Laut gedacht: Bin ich jetzt alt?

von Marilena

Was bedeutet es eigentlich erwachsen zu sein? Diese Frage treibt mich – wie viele Millennials – schon eine ganze Weile um. Ich bin Anfang/Mitte 30, aber oft fühlt sich mein Leben eher nach einem ewigen „Dazwischen“ an.

In dieser „Laut gedacht“-Folge spreche ich mit meiner Freundin Denise darüber, wie es ist, als Millennial groß geworden zu sein: mit MTV, Myspace, Röhrenjeans und Klapphandys – und gleichzeitig in einer Arbeitswelt zu landen, die von Unsicherheit, Prekarität und dauerndem Wandel geprägt ist. Wir sprechen über das Erwachsenwerden, Quarterlife-Crisis, Generation Y vs. Generation Z, über Nostalgie, Selbstzweifel und darüber, warum so viele von uns sich nicht wirklich „angekommen“ fühlen.

Und wir fragen uns: Muss Erwachsensein überhaupt bedeuten, einen klaren Lebensplan zu haben? Oder geht es eher darum, mit Veränderung leben zu lernen?

Shownotes

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Intro

Hi und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Ich bin Marilena und ich freue mich, dass ihr heute dabei seid.

Ich war vor kurzem auf einer Party. Und als ich mich umgesehen habe, ist mir bewusst geworden, dass ich mit Abstand die älteste bin. Und gleichzeitig fühle ich mich mit Anfang-Mitte 30 oft überhaupt nicht erwachsen. Ich meine, wann ist man überhaupt erwachsen? Und bedeutet das wirklich irgendwo anzukommen? Vielleicht kennt ihr dieses Dazwischen-Gefühl ja auch…?! 

Genau darüber spreche ich heute mit meiner Freundin Denise. Sie ist, wie ich Millennial, also mit MTV, Röhrenjeans und myspace aufgewachsen. Vielleicht kennen einige von euch Denise auch von ihrem Podcast „Sind wir endlich da?“ — falls nicht: hört da unbedingt mal rein. 

Bevor wir die Zeitreise beginnen, möchte ich noch kurz was Persönliches loswerden: Einige von euch unterstützen mich und meine Arbeit hier schon seit Jahren — als Steady-Mitglieder oder über Paypal. Und ohne euch würde es diesen Podcast schlicht nicht geben. Also vielen Dank – das bedeutet mir wirklich viel. Und, wenn ihr auch Lust habt, mich zu unterstützen, würde ich mich sehr freuen. Die Links findet ihr wie immer in den Shownotes.


Begrüßung

Marilena: Hallo Denise, herzlich willkommen hier. Schön, dass du heute im Sinneswandel-Podcast zu Gast bist.

Denise: Dankeschön, ich habe mich sehr über die Einladung gefreut.

Marilena: Wie ist das für dich, so als selber Podcasterin, woanders zu sein, in einem anderen Podcast?

Denise: Ich finde es auf der einen Seite immer so schön, weil man nicht so krass was vorbereiten muss.

Marilena: Denkst du!

Denise: Ja, ich habe natürlich was vorbereitet. Aber da kann man sich manchmal so ein bisschen fallen lassen, in welche Richtung es geht.

Marilena: Stimmt. Ich war lange nicht mehr woanders zu Gast, aber erst mal freue ich mich, dass du heute hier bist. Das hat ja auch zum Beispiel mit Podcasten zu tun, gerade weil ich dich über deinen Podcast gefunden habe, und dadurch ist daraus eine Freundschaft entstanden.

Denise: Ja, richtig schön.


Millennial-Überraschung: Powerade

Marilena: Dein Podcast heißt Sind wir endlich da? Wird es nicht erwachsen sein?, was auch mit Millennial-Sein und Erwachsenwerden zu tun hat. Ich habe dir passend zum Thema eine kleine Überraschung mitgebracht. Augen zu!

Denise: Eine Powerade!

Marilena: Checkst du, warum ich das ausgewählt habe?

Denise: Ja, das ist ein richtiges Millennial-Ding, 2000er: „Ich kaufe mir eine Powerade, um mich nochmal wie 15 zu fühlen.“

Marilena: Lustig ist, dass es jetzt auch ein Neo-Hype der Gen Z ist – auf jeder Party wird plötzlich wieder Powerade getrunken.

Denise: Hahaha.

Marilena: Denise hat zwei Powerades in der Hand: die klassische blaue Variante und eine neuere gelbe.

Denise: Ich nehme die blaue, die wollte ich als Kind immer. Ja, es ist auch wieder ein Saugverschluss.

Marilena & Denise: Cheers!

Denise: Das schmeckt für mich wie Freibad, nicht nach Chlor, sondern dieses Freibadgefühl.

Marilena: Genau das Spannende: Gerüche und Geschmäcker lösen Erinnerungen aus und versetzen uns in eine andere Zeit.


Millennial-Wortassoziationen

Marilena: Jetzt zur zweiten Tradition von Laut gedacht: Wir zählen von drei runter und sagen das erste Wort, das uns zu Millennial-Sein einfällt.

Denise: Ja.

Marilena: Drei, zwei, eins. Klapphandy.

Denise: Cringe.

Marilena: Also für dich ist Millennial-Sein cringe?

Denise: Für mich persönlich eher nicht, aber Gen Z findet uns cringe. Es gibt das Wort cheugy: wenn Millennials sich so anziehen wie in ihrer Jugend, zum Beispiel Y2K-Mode. Alles, was danach kam, wie Polka-Dots oder Indie-Sleaze, galt als cringe. Auch Röhrenjeans sind für Gen Z teilweise noch cringe.

Marilena: Hast du noch Röhrenjeans?

Denise: Ja, zwei Stück. Eine 7/8-Röhrenjeans mit Leomuster – die kann ich nicht weggeben.

Marilena: Ich wünschte manchmal, ich hätte mehr Sachen von früher aufbewahrt: Indie-Phase, Konzerte, Skaten, Kreolen.

Denise: Meine Mutter hat auch vieles weggeschmissen. Ich bin selbst Minimalistin, aber manchmal denke ich, vielleicht sollten Kinder später alte Sachen noch sehen.


Serien, Handys und Nostalgie

Marilena: Klapphandys erinnern mich auch an Serien wie OC California.

Denise: Ganz große Liebe. Die Serie hat meinen Musikgeschmack geprägt.

Marilena: Ich hatte das Handyspiel von OC California, auch wenn ich die Serie nicht geschaut habe. Serien wie Scrubs oder How I Met Your Mother sind mittlerweile schlecht gealtert.

Denise: Ja, besonders How I Met Your Mother wirkt extrem problematisch heute.


Millennials: Sinnsuche und Realität

Marilena spricht über Millennials (1980–1996) und die Wahrnehmung ihrer Generation: sinnsuche im Job, Selbstreflexion, Streben nach Sicherheit, gleichzeitig oft strukturelle Unsicherheiten durch Finanzkrise und prekäre Arbeitsverhältnisse.

Marilena: Urban Dictionary beschreibt Millennials als: „No House, No Money, just avocado.“

Denise: Sehr treffend.

Marilena: Siehst du dich darin wieder?

Denise: Teilweise, ja. Kein Haus, kein Geld, manchmal Avocado.


Erwachsenwerden: Erwartungen vs. Realität

Denise: Millennials werden nachgesagt, dass sie nicht erwachsen werden wollen. Gen Z blickt teilweise herab: „Werdet einfach erwachsen.“ Ich frage mich selbst oft: Bin ich überhaupt erwachsen?

Marilena: Ich habe zwei Lehrereltern, bin gewissenhaft, aber Erwachsensein verbinde ich nicht unbedingt mit Geld, Arbeit, Kinder oder Eigentum.

Denise: Früher dachte ich, Kinder definieren Erwachsensein. Heute sehe ich, dass man nie alles wissen kann, oft nur „Fake-It-Till-You-Make-It“.

Marilena: Mit Anfang/Mitte 30 in einer Ausbildung und wenig Geld – trotzdem okay. Millennials sind mit Visionen groß geworden: Du kannst alles schaffen, wenn du willst.

Denise: Die Gen Z erlebt aktuell oft weniger klassische Quarterlife-Crisis, aber die Herausforderungen sind ernster.


Generationenkonflikte

Marilena: Generationsstereotype: Boomer, Gen X, Gen Y, Gen Z – alle werden kritisiert. Millennials arbeiten für Work-Life-Balance, Gen Z diskutiert 4-Tage-Woche. Jede Generation verändert die Arbeitswelt.

Denise: Früher hieß es bei Boomer: Arbeit durchziehen, jetzt verändert sich vieles.

Marilena: Millennials verdienen real weniger trotz höherer Bildung, geprägt durch Finanzkrise und unbezahlte Praktika.


Alltag und Altersbewusstsein

Denise: Ich spüre, dass Eltern älter werden, Krankheit zeigt die eigene Verwundbarkeit. Auf Partys merke ich manchmal: Ich bin die Älteste.

Marilena: Ich auch – auf einer Party mit Freundinnen zehn Jahre jünger. Aber man muss sich nicht verstellen, Freunde mögen einen so, wie man ist.


Gelassenheit als Erwachsenwerden

Marilena: Wie definierst du Erwachsenwerden?

Denise: Für mich ist es Gelassenheit. Man kennt sich selbst, andere Menschen und kann entspannt reagieren.

Marilena: Ich mag „Erwachsen“ nicht als Begriff – eher „das Leben ist ein Erwachsenwerden“. Ein Prozess, kein Ziel.

Denise: Genau. Auch meinem 16-jährigen Ich würde ich raten: Stress dich nicht so, du bist okay.

Marilena: Treffen wir uns in zehn Jahren wieder, hören die Folge und reflektieren nochmal.

Denise: Abgemacht! Prost auf den Powerade!


Outro

Danke, dass ihr mit uns in diese Millennial-Welt eingetaucht seid. Mich würde wirklich interessieren: Fühlt ihr euch eigentlich erwachsen? Oder habt ihr auch dieses typische Dazwischen-Gefühl? Schreibt mir gerne auf Instagram oder auf Spotify. Und wenn euch das Gespräch gefallen hat, teilt es gerne mit einer Millennial-Freundin. Das war’s von mir. Bis zum nächsten Mal – im Sinneswandel Podcast.

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