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Technik

Generation AirPod: Können wir Stille nicht mehr aushalten?

von Marilena 7. August 2025

Die kleinen, weißen Stöpsel im Ohr sind omnipräsent. Auch ich greife oft reflexhaft zu meinen AirPods, sobald ich aus dem Haus gehe. Wir hören Musik, Podcasts, telefonieren – überall. Hauptsache, es ist nie ganz still. Aber warum eigentlich? Was macht dieses permanente Grundrauschen mit uns – mit unserer Wahrnehmung und dem Miteinander?

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Statista: Unit shipments of headphones worldwide from 2013 to 2024
► The New Yorker (2016): Headphones Everywhere
► Byung-Chul Han (2019): Vom Verschwinden der Rituale. Eine Topologie der Gegenwart
► Georg Simmel (1903): Die Großstädte und das Geistesleben
► The Shins Szene aus dem Film Garden State (2004)
► David Waldecker (2017): Ohren und Kopfhörer im öffentlichen Raum
► Study (2022): Impact on Hearing Due to Prolonged Use of Audio Devices
► teenVOGUE (2021): Wired Headphones Are the New “It” Accessory — and We Should Have Seen It Coming
► Instagram: @wireditgirls

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel-Podcast. Ich bin Marilena und ich freue mich sehr, dass ihr heute wieder zuhört.

Vielleicht habt ihr das auch schon mal erlebt, ihr seid Fahrrad gefahren oder mit der Bahn oder im Auto, hört dabei Musik auf euren Kopfhörern, was auf dem Fahrrad natürlich eigentlich nicht wirklich gut ist und im Auto wahrscheinlich nicht mal erlaubt. Aber ja, wir machen es gelegentlich alle doch mal. Und ihr fahrt da so, hört Musik, ganz für euch, eure Lieblingsmusik vielleicht. Und die Landschaft zieht an euch vorbei und ihr kommt euch vor wie in einem Film, in eurem ganz eigenen Film. Und ihr lasst alles um euch herum ausfaden. Also ihr nehmt die Landschaft um euch herum war, eure Musik und seid ganz für euch.

Und das ist mir auf jeden Fall auf dem Weg in meinen Urlaub und auch zurück, wo ich mit der Bahn gefahren bin, so vorgekommen, als ich dasaß und meine Noise-Canceling-Kopfhörer aufhatte. Und da ist mir eigentlich bei dieser sehr alltäglichen Beschäftigung und dieser sehr banalen Beobachtung die Idee für diese Folge gekommen. Weil ich glaube, dass das Thema eine tiefere Ebene hat. Oder das hoffe ich zumindest. Und diese Gedanken möchte ich gerne mit euch teilen. Also worum geht’s?

Es geht eigentlich im weitesten Sinne um die Omnipräsenz von Kopfhörern im öffentlichen Raum. Wenn wir das Haus verlassen, und da zähle ich mich dazu, dann greife ich reflexartig nach meinen AirPods. Und manchmal mache ich Musik oder Podcasts an, ohne darüber nachzudenken, ob ich darauf wirklich Lust habe. Es ist einfach eine Routine, eine Autobahn in meinem Kopf, die ich immer wieder gleich durchfahre und abspule. Und da habe ich mich gefragt, was macht das eigentlich mit mir, mit meiner eigenen Wahrnehmung, aber auch im weiteren Sinne mit uns als Gesellschaft?

Und lustigerweise hat sich diese Frage verstärkt in meinem Kopf, nachdem mein Freund vor einigen Wochen, seine Kopfhörer verloren hat, seine AirPods. Und ich würde sagen, er hört noch sehr viel häufiger unterwegs Musik und hat sie manchmal auch drin, obwohl er gar nichts hört. Und er hat mir erzählt, dass das für ihn am Anfang natürlich eine etwas schmerzhafte Erfahrung war, sie zu verlieren, weil natürlich ist das ärgerlich. Aber gleichzeitig, jetzt mit etwas Abstand, ist es auch eine Bereicherung, weil er auf Strecken, die er sonst zurückgelegt hat, zur Arbeit, auf Reisen, immer etwas gehört hat. Und genau wie ich auch manchmal sich gar nicht gefragt hat, ob er darauf wirklich Lust hat, sondern dass das wie ein Grundrauschen immer dabei gewesen ist. Und jetzt ist es eben auch manchmal einfach still und er nimmt wahr, was draußen passiert, um ihn herum, aber auch in ihm selbst.

Und im Grunde ist das meine These: Wenn wir Kopfhörer tragen, dass es dabei eben gar nicht nur um Unterhaltung geht, sondern vielleicht auch um eine Art von Selbstschutz, Stichwort Noise-Cancelling. Aber auch um ein Unterdrücken, also im positiven wie vielleicht im negativen Sinne. Und darüber würde ich ganz gerne in dieser Podcast-Folge sprechen. Über diese akustische Membran, die zwischen uns, der Person, die Kopfhörer trägt und der Welt liegt und die eben nicht nur den Lärm filtert, sondern vielleicht auch die Emotionen, Gedanken und vielleicht sogar Begegnungen. Also was steckt hinter diesen akustischen Dauerrauschen?

Bevor ich mit der Folge beginnen will, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, wenn ihr meinen Podcast gerne hört, dann würde ich mich total darüber freuen, wenn ihr mich unterstützt, meine Arbeit, das könnt ihr ganz einfach über Steady oder über Paypal. Die ganzen Infos dazu findet ihr in den Shownotes.

Vielleicht erinnert ihr euch auch noch, als kabellose Kopfhörer noch relativ neu waren, also die, die über Bluetooth funktionieren, so wie AirPods. Da gab es manchmal seltsame Situationen. Man saß zum Beispiel in der Bahn und eine Person sitzt einem gegenüber und dann fängt diese Person an zu sprechen. Man guckt nach oben, weil vorher hat man etwas gelesen oder auf dem Handy rumgedaddelt und denkt, die Person spricht mit einem und antwortet oder fragt nach: „Entschuldigung, was haben sie gesagt?“ Und dann guckt die andere Person einen so super irritiert an und erst dann realisiert man: Okay krass, die spricht gar nicht mit mir, sondern die redet mit sich selbst bzw. mit ihren Kopfhörern, mit einer anderen Person. Und diese Situation fand ich am Anfang total befremdlich. Oder ich weiß auch noch, dass ich es andersrum seltsam fand, über Kopfhörer zu telefonieren. Weil ich am Anfang dachte: Okay, jetzt denken die Leute vielleicht, wenn ich unterwegs bin zu Fuß, dass ich mit mir selber rede, dass ich ein bisschen seltsam bin. Und jetzt, einige Jahre später, ist es das Normalste der Welt. Ich glaube, viele von uns denken überhaupt nicht mehr darüber nach, wenn sie mit Kopfhörern telefonieren, einfach weil es omnipräsent ist.

Und das zeigt sich auch, ich habe mal so ein bisschen mehr Statistiken angeschaut, im Verkauf von Kopfhörern. Ich habe gesehen, zwischen 2013 und 2024 ist der Verkauf von Kopfhörern, um fast 90 Prozent auf eine halbe Milliarde pro Jahr, angestiegen. Und seit der Erfindung der AirPods, das ist mittlerweile fast zehn Jahre her, also 2016, ist der Markt immer stärker gewachsen. Vor allem auch noch mal während der Corona-Jahre, wo wir alle ständig vorm Computer saßen, in Zoom-Calls. Und ich weiß, dass ich in der Zeit auf jeden Fall auch sehr, sehr viel mit meinen AirPods spazieren gegangen bin.

Und die Frage ist natürlich, was macht das mit unserer eigenen Wahrnehmung, mit unseren Hörgewohnheiten, aber auch mit uns als Gesellschaft?

Ich habe in der Recherche zu dieser Folge einen Artikel vom The New Yorker gefunden, auch aus dem Jahr 2016, als AirPods und kabellose Kopfhörer präsenter wurden. Und darin steht, also im weitesten Sinne, die Außenwelt, die früher ein gemeinsames auditives Umfeld, also eine gemeinsame hörbare Erfahrung war, ist jetzt zersplittert. Und wir bewegen uns heute in unserer eigenen Blase aus selbstprogrammiertem Sound. Das klingt zunächst mal relativ negativ, aber man kann es natürlich auch so auffassen: Dass man sagen kann, okay, mit der Erfindung von Kopfhörern haben wir die Freiheit gewonnen, zu hören, was wir wollen. Und damit natürlich auch die Freiheit, auszuschalten, was um uns herum passiert. Das heißt, Kopfhörer helfen uns, den ganz persönlichen Raum von uns abzugrenzen und ermöglichen uns, uns abgeschirmt, sicher und privat zu fühlen – vielleicht auch Emotionen zu verstärken, die wir gerade haben, oder das Entgegenteilige zu bewirken. Also, wenn wir uns nicht gut fühlen, kann Musik dazu führen, dass wir uns besser fühlen. Oder wir können, wenn wir unterwegs sind, Nachrichten hören, wir können Podcasts hören. Das heißt natürlich, wie der Kapitalismus das auch ganz gerne hat, Zeit effektiv zu nutzen.

Es hat natürlich sein Gutes, aber es hat auch einen bitteren Beigeschmack. Ich habe eine Studie gefunden, die ist aus 2014, ich würde sagen noch vor dem großen Boom der Kopfhörer, aber trotzdem auf eine Art auch mittendrin. Und das war eine Befragung unter Millennials, also damals Personen zwischen ich glaube 19 und Mitte 20. Und da haben 73 Prozent angegeben, dass sie Kopfhörer vor allem nutzen, um Kontakt zu anderen zu vermeiden. Und das finde ich sehr spannend. Weil, wer kennt das nicht, wenn wir unterwegs sind, auf Reisen, in der Bahn, wenn man sich umschaut, tragen eigentlich extrem viele Menschen Kopfhörer. Und auch ich würde sagen, ich nutze sie schon häufiger auch mal, um nicht gestört zu werden, weil ich arbeite, weil ich lese und weil ich diese Zeit vielleicht auch ganz bewusst gerade alleine verbringen möchte.

Aber natürlich ist das auch ein bisschen, ja, nicht asozial, aber es könnten ja auch schöne Begegnungen entstehen. Und wenn alle einfach nur noch sich auf sich konzentrieren und das zur Gewohnheit machen, nimmt das ja auch einen Raum in Anspruch. Vor allem, wenn andere Personen teilweise sehr laut auf ihren Kopfhörern hören oder ihr Umfeld dann gar nicht mehr so richtig wahrnehmen. Auch das habe ich schon erlebt.

Ganz spannend fand ich dazu im Kontrast, dass in den späten 70ern, Anfang 80er Jahren, da wurde der Walkman erfunden – vielleicht kennen den einige von euch – und die hatten tatsächlich zu Beginn einen zweiten Kopfhöreranschluss, damit man die mit Freunden teilen konnte. Weil der ehemalige Sony-CEO, die den Walkman herausgebracht haben, es als unhöflich empfunden hat, wenn man seine Musik alleine hört. Und heute ist das selbstverständlich, dass wir das tun.

Aber spannend ist es auch, dass sich nicht nur unsere Hörgewohnheiten verändert haben, also dass wir Musik vor allem unterwegs mit den Kopfhörern hören, sondern, dass sich auch die Art verändert hat, wie Musik produziert wird. Ich habe ein Zitat von einem US-amerikanischen Produzenten gefunden, der heißt Nick Sansano. Der hat gesagt, früher waren Kopfhörerchecks wirklich nur dazu gedacht, mal zu hören, wie klingt das denn eigentlich mit Kopfhörern? Und jetzt produziert er einen Großteil seiner Musik mit Kopfhörern, weil er weiß, dass viele seiner Hörerinnen und Hörer das auch machen und dass der Sound ganz anders klingt als über Boxen.

Ich habe mich gefragt, wenn man sieht, okay, immer mehr Menschen laufen mit Kopfhörern durch die Gegend, hören so Musik statt über Boxen, hören unterwegs Podcasts und so weiter, wie verändert das die Atmosphäre im öffentlichen Raum und unser Miteinander?

Ganz schön still, oder? Ich weiß nicht, was bei euch gerade im Kopf passiert ist, aber meistens passiert ja eine ganze Menge, wenn es still um uns herum wird. Entweder nehmen wir dann in uns etwas wahr, Gedanken, Gefühle, manchmal aber auch, was um uns herum passiert. Und, dass dieser Raum immer kleiner wird, also der Raum, in dem solche Stille bewusst wahrgenommen wird, das kritisiert der südkoreanisch-deutsche Philosoph Byung-Chul Han in seinem Buch „Vom Verschwinden der Rituale, eine Topologie der Gegenwart.“ Er betont darin immer wieder, dass der Kapitalismus die Stille nicht liebt, weil kapitalistische Systeme ihm zufolge eine dauerhafte Aktivität fördern, also Konsum und vor allem Lärm. Und er sagt, Stille gilt als verdächtig, weil sie nicht produktiv verwertet werden kann. Dabei ist Stille die Voraussetzung für Kreativität, innere Freiheit und Gemeinschaft, sagt Han. Er meint damit, dass „echte“ Stille besonders wertvoll ist, weil sie nicht einfach nichts ist, sondern ein Möglichkeitsraum, in dem wir zur Ruhe kommen können, Dinge spüren oder anderen Menschen begegnen können. Han sagt, wir sollten die Stille nicht nur nutzen, um Lärm auszublenden, wie wir es mit Noise-Cancelling-Kopfhörern tun, sondern auch, um wieder mehr mit uns selber in Kontakt zu treten und gesellschaftlich zueinander zu finden.

Je häufiger wir uns von außen mit Inhalten, ob Musik oder Podcast sind, die können uns natürlich auch im Positiven bewegen und berühren. Aber trotzdem entsteht dadurch nicht mehr so viel Raum, etwas wahrzunehmen, was in uns und um uns herum passiert. Und auf der anderen Seite kann man sich natürlich fragen, vielleicht brauchen wir diese Art der Abschottung und diesen Rückzug ins Private heute einfach mehr? Vielleicht ist das einfach notwendiger geworden?

Und dabei habe ich an Georg Simmel gedacht. Über den habe ich mal in meinem Kulturwissenschaftsstudium einen längeren Essay-Aufsatz geschrieben. Und zwar hat Georg Simmel in „Die Großstädte und das Geistesleben“, den Aufsatz oder das Buch hat er schon 1903 verfasst. Und darin beschreibt er, wie quasi die Reize der Großstadt uns überfordern, unser Nervensystem, und dazu führen, dass wir innerlich abstumpfen. Und, dass diese Reizüberflutung uns dazu bringt, Wege zu finden, damit umzugehen. Und das bedeutet häufig auch einen Umgang damit, der eine Abschottung von anderen und den Dingen um uns herum bedeutet. Und laut Simmel entwickeln wir dadurch eine gewisse Blasiertheit. Er meint damit eine Art Gleichgültigkeit. Also gar nicht unbedingt ein Desinteresse, sondern eine bewusste oder unterbewusste Reduzierung von emotionalen Reaktionen auf diese äußeren Reize, auf den Lärm um uns herum, der in Großstädten sehr präsent ist. Aber auch die anderen Menschen. Und wir tun das, um unsere eigene Psyche zu schützen.

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil ich würde behaupten, dass ich auch ein sehr geräuschempfindlicher Mensch bin. Und mir helfen Noise-Canceling-Kopfhörer häufig, um mehr wahrzunehmen, was in mir passiert. Oder um mich besser konzentrieren zu können. Ich glaube auch, gerade Menschen, die auch neurodivers sind, nutzen solche Kopfhörer häufig. Und das ist, glaube ich, gar nicht allen Menschen so bewusst. Aber ich fand es ganz interessant, dass man eben Kopfhörer auch als modernes Pendant zu Simmels These verstehen kann. Als diesen individuellen Rückzugsort und Blase, die eine Grenze zur Außenwelt signalisieret: Ich möchte mich abschirmen, ich möchte quasi nicht gestört werden. Und die Frage ist, ob wir dadurch etwas verlieren oder, ob wir auch etwas dazu gewinnen?

Bei der Vorbereitung auf die Folge musste ich an eine Szene aus dem Film Garden State von 2004 denken. Natalie Portman gibt darin in einer Szene Zach Braff, also dem Hauptprotagonisten, ihre Kopfhörer. Der ist am Anfang etwas skeptisch. Dann setzt er die Kopfhörer auf und sie spielt ihm New Slang von The Shins vor. Also diesen Song hier. Und Zach Braff hört den Song auf seinen Kopfhörern oder auf ihren Kopfhörern vielmehr. Und währenddessen passiert etwas zwischen den beiden. Gar nicht durch Worte, weil es wird dann gar nicht gesprochen. Aber gerade durch diesen geteilten Song passiert etwas. Und irgendwie dachte ich, dass das auch ein Beispiel dafür ist, dass Kopfhörer uns nicht nur isolieren, sondern auch verbinden können, wenn wir sie ganz bewusst teilen, so wie den Walkman früher.

Ich bin in meiner weiteren Recherche noch auf einen Soziologen gestoßen, David Waldecker. Der hat sich intensiv mit der Omnipräsenz von Kopfhörern auseinandergesetzt. Und er hat gesagt, eigentlich seitdem es Kopfhörer gibt, die in der Öffentlichkeit getragen werden, gibt es auch die Kritik daran, dass Menschen sich durch das Tragen abkapseln. Und das sei wirklich kein neues Phänomen. Er sagt, dass das eigentlich auch in Ordnung ist.

Also, dass das ein ganz normales, eine menschliche Entwicklung der Gesellschaft sei. Aber er sagt auch, es kann kritisch sein, wenn niemand mehr hinhört. Das ist für den gesellschaftlichen Zusammenhang problematisch, weil, Zitat von Waldecker: „Der Rassist fühlt sich bestätigt, wenn er unwidersprochen andere beleidigen kann.“ Also, wenn wir alle mit unseren Noise-Canceling-Kopfhörern durch die Gegend laufen und neben uns jemand etwas sagt, was nicht in Ordnung ist, und wir es aber nicht mitbekommen, dann ist das fatal.

Und zum Thema, was verlieren wir vielleicht noch durch das ständige Tragen von

Kopfhörern? Wahrscheinlich auch zum Teil ein Teil unsere Hörfähigkeit. Es gibt diverse Studien, die zeigen, dass regelmäßiges, lautes Musikhören über Kopfhörer, insbesondere über 85 Dezibel und das für längere Zeit, das Risiko für bleibende Hörschäden verstärkt, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Wahrscheinlich wird eine Generation in Zukunft heranwachsen, beziehungsweise auch wir vielleicht schon. Also, ich mit meinen jetzt Anfang 30 werde schon früher Hörschäden haben, als es vielleicht noch Generationen davor geprägt hat, weil sie Musik ganz anders gehört haben. Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass auch immer mehr Menschen zum Beispiel heute auf Konzerte mit Ohrstöpseln gehen. Also, vielleicht wird sich das auch ausgleichen, wer weiß.

Was ich aber auch neu dazugelernt habe, ist tatsächlich, dass solche In-Ear-Kopfhörer, also so wie AirPods und viele Kopfhörer, die über Bluetooth funktionieren, tatsächlich eine Art Qualitätsverlust haben. Also, ein Qualitätsverlust beim Hören entsteht, der Musik. Wenn wir Musik über Boxen hören, dann füllt der Klang den Raum. Und bei In-Ear-Kopfhörern klingt eigentlich alles, als würde es in unserem Kopf stattfinden. Also, es ist viel weniger räumlich und auch weniger lebendig. Und gerade günstige In-Ear-Kopfhörer oder qualitativ schlechte Kopfhörer komprimieren die Klänge noch viel, viel stärker, liefern oft einen eher flachen, gedämpften Sound, isolieren uns eigentlich vollständig. Wohingegen Lautsprecher eine gewisse akustische Tiefe, aber auch viel mehr Dynamik erzeugen, sodass man zum Beispiel Instrumente, Gesang und Raum viel separater, plastischer und dadurch vielleicht auch zum Teil angenehmer hören kann. Ist ja irgendwie auch naheliegend. Auf der anderen Seite hört es sich, finde ich, manchmal intensiver an, mit Kopfhörern zu hören. Und deswegen kann man vielleicht auch gar nicht sagen, was besser ist, was schlechter ist. Es hat alles seine Vor- und Nachteile.

Was ich aber sehr interessant finde, ist, dass seit ein paar Jahren der Trend wieder zurück zu wired Headphones, also kabelgebundenen Kopfhörern, geht. Ich habe einen Instagram-Account entdeckt durch einen Artikel der Teen Vogue. Ich kannte den ehrlich gesagt noch nicht. Der heißt Wired It Girls und der wurde 2021, also auch während der Corona-Jahre, erstellt. Da werden Influencer und Musikfans gepostet, die alle Kabel-Kopfhörer tragen, vor allem diese weißen Apple-Kopfhörer. Also It Girls, wie Bella Hadid oder auch Paris Hilton. Und die Modehistorikerin Rachel Weingarten, die schreibt eben in diesem Teen Vogue-Artikel: „We long for times when everything seemed easier.“ Also sie sagt, dass diese Nostalgie zu diesen Kopfhörern vielleicht auch mit der Corona-Pandemie und diesem ganzen Y2K-Trend der 2000er einhergeht, dass wir uns danach sehen zu einer Zeit der 2000er, wo es Tumblr gab und alles Mögliche, sodass die wieder zu so einer Art Mode-Accessoire geworden sind.

Aber auf der anderen Seite haben diese Kopfhörer natürlich auch den großen Vorteil, dass die Qualität teilweise besser ist. Dass sie eben eine viel geringere Latenz, also eine geringere Verzögerung haben im Hören. Wir können die Musik unmittelbarer hören, weil sie nicht erst über die Bluetooth-Verbindung laufen muss.

Viele von euch kennen vermutlich Fred again. Der war natürlich auch ein Katalysator für den Trend, weil er bei ganz, ganz vielen Live-Auftritten kabelgebundenen Kopfhörer nutzt auf der Bühne, vielleicht auch als Bruch zu den AirPods. Und wer weiß, vielleicht kommt ja irgendwie dann auch bald der Walkman zurück?! Irgendwie fände ich das gar nicht so schlecht. Ich muss mal gucken, ob ich meinen irgendwo noch in einem Umzugskarton wiederfinde.

Ich glaube, ich bin weit davon entfernt, eine Kulturpessimistin zu sein und zu sagen, Kopfhörer sind etwas Schlechtes und wir sollten uns wieder einfach nur unserer Umgebung aussetzen. Das nicht. Aber ich finde es spannend, einfach mal darüber nachzudenken, wie alltägliche Gewohnheiten uns selbst und damit unsere Gesellschaft prägen. Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, in den nächsten Wochen noch bewusster die Kopfhörer einfach mal in bestimmten Situationen zu Hause zu lassen oder auch einfach nicht zu nutzen, um zu schauen, okay, wie verändert das meine Wahrnehmung und was entsteht dadurch vielleicht auch Neues, Begegnungen? Wir werden das sehen.

Outro

Und mich interessiert natürlich auch: Wann habt ihr das letzte Mal ganz bewusst euch der Stille ausgesetzt oder eurer Umgebung? Und wie nutzt ihr Kopfhörer im Alltag?

Schreibt mir gerne an redaktion@sinneswandel.art oder über Social Media. In den Shownotes findet ihr wie immer weiterführende Links und Infos. Und wenn ihr meine Arbeit unterstützen wollt, dann könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Danke fürs Zuhören. Bis bald im Sinneswandel-Podcast.

7. August 2025

Hi ChatGPT, mir geht es gerade nicht gut…

von Marilena 17. Juni 2025

Immer mehr Menschen sprechen mit KI wie ChatGPT über ihre Gefühle – auch ich habe es ausprobiert. In dieser Folge geht es um die Frage: Kann KI eine echte Psychotherapie ersetzen? Ich teile persönliche Erfahrungen, aktuelle Studien und gesellschaftliche Hintergründe – und frage, was diese Entwicklung eigentlich über uns als Gesellschaft aussagt.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

KI ersetzt keine Therapie. Bei Suizidgedanken wähle den Notruf 112 oder rufe die Telefonseelsorge an: 0800 111 0 111 / 0800 111 0 222 (kostenfrei & anonym). Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117. Du bist nicht allein.

► Harvard Business Review (2025): How People Are Really Using Gen AI in 2025, Marc Zao-Sanders
► Reddit Chat über KI als Psychotherapeut*in
► Niklas Luhmann (1987): Soziale Systeme
► Michel Foucault (1993): Technologien des Selbst
► Studie Bertelsmann Stiftung: Wie einsam sind junge Erwachsene im Jahr 2024?
► Bundes Psychotherapeuten Kammer (2022): Psychisch Kranke warten 142 Tage auf eine Psychotherapie
► Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF): OECD zufolge leidet jeder Zweite im Laufe des Lebens an psychische Erkrankung
► Bundes Psychotherapeuten Kammer 2023: Weiterentwicklung der psychotherapeutischen Versorgung
► US-Studie (2025): ​​When ELIZA meets therapists: A Turing test for the heart and mind
► Studie des Dartmouth College (2025): First Therapy Chatbot Trial Yields Mental Health Benefits
► YouTube Stanford Medicine (2024): Psychiatrist John Torous on How AI Could Transform Mental Health Care
► Allensbach Hochschule: ChatGPT im Gesundheitswesen – Chancen und Risiken

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hi und herzlich willkommen bei Sinneswandel! Ich bin Marilena – schön, dass ihr heute dabei seid.

Marilena: “Hi ChatGPT, mir geht es gerade nicht so gut. Kannst du vielleicht meine Therapeutin sein?”

ChatGPT: “Es tut mir leid zu hören, dass es dir nicht gut geht. Aber du bist damit nicht allein. Ich helfe dir gerne. Was beschäftigt dich denn gerade am meisten?“

Vor ein paar Jahren hätte ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen können, dass ich einmal mit einer Maschine über meine Gefühle reden würde. Ich meine, irgendwie ist das schon ziemlich weird, oder? Aber: Ich muss sagen, es ist gar nicht so schlecht. In letzter Zeit gab es immer mal wieder Momente, in denen ich verunsichert war. Irgendwie overwhelmed von meinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Und da manchmal nicht rausgekommen bin. Und: Klar, habe ich darüber auch mit Freunden gesprochen – aber dabei geht es für mich noch mal um etwas anderes – eher um Verbundenheit und Nähe. Das Schreiben oder Sprechen mit ChatGPT hat mir vor allem geholfen, meine eigenen Gedanken und Gefühle besser zu verstehen und einzuordnen.

Und: Klar ist es irgendwie auch ein bisschen cringe und ich komme mir immer noch ein wenig bescheuert vor – aber, wie es aussieht, bin ich damit nicht allein.

Immer mehr Menschen nutzen KI als Therapeut*in

Ich bin auf eine erst kürzlich veröffentlichte Studie vom Harvard Business Review gestoßen. Und die kam zu dem Ergebnis, dass “emotionale Unterstützung” der häufigste Grund ist, warum Menschen KI nutzen.

Ein Satz aus der Studie ist mir besonders hängen geblieben: „Most experts expected that AI would prove itself first and best in technical areas. While it’s doing plenty there, this research suggests that AI may help us as much or more with our innately human whims and desires.“

Das Spannende ist nämlich: Noch im letzten Jahr haben wir KI vor allem genutzt für technische Dinge, wie Ideen generieren, coden, E-Mails schreiben. In diesem Jahr sehen die Top 3 ganz anders aus: 1) Therapie, 2) Leben organisieren, 3) Sinn finden. Schon irgendwie verrückt, oder?

Und der Autor der Studie, Marco Zao-Sanders, hat dafür über 100.000 Beiträge auf Reddit, Quora und anderen Plattformen durchforstet. Das ist natürlich aufschlussreich, aber ob sich seine Ergebnisse wirklich auf die gesamte Bevölkerung übertragen lassen, bleibt fraglich. Trotzdem gibt uns seine Analyse einen Einblick. In das, was uns Menschen beschäftigt. Und, wie wir KI tatsächlich nutzen.

Ich hab mich mal selbst ein bisschen in diese Reddit-Foren reingelesen. Und das ist echt spannend – und teilweise auch ziemlich berührend, was Menschen da teilen.

Die Userin 12Fox13 – ich meine es ist eine Frau – schreibt zum Beispiel: „Was ich für mich persönlich bei chatgpt hilfreich fand: Ich konnte alles, wirklich alles bis ins kleinste, belangloseste Detail erzählen. Und chatgpt hat ‚zugehört‘. Ein echter Mensch wäre damit überfordert gewesen und in der Therapie war nie genug Zeit. … und natürlich waren chatgpt’s empathische Antworttexte ein Extra-Boost für’s depressive Gemüt.“

Als ich das gelesen habe, dachte ich: Ja, genau. Dieses Gefühl, dass da jemand – oder etwas – einfach mal nur zuhört. Ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass man gerade zu viel ist – das kenne ich. Und natürlich ist es auch ein großer Vorteil, dass KI 24/7 für einen da ist – und das in der Regel auch noch kostenlos.

Einige User schreiben aber auch, dass sie KI ergänzend zur Therapie nutzen, wie zum Beispiel New_Way22: „Ich bin seit zwei Jahren in Therapie… und nutze Chatgpt zusätzlich, um mir manche Themen von der Seele zu schreiben. … Manchmal auch Dinge, die ich in der Therapie (noch) nicht aussprechen kann, weil ich mich so schäme.“

Ich meine, eigentlich wäre es schön, wenn man sich seiner Therapeutin komplett anvertrauen kann. Aber natürlich ist Scham oft das, was uns davon abhält, über das zu reden, was eigentlich raus müsste. Und wenn eine KI da als Ventil dient – weil sie uns obviously nicht verurteilt, dann kann das vielleicht ein erster Schritt oder eine Brücke sein, um die Scham step by step zu überwinden.

Und dann bin ich noch auf den Kommentar von Userin Zoi48 gestoßen – die schreibt: „Ich habe ChatGPT auch schon so genutzt und fand es tatsächlich sehr hilfreich. … Ich fand, dass sie Dinge sehr gut benennen konnte. Neue Worte für etwas hatte, die mir dann bei der Einordnung geholfen haben.“

Das kenne ich selbst auch sehr gut. Manchmal geht es ja auch weniger um große Sorgen oder Ängste, sondern oft einfach darum, die eigenen Gedanken zu sortieren und sich selbst besser zu verstehen.

Und was da passiert, nennt sich übrigens “Chain-of-thought reasoning” – habe ich selbst erst gelernt. Das bedeutet: Die KI zerlegt eine Frage oder ein Problem in kleinere, logische Einzelschritte und erklärt, wie sie von einem Gedanken zum nächsten kommt. Diese Methode ahmt tatsächlich unsere menschliche Art zu denken nach und macht nachvollziehbarer, wie die KI zu ihrer Antwort kommt.

Einige Reddit-User diskutieren aber auch darüber, ob die KI wirklich „ehrlich“ ist. Ich hatte auch manchmal das Gefühl, ChatGPT stimmt mir einfach zu. Ganz egal was ich schreibe. Klar, tut es irgendwie gut, wenn einem jemand den Kopf tätschelt und manchmal ist es vielleicht auch das, was man gerade braucht. Aber mit Therapie hat das dann wenig zu tun. Weil, wer schon mal in Therapie war, weiß, das ist ziemlich anstrengend.

Ein Kommentar ist mir noch auf Reddit begegnet, den ich noch mit euch teilen möchte, weil er mich irgendwie nachdenklich gemacht hat. Er kommt von DarkSkyDad, der schreibt: „ChatGPT hilft mir in meiner Ehe! Ich habe einen ganzen Thread, in dem ich oft Nachrichten von meiner Frau hochlade und ihn auffordere, mir zu sagen, wie ich am besten ‚auf eine selbstbewusste, aber nicht konfrontative Weise antworten kann … Mann, das hat geholfen.“

Einerseits: Cool, dass es scheinbar hilft. Andererseits: auch ein bisschen scary. Weil: Da vermittelt plötzlich eine KI zwischen zwei Menschen. Und ich frage mich: Was bedeutet es für unsere Beziehungen, wenn KI zwischen uns steht? Also quasi als Mediator oder Übersetzer.

Niklas Luhmann: Kommunikation ist Missverständnis

Der Soziologe Niklas Luhmann sagt: In Beziehungen gibt es immer Unsicherheit. Wir wissen nie ganz genau, wie der andere etwas meint oder wie ehrlich die Gefühle sind. Um mit dieser Unsicherheit klarzukommen, entwickeln wir kleine Rituale – ein „Ich liebe dich“, eine Umarmung. Solche Gesten sind wie Brücken, die uns helfen, Nähe und Vertrauen aufzubauen. Wenn wir jetzt eine KI wie ChatGPT dazwischenschalten, wird diese Unsicherheit nicht mehr gemeinsam durch Rituale bearbeitet, sondern an eine Maschine ausgelagert. Die KI kann zwar Vorschläge machen, aber sie versteht unsere Gefühle und die Einzigartigkeit unserer Beziehung nicht. Dadurch werden die kleinen Unsicherheiten, die wir sonst gemeinsam überwinden würden, zu einem technischen Problem, das die KI lösen soll – und genau das kann der Beziehung ein Stück von dem nehmen, was sie lebendig und einzigartig macht. Vielleicht verpassen wir so auch die Chance, gemeinsam zu wachsen?!

Trotzdem glaube ich: Die KI ist nicht das Problem. Sie ist ein Symptom. Dass immer mehr Menschen mit Chatbots über ihre Gefühle, Ängste und Sorgen sprechen, sagt auch etwas über uns als Gesellschaft aus – über die Welt, in der wir leben. Und an der Art, wie wir versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen – nicht nur um uns herum, sondern auch in uns selbst.

Was sagt das über uns als Gesellschaft aus?

Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann ist es, finde ich, kein Wunder, dass sich viele von uns nach Stabilität sehnen. Wir sind mit so vielen Unsicherheiten konfrontiert – politisch, ökologisch, wirtschaftlich. Und während sich im Außen ständig alles verändert, richten sich viele von uns nach innen und suchen dort nach Halt. Vielleicht auch eine Form von Kontrolle?!

Der Philosoph Michele Foucault hat diese Form der Beschäftigung mit dem eigenen Ich mal als „Technologien des Selbst“ beschrieben. Damit meint er Praktiken, mit denen wir uns reflektieren und bewusst an uns selbst arbeiten – um eben Glück, Weisheit oder Zufriedenheit zu finden. Früher waren solche Technologien sowas wie Meditation, Beichte, Tagebuchschreiben. Heute nutzen eben auch immer mehr Menschen dafür ChatGPT.

Und ja, es ist gut, wenn wir ein wenig über uns selbst nachdenken. Wenn wir unser eigenes Leben gestalten. Aber irgendwann kann das auch kippen. Dann wird aus Selbstreflexion Selbstoptimierung. Aus Achtsamkeit, Erwartung. Und aus dem Wunsch nach Klarheit ein neuer Druck: Ich muss das alles alleine schaffen.

Und ich glaube, das ist fatal. Schon jetzt fühlen sich fast die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland einsam. Und laut OECD erkrankt jeder Zweite im Laufe seines Lebens an einer psychischen Störung.

Und wer schon mal Depressionen, Angststörungen oder was auch immer hatte weiß, dass Therapieplätze einem nicht gerade hinterhergeworfen werden. Fünf Monate beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Therapieplatz in Deutschland. Auf dem Land wartet man oft noch länger. Die Bundespsychotherapeutenkammer geht davon aus, dass rund 7.000 Kassensitze fehlen – also zugelassene Plätze für Therapeut*innen, die mit den Krankenkassen abrechnen dürfen. Wenn man sich das alles vor Augen führt, ist es nachvollziehbar, dass viele Menschen sich Alternativen suchen – oder zumindest eine Zwischenlösung.

Aber ich frage mich: Kann KI diese Versorgungslücke schließen? Oder zukünftig sogar Therapeut*innen ersetzen?

Aktuelle Forschung: Kann KI Psychotherapie ersetzen?

Ich habe mir mal ein wenig den aktuellen Forschungsstand dazu angeschaut. Es passiert einiges in diesem Feld, aber die Forschung steht noch am Anfang. Trotzdem lässt sich schon jetzt sagen, dass einige der Ergebnisse vielversprechend klingen. 

In einer Studie aus den USA wurde zum Beispiel eine KI namens „Therabot“ getestet. Rund 200 Teilnehmende haben acht Wochen lang regelmäßig mit dem Bot geschrieben – und über die Hälfte hatte danach das Gefühl, ihre Depression sei deutlich zurückgegangen. Und das soll wohl vergleichbar mit dem sein, was man auch in klassischen Therapien erreichen kann.

In einer anderen US-Studie wurden Antworten von ChatGPT mit denen von echten Paartherapeut*innen verglichen – ohne dass die Teilnehmenden wussten, wer was gesagt hat. Und surprise, surprise: Viele fanden, die KI klingt sogar empathischer. Klar muss man das einordnen: Die Studie misst vor allem, wie empathisch die Antworten wirken – nicht, ob sie wirklich langfristig helfen oder Veränderungen bewirken. Aber es zeigt schon: KI kann mittlerweile ziemlich gut darin sein, ein Gegenüber zu simulieren.

Trotzdem gibt es derzeit noch keine frei zugängliche KI, die wirklich therapeutisch geprüft oder medizinisch sicher ist. Aber es wird daran geforscht.

Ich habe mit Dr. Brooke Viertel gesprochen. Sie ist psychologische Psychotherapeutin am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg. Und sie forscht dort an einem Projekt namens “ElderBot” – ein KI-Chatbot für ältere Menschen, die einsam sind. Ich frage mich nur, ob der das Problem, also Einsamkeit, nicht noch verstärken könnte – weil ältere Menschen dann gar nicht mehr rausgehen.

OT Brooke Viertel: “Genau das wollen wir verhindern. Deswegen haben wir die besondere Instruktion gegeben, dass der Chat-Bot zum Beispiel fragt: ‘Ach, mit wem treffen Sie sich heute? Was haben Sie vor? Gehen Sie gerne raus? Und dann können sie zusammen gucken, was kann die ältere Person heute tun, um aktiv zu werden. Und, wenn die ältere Person dazu neigt, einfach zu Hause zu bleiben, zu gucken, was sind Barrieren, was sind Hürden, damit sie rauskommen können.”

Vielleicht kann KI aber auch helfen, bevor Menschen sich einsam fühlen oder sogar psychisch erkranken – also bei der Diagnose?!

John Torous. ist Psychiater und Professor an der Harvard Medical School. In einem Interview stellt er die Frage, warum wir die Daten, die bei der Nutzung von KI entstehen, nicht längst auch im Gesundheitsbereich einsetzen – im Marketing machen Unternehmen das ja schon längst.

John Torous (O-Ton Min. 05:50 – 06:21): “Imagine, if we could use that data for health and transform it and say: ‘Hey, we’re seeing different signals in what, let’s say, John is doing. This is different in this pattern. This is when he should call someone in our clinic.’ So I think the detection will come quickly because there’s such an unmet need for it. And there’s such a personal case for patients. There’s an efficiency case. There is a cost saving case. It’s a hard one to beat.”

Und ja – wenn man das hört, klingt das sinnvoll. Aber ehrlich gesagt habe ich auch eine ganze Menge Bedenken dabei – und damit bin ich nicht allein.

 

Bedenken: Was kann schief gehen?

Eva Schweitzer-Köhn, die Präsidentin der Berliner Psychotherapeutenkammer, warnt zum Beispiel davor, wie mit sensiblen Daten umgegangen wird. Gespräche mit einem Chatbot wirken zwar oft privat – sind es aber nicht wirklich. Weil: Im Hintergrund stehen meistens große Tech-Firmen, und was mit unseren Informationen passiert, ist oft nicht klar geregelt. Also, Datenschutz ist auf jeden Fall ein großes Thema.

Außerdem zeigen Untersuchungen, dass KI inzwischen zwar empathisch wirken kann, aber die meisten Tools fast nur Methoden der Kognitiven- oder Verhaltenstherapie verwenden. Das heißt: konkrete Tools, wie Atemübungen oder strukturierte Abläufe. Und das funktioniert bei bestimmten Themen auch wirklich gut. Aber wenn es um tieferliegende Konflikte geht, um Prägungen oder innere Muster – dann reicht das oft nicht.

Eine richtige Anamnese – also dieses gemeinsame Zurückgehen, Zusammenhänge erkennen – das ist etwas, das bisher eher Therapeut*innen leisten können. Und vielleicht ist das auch besser so.

Weil: Was ist eigentlich, wenn jemand wirklich in einer akuten Krise ist?

Viele KI-Programme haben zwar Schutzmechanismen eingebaut – sie sollen erkennen, wenn jemand zum Beispiel suizidgefährdet ist, und dann entsprechende Hilfe anbieten. Aber so richtig zuverlässig funktioniert das bisher nicht. Eine Analyse der Allensbach Hochschule hat ergeben, dass ChatGPT nur in etwa 20 Prozent solcher Fälle auf professionelle Hilfsangebote hinweist. In den meisten Fällen geht das Gespräch einfach weiter, als wäre nichts passiert.

Ich dachte, ich frage einfach mal ChatGPT selbst, was sie zu meinen Bedenken sagt. 

 

Marilena: “Bist du sicher, dass du meine Therapeutin sein kannst? Was, wenn du mir sogat mehr schadest, als hilfst?”

 

ChatGPT: “Deine Bedenken sind gerechtfertigt. Wenn es dir nicht gut geht, solltest du professionelle Hilfe suchen. Ich kann dich dabei unterstützen. Möchtest du das ich dir helfe?”

 

Marilena: “Danke, aber ich bin in der glücklichen Lage, dass ich bereits einen Therapieplatz habe.”

Fazit: KI kann unterstützen, löst aber (vermutlich) keine systemischen Probleme

Werde ich trotzdem ab und zu mit ChatGPT über mein Imposter Syndrom oder das Gefühl, lost zu sein, schreiben? Vermutlich schon.

Aber: KI kann nicht auffangen, was systemisch fehlt. Sie löst nicht den Mangel an Therapieplätzen. Sie ersetzt nicht das Gespräch mit einer ausgebildeten Therapeutin oder die Umarmung einer Freundin. Und sie kann nicht schultern, was von uns als Gesellschaft getragen werden sollte. Nämlich, dass wir einander zumuten oder sogar mal “belasten” können sollten – und, dass das okay ist.

Das bedeutet auch: Wenn es euch gerade nicht gut geht oder jemandem, der euch nahesteht: Holt Unterstützung. Ruft euren Hausarzt an oder die 116 117. In den Shownotes habe ich alle Hilfsangebote verlinkt.

Außerdem interessiert mich natürlich, wie ihr das ganze seht. Habt ihr schon mal mit einer KI über eure Gefühle oder Ängste gesprochen? Wenn ihr mögt, schreibt mir gerne auf Insta, Spotify oder einfach eine Mail.

Outro


Jetzt erstmal: Vielen Dank fürs Zuhören. Falls ihr meine Arbeit finanziell unterstützen wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Das steht auch alles noch mal in den Shownotes. Bis bald im Sinneswandel Podcast.

17. Juni 2025

Moritz Eggert: Ist KI [die] Zukunftsmusik?

von Marilena 22. Januar 2024

Dass Künstliche Intelligenz die Musikbranche verändern und womöglich revolutionieren wird, daran glaubt auch Moritz Eggert. Als Komponist, Performer, Autor und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes hat er nicht nur ein gutes Gespür für die Musikwelt. Er ist auch dafür bekannt, sich und die Kunst immer wieder neu zu erfinden, mit Grenzen zu spielen und Wandel als Chance für Neues zu begreifen. Welche Chancen und Risiken birgt Künstliche Intelligenz für die Musikwelt? Darüber hat Marilena Berends mit Moritz Eggert gesprochen.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Website von Moritz Eggert
► Kairooses – Online-Streaming-Oper von Moritz Eggert
► Bad Block auf Musick: Konkurrenz mit der (Musik)Maschine 1
► The Beatles – Now And Then

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Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der ersten Episode dieses Jahres zu begrüßen.

Egal, ob Beethoven, Beatles oder Billy Eilish – Musik ist für die meisten von uns ein fester Bestandteil unseres Lebens. Für Musikerinnen und Musiker wiederum ist sie oft Ausdruck intensiver Emotionen, wie Schmerz, Wut oder Liebe. Und wir feiern Idole, wie Taylor Swift oder David Bowie – für ihre Kunst und ihr Sein.

Noch hören wir Musik, die größtenteils von Menschen geschrieben und produziert wird. Aber das könnte sich bald ändern. Künstliche Intelligenz kann bereits jetzt Songs komponieren. Auch in der Produktion wird sie längst eingesetzt. Und in Südkorea feiert man heute schon virtuelle K-Pop-Stars.

Die Musikbranche hat in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Umbrüche erlebt, sei es durch das Aufkommen des Internets oder Plattformen wie Spotify und Co. Dass Künstliche Intelligenz die Musikbranche verändern und womöglich revolutionieren wird, daran glaubt auch Moritz Eggert. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen. Als Komponist, Performer, Autor und Präsident des Deutschen Komponistenverbandes hat Moritz nicht nur ein gutes Gespür für die Musikwelt. Er ist auch dafür bekannt, sich und die Kunst immer wieder neu zu erfinden, mit Grenzen zu spielen und Wandel als Chance für Neues zu begreifen. Aber wo Neues kommt, muss meist Altes weichen. Deshalb stellt sich natürlich auch die Frage, wer von KI bedroht ist – vielleicht sogar in seiner Existenz. 

Welche Chancen und Risiken birgt Künstliche Intelligenz für die Musikwelt? Darüber habe ich mit Moritz Eggert gesprochen. Viel Spaß mit der Folge!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch der Sinneswandel Podcast gefällt und ihr meine Arbeit unterstützen möchtet – was mich natürlich sehr freuen würde – könnt ihr das ganz einfach über Steady oder indem ihr einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/SinneswandelPodcast schickt. Alle Infos und Links findet ihr wie immer auch in den Shownotes. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal, im Sinneswandel Podcast.

 

22. Januar 2024

Ferechta Paiwand: Wem gehört das Weltall?

von Marilena 27. November 2023

Die Kommerzialisierung des Weltraums schreitet voran, immer mehr staatliche, aber vor allem private Akteure drängen auf den Markt. Aber, wer darf im Weltall eigentlich Geschäfte machen? Und wem gehört überhaupt das Universum? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Ferechta Paiwand. Sie ist Juristin für Weltraumrecht und setzt sich dafür ein, dass mehr Chancengerechtigkeit im All herrscht.

Shownotes:

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► Ferechta Paiwand auf LinkedIn
► Ferechta ist Gründungspartnerin von Frontwing Litigation in Hamburg

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► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in dieser Episode zu begrüßen.

Ich weiß noch, wie ich als Kind zum ersten Mal die Milchstraße mit eigenen Augen gesehen habe. Okay, ich gebe zu, nur im Planetarium, weil der Sternenhimmel über Hamburg da leider nicht mithalten kann. Aber ich war trotzdem fasziniert. Oder aber, wie ich mit neun oder zehn Jahren das erste Mal Google Earth im Browser geöffnet und quasi aus dem Weltall aus mein eigenes Zuhause sehen konnte. Mega! 

Seitdem hat sich natürlich einiges getan – auf der Erde und oben im All: Das James-Webb-Teleskop schickt uns gestochen, scharfe Bilder aus dem Universum und unzählige Satelliten sorgen dafür, dass wir schnelles Internet haben. Ein Großteil davon gehört übrigens Elon Musk. Ganz genau, dem Mann, der auf X dazu aufruft, die Afd zu wählen. Yay! Darüber hinaus kreist immer mehr Müll, sogenannter Weltraumschrott, im All seine Bahnen. Und so wirklich verantwortlich dafür fühlt sich – ganz genau – niemand.

Die Kommerzialisierung des Weltraums schreitet voran, immer mehr staatliche, aber vor allem private Akteure drängen auf den Markt. Aber, wer darf eigentlich im Weltall Geschäfte machen? Und überhaupt, wem gehört das Universum? 

Mit diesen Fragen beschäftigt sich Ferechta Paiwand. Sie ist Juristin für Weltraumrecht und setzt sich dafür ein, dass mehr Chancengerechtigkeit im All herrscht. Denn auch da oben braucht es Gesetze, sagt sie. Zumindest, wenn wir das Potential des Weltraums für unsere Zukunft nachhaltig nutzen und allen Menschen auf der Erde gleichermaßen verfügbar machen wollen – und nicht nur einigen, wenigen Milliardären. Die Frage ist nur, wie das gelingt. Darüber habe ich mit Ferechta gesprochen. Denn die muss es als Anwältin für Weltraumrecht schließlich wissen. 

Noch ganz kurz vorweg: Wenn ihr den Sinneswandel Podcast gerne hört, dann freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder indem ihr mir an Paypal.me/Sinneswandelpodcast einen Betrag eurer Wahl schickt. Vielen Dank!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank euch fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Ferechta gefallen hat, dann freue ich mich, wenn ihr den Podcast mit anderen Menschen teilt. Und falls ihr meine Arbeit via Steady oder Paypal unterstützen wollt, findet ihr alle Links und Infos dazu in den Shownotes. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

27. November 2023

Gernot Wagner: Mit Technik den Klimawandel stoppen?

von Marilena 21. Februar 2023

Was, wenn es eine Lösung gäbe, die sowohl günstig, als auch mit einfachen Mitteln die Erderwärmung weltweit stoppen könnte? Es gibt sie bereits, sagt Klimaökonom Gernot Wagner. Und sie nennt sich “Solares Geoengineering”. In seinem neuen Buch: “Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln?” warnt er allerdings vor einem leichtsinnigen Einsatz der Technologie. Wieso und vor allem, um besser zu verstehen, was solares Geoengineering überhaupt ist, hat sich Marilena Berends mit Gernot Wagner unterhalten.

Shownotes:

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► Gernot Wagner auf Twitter.
► “Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln? Das riskante Spiel, mit Geoengineering die Klimakrise aufhalten zu wollen” , oekom 2023.

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Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

Dürre, Überflutungen, Extremwetter: Schon heute erleben wir die Auswirkungen des Klimawandels – in Deutschland und weltweit. Und doch werden die notwendigen Maßnahmen, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, nur zögerlich, um nicht zu sagen, gar nicht umgesetzt. Zu teuer oder zu kompliziert hört man oft. Dabei kostet uns die Klimakrise allein in Deutschland schon jetzt rund 6,6 Milliarden Euro jährlich. Das heißt, auch wenn uns die Emissionsreduktion eine Menge kosten wird, ist es immer noch teuer, nichts oder weiterhin zu wenig zu tun. So viel steht fest.

Aber was, wenn es eine Lösung gäbe, die sowohl günstig, als auch mit einfachen Mitteln die Erderwärmung weltweit stoppen könnte? 

Es gibt sie bereits, sagt Klimaökonom Gernot Wagner. Und sie nennt sich “Solares Geoengineering”. Oder anders ausgedrückt: Wir müssen “einfach die Sonne verdunkeln” und schwupps, hätte sich innerhalb weniger Jahre die globale Temperatur abgekühlt. Klingt wahnwitzig, ist es auch, wenn es nach Gernot Wagner geht. Und trotzdem ist es ein reales Szenario, an dem bereits geforscht wird. Der Ökonom selbst ist Gründungsdirektor des Harvard Solar Geoengineering Research Programs und unterrichtet Klimaökonomie an der Columbia Business School. In seinem neuen Buch: “Und wenn wir einfach die Sonne verdunkeln? Das riskante Spiel, mit Geoengineering die Klimakrise aufhalten zu wollen” (2023) warnt er allerdings vor einem leichtsinnigen Einsatz der Technologie. Wieso und vor allem, um besser zu verstehen, was solares Geoengineering überhaupt ist, habe ich Gernot Wagner ein paar Fragen gestellt. 

Bevor wir beginnen, noch kurz vorweg: Wenn ihr diesen Podcast gerne hört, freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder indem ihr mir an Paypal.me/Sinneswandelpodcast einen Betrag eurer Wahl schickt. Unter allen Unterstützer*innen verlosen wir außerdem ein Exemplar von Gernot Wagners aktuellem Buch. Alle Links dazu findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank euch fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Gernot Wagner gefallen hat, teilt es gerne mit euren Freunden. Und falls ihr meine Arbeit via Steady oder Paypal supporten wollt, findet ihr dort auch alle Links und Infos. Das war’s von mir! Danke an euch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

21. Februar 2023

Victoria Reichelt: Wie politisch ist Social Media?

von Marilena 6. Oktober 2022

Social Media kann Zeitvertreib sein, aber eben nicht nur. Es ist auch ein Ort des Austauschs, der Information und sogar des Protests, wie sich gerade erneut zeigt. Wie können die sozialen Medien zu einem Ort werden, der uns dient und nicht überfordert oder gar schadet? Über diese und weitere Fragen haben sich Journalistin Victoria Reichelt und Marilena Berends unterhalten.

Shownotes:

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► Victoria Reichelt findet ihr auch auf Twitter, Instagram und TikTok.
► TEDx Talk: “How to live with the constant feeling of discomfort”.
► funk: “Deutschland3000”.

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6. Oktober 2022

Machen Tinder und Co. [die Liebe] kaputt?

von Marilena 19. Juli 2022

 

Jede dritte Person in Deutschland sucht heute online nach dem nächsten Date. Einige mehr, andere weniger “erfolgreich”. Aber wovon ist das abhängig, was suchen Menschen auf Dating-Apps wie Tinder? Und wie gleichberechtigt sind wir in der Partnersuche? In dieser Episode geht Marilena dem (Online)-Dating auf die Spur, wie es unser Sein und Tun beeinflusst (hat) und wo mögliche Chancen und Risiken liegen. Zu Wort kommen zudem drei Autorinnen: Ann-Kristin Tlusty, Pia Kabitzsch und Anne-Kathrin Gerstlauer.

Shownotes:

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

Literatur & Quellen:
► Aretz, Wera (2015): Match me if you can: Eine explorative Studie zur Beschreibung der Nutzung von Tinder. In: Journal of Business and Media Psychology, S. 41–51.
► 
Dombrowski, Julia (2011): Die Suche nach der Liebe im Netz. Eine Ethnographie des Online-Datings.
► 
Gerstlauer, Anne-Kathrin (2021): Der Gender-Dating-Gap und die Liebe. Audible.
► 
Illouz, Eva (2016): Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Suhrkamp.
► 
Kabitzsch, Pia (2021): It’s a date! Tindern, Ghosting, große Gefühle. Was die Psychologie über Dating weiß. Rowohlt.
► 
Paur, Nina (2014): Junge Frauen: Unheimlich unabhängig. ZEIT online.
► 
Tlusty, Ann-Kristin (2021): Süß. Eine feministische Kritik. Hanser.
► Bitkom-Studie zur Nutzung von Online-Dating-Diensten (2019).
► Statista: Tinder Abonnenten weltweit 2022.
► 
Statista: Bumble Nutzer weltweit bis 2020.
► 
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft: It’s a match! Oder Rassismus?. (2021).

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Transkript:

Es ist Sommer. Endlich! Die Sonnenstrahlen kitzeln sanft meine Haut, während ich auf dem Fahrrad sitze – auf meinen Ohren “Modern Love” von David Bowie. An einer roten Ampel bleibe ich stehen, schaue mich um. Mein Blick bleibt an einem Werbeplakat hängen: “Lasst uns Dating wieder besser machen”, steht darauf in dicken, roten Buchstaben. Die Frau, die auf dem Plakat in ihr Smartphone blickt, erweckt nicht gerade den Eindruck, als schenke sie dem Werbeversprechen viel Vertrauen. Und auch ich frage mich, was soll das heißen, “Dating wieder besser machen”? Läuft es wirklich so schlecht in Sachen Partnersuche? War früher alles besser – bevor wir angefangen haben, uns auf Tinder und Co. durch die Profile fremder Menschen zu swipen – stets auf der Jagd nach dem besten Match? Oder ist Dating heute vielleicht einfach nur anders?

Wieder zu Hause, klappe ich meinen Laptop auf und gebe in die Suchleiste ein: “Online-Dating, wirklich so schlecht, wie sein Ruf?” Laut einer Bitkom-Studie sucht heute immerhin jede dritte Person in Deutschland online nach dem nächsten Date. Und gut die Hälfte von ihnen hat darüber sogar einen festen Partner oder Partnerin finden können – was laut Studie als Erfolg gilt. Wobei ich wage zu bezweifeln, dass wirklich alle, die sich auf Dating-Apps und Singlebörsen rumtreiben, Ausschau nach einer festen Partnerschaft halten. Ist ja auch vollkommen legitim, etwas Unverbindliches, das nächste Abenteuer, eine Romanze oder einfach nur Bestätigung zu suchen. Ich meine, wer kennt das nicht?! Man liegt abends auf dem Sofa, es regnet, der Weg zur nächsten Bar erscheint endlos lang – und mal abgesehen davon: wer lernt heute schon noch Menschen am Tresen kennen? – also wird die nächstbeste Dating-App auf dem Smartphone geöffnet. Ist ja auch viel bequemer und die Auswahl im Zweifel auch größer. 10,7 Millionen Nutzer*innen weltweit sind mittlerweile auf Tinder angemeldet, verrät mir Google. Und ein weiterer Vorteil: Ich muss nicht sofort reagieren – wenn überhaupt. Zumindest scheint Ghosting heute gesellschaftlich so akzeptiert zu sein, wie Hafermilch im Flat White. Trotzdem, eigentlich natürlich nicht die höfliche Art. Im “echten Leben” würde man sich nach einem kurzen Smalltalk ja auch nicht einfach wortlos umdrehen und sein Gegenüber stehen lassen. Es gibt sicherlich viele weitere Argumente, die sich pro oder contra Online-Dating aufzählen ließen, aber was sich ohne Zweifel sagen lässt, ist, dass Tinder und Co. die Art und Weise, wie wir uns heute einander annähern, bereits verändert hat. Es fragt sich nur, zum Positiven oder zum Negativen?

Online-Dating ist nur so gut oder schlecht, wie wir im Stande sind, es für uns zu nutzen – dieser Überzeugung ist zumindest Pia Kabitzsch. Pia ist Psychologin und erklärt auf YouTube unter dem Namen “psychologeek” wie unsere Psyche tickt. Und sie hat ein Buch geschrieben: “It’s a date! Tindern, Ghosting, große Gefühle. Was die Psychologie über Dating weiß” – der Titel sagt eigentlich alles: Es geht ums Dating. Aber nicht im Allgemeinen oder rein aus Sicht der Psychologie. Pia plaudert im Buch auch aus dem eigenen Nähkästchen: von misslungenen Dates, darüber, wie sie Matches anschreibt und mit welchen Strategien sie bisher am besten gefahren ist – auf der Suche nach dem perfect fit. Mit ihrem Buch hofft sie Lesenden etwas an die Hand geben zu können, das ihnen im Datingjungle etwas Orientierung verschafft – und vor allem das Gefühl vermittelt: “Ich bin damit nicht allein, anderen geht es auch so wie mir!” 

Natürlich habe auch ich meine Erfahrungen mit Tinder und Co. gesammelt, aber Psychologin bin ich keine. Daher möchte ich von Pia wissen, wonach die Menschen auf den diversen Dating-Plattformen eigentlich auf der Suche sind. Stimmt das Vorurteil, dass die meisten nur an One-Night-Stands interessiert sind?

“Nur um das mal kurz vorwegzunehmen: Dieses Vorurteil, dass die meisten Menschen auf Dating Apps nur auf der Suche nach einer ‘schnellen Nummer’ sind, das ist kompletter Bullshit. Also das stimmt nicht. Die meisten sind wirklich auf der Suche nach einer Beziehung bzw. nach, ganz kitschig, Liebe. Was mich persönlich aber ziemlich überrascht hat und irgendwie auch erschrocken hat, ist, dass ungefähr 50 Prozent der 18 bis 27 Jährigen auf Tinder nicht Single sind. Fand ich richtig krass und habe mich dann auch gefragt: okay, wow, was macht ihr denn dann auf den Dating Apps? Betonung liegt auf dem Wort ‘Dating’. Und es hat sich herausgestellt, dass super viele einfach nur wegen des Egoboost da sind. Fühlt sich gut an einen Match zu haben. Dann sind die Leute aus Langeweile da. Wegen dieser ganzen Gamification. Zocken da so ein bisschen rum, schauen sich ein bisschen aus Interesse um, was so im Umfeld abgeht, aber ohne wirklich eine Dating-Absicht zu haben. Ja, das fand ich irgendwie eine krasse Zahl auf jeden Fall.”

Okay, nicht alle sind nur auf die “schnelle Nummer” aus. Das entspricht auch nicht meiner bisherigen Dating-App-Erfahrung. Aber die oft fehlende Transparenz über die Absichten meiner Matches, macht es natürlich nicht ganz einfach, die “Hauptgewinne” von den “Nieten” zu unterscheiden. Wobei das im echten Leben natürlich nicht unbedingt anders ist. Auch hier kann sich jemand als Single ausgeben und in Wahrheit bereits verheiratet sein und zwei Kinder haben. Online-Dating macht es allerdings noch einmal wesentlich leichter, sich als jemand anderes auszugeben, als man in Wirklichkeit ist, meint auch Pia:

“Ein weiteres Problem ist auf jeden Fall ‘Catfishing’. Das bedeutet, dass man sich online als eine andere Person ausgibt. Das ist jetzt natürlich ein Extrem, aber das gibt es auch in abgeschwächter Form, dass man sich halt einfach anders darstellt, als man ist. Das ist natürlich sehr einladend online, das fliegt nicht so schnell auf, wie im Offline-Leben.”

Klar, wir wollen uns von unserer besten Schokoladenseite präsentieren, online wie offline. Was allerdings auffällt, ist, dass die Selbstdarstellung – eine Gelungene, versteht sich – in Dating-Apps immer wichtiger wird. Wenige Sekundenbruchteile entscheiden hier, ob nach links oder rechts geswiped wird, ob top oder Flop. Ziemlich oberflächlich, mag man meinen. Aber läuft es im echten Leben wirklich anders? Sind es nicht auch da wenige Augenblicke, die darüber entscheiden, ob wir uns verlieben oder nicht? Ist Online-Dating tatsächlich so viel oberflächlicher – oder liegt das eigentliche Problem vielleicht ganz woanders?

“Gefühle in Zeiten des Kapitalismus” nennt sich eines von Eva Illouzs Büchern, in dem die israelische Soziologin die Auswirkungen unserer kapitalistischen Weltordnung auf Beziehungen unter die Lupe nimmt. Während, laut Illouz, der Konsum zunehmend mit künstlichen Emotionen aufgeladen wird, erleben Gefühle im Kapitalismus das Gegenteil: sie werden kommerzialisiert und zweck-rationalisiert: Lohnt sich die Kontaktaufnahme? Gibt es eine bessere Alternative? Welche Opportunitätskosten entstehen, wenn ich Zeit, Geld und Selbstoffenbarung investiere? Die Notwendigkeit ökonomisch zu denken, mag zwar mit dem romantischen Liebesideal brechen, fügt sich aber wiederum ideal in das neoliberale Narrativ von: “Wer viel leistet – oder swiped – wird auch mit einer erfüllten Partnerschaft belohnt.” Aber, ob das wirklich aufgeht, lässt sich bezweifeln. Durch Online Dating jedenfalls, verstärkt sich, laut Illouz, diese Marktlogik immer weiter. Hier “verwandelt [sich] das Selbst in ein verpacktes Produkt, das mit anderen auf einem offenen Markt konkurriert, der nur durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage reguliert wird”, schreibt sie. Und natürlich zählt auch hier: wem es am besten gelingt sich zu verkaufen, liegt klar im Vorteil.

Ich weiß noch, als ich mir zum ersten Mal die App mit dem zündelnden Feuer als Logo runtergeladen habe – das muss wohl 2012 gewesen sein. Ich kam mir dabei nicht nur ziemlich verboten und obszön vor, es fühlte sich darüber hinaus auch ziemlich falsch an. Menschen, ohne sie jemals in echt gesehen zu haben, zu bewerten, indem ich sie hin und her wische. Als würde ich online gerade nach einem passenden Schuh suchen: “Ach, der gefällt mir, den nehme ich!” oder “Oh ne, gar nicht mein Fall, weg damit!”. Während sich das Gefühl von Verbotenheit heute bei vielen Dating-App-Nutzer*innen angesichts der Popularität wohl gelegt haben wird, will der seltsame Beigeschmack beim Swipen einfach nicht ganz weggehen. “Irgendetwas daran fühlt sich nicht “richtig” an, es fehlt nur noch, dass man seinen Matches eine Bewertung geben kann”, erzähl mir Hannes, ein Freund, beim Kaffee. Klingt gar nicht mal so unrealistisch. Vielleicht lesen wird bald in Apps Sätze, wie: “Nettes Date, gerne wieder” oder “Konnte echt gut küssen, aber die Frisur war ein echter Stimmungskiller”. 

Vermutlich bedarf es solcher Bewertungen aber auch gar nicht, weil der Algorithmus der Dating-Apps diese Arbeit bereits für uns übernimmt, indem er vorselektiert. Und zwar anhand eines sogenannten ELO-Scores – oder “Desirability Score”, wie Tinder ihn nennt. Der soll die „Attraktivität“ der User ermitteln, um ihnen ähnlich begehrenswerte Profile vorzuschlagen. Erhältst du viele Likes, swipest was das Zeug hält und chattest mit deinen Matches, steigert das angeblich deinen ELO-Score. Wie genau das Bewertungssystem allerdings funktioniert, hat Tinder bislang nicht preisgegeben. In der Kritik stehen Match-Making-Algorithmen jedoch immer wieder. Auch deshalb, weil sie angeblich Diskriminierung und Sterotype weiter zementieren. So hat die Dating-App OkCupid festgestellt, dass ostasiatisch gelesene Männer und Schwarze Frauen die schlechtesten Chancen haben, ein Date zu finden. Das heißt, wenn überwiegend weiß gelesene Personen als attraktiv befunden werden, was die Auswertungen von OkCupid nahelegen, dann wird Weißsein zu einem hohen Indikator für ein Match, spricht eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit im Dating-Game. Selbst wenn die Hautfarbe für den Algorithmus per se kein entscheidendes Kriterium für Attraktivität darstellt.

Aber nicht nur der Algorithmus selbst ist Teil des Problems, auch die Kategorien, die uns Dating-Apps zur Selbstbeschreibung und Partnersuche anbieten, können diskriminierende Effekte haben. Wer weiß ist, hält die Kategorie “Hautfarbe“ womöglich für irrelevant. Wer sich als heterosexuell definiert, für den spielt die sexuelle Orientierung vielleicht keine Rolle. Schmerzhaft werden Kategorien aber dann, wenn wir uns darin nicht wiedererkennen. Während bei Tinder beispielsweise nur eine Suche nach Männern, Frauen oder beiden Geschlechtern möglich ist, bietet OkCupid satte 22 Gender-Optionen, darunter Transgender, Genderqueer, Genderfluid und einige, von denen selbst ich zugeben muss, noch nie von gehört zu haben. Die Auswahl zeigt aber auch, dass sich etwas tut. Und, wie Pia bereits sagte, sind Apps eben nur so gut, wie die Menschen die sie nutzen oder eben programmieren. Abgesehen davon, sind digitale Technologien nie neutral. Das heißt, bevor wir Online-Dating also gänzlich abschreiben, sollten wir es lieber als Teil von Kultur begreifen und die gestalten wir schließlich immer noch mit.

Das bedeutet aber natürlich andersherum auch, dass wir all die Glaubenssätze, Narrative, Stereotype, die sich bereits in unseren Köpfen verfestigt haben, mit ins Dating nehmen – online, wie offline. Daher stellt sich natürlich auch die Frage: Wie gleichberechtigt sind wir heute bei der Partnersuche bzw. im Dating? Keine Frage, in den letzten Jahrzehnten ist in Sachen Gleichberechtigung viel passiert. Durch das Infragestellen vermeintlich fester Normen, von Heterosexualität, über Monogamie, der bürgerlichen Ehe und Geschlechterrollen, hat sich unsere Kultur nachhaltig liberalisiert. Allerdings ohne, dass dadurch das Patriarchat abgeschafft wurde – und das macht natürlich auch nicht vor dem Dating halt. Insofern gilt auch hier nach wie vor: Weiblich gelesene und queere Personen genießen nicht dieselben Freiheiten, wie heterosexuelle cis Männer. Die Autorin und Journalistin Anne-Kathrin Gerstlauer nennt das den “Gender-Dating-Gap”. Nach Jahren mehr oder minder erfolglosen Swipens und Matchens, wollte sie der Sache auf den Grund gehen. Genauer gesagt ihrer These, derzufolge es insbesondere emanzipierte, heterosexuelle Frauen im Dating schwer haben, einen Partner auf Augenhöhe zu finden. Erfolg, Selbstbewusstsein, Geld: Was Männer häufig attraktiv macht, wird für Frauen dagegen oft zum Hindernis, meint Anne-Kathrin:

“Ich habe schon mein Gehalt falsch gesagt, weil ich sonst das Gefühl hatte, ‘oh Gott, das klingt sonst nach so viel’. Und auf der anderen Seite Typen getroffen, die dann total eingeschüchtert von dem waren, was ich gemacht habe, was dann auch irgendwann nicht mehr so richtig sexy ist. Irgendwie so ein bisschen die goldene Mitte oder einfach jemand auf Augenhöhe, fand ich immer total schwierig. Und dann habe ich angefangen, ein bisschen zu recherchieren und habe gemerkt: ‘Ach krass, die Wissenschaft und die Statistiken, die sind noch viel schlimmer, als ich dachte!’ Also das Problem ist eigentlich nicht nur eine gefühlte Wahrheit, sondern noch viel krasser, als ich gedacht hatte. Weil wir denken ja auch, die Welt dreht sich weiter, wir sind doch jetzt alle so aufgeklärt, wie kann das denn noch ein Problem sein? Aber ja, es ist auch statistisch erwiesen eins.”

Liberalisierung hin oder her: Männliche Vorherrschaft begegnet uns auch weiterhin in unseren sexuellen Skripten, in den Bildern, die wir von Liebe, Sex und Intimität haben, ebenso wie in den sozialen Rollen, durch die wir uns und andere begreifen. In der Recherche für ihr Buch “Der Gender-Dating-Gap und die Liebe”, hat es Anne-Kathrin überrascht, wenn nicht gar schockiert, wie schwer es uns beim Dating scheinbar nach wie vor fällt, alte Rollenbilder loszulassen:

“Also Frauen suchen immer noch Männer, die größer sind und andersrum. Da gab es zum Beispiel eine witzige Studie, in der untersucht wurde, wie Frauen sich auf Online-Dating Plattformen auf ihren Fotos präsentieren. Und tatsächlich fotografieren sie sich so, dass sie besonders klein wirken. Und Männer fotografieren sich so, dass sie besonders groß wirken. Also auch so vom Winkel, mit dem man sich selbst aufgepumpt, was ich total witzig fand. Aber vor allen Dingen in den Statistiken findet man viel zum Thema, was passiert, wenn eine Frau eigentlich mehr Geld verdient. Da gab es zum Beispiel eine total interessante Studie, die gezeigt hat, dass Männer am meisten gestresst sind, wenn sie der Alleinverdiener sind. Was total klar ist, weil das natürlich mit sehr, sehr viel Verantwortung einhergeht. Und dann, umso mehr Geld die Frau verdient, umso besser geht es Ihnen erstmal. Bis wir so ankommen bei dem Punkt, wo Frauen rund 40 Prozent verdienen und Männer 60 Prozent. Und ab dann kippt’s weiter. Wenn die Frau dann gleich viel verdient oder mehr verdient, dann ist der Mann schon wieder gestresst und das ist ja irgendwie total absurd, weil eigentlich würde man ja denken, das ist doch total gut. […] Am Ende des Tages geht es glaube ich doch vielen aufs Ego, weil es eben immer noch die alten Rollen sind, die in uns allen stecken. Genauso stecken die ja auch in uns Frauen. Wir können uns ja auch nicht einfach am Ende des Tages total freimachen. Es gibt genauso viele Statistiken darüber, dass die Mehrheit der Frauen immer noch erwartet, dass der Mann beim ersten Date zahlt. Aber es steckt, glaube ich, schon immer noch in uns allen drin am Ende des Tages. Und ich glaube, dass die Rollen einfach noch nicht so neu verteilt sind. Früher war es alles total easy, der Mann macht den ersten Schritt, der Mann meldet sich exakt drei Tage später – der Mann initiiert sozusagen. Und wenn man diese klaren Regeln nicht mehr hat wie früher, dann sind alle ein bisschen lost. Und daraus sind neue Regeln und Rituale zu entwickeln, und das wird einfach so ein bisschen seine Zeit brauchen.”

“Let’s drop the Script – Make Romance Equal”, mit diesem Slogan wirbt aktuell die Dating-App Bumble. Hier machen Frauen den ersten Schritt. Die Idee dafür hatte Whitney Wolfe Herd. Nachdem sie 2014 Tinder verlassen und das Unternehmen wegen sexueller Belästigung und Dis­kriminierung verklagt hatte, gründete sie Bumble. Denn für Whitney war klar: Wenn eine Frau beim Dating nicht gleichberechtigt sein kann, wie kann sie dann im Leben gleichberechtigt sein? Heute sind mehr als 100 Millionen Nutzer*innen auf der Dating-App registriert – das Konzept, Frauen machen den ersten Schritt, scheint aufzugehen. Und auch aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es swiped und matched sich in jedem Fall angenehmer, ohne dabei mit Dickpics konfrontiert zu werden – denn die werden von Bumble ausgefiltert. Nichts desto trotz, frage ich mich: Wird damit nicht aus einem strukturellen, ein individuelles Anliegen gemacht? Indem Frauen jetzt quasi die Verantwortung zugeschrieben wird, selbstbewusster zu werden und den ersten Schritt zu machen? Erzeugt das nicht auch wahnsinnig viel Druck? Und vor allem: Profitieren nicht insbesondere Männer von der neuen Bequemlichkeit?

“Witzigerweise eine der allerersten Kampagnen, die Bumble in Deutschland gefahren hat, hatte den Slogan ‘Für faule Männer und forsche Frauen’. Was? Ja, total crazy! Also was ja wieder in so ein Ding rein geht, wenn eine Frau, die den ersten Schritt macht, als ‘forsch’ bezeichnet wird. Das ist auch nicht besonders sexy oder cool. […] Es gibt sogar Statistiken, die zeigen auf, wenn Frauen den ersten Schritt machen, dass die Wahrscheinlichkeit, eine Antwort zu bekommen, übrigens sinkt. […] Und gleichzeitig glaube ich, dass sowas schon helfen kann, das auch mal zu üben. […] auch so ein bisschen sozusagen gezwungen wird, aus einer Rolle rauszukommen.”

Ohne Zweifel, Emanzipation und sexuelle Liberalisierung stellen einen wichtigen gesellschaftlichen Fortschritt dar – gleichzeitig ist Sexualität heute gewiss nicht die Quelle von Befreiung allein, sondern vor allem ein gewaltiger Markt, der auf eines abzielt: Überfluss. Wer nicht ständig auf der Jagd nach dem nächsten sexuellen Reiz, der Auslebung seiner Freiheit und Individualität ist, scheint etwas zu verpassen. Von einer Möglichkeit ist sogenannte “Sexpositivität” heute zu einem Imperativ geworden. Und das gilt im besonderen Maße für Frauen, meint Autorin und Journalistin Ann-Kristin Tlusty. Ihr zufolge wird eine selbstbewusst ausgelebte weibliche Sexualität, zumindest oberflächlich, nicht länger tabuisiert, sondern sogar als Gradmesser für Emanzipation gefeiert. „Ganz im Sinne des Songs der Spice Girls – ‚I’ll tell you what I want, what I really, really want‘ – gilt Selbstkenntnis als das Nonplusultra souveräner weiblicher Sexualität.“ Das mag im ersten Moment verlockend klingen, Ann-Kristin Tlusty sieht das allerdings nicht ganz unkritisch: 

“Ich glaube, dass dieses Wissen, was man will, ja nicht nur in Bezug auf Sexualität wichtig ist, sondern im sogenannten ‘Potenzfeminismus’, wie ich ihn in meinem Buch nenne, grundsätzlich gefeiert wird. Also Frauen sollten genau wissen, wie sie ihr Leben, ihre Finanzen, ihre Beziehungen und eben auch ihre Sexualität gestalten wollen. […] Ich denke, dass hier Druck entstehen kann, gerade für jüngere Frauen. Also nach dem Motto: Wenn du eine richtig gute Feministin sein willst, dann musst du auch die Freiheiten, die Generationen von Frauen vor uns erkämpft haben, nutzen. Dann musst du viel Sex haben.”

Es ist schon spannend, dass der moderne Kapitalismus sich so sehr um die weibliche Sexualität “sorgt”. Ständig bringt er neue Innovationen für unsere klitorale und vaginale Lust hervor, um die sogenannte „Orgasm Gap“ zu schließen, den statistisch nachgewiesenen Vorsprung männlicher Orgasmen auf der Skala heterosexueller Befriedigung. Nichts gegen vibrierende und saugende Sextoys, aber die Idee, Gleichberechtigung vor allem durch selbstbewusst ausgelebte Sexualität erreichen zu können, erinnert eher an „libidinöse Symptombekämpfung“. Nur, weil Sex omnipräsent ist, bedeutet es noch lange nicht, dass er befreit ist. Vor allem, wenn die vermeintliche Befreiung auf Konsum und einer „Struktur der Selbstbeschuldigung“, wie es die Philosophin Eva Illouz nennt, beruht. Was im Grunde besagt: Nicht Strukturen bremsen Frauen auf ihrem Weg zur Gleichberechtigung, sondern ein Mangel an Selbstbewusstsein und Selbsterkenntnis. Eine junge Frau, die nicht kinky ist, gilt nach dieser Logik schlicht als prüde, meint Ann-Kristin. Auch, dass Frauen, ebenso wie Männer, unverbindlichen Gelegenheitssex suchen, erscheint heute vollkommen normal, gilt nahezu als Merkmal einer unabhängigen, progressiven Frau. Nur was, wenn Autonomie zum Imperativ wird, statt zur freien Wahl? Was, wenn ich mich nicht nach Gelegenheitssex, sondern nach einer festen Beziehung sehne, dann aber als bedürftig und abhängig gelte? 

“Die Herausforderungen an ein autonomes, erfolgreiches Individuum bewältigend, ist die einsame junge Frau zu einer Projektionsfläche geworden. Eine Ikone der Selbstbestimmung, eine Trümmerfrau der Moderne, die alles mit eigenen Händen schafft und schultert, bewundernswert, bemitleidenswert”, schreibt Nina Paur in der ZEIT. Die Botschaft, dass Frauen frei, autonom und selbstbewusst sein sollen, verkennt, welche Rolle sie auch heute noch in der Gesellschaft einnehmen. Dass Frauen nach wie vor den Löwenanteil der Care-Arbeit stemmen und natürlich die Reproduktion. Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, als Frau von One-Night-Stands Gebrauch zu machen, aber zu Gleichberechtigten macht uns dann allein noch nicht.

In Ihrem Buch „Süss. Eine feministische Kritik“ fordert Ann-Kristin Tlusty deshalb, Feminismus nicht länger nur als „Lifestyle-Projekt“ und individuelle Aufgabe von Frauen zu betrachten, sondern als gesamtgesellschaftliches Projekt:

“Ich glaube, was vielen sexual-politischen Debatten momentan innewohnt, ist eine irgendwie vereinzelte Vorstellung von Sexualität. Also man soll wissen, was man will, man soll eindeutig Ja oder nein sagen. Das wird gerade Frauen sehr stark suggeriert. Und so wichtig ich diese Stoßrichtung auch finde, so schematisch finde ich sie gleichzeitig auch. Und deswegen plädiere ich für ein ganz anderes Verständnis von Sex. Also dafür, dass wir Sex stärker als etwas begreifen, was zwischen zwei oder mehr Menschen passiert. Etwas, was Menschen miteinander entstehen lassen, als etwas Intersubjektives und nichts, was A und B jeweils für sich geklärt haben und dann miteinander vollziehen. Ich finde das einfach sehr technisch. […] Ich würde mir wünschen, dass wir von dieser vielleicht nur so subtil zur Vorschein kommenden Idee wegkommen und da einfach mehr Freiheit gewinnen können. Also im Sinne von, dass einfach alles, von absoluten Zölibat bis hin zu wahnsinnig viel Sex haben als gleichermaßen feministisch gelten kann. Oder noch besser, erst gar nicht so gelabelt werden muss. Ich kann einfach von sehr vielen Frauen in meinem Umfeld Schilderungen, dass man so in seinen frühen Zwanzigern gedacht hat, dass sei man jetzt irgendwie seiner eigenen feministischen Agenda schuldig, sich sexuell voll auszutoben. Und ich glaube, dass das noch nicht Freiheit bedeutet. Ich glaube, frei ist man dann, wenn man sich da einfach in jeglicher Richtung entfalten kann.”

Weder unsere Sexualität noch unsere Kommunikation sind „herrschaftsfreie Sphären“, sondern von Drehbüchern geprägt, die wir nicht einfach vergessen, sehr wohl aber hinterfragen können. Insbesondere in der Betrachtung von Dating, und vor allem heterosexuellem Dating, können wir, so Ann-Kristin, eine ganze Menge über Geschlechter- und Machtverhältnisse lernen. Und, oh Wunder, wer hätte das gedacht, die machen sich natürlich auch in Dating-Apps bemerkbar. Schließlich ist Tinder kein wertfreier digitaler Raum, abgekoppelt von gesellschaftlichen oder ökonomischen Normen. Auch hier werden unter anderem patriarchale und heteronormative Prägungen reproduziert. Auf der anderen Seite, kann Online-Dating uns auch einen selbstbestimmteren Zugang zu Sexualität und Intimität sowie Sichtbarkeit und Sicherheit für marginalisierte Personen schaffen. Es kommt eben darauf an, wie wir Dating-Apps nutzen. Pia bleibt deshalb ein Fan von Online-Dating – nicht zuletzt, weil sie nach wie vor auf der Suche nach dem perfect fit ist: 

“Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder? Quatsch. Ich finde das immer ein bisschen schwierig, weil das einzige, worin sich online und offline Dating unterscheiden, ist ja dieser Erstkontakt. Sobald er online stattgefunden hat, verlagert sich das ganze ja sowieso ins offline Leben. Und da online halt auch nur die Menschen aktiv sind, die man auch im offline Leben theoretisch treffen kann – das sind auch alles ganz normale Menschen – kann man sich da auf jeden Fall auch verlieben? Na klar! Ob online oder offline ein besseres Dating ist, das finde ich super schwer zu sagen. Ich bin auf jeden Fall ein Fan von Online Dating, einfach weil man da viele Leute kennenlernen kann und ich ja in meinem Homeoffice sonst nur die Auswahl zwischen meinem Nachbarn habe und ja, dem netten Lieferanten, der mein Curry vorbeibringt.”

19. Juli 2022

Je digitaler die Welt, desto analoger die Träume?

von Marilena 15. März 2022

Florian Kaps, der von allen nur Doc genannt wird, liebt das scheinbar Unmögliche. Deshalb hat er 2008 nicht nur sein gesamtes Vermögen riskiert und damit die letzte Polaroid-Fabrik vor dem Aussterben gerettet, sondern auch das „Supersense“ eröffnet. Eine Manufaktur, die analoge Technologien vor dem Verschwinden bewahrt. Denn Doc ist fest davon überzeugt, dass Analoges auch in einer digitalen Gesellschaft seinen Nutzen hat – vielleicht sogar mehr denn je. Wieso und, was es mit der Sehnsucht nach dem vermeintlich “Echten” auf sich hat, darüber hat sich Marilena in Wien mit Florian Kaps unterhalten.

Shownotes:

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► Supersense: Home of Analog Delicacies / Wien.
► “An Impossible Project” – Ein Dokumentarfilm von Jens Meurer (2022).
► Hartmut Rosa: Resonanz. Suhrkamp (2016).

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► sinneswandel.art

15. März 2022

Kennt Google uns besser, als wir selbst?

von Henrietta Clasen 5. Oktober 2021

Laufen wir im Sand, hinterlassen wir Fußabdrücke. Gleiches gilt für die digitale Welt. Nur sind wir uns, anders als im analogen Leben, selten darüber bewusst, welche Spuren wir hier hinterlassen. Geschweige denn, wer unsere digitalen Fußabdrücke zurückverfolgen kann und welche Rückschlüsse daraus gezogen werden können. Erleben wir vielleicht heute schon einen digitalen Kontrollverlust? Die Künstler*innengruppe Laokoon hat sich auf eine digitale Spurensuche begeben und anhand eines interaktiven Datenexperiments eindrucksvoll veranschaulicht, wie weitreichend die Einblicke in unser Seelenleben und unsere intimsten Geheimnisse sind, die wir Google, Facebook und Co. jeden Tag gewähren. Gemeinsam mit Moritz Riesewieck von der Laokoon Gruppe hat sich Marilena Berends in dieser Episode die Frage gestellt, ob das Internet wohl mehr über uns weiß, als wir selbst.

Shownotes:

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Diese Episode wird präsentiert von Braineffect. Wer große Ambitionen und lange To-Do Listen hat, braucht Energie, um diese verwirklichen zu können. Braineffect unterstützt euch dabei mit dem richtigen „Mind Food“ – für besseren Schlaf, mehr Konzentration und Wohlbefinden. Zum Beispiel mit dem Vitamin D3 Öl. Weitere Infos findet ihr in unseren Shownotes und auf brain-effect.com.

► Besucht die interaktive Website der digitalen Spurensuche ‘Made To Measure’ der Laokoon Gruppe.
► Die Filmdokumentation zu ‘Made to Measure ist bis 30.08.2022 in der ARD Mediathek verfügbar.
► Hier erfahrt ihr mehr über die Künstler*innengruppe Laokoon.
► Mehr Infos über die Kulturstiftung des Bundes und deren Veranstaltungsreihe ‘Labore des Zusammenlebens’.

Kontakt:
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5. Oktober 2021

Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen?

von Henrietta Clasen 14. September 2021

“Künstliche Intelligenz” – ein Begriff, der den meisten von uns schon mal begegnet sein dürfte. Obwohl wir ihnen nicht in persona begegnen, durchwalten sie unseren Alltag – ob hinter Social Media Plattformen oder Dating Apps. Was das aber genau ist, KI, scheint vielen von uns gar nicht so bewusst zu sein. Dazu kommt, dass bildgewaltige, meist dystopische Filme von bösen Maschinen erzählen, die drohen die Menschheit auszulöschen. Ist das der Grund, weshalb wir Künstlicher Intelligenz tendenziell eher skeptisch gegenüberstehen? Kulturwissenschaftler Edu Alcaraz hat sich in seinem Essay aus philosophischer Perspektive heraus mit KI befasst und, inwiefern sie ein Thema ist oder viel mehr sein sollte, das uns alle betrifft und nicht bloß Informatiker*innen. 

Shownotes:

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Die heutige Episode wird präsentiert von Vodafone. Ihr könnt ab jetzt mit bis zu 1000 grünen Mbit/s im Vodafone Netz surfen – mit Strom aus 100 % erneuerbaren Energien – ab 39,99€ dauerhaft. Mehr Infos auf vodafone.de/greengigabit und im Vodafone Shop.

►Hans-Georg Gadamer: “Das Selbstverständliche ist das Rätselhafte”.
►Martin Heidegger und Bhikkhu Maha Mani: “Interview 1964”.
►Kenza Ait Si Abbou: “Keine Panik, ist nur Technik” Gräfe und Unzer.
► AlgorithmWatch.
► Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme: “Künstliche Intelligenz in der Medizin”.
► “Künstliche Intelligenz für Umwelt- und Klimaschutz” BMU.
► “Fünf-Punkte-Programm des Bundesumweltministeriums für Künstliche Intelligenz” BMU.
► “Mit Künstlicher Intelligenz Klima und Umwelt schützen” BMU.

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14. September 2021

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