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Kunst

Moritz Eggert: Ist KI [die] Zukunftsmusik?

von Marilena 22. Januar 2024

Dass Künstliche Intelligenz die Musikbranche verändern und womöglich revolutionieren wird, daran glaubt auch Moritz Eggert. Als Komponist, Performer, Autor und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes hat er nicht nur ein gutes Gespür für die Musikwelt. Er ist auch dafür bekannt, sich und die Kunst immer wieder neu zu erfinden, mit Grenzen zu spielen und Wandel als Chance für Neues zu begreifen. Welche Chancen und Risiken birgt Künstliche Intelligenz für die Musikwelt? Darüber hat Marilena Berends mit Moritz Eggert gesprochen.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Website von Moritz Eggert
► Kairooses – Online-Streaming-Oper von Moritz Eggert
► Bad Block auf Musick: Konkurrenz mit der (Musik)Maschine 1
► The Beatles – Now And Then

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der ersten Episode dieses Jahres zu begrüßen.

Egal, ob Beethoven, Beatles oder Billy Eilish – Musik ist für die meisten von uns ein fester Bestandteil unseres Lebens. Für Musikerinnen und Musiker wiederum ist sie oft Ausdruck intensiver Emotionen, wie Schmerz, Wut oder Liebe. Und wir feiern Idole, wie Taylor Swift oder David Bowie – für ihre Kunst und ihr Sein.

Noch hören wir Musik, die größtenteils von Menschen geschrieben und produziert wird. Aber das könnte sich bald ändern. Künstliche Intelligenz kann bereits jetzt Songs komponieren. Auch in der Produktion wird sie längst eingesetzt. Und in Südkorea feiert man heute schon virtuelle K-Pop-Stars.

Die Musikbranche hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Umbrüche erlebt, sei es durch das Aufkommen des Internets oder Plattformen wie Spotify und Co. Dass Künstliche Intelligenz die Musikbranche verändern und womöglich revolutionieren wird, daran glaubt auch Moritz Eggert. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen. Als Komponist, Performer, Autor und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes hat Moritz nicht nur ein gutes Gespür für die Musikwelt. Er ist auch dafür bekannt, sich und die Kunst immer wieder neu zu erfinden, mit Grenzen zu spielen und Wandel als Chance für Neues zu begreifen. Aber wo Neues kommt, muss meist Altes weichen. Deshalb stellt sich natürlich auch die Frage, wer von KI bedroht ist – vielleicht sogar in seiner Existenz. 

Welche Chancen und Risiken birgt Künstliche Intelligenz für die Musikwelt? Darüber habe ich mit Moritz Eggert gesprochen. Viel Spaß mit der Folge!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch der Sinneswandel Podcast gefällt und ihr meine Arbeit unterstützen möchtet – was mich natürlich sehr freuen würde – könnt ihr das ganz einfach über Steady oder indem ihr einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/SinneswandelPodcast schickt. Alle Infos und Links findet ihr wie immer auch in den Shownotes. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal, im Sinneswandel Podcast.

 

22. Januar 2024

Cesy Leonard: Warum bist du [so] radikal?

von Marilena 17. November 2022

Immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich ohnmächtig, angesichts der Vielzahl von Krisen. Was hilft daher, um aus diesem Ohnmachtsgefühl herauszukommen? Selbstwirksamkeit, sagt Aktionskünstlerin Cesy Leonard. Sie hat “Radikale Töchter” gegründet, mit denen sie Workshops gibt, in denen der “Mutmuskel” trainiert wird. Denn den braucht es, so Cesy, um (politisch) aktiv zu werden und ins Handeln zu kommen. Wie genau das geht, darüber spricht Cesy Leonard mit Marilena Berends im Sinneswandel Podcast.

Shownotes:

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

► Cesy Leonard findet ihr auch auf Twitter.
► Radikale Töchter sind auch auf Twitter und Instagram.
► Podcast der Radikalen Töchter: “Mut für Anfänger”.
► Zentrum für Politische Schönheit

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

Ob Klimakrise, Ukraine-Krieg, Menschenrechtsverletzungen, Massentierhaltung oder Patriarchat – es gibt genug, um nicht zu sagen unzählige Gründe, auf die Straße zu gehen. Oder zumindest Grund genug, um wütend zu sein. Weil diese Welt alles andere als gerecht ist. Weil sie längst nicht allen von uns ein sicheres und lebenswertes Zuhause bietet. Aber was kann ich dagegen oder vielmehr dafür tun, damit sich das ändert?

Immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich angeblich ohnmächtig, angesichts der Vielzahl von Krisen. Wer hat sich nicht schon einmal klein und machtlos gefühlt, weil alles so überwältigend und vielleicht sogar beängstigend wirkt? Das ist verständlich und wohl auch menschlich. Aber was hilft, um aus diesem Ohnmachtsgefühl herauszukommen? Den Kopf in den Sand stecken oder die Füße hochlegen und alle Verantwortung an “die da oben” abgeben, mag naheliegend sein, hilft aber nachweislich wenig. Aber was dann?

Mut, sagt Aktionskünstlerin Cesy Leonard, braucht es. Okay, aber wo soll der plötzlich herkommen? Der lässt sich trainieren, wie ein Muskel, so Cesy. Wie das funktioniert, zeigt die Aktionskünstlerin in Mutmuskel-Workshops mit den “Radikalen Töchtern”. Ein Projekt, in dem die Grenzen zwischen Kunst und Nichtkunst aufgehoben werden und Möglichkeitsräume sichtbar werden, wo sie scheinbar nicht mehr sind. Denn wer Selbstwirksamkeit verspürt, fühlt sich im besten Fall auch ermutigt, ins Handeln zu kommen und wird politisch aktiv. Aber wo fange ich da an? Ganz einfach, sagt Cesy, bei dem, was einen besonders wütend macht. Wieso, das hat Cesy Leonard mir im Podcast erzählt.

…

Vielen Dank auch an euch fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Cesy gefallen hat, teilt es gerne. Wenn ihr mehr erfahren wollt, findet ihr in den Shownotes alles zu den “Radikalen Töchtern”. Und, wie immer, auch alles Infos, wie ihr Sinneswandel und damit auch meine Arbeit finanziell unterstützen könnt. Das würde mir helfen und mich sehr freuen. Das war’s von mir! Danke und bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

17. November 2022

Das «Ewige Eis» schmilzt – Sinnbild des Wandels?

von Marilena 25. Oktober 2022

Seit Beginn der Industrialisierung haben Gebirgsgletscher mehr als die Hälfte ihrer Fläche und ein Drittel ihres Eisvolumens verloren. Das klingt nicht nur alarmierend, sondern sollte es auch sein, wenn man bedenkt, dass Gebirgsgletscher als eine Art “globales Fieberthermometer” gelten. Das “Ewigen Eis”, es schmilzt. Immer schneller – bis es irgendwann ganz verschwunden ist? Mit Fotograf Olaf Otto Becker hat sich Marilena Berends über die Schönheit und Zerbrechlichkeit der schwindenden Eismassen unterhalten. Das Gespräch ist Teil des “Art’nVielfalt’-Podcast des Museum Sinclair-Haus und der Stiftung Kunst und Natur.

Shownotes:

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► “Ewiges Eis”: 3-teilige Reihe im Podcast „Art’n’Vielfalt“ des Museum Sinclair-Haus.
► Stiftung Kunst und Natur – Museum Sinclair-Haus.
► Olaf Otto Becker.
► Ludwig Berger: “Melting Landscapes”, 2016.

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25. Oktober 2022

Wieso brennen immer mehr Musiker*innen aus?

von Marilena 13. Oktober 2022

Endlich wieder live Konzerte – wer hat sich darauf nicht gefreut, nach gut zwei Jahren Corona bedingter Abstinenz?! Doch aller Euphorie zum Trotz, sagen immer mehr Musiker*innen weltweit – Haftbefehl, Shawn Mendes, Arlo Parks, Robbie Williams, Justin Bieber, Sam Fender – ihre Konzerte und ganze Tourneen ab. Auch Malte Huck von Beachpeople und Rapper Ahzumjot kennen den Druck der Branche. Im Podcast erzählen sie offen und ehrlich über ihre Liebe zur Musik, über Einsamkeit, Wut, Hoffnung und Verletzbarkeit.

Shownotes:

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► Spotify BEACHPEOPLE.
► Spotify Ahzumjot.
► Malte Huck auf Instagram.
► Ahzumjot auf Instagram.

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13. Oktober 2022

Wandelmut: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben?

von Marilena 17. Mai 2022

Wie sehen nachhaltige Alternativen zum konventionellen Bauen und Zusammenleben aus? Um das herauszufinden, haben Architekt Leopold Banchini und Künstler Lukas Feireiss Lloyd Kahn, einen Pionier des nachhaltigen Bauens, in seinem selbstgebauten Haus in Kalifornien besucht. Die daraus entstandene Installation verbindet Kahns Gedanken mit der Gegenwart und wirft die Frage auf, wie Architektur und nachhaltige Lebensweisen zusammengedacht werden können. Wie kann das gelingen? Um Antworten auf diese Frage zu erhalten, hat sich Marilena mit Lukas Feireiss unterhalten. Der Podcast ist der zweite Teil der 3-teiligen Podcastreihe “Wandelmut”, die im Auftrag des Museum Sinclair-Haus entstanden ist.

Shownotes:

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► Studio Lukas Feireiss.
► “There Are Walls That Want to Prowl” by Leopold Banchini, Lukas Feireiss.
► “Wandelmut”: 3-teilige Reihe im Podcast „Art’n’Vielfalt“ des Museum Sinclair-Haus.
► Stiftung Kunst und Natur – Museum Sinclair-Haus.

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17. Mai 2022

I’ll be your mirror

von Henrietta Clasen 30. November 2021

Spiegelneuronen – ohne die Nervenzellen in unseren Gehirnen wären wir vielleicht nicht in der Lage, uns in andere hineinzuversetzen. Reflexion, sich spiegeln – im Außen, wie im Innen. Dafür braucht es Substanz – etwas, auf dem sich Projizieren lässt, sonst sehen wir nicht. Wie ein Diaprojektor, den man in die Leere richtet. Nichts. Betrachten wir Kunst, werden wir einerseits mit uns selbst konfrontiert, wie auch mit der Künstlerin – eine Synthese zweier Blicke. Inspiriert durch den Besuch der Ausstellung “Klasse Gesellschaft” in der Hamburger Kunsthalle mit den Künstlern Lars Eidinger und Stefan Marx, ist dieser kurze Impuls entstanden.  

Shownotes:

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► Ausstellung [“Klasse Gesellschaft – Alltag im Blick niederländischer Meister” mit Lars Eidinger und Stefan Marx – in der Hamburger Kunsthalle bis 27. März 2022.
► Die Zitate von Lars Eidinger stammen aus der Aufzeichnung der Ausstellungseröffnung am 25. November 2021 in der Hamburger Kunsthalle.
► Lars Eidinger auf Instagram.
► Stefan Marx auf Instagram.

Kontakt:
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Transkript: I’ll be your mirror – Der Blick der Anderen, ein Spiegel?

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

“I’ll be your mirror” – weiß auf schwarz, in dicken Lettern leuchtet es mir von der Wand entgegen. Es ist ein Donnerstagabend im November, an dem ich in der Hamburger Kunsthalle stehe. Herbei gelockt von der Einladung zweier Künstler zu ihrer Vernissage. “I’ll be your mirror” – der Schriftzug, der auf der Leinwand vor mir prangt, stammt von dem Zeichner Stefan Marx. Zusammen mit Schauspieler und Künstler Lars Eidinger sind seine Werke Teil der Ausstellung “Klasse Gesellschaft”. Ich stehe gut einen Meter von dem besagten Bild entfernt. Es hat in etwa die Größe eines Badezimmerspiegels. Vielleicht ein bisschen größer. Ich könnte mich zumindest bis zum Bauchnabel darin sehen. Aber das möchte mir das Kunstwerk wohl kaum vermitteln. Obwohl – wieso nicht? Selbst, wenn diese Assoziation nahe liegt, bei dem Wort “mirror” an einen Spiegel zu denken, so ist der Gedanke, das Bild zumindest in mir, bei der Betrachtung des Kunstwerks entstanden. Ob der Künstler nun genau das bezwecken wollte, ist erst einmal zweitrangig. Denn vielleicht hat es ja auch gar nicht den einen Zweck zu erfüllen. Nicht die eine message, die es den Kunstschauenden vermitteln möchte – vielleicht geht es um etwas ganz anderes. Ich denke an die Worte zurück, die Lars Eidinger ein paar Minuten zuvor in der Eröffnungsrede an das Publikum gerichtet hat: “‘I’ll be your mirror’ ist in gewisser Weise missverständlich, weil Sie sind natürlich auch mein Spiegel. Ich brauche Sie ja unbedingt sozusagen, um mich zu begreifen. […] Und ich unterstelle Ihnen mal, oder anders gesagt, es wäre schön, wenn Sie gar nicht wegen mir hier sind, sondern wegen sich. Und, dass es um Sie geht heute Abend und, dass Sie was über sich verstehen wollen.”

I’ll be your mirror. Spiegelneuronen – ohne die Nervenzellen in unseren Gehirnen wären wir im Zweifel nicht in der Lage, uns in andere hineinzuversetzen. Reflexion. Sich spiegeln – im Außen, wie im Innen. Dafür braucht es Fläche, Substanz. Etwas, auf dem sich Projizieren lässt. Sonst sehen wir nicht. Wie ein Diaprojektor, den man in die Leere richtet. Nichts. Betrachte ich also die Bilder in der Ausstellung, werde ich einerseits mit mir selbst konfrontiert, wie auch mit dem Künstler. In gewisser Weise eine Synthese zweier Blicke: “Ich würde immer beschreiben, dass ich die Bilder benutze, um mich zu sehen, um mich darin wiederzuerkennen. Ich will die Bilder nicht zeigen, sondern mich selbst erkennen. Und ich möchte das Gegenüber dazu bringen, sich in diesen Bilder wiederzufinden und zu erkennen. Und das klingt vielleicht banal, aber es ist immer wieder interessant, was die Leute in den Bildern sehen und was das über sie erzählt. […] Wenn Sie da nach unten in den Raum gehen und meine Bilder sehen, dann zeige ich Ihnen wie es in mir aussieht.”

Absurd. Verstörend. Rührend. Mir fallen viele Wörter ein, mit denen sich die Fotografien von Lars Eidinger beschreiben ließen. Einige kenne ich bereits von seinem Instagram Kanal. Es sind Alltags Eindrücke, im weitesten Sinne – ready mades, wie Eidinger sie selbst bezeichnet. Früher hätte man wohl “Schnappschüsse” gesagt – aber im Zeitalter der Digitalität und Smartphone Fotos, klingt das zu antiquiert. Ready mades also. Ich stehe vor einem solchen. Die Fotografie zeigt ein älteres Paar, wie es sich gebannt Schmuck im Schaufenster ansieht, zu ihren Füßen liegt ein vermutlich Wohnungsloser, dessen Kopf zum Nickerchen auf einer Plastiktüte ruht. Ein anderes Bild zeigt zwei Männer. Der Größere von beiden hält einen Pappkarton über den Kleineren, um ihn vor dem Regen zu schützen. Er selbst trägt eine Papiertüte über dem Kopf. Die vollkommene Absurdität des menschlichen Seins und Tuns zeigt sich aber vermutlich in den Abbildungen, in denen nicht einmal Menschen anwesend sind – ihre Gegenwärtigkeit aber unübersehbar ist. So auf der Fotografie, die den Ast eines Baumes zeigt, der sich über die Errichtung eines Gartenzauns hinwegsetzt, indem er sich seine Wege sucht. Oder eine Treppe, die ins Nichts führt. “Vollendete Gegenwart”, nennt Eidinger diese Reihe. Nicht weil der Mensch in seinen Augen die Realität vervollkommnet – eher im Gegenteil: “…die Erkenntnis, dass der vermeintliche Zufall oder das Uninszenierte sich in einer Perfektion präsentiert, wie sie unnachahmlich ist. Ich kann diese Bilder nicht inszenieren. Und der Versuch ist immer erbärmlich. Und das interessiert mich auch an den Bildern, wo keine Menschen zu sehen sind. Weil man sieht, wie der Mensch versucht, etwas Natürliches, Kreatürliches zu imitieren und dabei so grandios scheitert. Und auch in der Abwesenheit des Menschen begreife ich den Menschen. Also die Bilder auf denen niemand zu sehen ist, sagen teilweise für mich mehr über die Menschheit aus, als Bilder auf denen Leute abgebildet sind.”

Und da wären wir wieder, bei der Konfrontation, dem Sehen und Gesehenwerden. „Der Blick des Anderen formt meinen Leib in seiner Nacktheit, läßt ihn entstehen, modelliert ihn, bringt ihn hervor, wie er ist, sieht ihn, wie ich ihn nie sehen werde“, schreibt Philosoph Jean-Paul Sartre in seinem Werk Das Sein und das Nichts. Weniger meinte er damit die Fotografie, als vielmehr den tatsächlichen Blick des Anderen, der mich spaltet: in Subjekt und Objekt zugleich. Weil ich mich erst in jenem Moment der Betrachtung eines Andern selbst erkenne und im selben Augenblick zum Gegenstand der Betrachtung werde, der sich meiner eigenen Beurteilung entzieht. Aber auch hier zeigt sich das, wovon Eidinger spricht, wenn er von Menschen erzählt, die Kunst betrachten. Was sie darin sehen, sagt oft mehr über sie selbst aus, als über das Objekt ihrer Betrachtung. Und gilt selbiges nicht auch, wenn wir Menschen beobachten? Sagt nicht unser Urteil, die Bewertung, die wir abgeben, mehr über uns aus, als über die Person, die in unser Blickfeld geraten ist? Es kann schmerzlich sein von anderen gesehen zu werden. Vor allem, wenn das Urteil anders ausfällt als unser eigenes oder, als wir es uns wünschen würden. Und doch liegt darin ein Potential verborgen. Natürlich nicht insofern, als dass wir jedes Bild, das uns widergespiegelt wird, ungefiltert und unhinterfragt in uns aufnehmen. Aber angeregt durch den Blickwinkel des Anderen, die eigene Perspektive zu hinterfragen, sich selbst oder die Welt und die Dinge in ihr in einem anderen Licht sehen zu können, das sind Erfahrungen, die uns als Einzelne nur schwer zugänglich sind: “Und dieses Verstehen und Begreifen, sich Erkennen, ist tatsächlich glaube ich die einzige Möglichkeit für den Menschen sich weiterzuentwickeln. Und wie oft schaffen wir es eigentlich gar nicht, in den Spiegel zu schauen. Vor allem nicht so zu schauen, oder sich so zu betrachten, wie wir eigentlich sind. Also wie oft schützen wir uns durch eine Maskerade oder spielen uns selbst was vor. Und das führt letztendlich immer zu einem großen Missverständnis und wahrscheinlich in letzter Konsequenz zu einer Form von Selbsthass oder Verachtung. Und dieses sich selbst Annehmen, das merke ich für mich, das ist der eigentliche Antrieb. Das ist das Ziel.”

Es liegt also auch etwas Versöhnliches, im Erkennen und Erkanntwerden. Wenn wir begreifen, dass wir nicht die einzigen sind, die an Banalitäten scheitern, deren Probleme weltlich sind und deren Leben überhaupt ziemlich trivial ist. Vielleicht ist das auch einer der Gründe, weshalb wir uns so sehr nach Authentizität sehnen. Weshalb wir gebannt Reality Shows verfolgen und uns auf Instagram durch die Stories von Fremden und Freunden klicken. Immer auf der Suche nach dem Ungefilterten, dem Alltäglichen – was dort in Wirklichkeit natürlich nicht zu finden ist. Und doch ziehen sie uns an, die sozialen Netzwerke. Weil sie bedienen, wonach wir suchen: Bestätigung. Weil wir sehen und gesehen werden. Plötzlich Einblicke in die Leben anderer Menschen erhalten, die uns eigentlich so fern scheinen. Wir ziehen Vergleiche – was natürlich nicht immer dienlich ist Vor allem, wenn wir, außer dem teils inszenierten und kuratierten Alltag der Menschen dort, kaum etwas über sie wissen. Aber eben in jener Ambivalenz erkennt Eidinger die Schönheit für sich: “Ich schöpfe immer aus dem Widerspruch. Der Satz von Brecht: “Die Widersprüche sind unsere Hoffnung”, das ist mein Credo. Und ich merke, dass im Widerspruch alles an Potential steckt, was man mit Talent für sich nutzbar machen kann. Und ein Begriff, wie “Soziale Netzwerke”, ist ein klassisches Oxymoron. Es gibt keinen Ort, der asozialer ist, als diese Netzwerke. Und trotzdem bin ich davon alles andere als fasziniert. Ich bin davon fasziniert angewidert. Und wahrscheinlich in letzter Konsequenz einfach nur hochgradig abhängig.”
Insofern lasst uns lieber den Blick vom Bildschirm lösen. Manchmal muss man auch nicht alles sehen und gesehen haben. Außer die Ausstellung “Klasse Gesellschaft”, die möchte ich an dieser Stelle doch noch kurz empfehlen. Ein kurzer Blick in die Shownotes genügt, da findet ihr mehr Infos. Wenn euch die Episode gefallen hat, freuen auch wir uns natürlich über Bestätigung jeder Art. Das geht ganz einfach via Steady oder, indem ihr uns einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Mein Name ist Marilena Berends, ich bedanke mich bei euch fürs Zuhören und sage bis bald im Sinneswandel Podcast!

30. November 2021

Florian Illies: (Braucht es mehr) Liebe in Zeiten des Hasses?

von Henrietta Clasen 23. November 2021

Es sei nicht möglich, eindeutige Lehrsätze aus der Vergangenheit für die Gegenwart zu ziehen, aber jede Generation solle versuchen Fragen an die Geschichte zu stellen – weil das Überraschende sei, so Florian Illies, dass die Geschichte uns dann ganz neue Antworten gebe. In seinem neuen Buch “Liebe in Zeiten des Hasses” erkundet der Autor und Kunsthistoriker die “Goldenen Zwanziger” anhand ihrer Beziehungskonstellationen. Denn die Liebe, so Illies, eröffne uns neue Perspektiven auf die Zeit. Was wir aus der Geschichte und durch die Gefühlseindrücke der Protagonisten aus der Berliner und Pariser Boheme lernen können, darüber hat Marilena Berends mit dem Autor selbst gesprochen.

Shownotes:

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► Florian Illies: “Liebe in Zeiten des Hasses – Chronik eines Gefühls 1929 – 1939”, S. Fischer 2021.
► Helmuth Lethen: “Verhaltenslehre der Kälte”, Suhrkamp 2014.
► Hörenswert: “Augen zu” – der Kunstpodcast der ZEIT mit Florian Illies und Giovanni di Lorenzo.

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23. November 2021

Kennt Google uns besser, als wir selbst?

von Henrietta Clasen 5. Oktober 2021

Laufen wir im Sand, hinterlassen wir Fußabdrücke. Gleiches gilt für die digitale Welt. Nur sind wir uns, anders als im analogen Leben, selten darüber bewusst, welche Spuren wir hier hinterlassen. Geschweige denn, wer unsere digitalen Fußabdrücke zurückverfolgen kann und welche Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Erleben wir vielleicht heute schon einen digitalen Kontrollverlust? Die Künstler*innengruppe Laokoon hat sich auf eine digitale Spurensuche begeben und anhand eines interaktiven Datenexperiments eindrucksvoll veranschaulicht, wie weitreichend die Einblicke in unser Seelenleben und unsere intimsten Geheimnisse sind, die wir Google, Facebook und Co. jeden Tag gewähren. Gemeinsam mit Moritz Riesewieck von der Laokoon Gruppe hat sich Marilena Berends in dieser Episode die Frage gestellt, ob das Internet wohl mehr über uns weiß, als wir selbst.

Shownotes:

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Diese Episode wird präsentiert von Braineffect. Wer große Ambitionen und lange To-Do Listen hat, braucht Energie, um diese verwirklichen zu können. Braineffect unterstützt euch dabei mit dem richtigen „Mind Food“ – für besseren Schlaf, mehr Konzentration und Wohlbefinden. Zum Beispiel mit dem Vitamin D3 Öl. Weitere Infos findet ihr in unseren Shownotes und auf brain-effect.com.

► Besucht die interaktive Website der digitalen Spurensuche ‘Made To Measure’ der Laokoon Gruppe.
► Die Filmdokumentation zu ‘Made to Measure ist bis 30.08.2022 in der ARD Mediathek verfügbar.
► Hier erfahrt ihr mehr über die Künstler*innengruppe Laokoon.
► Mehr Infos über die Kulturstiftung des Bundes und deren Veranstaltungsreihe ‘Labore des Zusammenlebens’.

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5. Oktober 2021

Igor Levit: Können wir überhaupt unpolitisch sein?

von Henrietta Clasen 12. April 2021

Was macht ein Pianist, der keine Konzerte mehr spielen kann? Auf diese Frage gibt es sicherlich viele Antworten. Eine davon liefert Igor Levit, den die New York Times als einen der „bedeutendsten Künstler seiner Generation“ beschreibt. Bereits am 12. März 2020, entschließt sich Igor die Konzerte in sein heimisches Wohnzimmer zu verlegen. Jeden Abend um 19 Uhr spielt er live – und tausende von Menschen schauen und hören ihm via Twitter und Instagram dabei zu. Marilena hatte die Gelegenheit, sich mit Igor Levit persönlich zu unterhalten und mit ihm über das vergangene Jahr zu sprechen, das ihn, wie er sagt, näher zu sich selbst geführt hat, wie kaum ein anderes. Es ist ein Gespräch, das sehr persönlich erscheinen mag, uns auf der anderen Seite aber auch das Politische, das Igor als untrennbar mit seinem Wesen verknüpft begreift, vor Augen führt. Denn gibt es eigentlich irgendetwas im Leben, das nicht politisch ist? Können wir unpolitisch sein? 

Shownotes:

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► Website Igor Levit.
► Igor Levit, Florian Zinnecker: Hauskonzert. Hanser Literaturverlage.
► Musik: Waldsteinsonate, Igor Levit. Mit freundlicher Genehmigung von Sony Music International .

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12. April 2021

Joséphine Sagna: Kann Kunst (uns) befreien?

von Henrietta Clasen 5. April 2021

Joséphine Sagna setzt sich in ihrem künstlerischen Schaffen mit der Identitätsfrage einer Schwarzen Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft auseinander. Mit Vorurteilen und Rassismus, Fremd- und Eigenwahrnehmung, Intimität und Selbstinszenierung der Dargestellten. In den Mittelpunkt stellt sie den weiblichen Körper, selbstbewusste, starke BIPoC-Frauen, die sich dem westlichen Schönheitsideal entgegenstellen. Joséphine Sagna möchte die Essenz der Figuren darstellen, ihre laute, leise, weiche, starke und freie Art in einem vielschichtigen und fragmentarischen Bild einfangen — Schicht für Schicht, vielfarbig und mit unterschiedlichen Facetten. 

SHOWNOTES:

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Ein besonderer Dank gilt den Fördermitgliedern, die Sinneswandel als Pionier:innen mit 10€ im Monat unterstützen: Anja Schilling, Christian Danner, Bastian Groß, Pascale Röllin, Sebastian Brumm, Wolfgang Brucker, Petra Berends, Holger Bunz, Dirk Kleinschmidt, Eckart Hirschhausen, Isabelle Wetzel, Robert Kreisch, Annette Hündling, Deniz Hartmann, Torsten Sewing, Hartmuth Barché, Dieter Herzmann, Hans Niedermaier, Constanze Priebe-Richter, Birgit Schwitalla, Heinrich Ewe, Julia Freiberg, Dana Backasch, Peter Hartmann, Martin Schupp, Juliane Willing, Andreas Tenhagen, eeden Hamburg Co-creation Space for visionary women*, David Hopp, Jessica Fischer (Universität Paderborn), Ioannis Giagkos, Matthias Niggehoff, Nina Lyne Gangl, Johanna Bernkopf , Holger Berends und Sebastian Hofmann.

► Website Joséphine Sagna.
► Joséphine Sagna auf Instagram.
► Doku My Body – My Art. Frauen. Körper. Kunst. auf 3sat u.a. mit Joséphine Sagna.

Kontakt:
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5. April 2021
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