugleich treibt sie seit jeher Menschen in die Verzweiflung oder, wie Shakespeares Romeo und Julia gar in den selbstgewählten Tod. Aber, was ist Liebe eigentlich? Ein Gefühl, ein bio-chemischer Cocktail aus Hormonen und Pheromonen, ein Konzept der Werbeindustrie, um mehr Rosen und Pralinen zu verkaufen? Diese Frage hat sich auch mein heutiger Gast gestellt: Friedemann Karig ist Autor des Buches “Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie”.

Shownotes:
► Mehr von und über Friedemann Karig ist auf seiner Website zu lesen.
► Zum Nachlesen: Wie wir lieben: Vom Ende der Monogamie von Friedemann Karig.
► Auch lesenswert: Die Kunst des Liebens von Erich Fromm.

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14. September 2020

Selbstverwirklichung: Fluch oder Segen?

von Marilena 4. Februar 2020

Wir leben in einer Welt, in der es scheinbar keine Grenzen gibt, die es nicht zu Überwinden gilt. Nichts ist unmöglich! Geht nicht, gibt’s nicht! Just do it! No excuses! Eine jede und ein jeder von uns trägt heute die Verantwortung für das Gelingen oder eben auch Nicht-Gelingen des eigenen Lebens. Getreu nach dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Eine Erwartung, der nachzukommen vielen von uns nicht nur nicht gelingt, sondern auch eine, die im schlimmsten Falle krank macht.

In der heutigen Episode möchte ich meine Gedanken zur Selbstoptimierung und den Auswirkungen der Individualisierung der Moderne mit dir teilen. Und einen Ausblick darauf geben, welche Form der Selbstentfaltung ich für sinngebend halte, sowohl im Bezug auf uns als Einzelne, als auch auf die Gesellschaft bezogen. Die Gedanken des Soziologen Hartmut Rosa haben mich dabei maßgeblich beeinflusst, wie du feststellen wirst.

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  • Lesenswert: Unverfügbarkeit von Hartmut Rosa. Erschienen, Dezember 2018 im Residenz Verlag.

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TRANSKRIPT:

Hallo und herzlich Willkommen zu Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, dass du heute mit dabei bist.

Bevor ich ins Thema einsteige, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ein Sinneswandel nur mit und dank dir möglich ist. Als Mitglied auf Steady ermöglichst du meinem Team und mir die Finanzierung und damit auch die Produktion des Podcast. Der vor allem nur so werbefrei bleiben kann. Als Mitglied nimmst du außerdem automatisch an Verlosungen teil. In dieser Folge verschenke ich z.B. das großartige Buch „Unverfügbareit“ von Hartmut Rosa, welches auch noch mehrfach in dieser Episode auftauchen wird. Wenn also auch du MitproduzentIn des Podcast werden möchtest, gehe auf steadyhq.com/de/sinneswandel oder schau in die Shownotes, dort habe ich alles verlinkt.

Manchmal muss ich schmunzeln, wenn ich zurückdenke – gar nicht mal allzu weit, drei Jahre vielleicht. Als ich von einem Freund das Buch „Das Café am Rande der Welt“ geschenkt bekam. Es handelt von dem Protagonisten John, der im Auto auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub ist. Nur der Stau hindert ihn noch daran. Entnervt verlässt er irgendwann die Autobahn und begibt sich auf unbekannte Pfade. Ohne Plan und Ziel stößt er durch glücklichen Zufall, da er kein Benzin mehr hat und zudem sehr hungrig ist, auf ein unscheinbares Café am Straßenrand. Dieses Café entpuppt sich jedoch als weitaus weniger gewöhnlich. Auf der Speisekarte findet er drei Fragen vor, die sein Leben verändern sollen: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Fragen dieser Art hat sich John zugegebenermaßen noch nie gestellt. Da er jedoch sowieso unzufrieden mit seinem gefühlt belanglosen Leben uns insbesondere seinem 08/15-Job ist,  kommen die Fragen zur rechten Zeit. Und so beschließt er sein ganzes Dasein auf den Kopf zu stellen, kündigt seinen Job und beginnt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Statt nur zu existieren oder gar vor sich hin zu vegetieren, das Leben so richtig auszukosten. Was das konkret bedeutet erfährt man dann in den Folgebüchern.

Auch für mich kam das Buch damals genau zur rechten Zeit. Ich hatte BWL studiert, war fast fertig und steckte gerade in einer Unternehmensberatung fest, von der ich gehofft hatte, sie sei das Puzzleteil, das mein Leben komplett machen würde. Dass ich den lieben langen Tag Excel Tabellen ausfüllen und Power Point Präsentationen zurechtrücken würde, hatte mir keiner verraten. Kurz gesagt, ich war am Boden zerstört. Hatte ich doch all meine Hoffnung auf diesen Weg, meine Karriere gelegt. Und nun? Das Café am Rande der Welt bzw. John hat mich in diesem Moment abgeholt. Wie vermutlich viele andere LeserInnen, denen es ähnlich ging oder geht auch. Es passt zu unserer heutigen Zeit. Wie die Faust aufs Auge.

Denn wir leben in einer Welt, in der es scheinbar keine Grenzen gibt, die es nicht zu Überwinden gilt. Nichts ist unmöglich! Geht nicht, gibt’s nicht! Just do it! No excuses! Eine jede und ein jeder von uns trägt heute die Verantwortung für das Gelingen oder eben auch Nicht-Gelingen des eigenen Lebens. Getreu nach dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Eine Erwartung, der nachzukommen vielen von uns nicht nur nicht gelingt, sondern auch eine, die im schlimmsten Falle krank macht. Können wir uns doch permanent durch die Sozialen Medien mit anderen vergleichen und wissen genau, was wir alles noch nicht erreicht haben. Ich mag nicht behaupten, dass die Zunahme an Burnouts oder auch Depressionen alleine aus diesem Leistung- und Effizienzdruck heraus resultiert, aber es ist vermutlich nicht ganz davon losgelöst

Wenn ich so darüber nachdenke, dann taucht da ein inneres Bild in meinem Kopf auf. Die vermeintliche Freiheit der Moderne, die sich in einen gläsernen Käfig verwandelt. Durch dessen Gitterstäbe hindurch wir stetig einen Blick auf die uns noch nicht erreichte Welt erhaschen können. Die uns so begehrenswert scheint mit all ihren Möglichkeiten der Selbstentfaltung und -verwirklichung. Der Soziologe Hartmut Rosa spricht in seinem Buch „Unverfügbarkeit“, das ich erst kürzlich gelesen habe, davon, dass der moderne Mensch unablässig versucht, die Welt in Reichweite zu bringen. Das Unverfügbare verfügbar zu machen, indem er es sich aneignet. Seine These ist allerdings, dass uns dadurch gerade die Essenz der Dinge verlorengeht. Sie werden stumm und fremd. Denn Lebendigkeit kann nur entstehen, wenn wir das Unverfügbare als solches akzeptieren. 

Rosa stellt vor allem auch die Selbstoptimierung in Frage, die sich gefühlt durch alle Lebensbereiche zieht. Der Fitnesstracker, die To-Do-Listen, der Achtsamkeits-Workshop, das Paarcoaching. Überall soll das eigene Leben dahingehend optimiert werden, das Beste aus sich herauszuholen, um zur besten Version seiner Selbst zu werden. So wird es uns ja auch in vielen Selbsthilfe Ratgebern und den Medien propagiert. Und nach diesem Mantra habe auch ich zugegebenermaßen selbst einige Zeit gelebt. Von der durchgetakteten Morgenroutine, die schon um 5 Uhr mit Yoga begonnen hat, den Persönlichkeitsenwicklungs-Seminaren und absolvieren Coaching Programmen. Ich habe da auf jeden Fall rückblickend betrachtet, einiges mitgenommen. Was auch nicht alles vollkommen verkehrt war oder ich mich dafür nun ewig grämen müsste. Man lernt schließlich nie aus und am nachhaltigsten meistens aus den eigenen Erfahrungen. 

Was ich und, soweit ich Hartmut Rosa verstanden habe, jedenfalls damit nicht behaupten möchten, ist, dass an dem Wunsch, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen und sich weiterzuentwickeln, grundsätzlich etwas verkehrt sei. Es ist schließlich ein menschliches Grundbedürfnis, zu Lernen und Neues zu erkunden. Aber aus meiner heutigen Sichtweise, besteht eben ein großer Unterschied zwischen der Erfahrung von Selbstwirksamkeit und einer unterschwellig auf Effizienz getrimmten Persönlichkeitsentwicklung. Die uns suggeriert, wir müssen noch achtsamer, noch gelassener, noch glücklicher und was nicht alles werden. Wir müssen unbedingt unser eigenes Ding machen. Unsere Leidenschaft finden und zum Beruf machen. Und ja, auch ich habe daran einmal geglaubt. Dass, indem wir uns selbst verwirklichen, aus dem Hamsterrad ausstiegen, wie John aus dem Buch, wir darin Erfüllung finden. Bis zu einem bestimmten Grad mag das auch stimmen. Jedoch glaube ich, dass eben genau diese Dynamik der Individualisierung und ein solcher Selbstverwirklichungs-Imperativ sogar Gegenteiliges bewirken können.

Die (vielleicht zum Teil sogar gut gemeinte) Motivation geht dann schnell nach hinten los. Wir fühlen uns unter Druck gesetzt, immer noch mehr rausholen zu müssen. Und, wer in diesem Rennen bestehen will, muss sich vor allem als flexibel und stressresistent erweisen.

So eine Entwicklung führt dazu, dass wir eine Art neoliberale Moral verinnerlichen: „Sei aktiv und selbstdiszipliniert! Denke unternehmerisch! Finde Deine Defizite! Optimiere Dich! Und besonders anschaulich wird das, wie ich finde, wenn man sich anschaut, wie groß das Bedürfnis nach Wundergeschichten ist. Damit meine ich Geschichten, die besonders in den sozialen Medien oder in der Werbung erzählt werden, in denen sich Menschen aus schwierigen Umständen aus eigener Kraft wieder heraus gekämpft haben. Indem sie sich selber optimiert und damit mainstream-fähig gemacht haben. „Wie ich in 7 Tage 30 Kilo abgenommen habe“, „Wie ich über Nacht reich geworden bin“. Und die Krönung des ganzen besteht darin, die eigene soziale Selbstdarstellung ökonomisierend, dies nutzen, um andere zu “motivieren”, es einem gleichzutun. Gar nicht mal unbedingt aus niederen Beweggründen. Da können ja durchaus auch positive Absichten hinter stehen, denn nicht jeder vermeintliche YouTube Coach möchte seinem Publikum das Geld aus der Tasche ziehen. 

Nichtsdestotrotz ist es irgendwie befremdlich, wenn man länger darüber nachdenkt. Ich habe mir mal vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich meine persönliche Tiefphase, versucht hätte, zu verkaufen. „Wie du in nur 5 Jahren deine Magersucht besiegst.“ Hmm, ich glaube, das hätte nicht funktioniert. Zumindest nicht, wenn man den Prozess transparent macht und die wahren Struggle offenlegt und nicht nur die Heldengeschichte erzählt. Und ganz ehrlich, das hat etwas Perverses an sich. Seine vulnerabelsten Momente im Leben zu vermarkten und sich damit selbst zum Produkt zu machen. Ich glaube nicht, dass viele bereit wären dies zu tun, wenn es nicht den entsprechenden Markt dafür gäbe. Und, bevor ich falsch verstanden werde, gemeint ist damit natürlich nicht, dass wir einander nicht helfen sollten. Unsere Sorgen und Ängste im vertrauten Kreis zu teilen, um sich verstanden zu fühlen, ist absolut menschlich. Diese allerdings zum Produkt zu machen, scheint eher ein Phänomen zu sein, dass durch die wirtschaftliche Durchdringung fast all unserer Lebensbereiche, entstanden ist. Überall gibt es Märkte, die wir erschließen und mit Hartmut Rosa gesprochen, verfügbar machen können. Everything is possible. Ähnlich, wie im amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär.

In dieser kleinen Unterbrechung möchte ich dich kurz darauf hinweisen, dass es den Podcast nur mithilfe deiner Unterstützung geben kann. Als Mitglied ermöglichst du es mir, werbefrei und unabhängig arbeiten zu können. Ab einem Beitrag von 10€ wirst du außerdem als ProduzentIn namentlich genannt. Wie das geht, erfährst du in den Shownotes.

Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass wir Menschen auf immer mehr Hochzeiten gleichzeitig tanzen und uns bloß auf nichts mehr festlegen müssen. Denn man könnte ja etwas verpassen. Und so erwische auch ich mich permanent dabei. Sei es, dass ich beim Frühstück nebenbei meine Emails checke oder dauernd meine Entscheidungen wieder verwerfe.

Der Soziologe Niklas Luhmann hat das „Funktionale Differenzierung“ genannt, was meint, dass unsere Gesellschaft komplexer und dadurch auch komplizierter geworden ist. Auf dem Arbeitsmarkt erwartet man von uns Flexibilität. Familie und Beruf müssen natürlich auch miteinander vereinbar sein. Und auch soziale Rollenerwartungen werden ambivalenter, je mehr kollektive gesellschaftliche Erwartungen an Einfluss verlieren. Was natürlich grundsätzlich nichts schlechtes sein muss. Nur, wo wir als Einzelne mehr entscheiden, da gibt es zwar mehr individuelle Freiheit, aber eben auch weniger Berechenbarkeit und mehr Ungewissheit. Irgendwie ist halt nichts mehr so richtig klar. Und das einfach mit einer generellen Überforderung der Menschen mit der Moderne abzutun, weil die angeblich so ist, wie sie ist und man hat sich dem eben anzupassen, halte ich für zu kurz gegriffen.

Die Freiheit, die wir, wenn wir von globalen Norden sprechen, heute haben, vollkommen zu verteufeln, ist natürlich auch nicht die Lösung. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, sich der systemimmanenten Dynamiken bewusst zu werden. Auch hier, finde ich, trifft es Hartmut Rosa auf den Punkt, mit einem gedanklichen Bild, das er malt. Und zwar vergleicht er den Umstand, dass wir uns ständig optimieren müssen, bloß um unsere Position zu halten, mit dem Gefühl, gegen abwärts fahrende Rolltreppen anzulaufen. Ich wette, das hast du auch schon mal ausprobiert. Das erklärt auch, weshalb es zu einem Wagnis wird, sich wirklich auf etwas einzulassen, weil man nie weiß, wie lange man das noch macht. Und, je größer die soziale Unsicherheit in einer Gesellschaft wird, desto größer wird die Angst, nach unten zu fallen. Also sind wir gezwungen immer weiter zu laufen. Und zu laufen und zu laufen und zu laufen und zu laufen.

Was dabei allerdings verloren geht, ist die Resonanz. Weil wir mit nichts und niemandem wirklich mehr in Berührung kommen. Weil alles nur noch an uns vorbei rauscht. Wie in einem fahrenden ICE aus dessen Fenster wir blicken und die Landschaften an uns nur noch vorbeiziehen sehen. Leicht verschwommen und nicht wirklich greifbar.

Resonanz tritt laut Rosa erst ein, wenn wir uns verletzlich machen, wenn wir uns zur Welt hin öffnen. Die Bereitschaft, uns zu öffnen, setzt allerdings Angstfreiheit und eine Vertrauensbeziehung jenseits der Steigerungs- und Konkurrenzlogik voraus. Wir müssen das Gefühl haben, uns in gewisser Weise auch mal fallen lassen zu können. Weil wir nicht nur auf uns alleine gestellt sind, sondern aufgefangen werden von einem soziale Netz, das früher die Gemeinschaft dargestellt hat. Die heute aber in vielerlei Hinsicht wegbröckelt.

Wenn ich durch Hamburg laufe, wo ich wohne und das geschäftige Treiben beobachte, dann erscheint mir das alles manchmal ziemlich absurd. Wie wir alle von A nach B eilen, als käme es nur auf uns an. Mit welcher Wichtigkeit und Sorgfalt wir unsere To-Dos erledigen, unsere wichtigen Calls führen, um dann am Abend alleine in einer viel zu großen Wohnung an einem Glas Rotwein zu nippen. Das ist natürlich etwas überspitzt. Aber, was ich damit sagen will ist, dass ich glaube – nein nicht nur glaube, sondern auch selber spüre, dass der Trend der Individualisierung uns nicht zwangsläufig glücklicher macht. Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Egal ob alt oder jung. Weil wir keine Zeit mehr haben, uns zu begegnen. Außer im Internet, wo man sich traut seine Ängste auszusprechen, weil es eine gewisse Anonymität wahrt.

Leben gelingt allerdings dort, schreibt Rosa, wo ich Zeit finde, mir einen Weltausschnitt anzuverwandeln, wo ich einerseits von außen berührt werde und andererseits von innen her Selbstwirksamkeit entfalte. Wo wir von einem Anderen affiziert werden und wo wir die Fähigkeit ausbilden, eine andere Stimme zu hören.
Das heißt, „Selbstentfaltung“ hat nicht nur eine individuelle, sondern auch eine intersubjektive, gemeinschaftliche Dimension. Das unterscheidet die Selbstentfaltung von der Selbstverwirklichung, die auch auf Kosten anderer denkbar ist. Stattdessen entsteht eine Art positive Rückkopplung: Indem unser Bestreben sich darauf richtet, dass andere sich ebenfalls entfalten können, damit ich mich entfalten kann. Insofern ist die Selbstentfaltung des Einzelnen die unmittelbare Bedingung für die Entfaltung aller – und umgekehrt. Selbstentfaltung wird nicht auf „jede*r-macht-sein-Ding“ reduziert, sondern stellt die gemeinsame Selbstorganisation und die gleichberechtigte Gestaltung des Zusammenlebens in den Mittelpunkt. Die gesellschaftliche Dimension der Selbstentfaltung liegt in der gegenseitigen Abhängigkeit der eigenen Entfaltung von der Entfaltung der anderen.
Daher glaube ich auch, dass Menschen zur selbstbewussten Teilhabe an Kultur und demokratischer Gesellschaft zu ermutigen und zu befähigen, ein ganz entscheidendes Element von Freiheit, vielleicht sogar eine ihrer Voraussetzungen ist. Hinzu kommt hoffentlich die positive Erfahrung von Solidarität, die mir eine wesentliche Bedingung dafür zu sein scheint, dass Menschen eine andere Gesellschaft überhaupt für möglich erachten und den Mut aufbringen, sich für entsprechende Veränderungen einzusetzen. Gerade, um globale Herausforderungen, wie die Klimakrise und soziale Ungleichheiten zu meistern, braucht es, in meinen Augen, eine Alternative zum neoliberalen Paradigma, dass uns zwar Freiheit verspricht, aber im Kern viele einsame und sinnentleerte EinzelkämperInnen produziert. Zumindest ist das ein Gefühl, das mich immer mehr beschleicht. Aus meiner eigenen subjektiven Erfahrung und vielen Gesprächen heraus.
Eine konkrete Lösung oder einen 3-Schritte-Plan möchte ich an dieser Stelle gar nicht anbieten. Darum geht es mir nicht. Vielmehr ist es einfach mein Wunsch, meine Gedanken mit dir zu teilen. Die vielleicht mit dir räsonieren oder auch nicht. Aber zumindest einen Prozess in Gang bringen. Insofern freue ich mich auch immer, wenn ich Post von HörerInnen erhalte, die ihre Gedanken mit mir teilen. 
Ich möchte mich an dieser Stelle fürs Zuhören bei dir bedanken. Wenn die Folge dir gefallen hat, teile sie gerne mit anderen Menschen. Und natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn auch du Mitglied wirst und damit einen Sinneswandel möglich machst. Alle Infos dazu in den Shownotes und auf meiner Website www.marilenaberends.de/podcast.
Ansonsten freue ich mich, wenn wir uns bald Wiederhören. Bei Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation.
4. Februar 2020

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