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Marilena

Marilena

Slow Travel – ein Sinneswandel oder nur ein Trend?

von Marilena 22. September 2019

Jede Reise, dessen sollte man sich bewusst sein, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck auf unserem kleinen, blauen Planeten. Immer mehr Menschen werden sich auch im Zuge der Klimadebatte darüber bewusst. Gepaart mit aktuellen Eindrücken während meiner Italien-Reise habe ich mich näher mit dem Phänomen „Slow Travel“ auseinandergesetzt, mit Fokus auf den Chancen und Möglichkeiten, die sich darin für jeden Einzelnen, aber auch für uns als Gemeinschaft verbergen.

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Slow Travel – Ein Sinneswandel oder nur ein Trend?

Vielleicht hast du, wenn du mir auf Instagram folgst, mitbekommen, dass ich gerade auf Reisen bin. Um genau zu sein bin ich mit dem Zug aus Hamburg mit einem Zwischenstopp zum Wandern in Garmisch-Partenkirchen nach Italien gefahren. Während ich diese Folge aufnehme, sitze ich gerade in meinem Dachzimmer auf einem kleinen Bauernhof in den Bergen in der Amalfi Küste. Falls du also einen Esel oder Hund hörst, weißt du wenigsten bescheid. 

Ich habe übrigens bewusst nicht „Urlaub“ sondern Reisen gesagt. Warum? 

Erst kürzlich habe ich gelesen, dass das Wort „Urlaub“ sich aus dem althochdeutschen Wort „urloub“ ableitet, was erlauben heißt. Und bezeichnete damals die Erlaubnis, sich zu entfernen, wenn einem der Arbeitgeber oder Dienstherr ein paar Tage Freizeit gewährte. Allein deshalb widerstrebt es mir irgendwie schon, das Wort Urlaub zu verwenden, da ich keinen Arbeitgeber oder Chef im klassischen Sinne habe, der mir solch eine Erlaubnis erteilen könnte.

Weiterhin impliziert das Wort Urlaub für mich, dass es etwas gäbe, von dem ich mich ausruhen müsse. Als sei Urlaub das Pendant zum Alltag. Das, worauf man sich das ganze Jahr über freut, die Zeit die man herbeisehnt nach all der harten Arbeit. Der wohlverdiente Urlaub eben. 

Diese Sichtweise passt irgendwie nicht ganz in mein Lebenskonzept. Nicht, dass ich nicht auch mal fluche und mir angesichts der zu beantwortenden E-Mails und To-Dos die Hängematte am Strand herbeisehne. Aber grundsätzlich schätze ich mich sehr glücklich, meine Arbeit nicht als Last zu empfinden. Sondern im Gegenteil, als Bereicherung und etwas, das ich freiwillig und sehr gerne tue. Das geht oft soweit, dass ich im Urlaub – pardon, ich meine natürlich auf Reisen – mich nur selten dazu umringen kann, nichts Arbeitsbezogenes anzustellen. Die Podcast Folge, die du gerade hörst, habe ich zum Beispiel auf der Bahnfahrt von Bologna nach Neapel vorbereitet, während an meinem Fenster Weinberge und Zitronenbäume an mir vorübergezogen sind. Eine geeignetere Inspiration hätte ich mir vermutlich kaum wünschen können.

Wie dem auch sei, ich schweife ab. Denn die Arbeit soll nicht das Thema der heutigen Folge sein. Sondern das Reisen. Nicht zuletzt, da ich, wie gesagt, gerade selbst unterwegs bin und mir in letzter Zeit einige Gedanken über dieses Phänomen gemacht und mir die Frage gestellt habe, weshalb wir eigentlich ständig unterwegs sind?

So bin ich selbst erst letzte Woche voller Vorfreude in der italienischen Stadt Bolzano angekommen und konnte es kaum erwarten auf einem der Piazzas genüsslich einen Espresso zu trinken und den Menschen beim Flanieren zuzusehen. Angekommen im Zentrum, habe ich dann allerdings angesichts all der shopping-wütigen Touristen mit H&M Tüten, meine Pläne schnell verworfen und bin mit der Seilbahn in die Berge zum Wandern entflohen. Eigentlich hätte ich es ja auch ahnen können, dass meine Vorstellungen von einer romantischen italienischen Kleinstadt, die einen mit ihrer Verschlafenheit und den kleinen Gassen und Cafés zum Innehalten einlädt, enttäuscht werden würde. Statt an urigen, regionalen Kaufmannsläden schlendere ich nun an Zara, McDonalds und Gucci vorbei. Inmitten einem Strom von Touristen, auf der Suche nach der authentischen italienischen Kultur. Die ist nur leider durch eben diese Suchenden abhanden gekommen. Oder, wie der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger schreibt: „Der Tourismus zerstört, was er sucht, indem er es findet.“

Mit Weltsehnsucht oder Fernweh hat diese Form des Reisens, in meinen Augen, schon lange nichts mehr zu tun. Eskapismus trifft es da schon eher. Also ein Fluchtversuch, um der Entfremdung des arbeits- und effizienzfokussierten Alltags zu entkommen. Und all die kleinen Alltagsfluchten summieren sich schließlich zu einer weltweiten Wanderbewegung. Während es 1999 noch 635 Millionen Touristen weltweit waren, die ins Ausland gereist sind, waren es 2017 bereits 1,3 Milliarden. Und davon gehen dank Billigfliegern und Schnäppchen für Urlaubspiraten immer mehr Reisen über Kontinente und Ozeane hinweg. Unser Fernweh zu stillen ist so einfach geworden, wie noch nie zuvor. 

Man könnte meinen, der Wunsch sei, das Unbekannte, das einem Fremde  zu erforschen. Das erzählt man vielleicht auch den Freunden als Begründung, weshalb es nach Peru oder in die Antarktis geht. Aber insgeheim wünschen sich viele vor allem eines: einen reibungslosen Ablauf. Vom Abflug, über das Hotelbuffet bis hin zur Stadtführung. Bitte keinen Aufwand! Und schon gar keine Verantwortung. Es soll möglichst bequem sein. Für Unerwartetes und ungeplante Abenteuer ist da kein Platz. Die Safaris sind präzise durchgeplant. Der Fallschirmsprung und der Tiefseetauchgang inklusive. Und, damit die 7 Tage, für die man extra den Urlaub beantragt hat, auch optimal und effizient genutzt werden, hat man bereits zu Hause intensiv einen Stapel Reiseführer studiert. Damit man auch ja keine Sehenswürdigkeit, vor der man ein potentiell instagramtaugliches Selfie schießen könnte, verpasst. Ziel der touristischen Reise ist es also, könnte man sagen, die Richtigkeit der Informationen aus dem Reiseführer zu überprüfen und möglichst ein fotografisches Beweisstück mit nach Hause zu bringen. Das Wichtigste ist, dass ich beweisen kann: „ich war dort. Ich habe dort meinen Fußabdruck hinterlassen.“ 

Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Tourismusbranche ist nämlich mit rund 8% an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt. Davon gehen rund 75% auf den Transport zurück. Das Reisen ist fundamental demokratisiert worden – auf Kosten ökologischer Zerstörungen. Was ich allerdings absurd finde, als ich zu dem Thema ein wenig recherchiert habe und einen Artikel vom IPCC, dem Intergovernmental Panel on Climate Change, also einem renommierten, wissenschaftliche Institution, gefunden habe, stand darin der Satz: „Die Tourismusbranche ist von zahlreichen direkten und indirekten Auswirkungen des Klimawandels betroffen“. Der Satz hat mich irgendwie irritiert. Ist es nicht eigentlich genau andersherum? Ist nicht unser kleine, blauer Planet, der vom Massentourismus betroffen ist? Aber nein, wir Menschen machen uns eher Sorgen um die Beständigkeit der Skiregionen, wenn die Temperaturen erstmal ansteigen oder um die karibischen Inselresorts bei steigendem Meeresspiegel. Ich möchte das auch keineswegs kleinreden, natürlich ist das relevant. Nicht zuletzt, da einige Länder, insbesondere einige Schwellen- und Entwicklungsländer auf die Einnahmen aus dem Tourismus bauen.

Allerdings beschweren sich immer mehr Einheimische über eben jene Menschenmengen, die täglich wie eine Invasion über die Städte aus Kreuzfahrtschiffen und Reisebussen hereinbrechen. In Spanien zum Beispiel, spricht man analog zur Gentrifizierung, schon über die sogenannte „turistificación“. Der Wohnraum in den Touristenstädten, wie Barcelona oder Mallorca wird immer knapper und teurer, da er für AirBnB-Gäste oder neue und schicke Hotels genutzt wird. Man braucht die Touristen, aber man hasst sie gleichzeitig auch. Ein ganz schön ambivalentes Verhältnis.

Irgendwie sich schade diese Entwicklung. Denn eigentlich liegen im Reisen so viele Chancen verborgen. Wenn man nicht ausgerechnet eine Pauschalreise nach Antalya bucht, die eine Begegnung mit den Einheimischen und deren Kultur meist nicht vorsieht. Ich bin fest davon überzeugt und habe es selbst erlebt, das der Blick über den Tellerrand und das Zusammentreffen mit völlig anderen Lebensweisen meinen Horizont erweitert und mich bewusster hat leben lassen. Vor allem die Reisen durch Indien und Asien, in denen ein Großteil der Menschen sehr viel weniger als ich zum Leben zur Verfügung hat, haben mir meine Privilegien noch bewusster gemacht, wie gut es mir geht. Und, wer einmal die Plastik-überschwemmten Strände Balis gesehen hat, der ist oft ab diesem Zeitpunkt deutlich sensibler für die Umweltverschmutzung. Ich kenne sogar einige, die nach Reisen ihr gesamtes Leben umgekrempelt und einem sozialen oder gemeinnützigen Projekt gewidmet haben. Z.B. das Gründer-Paar von Bracenet, die aus alten Fischernetzen Schmuck herstellen. Mit denen habe ich übrigens auch schon ein Interview aufgenommen, das ganz bald erscheint.

Also, was ich damit sagen möchte. Natürlich ist das Reisen per se nicht schlecht. Und, wie ich es beschrieben habe, ist es natürlich auch sehr pauschalisiert. Selbstverständlich gibt es auch eine Menge Menschen, die achtsamer und Ressourcen schonender unterwegs sind. Generell, habe ich das Gefühl, wird der Wunsch nach einem „sanfteren Tourismus“ größer. Hier und da ist die Rede vom sogenannten „Slow Traveling“. Also statt dem kompletten Verzicht auf das Reisen, geht es um eine neue Mentalität und innere Haltung, die sich eben auch im Handeln widerspiegelt. 

Ähnlich, wie die bereits bekanntere Slow-Food-Bewegung, hat das Slow Travel seinen Ursprung im zunehmenden Individualisierungstrend der Gesellschaft. Also z.B., dass wir statt Pauschalreisen unseren Urlaub lieber nach unseren eigenen Vorstellungen selbst gestalten wollen. Keine Touris möchten wir sein, sondern am liebsten wie Einheimische wahrgenommen werden. Also nix mehr mit Tennissocken und Sandalen. Und beim Slow Travel geht es natürlich auch um den Wunsch nach Ruhe, Innehalten „less is more“, da die Welt gefühlt immer schneller und komplexer wird. Daher brauchen wir ein Gegengewicht. Wir wollen die Effizienzmentalität des Alltags nicht auch noch in den Urlaub mitnehmen, indem wir hektisch von einer Stadt zur nächsten jetten. 

Slow Travel steht für eine Neubewertung von Erlebnissen. Es geht um die Herausforderung, die innere Spannung einer vermeintlichen „Leere“ auszuhalten und die Qualität von Angeboten richtig wertschätzen zu können. Um Entschleunigung, um das Erlebte bewusst wahrnehmen und verarbeiten zu können. Und dank dieser erlebten Erfahrungen persönlich zu wachsen und seinen Horizont zu erweitern. 

Ich glaube allerdings, dass gerade das Überangebot an Reisemöglichkeiten, oft unterbewusst Angst in uns erzeugt, etwas zu verpassen und uns auf Slow Traveling einzulassen. Theoretisch haben wir, vor allem im Westen, dank Globalisierung, die Möglichkeit die ganze Welt zu bereisen. Insbesondere mit dem deutschen Reisepass, dem wohl Privilegiertesten. Wie kann man es dennoch schaffen, diesem Angebot zu widerstehen? Und statt nach Bali zum Urlaub, in den Harz oder an die Nordsee zu fahren? Verpasst man dann nicht etwas? Muss man alles selbst gesehen haben und dort gewesen sein, um mitreden zu können? 

Denn nicht zuletzt hat die Art, wie wir reisen, ja auch etwas sehr Demonstratives. Wir drücken darüber aus, wer wir sind, wie wir gesehen werden wollen und unsere Zugehörigkeit. Das macht den Verzicht auf all die verlockenden Abenteuerreisen und Expeditionen nicht unbedingt einfacher. Ich selbst kenne diesen inneren Konflikt nur zu gut. Natürlich hätte ich Lust, andere ferne Kontinente und Kulturen kennenzulernen. Erst letztes Jahr bin ich zum ersten Mal in Asien gewesen. Auf der anderen Seite möchte ich möglichst ressourcenschonend leben.

Am naheliegendsten, um den Massentourismus etwas einzudämmen, ist vermutlich eine Erhöhung der Flugpreise. Eine solche Politik wäre ökologisch zwar konsequent, erzeugt aber ein demokratisches Paradox. Denn wer das Reisen begrenzt, droht in die Falle des Elitismus zu tappen, wenn verteuerte Fernreisen zum Privileg der Wohlhabenden werden. Beschränkung ist nötig, Verzicht aber oft ungerecht. Daher, denke ich, sollte nicht das Reisen an sich infrage stehen – wohl aber das Reisen in seiner derzeitigen Form. Das muss sich radikal ändern. Kosmetische Korrekturen wie „CO2-Abgaben“, die Fluggesellschaften in Regenwaldprojekte stecken, reichen, finde ich, nicht aus. Wir müssen das eigentliche Problem angehen: unseren Umgang mit Zeit und Entfernung. Weg vom schnellen Konsum austauschbarer Zielorte, hin zu bewusstem Genuss – Slow Travelling eben. Ein Bruch kann aber nur gelingen, wenn man sich auf das Reisen und die damit einhergehende Erfahrung von Zeit und Ort einlässt. 

Eine solche Art des Reisens ist natürlich aufwendiger. Individuelle Anpassung allein kann also nicht die Lösung sein. Die Bedingungen für eine andere Art des Reisens müssen auch politisch geschaffen werden. Die Bahn wäre auch eine stärkere Konkurrenz zum Flieger, wenn ihre Tickets günstiger und ihre Angebote besser auf Reisende zugeschnitten wären. Es kann nicht sein, dass Zug fahren in vielen Fällen teurer ist als zu Fliegen. Auf meiner jetzigen Italien Reise ist mir das noch bewusster geworden. Da muss sich etwas ändern! 

Für langsameres und längeres Reisen, braucht es aber natürlich auch mehr Urlaubszeit. Je mehr Zeit zur Verfügung steht, desto eher wächst, glaube ich, auch unsere Bereitschaft, auf den Geschwindigkeitsvorteil des Fliegens zu verzichten. Wie wäre es also mit einer Verkürzung der Jahresarbeitszeit? Schon lange wissen wir, dass mehr Arbeit nicht zwangsläufig mehr Wachstum und Produktivität bedeutet.

Ich glaube aber, was das Entscheidendste, um eine neue Kultur des Reisens und einen sanften Tourismus etablieren zu können, ist der Sinneswandel. Ein Paradigmenwechsel, der sich insbesondere in unseren Köpfen vollziehen muss. Wenn es als cool und angesagt gilt, statt ins Luxusresort auf Mauritius zu fliegen, nach Bayern wandern zu gehen, werden das auch mehr Menschen tun. Und daher sehe ich auch gerade die, die sich das Reisen um den Globus eigentlich leisten können, in einer Vorreiter- bzw. Vorbildfunktion. Nur, weil man sich etwas leisten kann, muss man es schließlich noch lange nicht tun. Und, je mehr Menschen solch einen Lebensstil vorleben, desto mehr wird auch mit der Zeit akzeptiert werden, kann ich mir vorstellen. So, wie es früher mal cool war zu Rauchen und heute immer weniger. Oder SUVs, die gelten ja auch vielerorts schon als verpönt.

Was ich sagen möchte, ist, mich selbst haben die letzten Tage auf meiner Reise zumindest sehr zum Nachdenken angeregt. Und ich kann wirklich sagen, dass mir das langsame Reisen mit dem Zug und vor allem die Zeit in der Natur unfassbar gut getan haben. Nicht einmal habe ich gedacht: „Ach wäre ich doch lieber nach Mexiko oder Honolulu gereist.“ Nicht, dass es da vermutlich nicht auch schön ist, aber ich habe nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Oft, wie im Alchemist von Paulo Coelho, liegt das Glück quasi vor der Haustür vergraben. Wir müssen es nur entdecken.

In dem Sinne, bin ich gespannt, von dir zu erfahren, was deine bisherigen Erfahrungen mit Reisen und vielleicht auch dem Slow Traveling sind. Letztlich geht es mir nicht darum, zu Missionieren. Ich bin ja selbst quasi auf meiner Reise im übertragenen Sinne und möchte nur meine Gedanken teilen und Impulse mitgeben. Daher freue ich mich über einen Austausch. Zum Beispiel auf Instagram, da findest du mich unter @marilena_berends. Wenn dir die Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn du sie mit Freunden teilst oder mir vielleicht sogar eine Rezension auf iTunes hinterlässt.

Ich danke dir fürs Zuhören und hoffentlich bis bald. Bei Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation. Bis bald

 
 
Marilena Berends
 
Podcast Sinneswandel, Folge #134

22. September 2019

Michael Braungart: Genügt Verzicht alleine, um unsere Erde noch zu retten? (Teil 2)

von Marilena 19. September 2019

Überall ist die Rede davon, dass wir Menschen die Erde zerstören. Mit der Art, wie wir witschaften, konsumieren und uns ihr ermächtigen. Faktisch ist daran vermutlich wenig zu rütteln. Nur hilft uns dieses Bild weiter, wenn es darum geht, den Klimawandel zu stoppen? Ist ein negatives Menschenbild dabei dienlich? Prof. Dr. Michael Braungart, u.a. Mitbegründer des Cradle 2 Cradle Konzepts, ist der Auffassung, dass wir Menschen auch einen positiven Fußabdruck hinterlassen können. Aber damit uns das gelingen kann, muss sich noch einiges tun. Vor allem in der Wirtschaft. In der Art und Weise, wie Proukte designed werden und wie wir sie konsumieren. Verzicht alleine, klann laut Prof. Dr. Braungart nicht die Lösung sein. Es braucht Innovationen.

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► Sehen wir uns auf dem Cradle2Cradle Congress Ende Januar 2020?
► Lesenswert in dem Kontext: Das Buch Ökoroutine von Michael Kopatz sowie Schubumkehr – Die Zukunft der Mobilität von Stephan Rammler
► International Council on Clean Transportation

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19. September 2019

Michael Braungart: Wie können wir einen positiven Fußabdruck hinterlassen? (Teil 1)

von Marilena 11. September 2019

Überall ist die Rede davon, dass wir Menschen die Erde zerstören. Mit der Art, wie wir witschaften, konsumieren und uns ihr ermächtigen. Faktisch ist daran vermutlich wenig zu rütteln. Nur hilft uns dieses Bild weiter, wenn es darum geht, den Klimawandel zu stoppen? Ist ein negatives Menschenbild dabei dienlich? Prof. Dr. Michael Braungart, u.a. Mitbegründer des Cradle 2 Cradle Konzepts, ist der Auffassung, dass wir Menschen auch einen positiven Fußabdruck hinterlassen können. Aber damit uns das gelingen kann, muss sich noch einiges tun. Vor allem in der Wirtschaft. In der Art und Weise, wie Proukte designed werden und wie wir sie konsumieren. Verzicht alleine, klann laut Prof. Dr. Braungart nicht die Lösung sein. Es braucht Innovationen.

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11. September 2019

Im Gespräch mit Axel Friedrich über Mobilität der Zukunft

von Marilena 9. September 2019

Heute spreche ich mit Axel Friedrich über die Zukunft der Mobilität. Axel war lange Zeit Abteilungsleiter für Umwelt und Verkehr im Umweltbundesamt und maßgeblich an der Aufdeckung des VW Abgasskandals 2015 beteiligt. Er kämpft bis heute für eine klimaneutrale, gerechte und lebenswerte Welt, die nicht vom Auto dominiert wird sondern von Menschen, die im Einklang mit der Natur leben. Um die zu erreichen, ist aber weitaus mehr notwendig, als eine CO2 Abgassteuer. Es braucht eine neue Mobilitätskultur.

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► Lesenswert in dem Kontext: Das Buch Ökoroutine von Michael Kopatz sowie Schubumkehr – Die Zukunft der Mobilität von Stephan Rammler
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9. September 2019

Bedeutet mehr Wohlstand wirklich mehr Glück?

von Marilena 2. September 2019

Laut Statistiken werden wir Menschen immer gesünder, gebildeter und wohlhabender. Angesichts dessen sollte man meinen, dass auch unser subjektvies Glücksempfinden steigt. Aber ist dem wirklich so? Bedeutet mehr Wohlstand gleichzeitig mehr Glück? Oder sind dem vielleicht sogar Grenzen gesetzt? 

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► Lesenswert in dem Kontext: Die Tretmühlen des Glücks von Mathias Binswanger; Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie von Niko Paech; The Great Mindshift von Dr. Maja Göpel
► World Happiness Report 
► Das Easterlin-Paradox 
► Die Postwachstumsökonomie von Niko Paech
► „Wohlstand und Glück“; Artikel der Universität Köln
► „Auf der Suche nach Glück“: Interview mit Richard Layard in der SZ
► Die Hedonistische-Tretmühle nach Michael Eysenck
► Studie über das (Un-)Glück von Lotto-Gewinner*innen; Journal of Personality and Social Psychology (1978)
► Infos zum Nationalen Wohlfahrtsindex
► Das Höhlengleichnis von Platon

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2. September 2019

Im Gespräch mit Marius Kursawe über ein Leben ohne Konjunktiv

von Marilena 26. August 2019

Schon Goethe sagte einst: „Es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ Und dennoch gelingt es uns nicht immer. Wir nehmen uns etwas vor, scheitern aber an der konsequenten Umsetzung. Womit das zu tun hat und, wie es uns dennoch gelingen kann, ein Leben im Konjunktiv, in das Präsenz zu befördern, erfährst du im Interview. Ich habe mich mit Marius Kursawe unterhalten. Marius ist Mitgründer von Work Life Romance und unterstützt Menschen und Unternehmen in Transformationsprozessen. Seine Leidenschaft gilt insebsondere dem Thema New Work und der Potentialentfaltung.

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► Zur Work Life Romance geht es hier entlang
► Marius Kursawe „Berge versetzen für Anfänger“

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26. August 2019

Können wir wirklich authentisch sein?

von Marilena 19. August 2019

„Authentizität“ ist in aller Munde – Finde dich selbst, sei authentisch, sei einfach du selbst! Aber gibt es das eine „wahre authentische Ich“ überhaupt oder laufen wir vielleicht einer großen Illusion (der Werbeindustrie) hinterher?

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► „Descarts Irrtum“ von Antonio Damasio; „Being No one“ von Thomas Metzinger
► Interview mit Charles Taylor über Authentizität
► Zitat Arthur Schopenhauers: „Die Welt als Wille und Vorstellung I“, 4. Buch, in: Arthur Hübscher (Hrsg.), Band. 2
► Zitat Niklas Luhmann: „Zur Nicht-Kommunizierbarkeit von Aufrichtigkeit, Die Gesellschaft der Gesellschaft“ (1998)

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Status Quo: Authentizität als Modejargon

„Sei einfach du selbst“ Authentizität und authentisch leben, hat sich zu einer Art gesellschaftlichem Imperativ entwickelt, könnte man fast sagen. Eine Art Handlungsanweisung für das echte, unverfälschte Leben.

Beinahe in jedem zweiten Selbsthilfe Ratgeber finden sich solche schlauen Tipps im Sinne von: „Werde du selbst und die Welt wird dir zu Füßen liegen.“ Ganz gleich, ob es um die Karriere, Partnerschaft oder das eigene Selbstwertgefühl geht.

Aber Authentizität bezieht sich nicht nur auf unsere Art zu Leben. Nahezu alles kann authentisch sein: Von dem authentischen Urlaub in Norwegen, über den authentischen Führungsstil, der ach so authentischen Bloggerin, bis hin zum authentischen Geschmack des badischen Weines.

Da stellt sich doch die Frage, was wir mit diesem Begriff eigentliche meinen? Und, die vielleicht noch größere Frage, kann man überhaupt authentisch sein? Ist das möglich?

Ich finde die Frage insofern spannend, weil ich mir selbst häufig Gedanken darüber mache, ob wir Menschen überhaupt eine Art Kern, Essenz oder Identität haben, die es zu Entdecken gilt. Denn das scheint ja eine Voraussetzung für den Anspruch „Sei du selbst“ beziehungsweise das authentische Leben zu sein. Wenn ich nicht weiß wer ich bin, wie soll ich dann entsprechend leben und mich verhalten?

Wie konnte es dazu kommen?

Spannend finde ich es auch, sich die Frage zu stellen, wo dieser Authentizitäts-Trend seinen Ursprung hat. Ist es nicht so, dass wir Menschen dazu neigen über das vermehrt zu sprechen, was uns am meisten fehlt?

Meine persönliche Vermutung wäre, dass unsere Sehnsucht nach einem authentischen Leben – mal angenommen, die existiert wirklich und sie ist nicht auch eine weitere von der Industrie und dem Kapitalismus erzeugte Fake-Sehnsucht – eine Antwort auf zwei gesellschaftliche Entwicklungen ist:

  1. Authentizität und der Wunsch nach Individualisierung, Selbstverwirklichung als Gegenbewegung zur Standardisierung und Massenabfertigung der Industrialisierung. Indem wir uns authentisch zeigen, grenzen wir uns von anderen ab. Wir stellen uns selbst als Original und nicht als Abklatsch dar. Uns gibt es nur einmal. Und das macht uns augenscheinlich umso wertvoller und gefragter. Durch Instagram, YouTube und Co. haben wir heute zudem die Möglichkeit, andere davon zu überzeugen, indem wir unser Leben öffentlich teilen. Andere können dann darüber in Form von Likes und Follows darüber abstimmen, wie authentisch unser Leben auf sie wirkt. Ob wir uns wirklich so geben, wie wir sind oder nur eine Schein-Welt und ein Schein-Selbst inszenieren. Ob das Publikum mit der Einschätzung richtig liegt, ist dann wiederum eine andere Frage.
  2. Der Wunsch nach Authentizität als Antwort auf eine Multioptionsgesellschaft, in der wir alle Freiheiten haben, uns selbst zu verwirklichen. Hinzu kommt, dass es uns durch die Wirtschaft, die den Konsum durch das künstliche Erzeugen von Wünschen und Bedürfnissen ankurbelt, zunehmend schwerer fällt, zu identifizieren, was uns selbst wirklich entspricht. Mit den Worten Tylers aus dem Film Fight Club: „Von dem Geld, das wir nicht haben, kaufen wir Dinge, die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.“ Wir sind so überfordert, dass wir kaum mehr zwischen Schein und Sein, original und Fake, uns selbst und dem, was wir sein wollen oder zumindest glauben sein zu wollen, unterscheiden können. Salopp gesagt: Was wir wirklich wollen und wer wir wirklich sind. Wir entfernen und entfremden uns immer weiter von uns selbst, was den Wunsch und die Sehnsucht nach mehr Echtheit und Authentizität wachsen lässt. Oder zumindest nach dem, was uns als Echtheit verkauft wird.

Um uns dem wieder zu nähern, uns also selbst zu finden, unser „wahres Ich“ zu ergründen und zu erkennen, begeben wir uns nun auf die Suche. Beantragen ein Sabbatical, reisen um die Welt, befragen spirituelle Gurus, beginnen zu Meditieren, lesen Ratgeber, um… Ja um was eigentlich herauszufinden? Was sich hinter dem Vorhang bzw. der Maske verbirgt? Oder anders gesagt, wenn wir mal nicht vorgeben wer zu sein, um ja nicht anzuecken, um die Erwartungen der Gesellschaft und unseres Umfelds an uns selbst, nicht zu enttäuschen.

Aber geht das überhaupt? Gibt es so etwas wie ein „wahres, authentisches Ich“? Oder ist es eine bloße Illusion oder gar eine weitere Verkaufsmasche der Industrie? Du musst dich erst finden, um glücklich zu sein.

Was bedeutet Authentizität eigentlich?

Wenn man den Begriff Authentizität nachschlägt, dann findet man so etwas, wie: Das bildungssprachliche Substantiv Authentizität bedeutet „Echtheit“. Es bezeichnet die Eigenschaft einer Sache, Person oder Organisation authentisch zu sein, also auf Echtheit geprüft und „als Original befunden“.

Aber wer kann das überprüfen? Ich selbst? Meine Mitmenschen? Wo bekomme ich dieses Qualitätssiegel her?

Schon seit der Antike beschäftigen sich die Menschen, insbesondere die Philosophen, mit der Frage nach der Existenz des Menschen. Woher wissen wir, wer wir sind? Das wir überhaupt existieren.

„Cogito ergo sum“ – Ich denke also bin ich. So lautet die berühmte These des Philosophen René Descartes. Was er damit versuchte zu sagen, war: Wenn ich denke, dann existiert der Träger dieses Gedankens. Ich bin der Träger dieses Gedankens. Also existiere ich in der Schlussfolgerung. Descartes Argument ist also, dass wir uns dadurch erkennen, dass wir einen Denkvorgang bemerken und dass unser Körper und Geist klar voneinander getrennt sind. Unklar bleibt aber, welche Art das denkende Ich ist, was das Denken bemerkt. Ai ai ai.

Es gibt mittlerweile auch einige Wissenschaftler, insbesondere aus der Neurobiologie, die Descartes These widerlegt haben und der Auffassung sind, dass wir uns zunächst über unsere physischen Sinne erfahren und nicht über das Denken. Ein interessantes Buch dazu, mit dem Titel „Descartes Irrtum: Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn“, hat der portugiesische Neurowissenschaftler António Damásio geschrieben. Er kommt zu dem Schluss, dass die jahrhundertelang angenommene Trennung zwischen Körper und Geist ein Irrtum sei und stattdessen ein unauflösbarer Zusammenhang zwischen Körper und Geist besteht, die sich ständig gegenseitig beeinflussen. Sehr spannend! Ich verlinke dir das Buch mal in den Shownotes.

Heute, gestützt durch die Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Psychologie, betrachtet die moderne Philosophie uns Menschen als biologische Wesen mit geistigen Fähigkeiten. Unser Ich-Gefühl und unser Selbstbild erwachsen demnach aus der Abgrenzung unserer eigenen Person von der Außenwelt und der Spiegelung im anderen. Dadurch erlangen wir also eine Vorstellung von uns selbst und somit die Fähigkeit zur Selbsterfahrung.

Spannend finde ich, dass wir schon, wenn wir auf die Welt kommen, als Neugeborene, auf den Grundlage von Sinneswahrnehmungen gefühlsmäßig zwischen Ich und Umwelt unterscheiden können. Aber erst ab etwa dem 18. Lebensmonat können wir uns selbst im Spiegel erkennen. Und zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr lernen wir schließlich, unsere eigenen Wünsche und Überzeugungen von denen anderer zu unterscheiden. In der Pubertät, wie du vermutlich selbst auch erlebt hast, erfahren wir dann noch mal eine besondere Phase der Abgrenzung unserer Selbst, insbesondere von unseren Eltern.

Also, noch mal kurz zusammengefasst: Unser Ich-Gefühl entsteht aus der Erfahrung heraus, dass ich einen eigenen Körper habe, die Welt aus meiner eigenen Perspektive wahrnehme und die Urheberin meines Handelns bin. Unser Selbstbild hingegen entwickelt sich erst in der Verbindung mit der Fähigkeit, die eigenen Überzeugungen und Wünsche von denen anderer abzugrenzen. Und, wer ich bin, vermögen wir auch keineswegs immer selbst am besten einschätzen zu können. Darum haben andere Menschen auch die wichtige Funktion, unser Selbstbild zu spiegeln und uns damit zu konfrontieren.

Kann ich wirklich authentisch leben?

Wenn wir uns also vor allem darüber selbst erfahren, indem wir herausfinden, was und wer wir nicht sind, dann bedeutet das doch eigentlich in der Schlussfolgerung, dass wir möglichst viele Erfahrungen und, ich nenne es jetzt mal „Fehler“, machen sollten, um uns selbst näher zu kommen. Also genau das, was wir in der Schule und oft auch im späteren Leben nicht tun dürfen.

Ich weiß noch, wie ich damals nach der Schule fast daran verzweifelt bin, den perfekten passenden Studiengang aus gefühlt hundert tausenden zu wählen. Bloß keine Fehlentscheidung treffen! Hat nicht so ganz geklappt. Zwei Abbrüche hat es gebraucht, bis ich bei BWL gelandet bin, nur um dann im sechsten Semester festzustellen, dass es doch nicht das Wahre ist.

Und diese Erfahrungen unter anderem, bestärken mich immer mehr in der These, dass es vermutlich gar nicht das eine „wahre, authentische Ich“ gibt. Dem deutschen Philosoph Thomas Metzinger zufolge, ist unser Selbst kein Ding, sondern viel mehr ein Vorgang. In seinem Buch „Being No One“, erklärt er, weshalb er der Überzeugung ist, dass es weder so etwas wie einen Kern unseres Selbst gibt noch so etwas wie eine scharf abgegrenzte Identität über die Zeit hinweg. In dem Sinne sind wir niemand.

Auch der kanadische Politikwissenschaftler und Philosoph Charles Taylor ist der Meinung, dass unser Selbst nichts ist, was in irgendeiner Wiese bereits da wäre, um dann gefunden werden zu können. Woran er allerdings glaubt, ist dass in jedem Menschen das Potenzial innewohnt, seine eigene individuelle „Stimme“ zu finden und zum Ausdruck zu bringen. Wahre Authentizität besteht für ihn in der möglichst umfassenden Realisierung der eigenen Entwicklungsmöglichkeiten und Potenziale. Und die sind nicht statisch sondern dynamisch, erweiterbar und veränderlich.

Ein interessanter Gedanke ist es, in dem Zusammenhang, sich die Frage zu stellen, ob, man sich, wenn man seinem eigenen Ich vor 10, 20 Jahren auf der Straße begegnen könnte, noch mit diesem identifizieren würde. Also, wenn ich mir das vorstelle, Marilena vor 10 Jahren, da war ich 15. Ich würde die Marilena vermutlich noch als mich selbst betrachten und anerkennen können, aber auf der anderen Seite würde ich mich im Vergleich zu heute als neues Ich begreifen. Dadurch, dass mein Bewusstsein und meine Wahrnehmung heute eine ganz andere ist, als damals.

Wenn man das jetzt alles mal zusammen betrachtet, bedeutet das nicht eigentlich, dass Authentizität eine große Illusion ist? Dass wir eigentlich gar nicht wir selbst sein oder werden können? Weil wir uns nie objektiv betrachten können, sondern immer nur durch die Brille der Subjektivität unserer selbst geschaffenen Welt. Die sich immer wieder verändert, wenn wir neue Erfahrungen machen und damit unsere Realität und unser Bewusstsein erweitern.

Ich denke, wie gesagt, dass es vermutlich wirklich nicht dieses eine „authentische Ich“ gibt. Aber dennoch können wir, glaube ich zumindest, ein authentisches Leben in dem Sinne führen, dass wir möglichst bewusst leben, uns dadurch selbst besser kennen und entsprechend unserer Vorstellungen und Werte leben können.

Der Philosoph Arthur Schopenhauer hat einmal gesagt: „Ein Mensch muss wissen, was er will, und wissen, was er kann: Erst so wird er Charakter zeigen, und erst dann kann er etwas Rechtes vollbringen.“

Die Schwierigkeit besteht, denke ich, vor allem, weil ich es selbst erlebe, darin, zu unterscheiden, was wir selbst wollen und, was wir tun, um von unseren Mitmenschen und der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Denn vollständig loslösen können wir uns davon in der Regel nicht. Das scheint ein Überlebensmechanismus zu sein. Dass wir uns zum Schutz eines positiven Selbstbildes systematisch Selbsttäuschungen hingeben. Mal mehr mal weniger bewusst oder unbewusst. Das ist weder stets unvernünftig noch grundsätzlich nachteilig. Es kann sogar ausgesprochen nützlich sein, sich positiven Illusionen hinzugeben. Zum Beispiel erleben Eltern die eigenen Kinder in der Regel als überdurchschnittlich hübsch und intelligent. Darüber hinaus lässt uns Selbsttäuschung vergangene Niederlagen vergessen und erhöht unsere Motivation und unserer Selbstvertrauen.

Fake it till you make it! Aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Der Soziologe Niklas Luhmann hat mal gesagt: „Aufrichtigkeit lässt sich nicht kommunizieren. Sobald man sagt, dass man etwas wirklich ganz ehrlich meine, wird der andere misstrauisch.“

In dem Sinne, glaube ich auch, dass es zwar einerseits gut ist, sich hin und wieder mit sich selbst zu befassen und zu hinterfragen, ob das eigene Tun und Sein noch mit den persönlichen Werten und Vorstellungen übereinstimmt. Auf der anderen Seite, denke ich, je krampfhafter wir versuchen, wir selbst zu sein und andere von unserer Authentizität zu überzeugen, desto umauthentischer werden wir. Aber das ist auch nur eine These, die auf eigenen Beobachtungen und Erfahrungen beruht für die ich noch keine wissenschaftlichen Belege habe. Vielleicht siehst du das ja ganz anders?

Was bedeutet für dich authentisch sein? Wenn du magst, schreib mir gerne deine Gedanken. Als E-mail, auf Instagram oder per Brieftaube. Wenn dir die Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn du sie mit Freunden, Familie, Kollegen und Unbekannten teilst. Oder dir sogar die Zeit nimmst, mir eine kurze Rezension auf iTunes zu hinterlassen. In dem Sinne, Machs gut! Sei einfach ganz du selbst! Und hoffentlich bis bald, bei Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation.

 

Marilena Berends

Podcast Sinneswandel, Folge #128

19. August 2019

Auf einen Espresso mit Lars Amend (Teil 2)

von Marilena 15. August 2019

Im zweiten Teil des Gespräches mit Lars Amend,haben wir uns darüber unterhalten, wie es gelingen kann, ein Leben nach unseren Vorstellungen zu leben. Wie wir überhaupt Klarheit über die Vorstellung von einem wünschenswerten Leben erhalten und was in dem Zusammenhang Authentizität für uns bedeutet.

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

SHOWNOTES:

► „It’s All Good“ heißt das neue Buch von Lars Amend und du findest es hier
► Hier findest du alle weiteren Infos zu Lars sowie seinem neuen Podcast

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✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

 

15. August 2019

Auf einen Espresso mit Lars Amend (Teil 1)

von Marilena 12. August 2019

Ich habe mich kürzlich mit Life-Coach und Bestsellerautor Lars Amend auf einen Espresso getroffen und mit ihm unter anderem über „das authentische Selbst“ gesprochen. Was bedeutet es eigentlich „man selbst zu sein“? Und wie geht das überhaupt? Lars hat es sich zur Mission gemacht, Menschen zu helfen, ihre Träume zu leben – sie selbst zu werden.

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12. August 2019

Über das Gefühl und den Umgang mit Weltschmerz

von Marilena 5. August 2019

Wenn man den Medien Glauben schenkt, geht unsere Welt gerade den Bach hinunter. Und wir dürfen dabei zusehen, wie Politiker sich quasi taub stellen, ganz gleich ob erfahrene und anerkannte Wissenschaftler an ihre Türen klopfen oder eine Greta Thunberg. Da kann man innerlich schon mal verzweifeln. Und dann steht da plötzlich eine Frage im Raum: Bringt das alles überhaupt etwas? Kann ich wirklich etwas bewegen? 

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Bevor ich in die Podcast Folge einsteige, möchte ich mich bei meinem Podcast Sponsoren, Book Beat bedanken. Book Beat ist eine Plattform und App für Hörbücher. Wenn du mir auf Instagram, folgst dann weißt du vermutlich, dass ich sehr gerne und viel lese. Und das ist, glaube ich, immer noch eine Untertreibung. Im Moment höre ich zum Beispiel „Erkenne die Welt“ von dem Philosophen Richard D. Precht. Kann ich nur empfehlen, wenn du etwas mehr über die Geschichte der Philosophie erfahren möchtest. Für mich ist es quasi eine kleine Vorbereitung auf mein Philosophie Studium, das im Oktober startet. Mit dem Code MARILENA, also meinem Namen, hast du übrigens die Möglichkeit, Book Beat 30 Tage lang kostenlos testen. Danach kostet die App 14,90 im Monat und ist jederzeit kündbar. Ich habe dir alles in den Shownotes verlinkt, sodass du nach dem Podcast alles entspannt nachlesen kannst.

So, und nun zum Thema der heutigen Folge:

Wenn man den Medien Glauben schenkt, geht unsere Welt gerade den Bach hinunter. Durch unsere schonungslose Ausbeutung und Verschwendung der natürlichen Ressourcen, über Jahre hinweg, haben wir nun den Salat. Die Temperaturen steigen erbarmungslos, infolge schmelzen die Polkappen, ganze Tier- und Pflanzenarten drohen auszusterben. Und vielleicht sogar die ganze Menschheit. „Die Menschheit schafft sich ab“, wie Harald Lesch es in einem seiner Bücher tituliert.

Und, als wäre das alleine nicht schon genug, erleben wir ganz nebenbei auch noch einen enormen Zuwachs an rückwärts gewandten populistischen Bewegungen. Dass immer mehr Männer, wie Trump, Putin, Erdogan und Co. an die Macht kommen, lässt die meisten von uns nicht vor Freude jubeln, sondern stimmt uns nachdenklich.

Auch die voranschreitende Digitalisierung, die angeblich wie eine Welle über uns hereinbrechen wird, gibt nicht gerade Anlass für Freudensprünge. Eine neue Ära der Massenarbeitslosigkeit und die Übernahme durch KI, welche in eine Technokratie mündet, sind nur einige der Prophezeiungen, von denen man liest.

Und als Sahnehäubchen, wenn wir uns all dies zu Gemüte geführt haben, müssen wir feststellen, dass dennoch fast nichts getan wird. Die Politiker stellen sich quasi taub. Ganz gleich ob erfahrene und anerkannte Wissenschaftler an ihre Türen klopfen oder eine Greta Thunberg mit der „Fridays for Future“ Bewegung auf die Straßen geht und zu zivilem Ungehorsam aufruft. Die Lobby der großen Konzerne scheint einfach mehr Gehör zu finden. Schließlich muss alles was wir tun, zum Wachstum beitragen. Einen Profit rausschlagen. Da passen die Forderungen der Klimaschützer natürlich nicht ins Konzept.

Also denken wir uns „Fuck it! Wenn die da oben schon nichts ausrichten, dann mache ich das jetzt!“ Wir beginnen vegan zu essen, Second-Hand zu kaufen, fahren an die Ostsee statt nach Malle zu fliegen. Wir bemalen Plakate und gehen auf die Straße, um unseren Unmut kundzutun. Nur, damit uns dann in den Nachrichten davon erzählt wird, dass die Menschen um uns herum völlig unbeirrt weiter in den Urlaub fliegen, mit dem Kreuzfahrtschiff herum schippern, und Fleisch konsumieren bis zum Umfallen.

Da kann man innerlich schon mal verzweifeln. Hat man doch sein letztes Hemd gegeben und sich wirklich Mühe gegeben, seinen Beitrag für eine bessere Welt zu leisten. Es könnte doch alles so viel besser sein, wenn die anderen das auch begreifen und ihr Verhalten ändern würden. Warum tun sie das nicht? Warum verschließen sie sich?

Und dann steht da plötzlich eine noch größere Frage im Raum: Bringt das alles überhaupt etwas? Kann ich wirklich etwas bewegen? Ich bin doch nur ein kleiner Pups im Universum. Vielleicht hat das ja alles gar keinen Sinn? Vielleicht sollte ich einfach das Leben, was ich habe genießen, mich darum nicht kümmern und es Sache der Politik sein lassen, diese Herausforderungen zu lösen? Vielleicht ist es ja eh zu spät? Vielleicht ist das ja auch alles eine Lüge und nur halb so schlimm? Was soll ich eigentlich glauben? Was darf ich noch hoffen?

Glaub mir, all diese Gedanken hatte ich auch schon. Die mir manchmal schlaflose Nächte bereitet haben. Über die ich mir alleine oder auch mit Freunden gemeinsam den Kopf zermartert habe. Vielleicht die wichtigste Message dieser Folge: Du bist nicht alleine!

Ich würde diese Folge nicht aufnehmen, wenn mir das Thema nicht selbst wichtig wäre. Gerade durch meine Arbeit und das Teilen meiner Gedanken in der Öffentlichkeit, ist mir bewusst geworden, wie viele Menschen, angesichts all der globalen Herausforderungen, das Gefühl haben, ohnmächtig zu sein. Man bezeichnet das auch als Weltschmerz.

Aber was ist Weltschmerz eigentlich genau? Weltschmerz ist ein vom deutschen Schriftsteller, Jean Paul Friedrich Richter, geprägter Begriff für ein Gefühl der Trauer und schmerzhaft empfundener Melancholie, das jemand über seine eigene Unzulänglichkeit empfindet, die er zugleich als Teil der Unzulänglichkeit der Welt, der bestehenden Verhältnisse betrachtet.

Das bedeutet also, wir empfinden Weltschmerz, wenn die weltlichen Entwicklungen unseren persönlichen Vorstellungen und Werten widersprechen. Also, wenn wir z.B. selbst Vegetarier sind, aber zusehen müssen, wie immer mehr Tiere verspeist werden. Dann schmerzt uns das, weil es entgegen unserem Weltbild steht.

Das Gefühl der Ohnmacht und eigenen Unzulänglichkeit, entsteht aber vor allem dann, wenn wir an dem gegenwärtigen Zustand nichts ändern können. Oder es zumindest so empfinden. Durch das Nicht-Übereinstimmen von Werten und Handeln (ich will ja eigentlich, aber kann nicht), entsteht ein quälender Konflikt, also eine Dissonanz.

Wir stecken im wahrsten Sinne des Wortes in einer Zwickmühle. Und wie wir damit umgehen, hängt sehr stark von unserer Persönlichkeit, unserem Umfeld und unserer Lebenssituation ab. Manch einer wendet sich ganz von der medialen Bericherstattung ab. Nach dem Motto: „Was ich nicht sehe/höre, das existiert nicht.“ Zumindest nicht in meiner Welt. Realitätsflucht könnte man das auch nennen. Eine Reaktion auf den Weltschmerz kann auch die absolute Resigantion sein. Nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut.“ Ich kann nichts ausrichten, dann genieße ich doch wenigstens das eine Leben, das ich habe. Und zu guter Letzt, sind da die zähen Kämpfer, die manchmal ihre ganze Existenz dem Wunsch nach einer besseren Welt unterstellen. Mal mehr, mal weniger dogmatisch.

Es gibt auch einige Stimmen, insbesondere aus den Wissenschaften, die der Meinung sind, Weltschmerz sei vor allem ein “First World Problem”. Nach dem Motto: “Wer um das nackte Überleben kämpfen muss, hat keine Zeit für Weltschmerz.” Dem würde ich nicht mal widersprechen. Sich vor Augen zu führen, dass man sich in einer sehr privilegierten Position befindet, ist vor allem sinnvoll, um nicht in Melancholie und Selbstmitleid zu versinken und stattdessen Mitgefühl zu praktizieren und ggf. aktiv zu werden. Allerdings, und das ist in meinen Augen ebenso wichtig: nur, weil man ein Luxusproblem hat, macht es das nicht weniger schmerzhaft. Es zu verdrängen, nach dem Motto: „anderen geht es viel schlechter, reiß dich mal zusammen“, hilft selten weiter. Ich denke, zu Akzeptieren, dass man dieses Gefühl nun mal fühlt, anstatt es Kleinzureden, ist eine gute Basis.

Für was? Naja, um mit dem Gefühl des Weltschmerz umzugehen. Gibt es dann einen richtige Weg? Ich bezweifle es. Daher teile ich dir einfach mal meine Gedanken dazu und wie ich selbst damit bisher umgehe. Vielleicht helfen sie dir ja ebenso weiter.

  1. Ich für mich persönlich, in meinem kleinen Universum, versuche stets mein Bestes zu geben. Indem ich nach meinen Werten handle und anhand dieser meine Entscheidungen abwäge. Ob ich etwas wirklich benötige oder nicht. Wie ich reise. Wie ich lebe. Ich hinterfrage stets mein Handeln und Sein, um nicht selbst in einer Art Diskrepanz zu leben. Nach dem Motto: „Wasser predigen und Wein trinken.“
  2. Allerdings mache ich mir auch immer wieder, und das ist Punkt 2, meine persönlichen Grenzen bewusst. Ich definiere meinen Bereich des Möglichen, auf den ich Einfluss nehmen kann. Und akzeptiere demnach auch, dass ich nicht perfekt, sondern menschlich bin. Wenn ich mich bewusst entscheide eine Avocado zu essen oder vor lauter Schusseligkeit oder Stress mal meinen Re-Cup für den Coffee to go vergessen habe, dann foltere ich mich dafür, im übertragenen Sinne natürlich, nicht den ganzen Tag. Mein Anspruch ist es, mich zu bessern, indem ich mein mir Möglichstes tue. Mit einem schlechten Gewissen, ist niemandem geholfen. Darum versuche ich lieber mir selbst mitfühlend zu begegnen und aus meinen manchmal „Fehlentscheidungen“ zu lernen und mich zu bessern.
  3. Das führt mich zu Punkt 3, nämlich dem Mitgefühl. Wir urteilen oft viel zu schnell über Menschen, ohne deren Hintergrund und Geschichte zu kennen. Je mehr Verständnis wir uns selbst gegenüber bringen können, desto leichter fällt es uns zu akzeptieren, dass andere Menschen ebenfalls ihre eigenen Grenzen haben. Dass jeder das Maß und den Umfang seines Einsatzes selbst bestimmen darf. Je dogmatischer und belehrender wir vorgehen, auf desto mehr Reaktanz werden wir vermutlich stoßen. Darum lieber nach Ghandis Motto: Sei die Veränderung, die du selbst in der Welt sehen willst.
  4. Also nicht nur labern, sondern auch machen! Good Point! Nämlich Nummer 4. Selbst aktiv werden. Den eigenen Unmut über die Unzulänglichkeiten in der Welt nutzen und transformieren. Es gibt mittlerweile zahlreiche Initiativen, Vereine, Unternehmen und auch Einzelkämpfer*innen, die sich für das Gute einsetzen. Im Kleinem, wie im Großen. Dabei spielt es keine Geige, ob du es nach Feierabend als Ehrenamt oder Vollzeit machst. Ich glaube, es gibt kaum etwas, das mehr Sinn verleiht, als sich für etwas einzusetzen, das einem am Herzen liegt.
  5. Und, Punkt 5, Teil von etwas zu sein, das größer ist, als man selbst. Das ist z.B. einer der Gründe, weshalb ich ein gemeinnütziges Kollektiv gründe. Weil ich den Diskurs mit Gleichgesinnten und das Gefühl der Verbundenheit vermisse. Aber natürlich auch, weil man zusammen, indem man sich solidarisiert, viel mehr erreichen kann, als alleine. Und, es macht zudem mehr Spaß.
  6. Eigentlich, fürs Gefühl, wären 5 Punkte runder, aber ich habe noch einen: Punkt 6. Trotz all der zum Teil beunruhigenden und entmutigenden Nachrichten, sollten wir nicht vergessen, auch die positiven Ereignisse wahrzunehmen und wertzuschätzen. Veränderung braucht Zeit. Dem englischen Philosophen Anthony Appiah zufolge, gibt es 5 Phasen, in denen sich sogenannte moralische Revolutionen vollziehen.

    Phase 1: Problem wird nicht gesehen

    Phase 2: Anerkennung, aber kein persönlicher Bezug

    Phase 3: Anerkennung des persönlichen Bezugs, aber Nennung von Gründen, warum kein Handeln möglich ist

    Phase 4: Handeln

    Phase 5: Im Rückblick: Unverständnis, dass die alte Praxis je bestehen konnte

    Sich also immer wieder zu vergegenwärtigen, was bereits vorangeschritten ist, wo wir uns verbessert haben, im privaten, wie im gesellschaftlichen Kontext, ist, glaube ich zumindest, essentiell, um die Hoffnung zu bewahren. Darum braucht es in meinen Augen auch mehr kollektive Utopien und neue Narrative für unsere Zukunft als Gesellschaft. Die uns Mut machen mitzugestalten und unsere Handlungsspielräume zu nutzen.

    Denn eines ist glasklar: Zukunft passiert nicht. Zukunft wird gemacht. Und zwar von uns allen. Darum zum Abschluss die Worte des französischen Philosophen Francis Bacon: „Wenn Zukunft eine Perspektive ist, dann sollte man in der Gegenwart damit beginnen, sie zu gestalten.“

    In dem Sinne, lass uns gemeinsam die Zukunft gestalten! 

     

    Marilena Berends, Podcast Sinneswandel
    Folge #125

5. August 2019
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