Rente und Rebellion – (wie) passt das zusammen?

von Henrietta Clasen

Wer ist eigentlich Schuld am Klimawandel. Die älteren Generationen, weil sie, obwohl der Club of Rome bereits 1972 die “Grenzen des Wachstums” prophezeite, nicht handelten? Oder sind es nicht gerade die Großeltern, die noch wussten, was Maß und Mitte bedeutet? Ganz im Gegensatz zu den jüngst geborenen Generationen, die in einer Welt des Überflusses aufwachsen. Wie nachhaltig und sinnvoll ist die Suche nach einem Sündenbock? Geht es nicht vielmehr darum, gemeinsam Lösungen zu finden? Für eine Welt, die aus den Fugen geraten ist, deren Kipppunkte schon bald drohen überschritten zu werden – ist da nicht vielmehr sofortiges, generationsübergreifendes Handeln gefragt?

Shownotes:

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

Die heutige Episode wird freundlich unterstützt von OTTO. Mit Ihrer Kampagne unter dem Motto „Veränderung beginnt bei uns“ will das Unternehmen für die Vermeidung von Retouren sensibilisieren – weil es nicht egal ist, wie und wo wir bestellen. Mehr Infos erhaltet ihr hier.

► Erfahrt mehr über die Initiative Omas gegen Rechts.  
► Ihr findet Annika Rittmann und Monika Salzer auch auf Twitter.
► Ihr wollt aktiv werden? Wie wäre es bei den Parents For Future oder den Omas For Future?
Greta Thunberg’s Rede auf dem Climate Action Summit 2019.
“Klimaschutz ist was für Profis” Christian Lindner im Interview mit der BILD am Sonntag.
“Sie gründete die ‘Omas For Future’: Leipzigerin (62) zieht in den Klimakampf” Cordula Weimann im Interview mit Tag24.
► Initiative #WirStimmenZusammen.

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Transkript: Rente und Rebellion – (wie) passt das zusammen?

“Natürlich ist man für Protest nie zu alt – es gibt kein Alter für Protest und ich glaube, dass Menschen, die ihr Leben gelebt haben, über sehr viel Erfahrung zurückblicken können und mutig sein können. Wir können sagen was wir uns denken – denn wir haben nichts zu verlieren. Und wir sind verantwortlich für die kommenden Generationen.”

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

*Werbung”: Der Partner unserer heutigen Episode ist OTTO, die ihre Warenrücksendungen auf Tüten aus wildem Plastik umstellen wollen. Dafür arbeiten sie mit dem Hamburger Start-Up Wildplastic zusammen: “Wildes Plastik, das sind Kunststoffe, die wir zusammen mit zertifizierten Organisationen aus der Natur sammeln und – in Ländern ohne eigene Recycling Strukturen – dafür sorgen, dass es erst gar nicht in der Umwelt landet. Die Aufgabe, die Umwelt von Kunststoffen zu befreien, ist gewaltig. Wir sehen das aber nicht nur als unsere kollektive Verantwortung, sondern auch als riesiges Potenzial. Wenn wir es schaffen, die Wertstoffe zurück in den Produktionskreislauf zu bringen, ersetzen wir gleichzeitig die Herstellung von neuem Plastik und reduzieren die Abhängigkeit einer Co2 intensiven fossilen Herstellung”, so Mitgründer Christian Sigmund. Gemeinsam sorgen Wildplastic und OTTO dafür, dass wir Systeme und Recycling-Kreisläufe neu denken. *Werbung Ende* 

[Mood: Der WDR Kinderchor singt „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau“ (27.12.2019)] 0:00-0:16

Am 27. Dezember 2019 veröffentlicht der WDR ein Video auf Facebook. Darin zu sehen, der Kinderchor des Senders, der eine umgeschriebene Variante des Kinderlied-Klassikers “Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad”, trällert. Nur anstelle der Originalzeilen singen die Kinder „Meine Oma fährt im SUV beim Arzt vor, sie überfährt dabei zwei Opis im Rollator, meine Oma ist ’ne alte Umweltsau“. Was eigentlich als Satire gedacht war, löst unerwartet einen mächtigen Shitstorm aus, der nun über den Sender hinweg fegt. Selbst der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet twittert einen Tag darauf: „Die Debatte um den besten Klimaschutz wird von manchen immer mehr zum Generationenkonflikt eskaliert“. Der WDR habe mit dem Lied “Grenzen des Stil und des Respekts gegenüber Älteren überschritten. Jung gegen Alt zu instrumentalisieren” sei nicht akzeptabel, so Laschet. Andere Twitter-Nutzer*innen hingegen nehmen den Kinderchor in Schutz, merken an, dass in einem Satire-Video nicht „Umweltsau“ gesagt werden dürfe, zugleich im Parlament, verwendet dort jemand das N-Wort, ungestraft davon komme. Es entfacht ein sich selbst verstärkendes Twitter-Bashing, in dem einerseits der Boomer-Generation, also jenen, die während des “Baby-Booms” in den 50er und 60er Jahren geboren wurden, vorgeworfen wird, keinen Spaß zu verstehen. Und andererseits wird den jüngeren Generationen Y und Z Undankbarkeit und mangelnder Respekt vor ihren Großeltern zur Kritik gemacht. Es dauert nicht lange, bis der WDR das Video löscht und eine Sondersendung zur Klarstellung ankündigt, in der sich sogar WDR-Intendant Tom Buhrow zu Wort meldet. Das Video sei ein Fehler gewesen, für das er sich “ohne Wenn und Aber” entschuldige, so Buhrow. Mit der Entscheidung das Video zu löschen, habe man lediglich die Reaktionen empörter Senior*innen und Enkelkindern berücksichtigt, die zahlreich beim WDR angerufen hätten.

Das missglückte Satire-Video des Westdeutschen Rundfunks ist nur ein Beispiel für die angespannte Lage, wenn es um die Frage geht, wer eigentlich Schuld ist am Klimawandel. Die älteren Generationen, weil sie, obwohl bereits 1972 der Club of Rome die “Grenzen des Wachstums” prophezeite, nicht handelten und stattdessen weiterhin Treibhausgase in die Atmosphäre pustete, als handle es sich dabei um Seifenblasen oder bunte Luftballons? Oder sind es nicht gerade die Großeltern, die noch wussten, was Maß und Mitte bedeutet, die ganz selbstverständlich ihre Socken stopften, statt sich Neue zu kaufen und nur das auf den Tisch kam, was die Saison hergab? Ganz im Gegensatz zu den jüngst geborenen Generationen, die in einer Welt des Überflusses aufwachsen und kaum noch gewohnt sind, selbst zu kochen, geschweige denn Socken zu stopfen, wenn es weitaus günstiger ist, sich ein neues Paar online zu bestellen. Wie man es auch dreht und wendet, es lassen sich Argumente für die eine, als auch für die andere Seite finden. Zugleich stellt sich die Frage, wie nachhaltig und sinnvoll die Suche nach einem Sündenbock überhaupt ist. Geht es nicht vielmehr darum, gemeinsam Lösungen zu finden? Für eine Welt, die nunmal aus den Fugen geraten ist, deren Kipppunkte schon bald drohen überschritten zu werden – ist da nicht vielmehr sofortiges, generationsübergreifendes Handeln gefragt? Auch die 18-jährige Annika Rittmann, Pressesprecherin von Fridays For Future Hamburg, hält nichts von den ewigen Vorwürfen gegenüber älteren Generationen:  

“Natürlich sehen wir, dass die vergangene Generation verpasst hat zu handeln. Wir wissen seit über 40 Jahren, dass die Klimakrise ein Problem ist und eine Bedrohung und Gefahr für unsere Zukunft. Doch jede Generation hat ihre Kämpfe zu schlagen und auch vergangene Generationen haben bereits für Klima und Umwelt demonstriert. Enttäuscht bin ich jetzt von der Generation der Politiker*innen, die jetzt gerade unsere Zukunft verfeuern und konsequent Klimaschutz blockieren.”

Vielmehr sieht Annika, die bereits mit 16 Jahren begann sich bei FFF zu engagieren, die Chancen in einer generationsübergreifenden Solidarisierung im Kampf gegen den Klimawandel. Immerhin gibt es ja auch die Parents for Future, die sich schon im Februar 2019 aus Eltern, die bereits die Schülerproteste von Fridays For Future unterstützten, zusammenschlossen. Schnell entsteht ein solides Basisteam, das als Reaktion auf angedrohte Sanktionen des nordrhein-westfäischen Schulministeriums beschließt, die jungen Menschen in ihrem Protest aktiv zu stärken. Die 62-jährige Leipzigerin Cordula Weimann, wollte auch nicht länger untätig zuschauen und gründete deshalb die “Omas For Future”, mit der sie “die Generation 50plus mit ins Boot holen” will. Denn die trage, so Weimann im Interview“oft unbewusst – besonders stark zur Erderwärmung bei. Mit Überzeugungsarbeit, praktischen Tipps und ‘über die Liebe zu Kindern und Enkeln’ will sie gerade bei Älteren das Bewusstsein fürs Klima schärfen.” Mittlerweile zählt Omas For Future mehr als 40 Regionalgruppen und ist sogar in Ungarn und Österreich vertreten. Das Engagement bleibt auch bei jüngeren Aktivist*innen, wie Annika Rittmann, nicht ungesehen:

“Mir gibt es unglaublich viel Kraft, dass sich die “Parents and Grandparents” gegründet und solidarisiert haben. Dass sich die Entrepreneurs, also Unternehmer*innen, hinter uns stellen, denn das zeigt, dass wir eine Transformation in der gesamten Gesellschaft brauchen und wir alle von der Klimakrise betroffen sind, aber auch, dass wir alle bereit sind dafür zu kämpfen, dass jetzt was passiert und das wir etwas verändern wollen. Und natürlich brauchen wir noch mehr Menschen auf der Straße und müssen noch breiter in die Gesellschaft wachsen, aber wir sehen tagtäglich, wie sich uns mehr Menschen anschließen, wie wir größer werden und wie viel mehr Menschen jetzt konsequentes Handeln fordern.”

Dass sich die jüngeren Generationen, die mit großer Wahrscheinlichkeit viele der sich verstärkenden Auswirkungen des Klimawandels am eigenen Leib erfahren werden, politisieren und auf die Straße gehen, erscheint logisch. Doch wie viel Verantwortung kann und sollte man Kindern und Jugendlichen eigentlich zumuten? Von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg stammt zwar das Zitat “Man ist nie zu jung, um etwas zu bewegen”. Doch zugleich kritisierte sie in ihrer Rede auf dem Climate Action Summit 2019 in New York: „This is all wrong. I shouldn’t be up here. I should be back in school on the other side of the ocean. Yet you all come to us young people for hope. How dare you! […] You are failing us. But the young people are starting to understand your betrayal. The eyes of all future generations are upon you. And if you choose to fail us, I say: We will never forgive you.” Greta sieht keine andere Wahl, als ihre Jugend dem Kampf gegen den Klimawandel zu widmen, denn Kindern zuzuhören und sich von ihnen belehren zu lassen, das sind Politiker*innen nicht gewohnt. So kommentierte FDP-Vorsitzende Christian Lindner im März 2019 in der BILD am Sonntag: “Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen.“ Das sei vielmehr „eine Sache für Profis“, so Lindner. Aber was, wenn die ihren Job nicht machen oder ihm zumindest nicht gerecht werden? Dann reicht man eben eine Klage ein, wie es mehrere Aktivist*innen 2020 gemeinsam mit Umweltverbänden taten. Sie reichten eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein, mit der Forderung, das Klimaschutzgesetz nachzuschärfen. Und siehe da, Karlsruhe gab erst kürzlich, am 29. April diesen Jahres, den Aktivist*innen Recht und verpflichtet damit die Bundesregierung zu Nachbesserungen beim Klimaschutz. Insbesondere mit Artikel 20a des Grundgesetzes, das den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen auch in Verantwortung für künftige Generationen vorschreibt, sei das bisherige Klimaschutzgesetz nicht vereinbar, da es die Gefahren des Klimawandels zulasten der Folgegenerationen verschiebe, so die Richter. 

Viele der jungen Aktivist*innen wurden besonders durch die sich verschärfende Klimakrise politisiert. So war es auch bei Annika Rittmann: “[…] Politisiert habe ich mich durch FFF. Ich war schon vorher politisch interessiert, habe mich belesen, war auf Veranstaltungen, aber wirklich aktiv geworden, demonstriert und mit Menschen geredet, dass ist durch FFF passiert und es gab nicht diesen einen Moment, sondern ich war ganz lange in dem Glauben, dass die Umweltverbände und die Politik schon unser Klima und unsere Zukunft retten wird und dann waren da diese jungen Menschen auf der Straße. Das hat mich unglaublich mitgenommen und bewegt. […] und dann konnte ich eigentlich gar nicht mehr anders, als selbst bei FFF aktiv zu werden. […] Als ich mich als Pressesprecherin von Hamburg beworben habe und gewählt wurde, da war ich zwar erst 16, aber schon ein halbes Jahr bei FFF aktiv. Und ich habe gesehen, was wir junge Menschen bewegen können und wie gebraucht wir sind für unsere Zukunft einzustehen und zu kämpfen. Dementsprechend fiel es mir nicht wirklich schwer Verantwortung zu übernehmen.” 

Selbstwirksamkeit und die Hoffnung, etwas bewegen zu können, gepaart mit der Einsicht, dass einem diese Aufgabe vermutlich niemand abnehmen wird – so ähnlich ging es auch der heute 73-jährigen Wienerin Monika Salzer, Mitgründerin der Sozialinitiative “Omas gegen Rechts”, die sich für den Erhalt einer demokratischen, freien Gesellschaft stark macht – stets gut erkennbar an ihren bunten Strickmützen als Zeichen des gewaltlosen Widerstands und der Solidarität. In dem Grundsatz der Omas gegen Rechts heißt es: “Die ältere Frau als öffentliche politische Kraft ist nicht in unserem kollektiven Bewusstsein gespeichert. Deshalb müssen Frauen öffentlich auftreten, nicht als Einzelperson und Ausnahme, nicht als Star, sondern als Gruppe, die auffällt. Heraustreten aus der eigenen “small world” und eine gemeinsame starke Stimme für die Zukunft aller Kinder und Enkelkinder bilden ist die Herausforderung der Stunde. Denn vielleicht werden sie uns eines Tages fragen: Was habt ihr getan?”

Bis Monika Salzer in Pension ging, arbeitet sie als evangelische Pfarrerin und Psychotherapeutin. Mit der Gründung von “Omas gegen Rechts”, zunächst als Plattform auf Facebook, wollte sie vor allem ein Zeichen setzen und Menschen jeden Alters ermutigen, auf die Straße zu gehen und die Stimme zu erheben:

“Ich habe im November 2017 die ‘Omas gegen Rechts’ gegründet, weil eine neue, schwarz-blaue Regierung im Anmarsch war und ich der Meinung war, dass es unerträglich ist, nochmal eine derartige rechts-konservative Regierung an der Macht zu sehen. […] Ja, ich war in Pension und viele Omas sind in Pension oder Rente und haben den Tag über manchmal auch viel zu tun, weil sie Enkelkinder haben. Aber wir haben trotz allem Zeit, vielmehr Zeit als berufstätige, junge Frauen und vielmehr als Schülerinnen und Studentinnen. Wir sind die Generation, die Zeit hat und unser politisches Bewusstsein ist eben in den 68er Jahren gewachsen und gebildet worden und deshalb war uns klar, dass wir auch im Alter aktiv sein können und auch eine politische Stimme haben. Einer der ersten Slogans, die ich erfunden habe war ‘Altern heißt nicht stumm sein’.”

Mittlerweile versammeln sich die “Omas gegen Rechts” nicht nur auf Österreichs Straßen, sondern sind auch mit über 70 Ortsgruppen in Deutschland aktiv. ​​Selbst die BBC berichtete über die mutigen “Grannies Against the Right”, die nicht selten Angriffe von Rechten in Kauf nehmen müssen. Monika Salzer allerdings, lässt sich davon keineswegs entmutigen. Sie war schon immer politisch aktiv, ist im Widerstand seitdem sie denken kann, wie sie selbst sagt:

“Ich glaube alle Menschen, die 1948 geboren sind, hatten ein sogenanntes politisches Elternhaus. Der zweite Weltkrieg war zwei Jahre zuvor zu Ende und die Nachwehen hat man eine ganze Generation danach extrem gespürt. Es waren die Geschichten vom Krieg, die Traumatisierung der Eltern und Großeltern – wir haben Geschichten vom Krieg gehört, aber auch, wie sie den Krieg gemeistert haben. Meine Eltern haben vor allem voraus geblickt in die Zukunft, es war alles von einem Aufschwung geprägt. Im Grund mit einem positiven Gefühl, weil die Belastung so schrecklich war, dass jetzt die neue Zeit angebrochen ist. Aufsässig war ich nicht, aber im “Betragen” hatte ich immer ein Gut – das heißt ich war offensichtlich immer sehr lustig und Tratsch freudig in der Schule. Ich war die 68er Generation, das heißt 48 geboren, war ich 68 zwanzig Jahre alt und habe in meiner Jugend, mit meinem 15. Lebensjahr, die ganzen Musikumbrüche erfahren: die Beatles, die Rolling Stones. Die Demonstrationen, wie ich dann studiert habe – das war eine tolle Zeit und eine widerständige Zeit.”

Wie die junge FFF Aktivistin Annika Rittmann sagt, “jede Generation hat ihre Kämpfe zu schlagen”, und die Errungenschaften früherer Generationen zu ignorieren, nicht auf ihre Erfahrungen zurückzugreifen, wäre nicht nur ignorant, sondern auch strategisch fatal. Jede soziale Bewegung hat ihre Historie: ob die Frauenrechtsbewegung, die bereits zur Zeit der Französischen Revolution ihren Ursprung fand, und wohl kaum ohne die queere Bewegung, insbesondere in den USA, so viel Fahrt aufgenommen hätte. Ebenso, wie die Umweltbewegung, deren erste Vorläufer sich bereits in der Epoche der Romantik fanden, die in den 70er Jahren, auch angetrieben von der Anti-Atomkraft Bewegung, immer mehr Zulauf bekam, und in deren Fußstapfen heute Aktivist*inne wie Fridays For Future treten. So, wie jede soziale Bewegung nicht ohne ihre Geschichte, die kleinen und großen Schritte ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger denkbar ist, sind es die Solidarisierungen zwischen Initiativen, die kaum zu unterschätzen sind. Auch ein Grund, weshalb die “Omas gegen Rechts” immer wieder gemeinsam mit den Schüler*innen von Fridays For Future auf die Straße gehen. Bei einigen sind es die eigenen Enkelkinder, die sie dazu ermutigt haben. Denn immerhin ist es ihre Zukunft, die auf dem Spiel steht und viele von ihnen können, im Vergleich zu der großen Anzahl älterer Generationen, noch nicht selbst ihre Stimme bei der Wahl abgeben. Aus diesem Grund hat sich auch eine Initiative gegründet, die unter dem Hashtag #WirStimmenZusammen Enkel ermutigt, mit ihren Großeltern über das Klima und die anstehende Bundestagswahl in den Dialog zu treten. Nach dem Motto: “Bitte, wählt für meine Zukunft!” Auf der Website der Initiative finden sich zudem Ideen, wie Jung und Alt ins Gespräch kommen können: auf einem gemeinsamen “Klima-Spaziergang” zum Beispiel oder beim “klimafreundlichen Kochen und Backen”. Und ganz unabhängig von der Bundestagswahl oder der Klimakrise, scheint es doch keine schlechte Idee zu sein, mehr Zeit miteinander zu verbringen, über Alters- und Generationsgrenzen hinweg. Dieser Meinung ist auch Monika Salzer, die vor allem ihre eigenen Altersgenoss*innen dazu ermutigen will, sich mit den jungen Menschen zu solidarisieren:

“Natürlich ist man für Protest nie zu alt – es gibt kein Alter für Protest und ich glaube, dass Menschen, die ihr Leben gelebt haben, über sehr viel Erfahrung zurückblicken können und mutig sein können – mutiger als junge Menschen, die noch ein Berufsleben vor sich haben, die sich binden müssen, die Risiken eingehen müssen, die nicht einfach in der Zeitung ein Interview machen können, wo sie sagen, was sie sich denken. Wir können sagen was wir uns denken. Aktivismus kennt kein Alter – ganz im Gegenteil. Ich würde die ältere Generation auffordern auf die Straße zu gehen und sich zu Wort zu melden – denn wir haben nichts zu verlieren. Und wir sind verantwortlich für die kommenden Generationen. Wir sind Großeltern, haben erfahren, dass die Erlebnisse unserer Großeltern und unserer Eltern – jetzt haben wir Kinder und Enkelkinder – das heißt wir blicken fünf Generationen zurück und nach vorn und wir sind wissende Frauen im Fall der Omas und politisch erfahren und haben die Solidarität der Generationen. Selbstverständlich auch als junge Menschen, aber jetzt als ältere Menschen ist uns das ein ganz großes Anliegen. Die Solidarität der Generationen ist uns deshalb ein ganz großes Anliegen.” 

Vielen Dank fürs Zuhören. Wie ihr wisst, ist es unser Bestreben, möglichst unabhängig und werbefrei produzieren zu können. Das müssen wir uns allerdings auch leisten können. Daher, wenn ihr Sinneswandel gerne hört, freuen wir uns, wenn ihr unsere Arbeit als Fördermitglieder unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder, indem ihr uns einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Alle Infos zur Episode, Quellen und weiterführendes Material findet ihr, wie immer in den Shownotes. Mein Name ist Marilena Berends, ich bedanke mich bei euch fürs Zuhören und sage bis bald im Sinneswandel Podcast! 

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