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Selbstentfaltung

Laut Gedacht: Softness als Widerstand?

von Marilena 10. November 2025

In einer Welt, die auf Leistung, Härte und Resilienz setzt, scheint „soft sein“ fast ein Widerspruch. Aber was, wenn darin gerade eine Form von Widerstand liegt? Mit meinem guten Freund Daniele spreche ich über Verletzlichkeit, Fürsorge und die politische Kraft von Sanftheit.

Shownotes

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Daniele auf Instagram
► Soft System Collective
► Lora Mathis (2015): Radical Softness as a Weapon
► Vice (2025): ‘Soft Clubbing’ Is the New Rave. Literally.

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art


Hi und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Ich bin Marilena und ich freue mich, dass ihr heute dabei seid.

Diese Folge ist eine, auf die ich mich schon eine ganze Weile gefreut habe. Eine neue Laut gedacht-Folge. Dafür musste ich allerdings erst ein bisschen Zeit finden – und nach Wolfsburg fahren. Denn dort wohnt Daniele. Ein sehr guter Freund von mir.

Daniele ist jemand, der in allem, was er tut, Tiefe sucht. Er ist Transformationsdesigner, hat das Institut für Zukünfte mitgegründet, liebt guten Kaffee – und findet in fast allem eine Frage, über die es sich lohnt, länger nachzudenken.

Und es gibt ein Wort, dass ich irgendwie auch ein bisschen mit Daniele verbinde – weil es immer wieder auftaucht: Softness. Und genau deshalb sprechen wir heute darüber – oder vielmehr denken gemeinsam laut nach.

Marilena: Herzlich willkommen, Daniele, hier im Sinneswandel-Podcast. Es ist längst überfällig und eigentlich muss ich eher sagen, danke, dass ich bei dir sein darf, hier in deinem Zuhause und in Wobbi.

Daniele: Ja, voll gerne, dass du hier sein darfst und es fühlt sich richtig funny an, weil du bist zwar mein Zuhause, aber dein Podcast ist ja irgendwie dein Zuhause, also irgendwie sind wir bei uns jeweils Zuhause, was irgendwie richtig süß ist.

Marilena: Oh ja, stimmt, total. Und irgendwie habe ich das Gefühl, also ich meine, wir haben uns jetzt nicht direkt über den Podcast kennengelernt, aber ich finde, er war schon, glaube ich, ja so ein bisschen ein Anhaltspunkt dafür, dass wir uns überhaupt, dass wir überhaupt Freunde geworden sind so ein bisschen.

Daniele: Ich würde glaube sagen, es ist mit der Grund gewesen, so dass wir uns für ähnliche Themen interessiert haben und dann quasi der Podcast das verbunden hat. Und ja, ich meine, das ist noch ein langer Weg zwischendurch, man hat irgendwie gleiche Interessen und lebt in unterschiedlichen Städten, aber ich glaube, dass der Podcast eine große Rolle dabei gespielt hat, ja.

Marilena: Ja, und ich find’s auch sehr lustig, als ich überlegt habe, wieder diese Laut-Gedacht-Folgen zu starten, war ich so, warst du wirklich so mit die erste Person, die mir eingefallen ist, weil ich dachte so, okay, wenn es eine Person gibt, neben David, der ja schon zu Gast war, mit der ich auch wahnsinnig gerne gemeinsam laut nachdenke, dann bist du das auf jeden Fall.

Daniele: Ja, voll cool. Ich freu mich auch.

Marilena: Bevor wir loslegen, dieses Format hat ja so ein bisschen einen kleinen Signature-Kern und zwar bringe ich immer eine kleine Überraschung mit. Du hast leider glaube ich schon ein bisschen ein Gefühl dafür, was es sein könnte, aber das so ein bisschen passend zur Person ist. Und zwar, du musst jetzt einmal die Augen zumachen, und ich drücke dir das einfach mal direkt in die Hand, et voilà.

Daniele: Oh, es ist eine Pistaziencreme.

Marilena: Und was für eine Konsistenz hat die?

Daniele: Sieht sehr soft aus, interessanterweise. Wer hätte das gedacht? Sie sieht aber auch einfach richtig authentisch aus. Ich glaube, sie ist aus Italien.

Marilena: Ja, sie ist aus Kalabrien, aus meinem letzten Urlaub.

Daniele: Irgendwie auch was Schönes, weil ich glaube, Trends kommen und gehen ja, und Pistazien waren ein Trend eine Zeit lang. Aber ich glaube, wir verbinden das mit einer Zeit, bevor es so trendy war, und unserem gemeinsamen Urlaub in Italien vielleicht auch.

Marilena: Und, ich weiß nicht, ob du dich dran erinnerst, das letzte Mal, als ich dich hier in Wolfsburg besucht habe, da saßen wir auf deinem Balkon, es war eine etwas andere Jahreszeit als jetzt. Und ich habe ehrlicherweise deine Pistaziencreme, glaube ich, aufgegessen und deswegen dachte ich, ich habe auch ein bisschen was wieder gutzumachen und deswegen auch dieses Geschenk.

Daniele: Danke.

Marilena: Sehr gerne. Ich erwarte schon, dass wir nachher noch einen Löffel zusammen essen.

Daniele: Es gibt gleich gute Croissants und Pistaziencreme.

Marilena: Ja, sehr gut. Okay, also der perfekte Einstieg zur Softness, würde ich sagen. Und das zweite Ritual von diesem Format ist, dass ich gleich von drei runter zähle und wir dann das erste Wort sagen, was uns zur Softness einfällt. Also einfach, wo wir als allererstes dran denken. Das kann sehr random sein. Okay. Dann würde ich sagen, drei, zwei, eins: Nice.

Daniele: Leitsystem. Was hast du gesagt?

Marilena: Ich habe gesagt, „nice“.

Daniele: Ich hab gesagt, „Leitsystem“.

Marilena: Das ist auch wieder so ein diametraler Unterschied.

Daniele: Es ist super random und es ist das erste, was mir in den Kopf gekommen ist. Unter anderem in meiner Arbeit bin ich Teil eines Kollektivs, dem Soft-Systems-Collekcive, und wir planen gerade ein Soft-Gathering. Und eine Person aus der Gruppe hatte die Idee, für den Tag ein softes Leitsystem zu erstellen, was irgendwie so Strukturen verkleidet in so Dinge, die sich soft anfassen oder soft leiten. Was auch immer das bedeutet, das ist mir irgendwie hängengeblieben, weil es so abstrus klang.

Marilena: Okay, wow. Jetzt sind wir natürlich schon mittendrin und jetzt will ich natürlich eigentlich sofort wissen, was es mit dem Soft-System-Collective auf sich hat, weil das passt natürlich total gut. Also, ehrlicherweise, das muss ich jetzt auch zu allen Zuhörenden sagen, ich weiß ein bisschen was von diesem Soft-System-Collective, in dem du drin steckst, Daniele, aber auch noch nicht so viel. Deswegen ist das für mich auch noch recht neu. Aber möchtest du zuerst wissen, was meine Geschichte ist?

Daniele: Ich hätte mir das sonst auch vorgeschlagen, weil man denkt glaube ich für eine Sekunde auch darüber nach, was wird die andere Person sagen und ich wäre wahrscheinlich nicht darauf gekommen, dass du das sagst.

Marilena: Ja, es ist auch wahnsinnig random, weil das erste, was ich mit soft verbinde, ist tatsächlich, ich war 14, im Urlaub in Frankreich, beim Campen mal jemanden kennengelernt und der hat immer statt, also damals war das Wort „nice“ so total beliebt, wenn man irgendwas so cool fand, zumindest in unserer Bubble damals und er hat aber nicht nice gesagt, sondern immer „soft“ und das war halt sein Wort für etwas ist cool und ich war damals tief beeindruckt davon und hab das dann so versucht, in meinem Sprachgebrauch irgendwie aufzunehmen und bin damit dann noch zurück in meine Schule, in meinen Freundeskreis und die waren alle maximal verwirrt, also die haben das irgendwie, die haben soft nicht ganz so gefühlt. Ich hab’s eine Zeit lang noch, glaube ich, weiter versucht zu etablieren, aber irgendwann, irgendwann ist, glaube ich, war dann auch vorbei.

Daniele: Okay, finde ich eine coole Challenge. Vielleicht ist das nach der Aufnahme die erste Sache, die wir versuchen, das wieder in unseren Wortschatz zu bringen.

Marilena: Ja, es würde mich auch eigentlich interessieren, ob diese Person immer noch soft sagt. Ich würde es ihr zutrauen, aber mal gucken, vielleicht erfahre ich es wirklich. Alright, ja, vielleicht ist das auch so ein ganz guter Aufhänger jetzt, um zu fragen, was genau, was du eigentlich so mit Softness verbindest. Und das gibt dir immer so ein bisschen den Grund, warum ich mit einer Person über ein bestimmtes Thema spreche. Und deswegen würde mich eigentlich als allererstes total interessieren, was du so mit Softness, außer dem Leitsystem, damit verbindest.

Daniele: Ich glaube, ich würde sogar noch mal so, also das Soft-Systems-Collective ist, glaube ich, sehr obvious, dass das damit zu tun hat, aber ich glaube, ich würde noch mal einen Schritt zurückgehen und ich glaube, dass Softness insgesamt als ein Thema in mein Leben gekommen ist, auch mit den beiden Personen, mit denen ich das Kollektiv zusammen habe, mit Luisa und Julia. Und dass Softness für mich, glaube ich, auch in meinem persönlichen Leben eine ziemlich große Rolle spielt, im Sinne von so einer Fürsorge für andere, glaube ich, und ich kann, glaube ich, sagen, dass Beziehungen in meinem Leben eine wichtige Rolle spielen. Und dann aber auch so eine Softness und Fürsorge für sich selber, sich selber einzugestehen, dass man vielleicht manchmal härter zu sich selber ist, als man mit anderen Personen ist, und ich glaube, das ist so etwas, was mich beschäftigt, so ganz persönlich. Und ich glaube auch, dass ich versuche jedenfalls, Soft anderen Menschen zu begegnen und das vielleicht so ein Gefühl ist, was ich sowohl in meiner Arbeit als auch so in meinem Leben, wenn ich mit Menschen in Beziehung stehe, schon als wichtig erachte.

Marilena: Es ist auch auf jeden Fall was, was ich total mit dir verbinde, so im Sinne von, so du bist jemand, der für mich auf jeden Fall total so, du bist jemand, der so sehr rational akademisch häufig irgendwie sich in solchen Kreisen bewegt und gleichzeitig aber genau wie du sagst, so diese Softness im Umgang mit Menschen und so einer gewissen, ich weiß, also ich mag das Wort nicht so gern, aber Mindfulness irgendwie hast, die für mich auf jeden Fall sehr besonders in dieser Kombination halt irgendwie ist. Ist das was, was du, was bei dir mal anders war? Also weil gerade wenn ich jetzt, also Softness ist ja auch schon irgendwie in so einer patriarchalen Welt etwas, was eher Frauen zugesprochen wird, so Softness im Sinne von emotionaler Verletzlichkeit, Sensibilität und Männer sind auf gar keinen Fall, also es gibt ja auch sogar als Schimpfwort so, Softie, du bist so ein Softie. Also war das bei dir mal anders, so als Jugendlicher vielleicht auch?

Daniele: Tatsächlich ist das super spannend, glaube ich, weil die Menschen, also so, um jetzt einen kleinen Teaser zu machen zum Soft-Systems-Collective, wir gestalten da aktuell so einen Erfahrungsraum und da ist eine Gruppe an Menschen, die in unterschiedlichen Kontexten Veränderung vorantreibt und die Gruppe nennt sich Softies. Also untereinander, wenn wir uns begegnen, glaube ich. Und ja, bei mir war das mal anders. Ich glaube, ich komme eher, also erstens, glaube ich, leben wir in patriarchalen Strukturen, die irgendwie auch auf mich krassen Einfluss hatten und ich war lange im Leistungssport, wo man, glaube ich, auch sehr viele gute Dinge lernt, so Disziplinen und vielleicht auch mit sich hart zu sein, an Dingen zu arbeiten und so weiter. Und genau, ich glaube, das war dann was, was ich angefangen habe abzulegen oder mir dann auch abzutrainieren, diese Härte, das immer funktionieren müssen, vielleicht auch irgendwie perfekt zu sein in bestimmten Dingen und dann irgendwie einen besseren Zugang auf zu, ja, vielleicht unterschiedlichen Emotionen zu finden. Genau, wie ist das bei dir? Ich glaube, es interessiert mich irgendwie auch so, wie fühlst du dich? Also ich glaube, wenn ich so an unsere Gespräche auch denke, dann sind die oft auch sehr soft und sehr durchlässig und sehr ehrlich. Also ich glaube, das verbinde ich auch mit unserer Verbindung, dass wir, glaube ich, schnell in der Freundschaft eine Tiefe hatten, die vielleicht ungewöhnlich ist für Begegnungen so.

Marilena: Das stimmt. Das stimmt total. Und ja, wie ist das bei mir? Gute Frage. Also, ich glaube, ja, also, mein Gefühl wäre, dass wir alle erstmal irgendwie einfach auf die Welt kommen und eigentlich theoretisch sehr, sehr durchlässig sind. Also, wir sind ja auch erstmal total angewiesen auf irgendwie Menschen um uns herum, Eltern und andere Bezugspersonen. Und dann kommt das Umfeld und das erwartet von einem halt häufig genau das Gegenteil. Und ich muss sagen, so bei mir war das erste Mal, dass ich gemerkt habe, okay, die Art, wie ich bin, ist vielleicht irgendwie nicht gut genug oder kommt irgendwie aus welchen Gründen auch immer nicht so gut an. Und dann wurde aus einer gewissen Durchlässigkeit, einer Softness im Sinne von Ehrlichkeit halt irgendwie eine Mauer oder zumindest habe ich mich dann so ein bisschen abgehärtet halt, vor allem in der Schulzeit, würde ich sagen, weil ich da gemerkt habe, boah, irgendwie, wenn ich hier durchlässig bin, das funktioniert nicht.

Also, super, super schade. Und es hat jetzt erst eine lange Zeit gebraucht, irgendwie, um da wieder mehr auch ein Gefühl für mich selber zu kriegen, würde ich sagen. Also, es hat auf jeden Fall viele, viele Gespräche mit Freunden, mit Therapeutinnen gebraucht. Ja, also das verbinde ich auf jeden Fall auch mit Softness, dass ich wieder mehr Gefühl für mich habe, wer ich bin, wer ich sein möchte, mit mir selber, aber auch im Umgang mit anderen Menschen.

Daniele: Ja, ich finde auch so, als ich darüber nachgedacht habe, dachte ich auch, dass genau das irgendwie spannend ist, Verletzlichkeit und so zuzulassen, auch als männlich gelesene Person. Und dass ja oft dann trotzdem sowas wie Softness als so, wie so Schwäche gesehen wird. Das ist auch irgendwie so ein bisschen absurd. Und ich habe auch das Gefühl, dass für mich persönlich auch so war, als ich glaube ich angefangen habe, da irgendwie mehr Softness, mehr Verletzlichkeit zuzulassen, irgendwie so eine neue innere Klarheit und Stärke eigentlich erst entstanden ist.

Und ich musste auch gerade daran denken, als du das gesagt hast mit so, ah ja, man versucht sich abzuherben nach außen. Da musste ich auch so als Gegenkonzept fast zu so Softness dran denken, dass man in so einer bisschen neoliberalen Vorstellung von Resilienz so auch eher darauf achtet, so richtig hart wie eine Kokosnuss zu sein. Und dann aber am ersten Bericht, irgendwie ist es auch eine kleine Anekdote. Ich habe in meinem Arbeitskontext mit einer Firma zusammengearbeitet, mit Personen, die sich sehr mit dem Thema mentale Gesundheit auseinandersetzen. Und da war so ein Check-in mal die Frage, bist du eine Kokosnuss oder eine Erdnuss?

Marilena: So rein geschmacklich mag ich beides sehr gerne. Bist du eine Kokosnuss oder eher eine Erdnuss? Das ist gar nicht so eine leichte Entscheidung. Aber wahrscheinlich ist eine Erdnuss resilienter, oder? Ja. Weil sie, wahrscheinlich wenn sie runterfällt, ja nicht so schnell bricht, weil sie flexibler in der Schale ist, oder?

Daniele: Ja, ich glaube, die Antwort ist, wir haben das nie so richtig aufgelöst, weil ich glaube, in meiner Arbeit ist das oft auch ein Thema, ich glaube, manchmal mag ich, wenn Leute über Dinge nachdenken und gar nicht eine Antwort bekommen. Das ist auch, glaube ich, so ein bisschen für mich ein Verständnis von Softness, eher mit Ungewissheit einen Umgang zu finden, als sie so wegzudesignen oder so eine Kontrolle zu haben. Und ja, ich glaube, das wird nur aufgelöst mit der Frage: Was passiert denn eigentlich, wenn wir jetzt eine Kokosnuss und eine Erdnuss aus dem siebten Stock werfen? Und das verursacht auf jeden Fall immer auch ein kleines Schaden.

Marilena: Hast du denn auch gemerkt, als du dich so ein bisschen dich in die Richtung mehr Softness verändert hast, das auch irgendwie, kam irgendwie Gegenwind so, also auch aus dem Umfeld oder Unverständnis irgendwie? Oder hast du irgendwas gemerkt?

Daniele: Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, ich kann es nicht hundertprozentig sagen. Ich würde sagen, dass es in bestimmten Kontexten zu Irritationen führt, sicher, für Menschen. Dass ich aber eigentlich sowohl in Arbeitskontexten, aber auch in meinem Leben, also so im Leben ist glaube ich sehr obvious, so mit Freunden offener zu sein, die Verbindungen haben sich eher vertieft. Aber auch im Arbeitskontext, glaube ich, war das für viele eine Einladung, auch ihre harte Schale mal abzulegen und auch da sind total schöne Dinge passiert. Ich glaube, was man da immer irgendwie bedenken muss, ich glaube, so jedenfalls für mich bin ich mit vielen Privilegien ausgestattet, ich kann das einfach machen, ohne dass mir wirklich was passiert. Ich glaube, es ist auch manchmal leicht, dann zu sagen, sich verletzlich zu zeigen und das ist für viele Leute, glaube ich, schwierig, weil man da vielleicht auch negative Erfahrungen gemacht hat, weil das ausgenutzt wurde. Und deswegen ist, glaube ich, das irgendwie für mich umso wichtiger, weil ich habe selten was zu befürchten und manchmal verstehe ich mich dann auch so als Softy-Ally, glaube ich. Ich mag gerne den ersten Schritt machen. Und dafür vielleicht dann auch einen Raum öffnen für jemanden, für den das nicht so einfach ist.

Marilena: Hast du von diesem Konzept „Radical Softness“ mal gehört?

Daniele: Ja, ich habe in meiner Vorbereitung es aufgetaucht und bei mir, da muss ich ehrlich sagen, das Kollektiv besteht aus aktuell drei Leuten und für mich auch allen Teilnehmenden irgendwie. Also so ist es irgendwie größer als die, die das organisieren und gerade Luisa, die auch Teil des Kollektivs ist, bringt das, glaube ich, super viel in ihrer Arbeit mit und kennt sich da auch viel besser aus als ich wahrscheinlich. Und über sie habe ich dieses Konzept Radical Softness irgendwie kennengelernt und genau sie arbeitet auch sehr viel für sich.

Marilena: Radical Softness so als Begriff noch nicht, also ich hab das dann auch erst nachgelesen, dass es ein von amerikanischen Künstlerin Laura Mattis, glaube ich. Ich weiß nicht genau, ob sie so ausgesprochen wird. Dass die das so ein bisschen geprägt hat durch so ein Fotoprojekt Radical Softness as a Weapon. Und das finde ich irgendwie schon auf jeden Fall sehr interessant, weil es, genau wie du sagst, ja häufig irgendwie da auch in queerfeministischen Kreisen eben so ein bisschen als Widerstand gegen patriarchale Härte und Gefühlskontrolle so genutzt wird. Und das finde ich irgendwie spannend. Ich habe mich aber damit noch nicht so wirklich tiefergehend auseinandergesetzt.

Und ja, vielleicht werde ich das jetzt irgendwie demnächst mal machen, weil ich glaube, dass das ganz interessant ist. Es klingt vielleicht auch so ein bisschen spirituell. Vielleicht ist es das auch in Ansätzen. Aber es ist irgendwie auch, glaube ich, sehr politisch und geht gar nicht jetzt nur um Softness sozusagen als Gefühl und Emotion oder auch, keine Ahnung, als Textur, sondern eben auch um ein gesellschaftliches Miteinander. Weil wenn man jetzt irgendwie sich anschaut, wie häufig Diskurse stattfinden, dann ist das so krass verhärtet. Also es ist ja nur noch ein, welches Team bist du und sehr wenig Zwischenräume. Und das verstehe ich zum Beispiel auch unter Softness so ein gewisses, ja, aufeinander zugehen.

Daniele: Ja, ich verstehe, glaube ich, auch ihr Konzept. Also ich glaube, es ist super spannend, auch noch tiefer reinzugehen, weil ich glaube, sie hat das so als ästhetisches Konzept geprägt. Ich muss da auch witziger rein, es gibt so einen Song, das ist The Weapon. Ich kann ihn jetzt nicht so gut singen, aber ich teile ihn später mal mit dir. Vielleicht können wir ihn auch mit den Hörenden teilen, der irgendwie auch in meinem Kopf immer ist, wenn ich das so höre. Und ich glaube, gerade in einem irgendwie patriarchalen System, in dem wir leben, ist es halt irgendwie eine politische Haltung, ein Stück weit das zuzulassen und damit eben auch in Widerstand zu gehen gegen das, was oft auch von uns verlangt wird, irgendwie ein Funktionieren, eine Kontrolle, ein Abgehärtetsein.

Marilena: Das finde ich interessant. Resilienz ist ja auch im Nachhaltigkeitskontext oft so positiv konnotiert und gleichzeitig bedeutet das aber ja sehr häufig irgendwie so auch so ein Abhärten und das finde ich eigentlich gar nicht so cool.

Daniele: Ja, ich glaube, dazu muss man vielleicht noch so eine Sidenote machen zu meinem Kontext. Ich arbeite als Transformationsdesigner und es gibt schon auch so transformative Resilienz, so als Konzept, das einfach da so ein bisschen aus diesem alten Verständnis von wir härten jetzt Strukturen und selber Organisationen ab, so davon weg geht und eher ein Verständnis von sowas hat, wie man lernt aus Prozessen und das ist, glaube ich, auch für mich so eine Art Softness, also wie heißt das auch? Soft Systems Collective.

Es gibt sowas wie softe Systemtheorie, die dann halt weg geht von so Kontrolle, so machinistischen Denken von Systemen hin zu eher so einem Prozessdenken und einem Lernen und da geht das dann eher hin. Und gleichzeitig musste ich auch, richtig witzig, letztens war ich bei einem Workshop im Architekturkontext und da kam das Wort Elastizität auf und dann standen da so Wörter wie Softness, Elastizität und Resilienz und ich glaube, wie du gerade schon gesagt hast, die sind immer oft, werden sie in eine bestimmte Richtung konnotiert, aber ich glaube, so ist es.

Marilena: Spannend. Darüber habe ich so in der Form auf jeden Fall noch nicht nachgedacht. Aber kannst du noch mal erklären, was macht ihr bei den Soft-System-Collectives? Habt ihr eine gewisse Idee, ein Ziel oder wie sieht das so praktisch aus?

Daniele: Wir arbeiten dort, als Kollektiv haben wir uns zusammengefunden und wir interessieren uns, glaube ich, für ähnliche Themen, gucken aus einer ähnlichen Perspektive. So ökologisch-soziale Nachhaltigkeit ist uns wichtig, aber auch gesellschaftlicher Wandel ist ein Thema, der uns in unserer Arbeit in unterschiedlichen Kontexten immer begegnet ist. Wir haben auch vorher schon zusammengearbeitet und aktuell forschen wir in einem Fellowship zusammen mit dem Kunstmuseum Wolfsburg und einer Gruppe an Menschen, wo du dir vorstellen kannst, dass wir einen Erfahrungsraum gestalten.

Wir interagieren mit der Kunst, wir interagieren miteinander, wir versuchen neue Erkenntnisse zu uns, aber auch zu unseren Rollen. Wir haben die Menschen, die wir eingeladen haben, am Anfang auch so etwas wie Change Agents genannt. Also Menschen, die einfach schon hier im lokalen Kontext versuchen, Dinge zu bewegen. Und gerade wenn man da Dinge ernst nimmt, wie wir beide das ja auch, glaube ich, machen, so ein Thema Nachhaltigkeit, dann passiert es ja schnell, dass man so hart zu sich selber ist und alles richtig machen möchte. Irgendwie dann auch das Gefühl hat, man hat die Verantwortung jetzt auch so persönlicher Ebene und da, glaube ich, wollen wir uns auch als Gruppe ein Heil geben. Das stimmt.

Marilena: Wie kann ich mir das praktisch vorstellen? Welche Rolle spielt Softness in eurer Arbeit?

Daniele: Also wir haben uns sehr viel physisch getroffen. Das sind dann einfach so kompakte Tage, an denen wir uns im Museum, das heißt Studio, ganz witzig, der Kunstvermittlungsbereich aufhalten und in dem wir, das sind so wie so, ja, also ich nenne sie Erfahrungsräume, vielleicht eher Workshops, wir machen kurze Inputs, aber eigentlich arbeiten wir miteinander zu Dingen, die immer irgendwie super wertschätzend sind und ich glaube, wenn man so, wir lösen da auch, das ist auch witzig, wir lösen eigentlich gar nicht so genau auf, was soft bedeutet, aber wenn, ich glaube, man alle Menschen fragt, die so ein Teil davon sind, dann würden sie den Raum als so einen soften, safe, aber auch brave space bezeichnen, glaube ich, weil oft könnte man jetzt auch vermuten, dass Softness so ein Anfassen mit Wattehänden ist, aber ich glaube, es ist auch so, manchmal, ja, konfliktär und wir begegnen uns da einfach ehrlich und da treten Konflikte nicht unbedingt als negatives auf, sondern einfach als verschiedene Perspektiven

Marilena: Sozusagen Softness im Sinne von, dass man Emotionen zulässt, auch bedeutet, dass andere Menschen, also dass man Raum einnimmt, ne? Also wenn ich jetzt bei dir ein kleines Kind irgendwie oder Baby, was auf einmal anfängt zu schreien, weil es halt irgendein Gefühl wahrnimmt und es nach außen mitteilt, weil es halt was braucht, so in der Form machen wir das als Erwachsene eher selten, aber im Prinzip bedeutet Soft es dann auch, auf eine gewisse Weise im besten Fall wertschätzend Raum einzunehmen, anderen Menschen dann zu zeigen, hey, ich bin Teil von einer Gemeinschaft, vielleicht brauche ich was, vielleicht könnt ihr mir irgendwie was geben und das, genau wie du sagst, ist halt irgendwie mit Konflikten so behaftet, weil keine Ahnung, je softer man ist, desto mehr dringt ja auch in einen selber rein, weißt du? Also dieses Thema Abgrenzen von anderen Emotionen finde ich zum Teil richtig, richtig schwer, also ich weiß nicht, was dir geht, ich gehe manchmal in den Raum rein, also jetzt physisch in den Raum rein oder treffe Leute und ich hab immer das Gefühl, ich spüre sofort so, wie ist die Energie hier, richtig krass, wenn es dann halt bei einer Familie oder so ist, dann habe ich das Gefühl, ich bin komplett durchlässig und ja, das finde ich sehr anspruchsvoll.

Wie ist das bei dir? Kannst du es gut? Du kannst es wahrscheinlich besser als ich, habe ich das Gefühl.

Daniele: Ja, spannend.

Marilena: Sich abgrenzen klingt jetzt auch wieder so negativ, aber nicht alles direkt auf sich selbst beziehen zum Beispiel.

Daniele: Oh ja, das ist, glaube ich, ein richtig großes Thema. Ich würde es für mich Lernfeld nennen. Ich glaube, es ist, gerade wenn man fürsorglich sein möchte, empathisch sein möchte, manchmal ein Thema dann zu wissen, was hat das jetzt mit mir zu tun und hat es was mit mir zu tun? So eine Magic-Frage. Manchmal ist so jemand anders zu fragen, was brauchst du jetzt gerade? Und manchmal ist es gar nicht, dass ich jetzt was anders machen soll. Und gleichzeitig, glaube ich, ist es voll spannend, dann auch genauso Themen, wie diskutieren wir auch viel in diesem Soft-Systems-Kollektiv, sowas wie Grenzen und Bedürfnisse und sich darüber bewusst zu sein, dass Softness nicht heißt, ich bin immer durchlässig, ich bin immer soft, ich muss immer irgendwie dann auf meine softe Art und Weise funktionieren, sondern es gibt dann einfach auch Grenzen und in bestimmten Kontexten ist es auch manchmal gesund zu sagen, hier muss ich vielleicht jetzt nicht alles teilen, was mir gerade durch den Kopf geht. Bei Familie ist es, also ich habe ein ganz gutes Verhältnis, glaube ich, zu meiner Familie und da würde ich auch sagen, du hast auch Therapieerfahrung angesprochen, ich glaube für mich, seitdem ich dann besseren Zugang zu mir habe, da auch die Beziehung noch mal tiefer geworden ist und es ein Raum für mich ist, sich zu öffnen und gleichzeitig kenne ich Geschichten von Freunden, die halt an Weihnachten so mittel gern nach Hause fahren, weil sie halt dann nur mit Härte und vielleicht auch, ja dann gerade, du hast vorhin auch noch Gegenwind gefragt.

Marilena: Ich habe noch eine Idee, bzw. ich dachte, noch mal auf ein ganz anderes Thema zu kommen, also nicht ganz anderes Thema, weil es geht immer noch um Softness, aber ich habe gedacht, du trinkst ja seit 4 oder 5 Jahren keinen Alkohol. Ich finde das sehr beeindruckend, weil ich dich auch nicht nur als Kaffeekondensator, sondern auch als Weinkondensator auf jeden Fall in Erinnerung habe in unseren Urlauben. Und ich bin auf einen Begriff gestoßen, den ich so noch nicht kannte. Also ich kannte den Trend so ein bisschen schon, aber den Begriff Soft Clubbing. Kennst du den? Was verstehst du da drunter?

Daniele: Ich habe ihn gehört, ja. Ich glaube, es ist irgendwie so eine Club-Veranstaltung. Für mich ein bisschen auch so, ich muss an einen Freund denken, der da viel zu geschrieben hat. In New York treffen sich Leute in einem Café und clubben halt morgens vor der Arbeit oder mittags. Es gibt einen coolen DJ, der dann auflegt. Er hat das auch mit so einem Zwinkern irgendwie so ein bisschen vielleicht auch als so eine witzige Selbstbeobachtung unserer Generation, glaube ich, beschrieben. Aber ehrlicherweise kann ich dazu sagen, ich gehe richtig, richtig gerne zu Veranstaltungen, die einfach früher stattfinden, weil für mich dann oft das einfach nicht so witzig ist nach Null Uhr unterwegs zu sein.

Marilena: Same. Ich bin letzten in so einem Magazinbeitrag darüber gesehen, sogar in Hamburg, also dass es dort solche Soft-Clubbing-Events schon gibt. Und erst mal war ich so ein bisschen so, oh Gott, irgendwie so diese, tatsächlich, das ist nämlich auch gleich noch ein Punkt, so ein bisschen so diese High-Performer jetzt oder irgendwie, ich weiß nicht, ich hab so ein bisschen geschmunzelt. Ein bisschen überheblich wahrscheinlich, aber dann hab ich gedacht so, verdammt, eigentlich ist das auch voll mein Ding, weil ich bin genau wie du überhaupt keine Nachteule, ich werd auch echt richtig schnell müde. Also ich mag total gerne tanzen, ich mag an sich Partys auch, aber ich find’s auch extrem gut, wenn ich weiß, das Ding ist halt irgendwie um, weiß ich nicht, zwölf zu Ende, also mittags um zwölf, und dann geh ich. Oder auch am Wochenende gibt’s ja manchmal auch irgendwie tagsüber Partys, aber so Morning Raves. Ich weiß nicht, ob ich jetzt wirklich, also in dem Fall war’s wirklich um sechs Uhr ging die Party los morgens. Und es gibt halt super viel Kaffee, die Leute trinken dann halt ihren Flat White irgendwie dort und bekommen, dann vielleicht noch einen Ingwer-Shot.

Aber ich dachte mir so, ja, eigentlich finde ich das Konzept schon gar nicht so schlecht, vielleicht muss ich das mal ausprobieren. Und dann habe ich wiederum gedacht, so die Kritik daran fand ich irgendwie auch ganz spannend, dass es so ein bisschen Feiern so reingepresst wird in ein Funktionierensystem. Also so, dass man quasi nicht mehr nachts feiern geht, weil man dann, und auch mit, also es ist ja häufig ohne Alkohol, ohne Softclubbing und ohne Drogen, weil man sagt, okay, man möchte funktionieren. Also einen Katertag am nächsten Tag, den kann man sich quasi gar nicht leisten.

Und deswegen, das war so ein bisschen so eine Kritik, die ich gehört habe, die irgendwie auch in meinem Kopf so ein bisschen Sinn ergibt, dass ich jetzt, okay, muss ja eigentlich auch okay sein, mal exzessiv zu feiern. Auf der anderen Seite denke ich mir, hey, wenn vor allem junge Menschen weniger Drogen konsumieren, Hammer, richtig gut. Auf der anderen Seite möchte ich so ein paar exzessive Party-Nächte auch überhaupt nicht missen. Also vielleicht ist es dann die Balance, mal Softclubbing, mal Hardclubbing, keine Ahnung.

Daniele: Ich glaube auch, ich hatte nie so eine große Klubkarriere, deswegen ist das für mich gar nicht so ein großes Ding. Aber ich glaube, dass gerade so Clubs auch auf eine bestimmte Art und Weise eine Freiheit zulassen, vielleicht auch in dem Fall dann irgendwie auch eine Softness. Man fühlt sich vielleicht unbeobachtet, man muss halt nicht funktionieren und das quasi irgendwie vielleicht auch das, was du jetzt gerade Hard Clubbing bezeichnest, irgendwie auch eine Art und Weise von vielleicht einem anderen Zugang zur Welt irgendwie ermöglicht, wo man sich halt von diesen ganzen Logiken, ich muss funktionieren.

Daniele: Ja, ich habe letztens einen Artikel dazu gelesen, der ist aufgetaucht, dass eigentlich so Rave-Kultur als queere und vielleicht auch schwarze Subkultur eigentlich entstanden ist, weil es eben diese Spaces nicht gab. Wir kommen weit weg vom Thema, aber da muss ich auch irgendwie gerade nochmal dran denken. Und ich glaube, meine beste Erfahrung mit Softclubbing, ich weiß gar nicht, wie ich Softclubbing nennen würde, aber das war eine Listening-Session, die ein Freund von mir gemacht hat. Und da war eben auch dann so ein DJ-Kollektiv hat eingeladen und die haben halt nicht so klassische Tanzmusik gespielt, sondern eher so Ambience-Sets, vielleicht auch Sounds irgendwie einfach aus der Natur. Und Leute saßen, haben Tee getrunken und es wurde irgendwann auch so, ja insgesamt war die Atmosphäre, glaube ich, würde ich schon als Soft beschreiben. Und es war tatsächlich auch so, nachmittags glaube ich so, es hat zwölf angefangen und um sechzehn Uhr war es vorbei und ich glaube, es war so einer meiner coolsten Sonntagnachmittage, weil ich mir so dachte, oh, mega cool.

Marilena: Darauf hätte ich jetzt auch Lust. Das speichern wir ab. Und das nächste Mal, wenn ich dann entweder hier in Wobbi zu Besuch bin oder du in Hamburg, dann nehmen wir uns ein Soft-Clubbing in welcher Form auch immer vor.

Also, für mich war es auf jeden Fall gerade ein Vergnügen. Nicht nur wegen des sehr, sehr leckeren Kaffees, den ich hier von dir gezaubert bekommen habe. Ja, genau. Aber ich bin jetzt auch schon ein bisschen heiß auf einen Löffel Pistazien zu geben. Genau.

Aber erstmal vielen, vielen, vielen, vielen Dank für deine Zeit, Stanislav, und dass wir das jetzt so lange machen, das bedeutet einem viel.

Daniele: Ja, danke, dass du mich gefragt hast. Danke für das Gespräch. Ich glaube, es war vielleicht anders, als ich erwartet hätte. Wahrscheinlich anders, als wir beide erwartet hätten. Und das ist ja irgendwie auch schön. Ja, und ich merke auch, wir haben sogar auch darüber geredet, ob Softness das richtige Thema ist, über das wir beide reden sollten. Und ich merke, dass, glaube ich, dieses Gespräch jetzt hier irgendwie endet, aber wir beide eigentlich noch viel dazu zu sagen haben oder es noch viel zu sagen gibt. Vielleicht auch für die Hörer*innen. Bleibt neugierig und es gibt noch, glaube ich, viel zu entdecken.

Marilena: Cheers!

Outro

Ich danke euch fürs Zuhören. Wenn ihr Ideen habt, über welche Themen ich in diesem Format mal nachdenken sollte – oder ihr vielleicht sogar selbst Lust habt, dabei zu sein: schreibt mir einfach an redaktion@sinneswandel.art auf Instagram. Und wenn euch die Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit weiterempfehlt oder supported. Alle Infos dazu findet ihr in den Shownotes. Das war’s, bis bald im Sinneswandel-Podcast.

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Shownotes

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Hi und herzlich willkommen im Sinneswandel-Podcast. Ich bin Marie-Lena und ich freue mich sehr, dass ihr heute dabei seid.

Erstmal möchte ich mich bedanken zur Rückmeldung, die zur letzten Laut-gedacht-Folge gekommen ist. Hat mich auf jeden Fall mega doll gefreut, dass euch das Format gefällt, selber zum Nachdenken bringt. Und es wird auf jeden Fall weitere Laut-gedacht-Folgen geben mit neuen Gästen, Gästinnen aus meinem Bekanntenkreis. Oder, falls ihr jemanden kennt, der oder die Lust hat, hier mal zu Gast zu sein, dann schreibt mir gerne. Diese Folge wird allerdings keine Laut-gedacht-Folge sein. Es gibt keinen Gast, sondern ich habe mal wieder selber alleine laut nachgedacht. Und zwar heißt dieser Podcast ja nicht umsonst Sinneswandel. Das Thema Sinn beschäftigt mich schon sehr lange. Also ich glaube, ich bin damit nicht die Einzige. Aber ich würde sagen, dieser Podcast heißt auch Sinneswandel, weil ich selbst einige Sinneswandel erlebt habe. Auch immer wieder kleinere und größere Sinnkrisen im weitesten Sinne.

Vielleicht geht es euch ähnlich. Manchmal fühlt sich das Leben voller Bedeutung an, eben sinnstiftend. Und man fühlt sich richtig am Platz. Und dann gibt es wieder Zeiten, wo man sich leer und vielleicht sogar entfremdet fühlt. Und ich habe mich immer wieder gefragt, warum ist dieses Thema Sinn so allgegenwärtig? Also auch quasi in der Gesellschaft, in der es auch immer wieder darum geht, das Leben sinnstiftend zu machen und das nicht nur auf einer Ebene von, okay, ich möchte irgendwie ein Leben fühlen, was sich gut anfühlt, sondern irgendwie in einer Form der Selbstverwirklichung. Also nur als Beispiel Yoga ist oder Sport plötzlich nicht nur Bewegung, sondern Selfcare. Wenn man verreist, dann ist das nicht einfach Urlaub, sondern es ist eine Horizonterweiterung und selbst Schlaf wird dann irgendwie zum Biohacking. Und damit ist irgendwie alles aufgeladen und alles muss irgendwie sinnvoll sein.

Und ich habe mich gefragt, macht das das Leben wirklich sinnvoller oder nicht nur einfach anstrengender? Und klar, wir brauchen Sinn, weil er uns Sicherheit, Zugehörigkeit, Bedeutung gibt. Und früher wurde Sinn vor allem natürlich irgendwie durch Religion, Tradition, gesellschaftliche Gewissheiten gestiftet. Man hat sich das vielleicht auch gar nicht so häufig gefragt. Und heute bricht eben vieles davon weg durch Individualisierung, aber auch durch solche Dinge wie die Klimakrise, Kriege. Vieles an vermeintlichen Gewissheiten wie Frieden ist halt irgendwie in Frage gestellt. Und einerseits klingt die Freiheit über seinen eigenen Sinn zu verfügen und ihn selber quasi zu stiften erstmal nach Freiheit, ist es natürlich auch. Aber natürlich liegt darin in dieser Deutungshoheit über das eigene Leben auch ein großer Druck. Also es ist eben nicht nur Selbstermächtigung, sondern eben auch ein Druck. Und ich habe mich gefragt, ob wir nicht aber gerade trotzdem, weil das Thema so allgegenwärtig ist, eine Art Sinnflation erleben. Ich bin ein bisschen stolz auf dieses Wortspiel.

Und die Frage ist, ob vielleicht nicht noch mehr Sinn die Lösung ist, sondern vielleicht mehr Unsinn. Und genau darum geht es in dieser Folge.

Einspieler: „German Brainrot“

Bestimmt haben einige von euch das schon mal gehört oder auch gesehen, eher gesagt. Denn das, was ihr jetzt gerade nur gehört habt, das nennt sich German Brain Rot. Das sind KI-generierte Videos, meistens in eher geringer Qualität. Und TikTok-Accounts wie Schnecke_123, gauzi oder kaanomeg haben damit Millionen von Views mit rotierenden Fischen, sprechenden Pinguinen oder eben tragbaren Katzen generiert. „Brainrot“ heißt wortwörtlich übersetzt so was wie Gehirnverfall. Also ist eigentlich Content, bei dem man erstmal so denkt, wow, irgendwie kompletter Nonsens. Und trotzdem kann man aber halt einfach nicht wegschauen. Und ich finde das irgendwie ganz spannend. Das ist ja so ein Trend gewesen, vor allem Anfang des Jahres. Es gibt mittlerweile auch Italian Brainrot, also wahrscheinlich auf sehr vielen, in sehr vielen Kulturen. Und dieser Unsinn ist halt irgendwie total zeitgeistig. Es ist unterhaltsam und es verbindet, wenn man irgendwie drüber spricht und gemeinsam lacht. Nietzsche würde vielleicht irgendwie so was sagen wie, das Gefühl von Sinnlosigkeit macht uns einerseits haltlos. Und gerade deshalb stürzen wir uns vielleicht auch in solche Ablenkungen, in Rausch, Ekstase, aber eben auch in solchen Unsinn.

Weil ich habe mich gefragt, vielleicht hilft uns so ein Unsinn auch dann gerade, wenn Sinn zu viel wird oder es irgendwie so brüchig erscheint. Und was ich auch ganz interessant fand, Zeitjournalist Joma Mangold, der hat sich solche Brain Rot Clips auch angeschaut und mit der Feuilletonbrille kommentiert. Hier ein kleiner Ausschnitt.

Ijoma Mangold – ZEIT Kritiker: „Ja, das ist natürlich ganz fantastisch, weil manchmal meint man Sinnzusammenhänge zu haben und dann ist es doch wieder ein Non-Sequitur, dass das Nächste aus dem Vorhergegangenen überhaupt nicht folgt. Und mit diesem Bruch arbeitet dieser Clip natürlich die ganze Zeit. Man fragt sich natürlich die ganze Zeit, vielleicht ruft es ja Anspielungshorizonte ab, die mir leider unbekannt sind. Also der Ehrgeiz, kein Zeichen zu übersehen und die, die man wahrnimmt, richtig zu deuten, ist sehr groß. Man würde gerne diesem dadaistischen Spiel auf höchster Ebene gerecht werden.“

Ja, Unsinn schafft irgendwie auf eine Art Abstand, Perspektivwechsel verbindet, auch die Forschung zeigt, Humor, Memes, Absurditäten helfen nachweislich, dass wir mit Unsicherheiten und Krisen besser umgehen können. Und Unsinn kann eben sogar auch eine Art Kritik sein an Normen, Erwartungen oder auch Machtstrukturen. Und das ist eigentlich gar nichts Neues, weil schon vor über 100 Jahren haben KünstlerInnen damit gearbeitet.

Einspieler: Dadaistisches Lautgedicht „Karawanen“ von Hugo Ball

Ich gebe zu, ich kannte dieses Lautgedicht auch vorher nicht, bevor ich es hier mir angehört habe. Es klingt erst mal nach Kauderwalsch und genau das ist es irgendwie auch, weil dieses Lautgedicht von Hugo Ball, das ist einfach reine Klangkunst. Wörter, die nichts bedeuten, sondern einfach nur aus Lautfolgen bestehen. Und entstanden ist dieses Gedicht im Umfeld des Dadaismus. Hat Jomar Mangold eben auch hier gerade schon kurz erwähnt. Das ist eine künstlerische Bewegung, die 1916 in Zürich entstanden ist und sich dann verbreitet hat. Und der Hintergrund ist, wir befinden uns mitten im Ersten Weltkrieg. Millionen Menschen sterben und das Vertrauen quasi in Vernunft, in die Menschheit war verständlicherweise ziemlich tief erschüttert. Und die Dadaisten wollten genau mit diesem Glauben an Sinn, an Ordnung, an Fortschritt brechen. Und sie haben das Absurde, das Sinnlose, das Willkürliche eben bewusst als Kunst eingesetzt. Und tatsächlich ist sogar der Name Dada eine Art Zufall, weil er wurde einfach aus einem Wörterbuch gezogen und hatte keinerlei feste oder hat keinerlei feste Bedeutung außer eben natürlich jetzt, seitdem es diese Bewegung gibt. Und die Botschaft dahinter ist eigentlich ziemlich simpel, nämlich Sinn ist nichts, was einfach da ist, sondern Sinn wird gemacht, konstruiert. Und er kann genauso gut wieder dekonstruiert werden.

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Und genau da wird es, finde ich, super spannend, weil vielleicht ist das, was wir als Unsinn abtun, in Wahrheit gar kein Gegenteil von Sinn, sondern eben was ganz Eigenes. Weil ich finde, ich habe mir so ein bisschen Gedanken darüber gemacht, obwohl es wie, und Unsinn ist, finde ich, nicht zu verwechseln mit Sinnlosigkeit, also eben zum Beispiel einem ziemlich lärmenden Gefühl, wie wir es zum Beispiel bei einer Depression erleben können. Das ist nochmal etwas anderes als der Unsinn, den ich hier in dieser Folge thematisiere. Und Unsinn ist, glaube ich, auch nicht einfach das Gegenteil von Sinn, also es ist auch nicht ein Nicht-Sinn, sondern irgendwie eine Art Raum dazwischen, so eine Art spielerische Auflösung. Und genau das haben auch verschiedene PhilosophInnen schon versucht zu erklären.

Einer davon ist Albert Camus, kennen bestimmt auch einige, vor allem vom Mythos des Sisyphos. Zu dem komme ich auch gleich noch. Und Camus hat mal gesagt oder eher gesagt geschrieben in dem Mythos des Sisyphos, das Absurde entsteht aus der Gegenüberstellung des Menschen, der fragt und der Welt, die vernunftwidrig schweigt. Das ist natürlich aus dem Französischen übersetzt und das wiederum übersetzt in unsere Sprache bedeutet so was wie die Welt hat keinen vorgegebenen Sinn und sie schweigt auf die Sinnfragen von uns Menschen, was dann eben zu so einer Erfahrung des Absurden führt. Also dass wir im Leben eben Dinge erfahren, für die wir auch einfach keine richtige Erklärung haben. Das ist auch immer wieder auch selbst so, so was wie Schicksalsschläge passieren. Menschen, die zum Beispiel noch nie geraucht haben, bekommen nun Krebs. Jetzt nur als ziemlich hartes Beispiel, aber es passieren viele Dinge, für die es erstmal keine direkte Erklärung gibt.

Und genau, der Mythos von Sisyphos, den Camus 1942 aufgeschrieben hat, ist irgendwie auch so ein Beispiel, was er so ein bisschen metaphorisch dafür nutzt. Und zwar rollt Sisyphos ja immer wieder einen, ich glaube Marmorstein war es, den Berg rauf und der rollt jedes Mal, wenn er da oben angekommen ist, wieder runter. Und das ist ein Sinnbild eigentlich für die menschliche Sinnsuche in einer ansonsten ziemlich sinnlosen Welt. Und Camus hat trotzdem gesagt, dass man sich Sisyphos nicht als einen unglücklichen Menschen vorstellen kann, sollte, sondern eigentlich als einen glücklichen. Weil er sagt, dass der Mensch eigentlich nur dann frei ist in der Revolte gegen das Absurde.

Weil die Erfahrung von Unsinn im Leben ist für Camus eine Art Ausgangspunkt für Freiheit und Wertschöpfung. Also der Mensch kann trotz oder eben gerade wegen des Absurden ein selbstbestimmtes und wertvolles und glückliches Leben führen. Eben zum Beispiel, indem er sich dagegen auflehnt, durch Humor und durch das Akzeptieren von Unsinn. Und ich finde, das passt irgendwie auf eine Art auch so ein bisschen auf diese Brainrod-Geschichten damit zusammen. Und interessant fand ich auch den Satz, dass wir Sinn zwar stiften, ins Absurde geraten wir. Das wird uns auch immer wieder passieren, aber wir können eben aus dem Absurden, aus dem Unsinn etwas Sinnvolles schaffen.

Und dann wiederum in meiner Recherche zu diesem Thema, ihr merkt schon, ich bin in so ein kleines Rabbit Hole gefallen, aus dem ich dann echt ein bisschen gebraucht habe, bis ich wieder rauskomme, weil ich da irgendwie mich immer so, ich könnte mich da immer weiter reingraben. Und zwar habe ich mir eine Ausgabe von Blauen Reiter, das ist so ein Philosophie Magazin. Ich hatte tatsächlich den Gründer davon, Siegfried Reusch, auch schon mal hier zu Gast, schon ein paar Jahre her. Ich verlinke euch die Folge mal in den Shownotes, auch wenn es da um ein ganz anderes Thema geht. Und zwar ist diese Blaue Reiter Ausgabe von 1998, also schon eine ganze Weile her, noch vor den 2000ern.

Und die Ausgabe ist genau über das Thema Sinn und Unsinn. Und daran schreibt Frank Augustin, der lustigerweise wiederum der Gründer vom Agora 42, auch einem Philosophie Magazin ist, was ich auch sehr gerne lese. Und der hat darin einen Artikel geschrieben und schreibt, nicht Mangel, sondern Übermaß an Sinn ist das Problem. Nur Unsinn, Nichtsinn und Widersinn helfen, das auszuhalten. Klingt jetzt irgendwie erst mal, also ich hab gedacht, das passt ja irgendwie perfekt zu meiner Folge, aber was meint er denn eigentlich damit? Und das erklärt er natürlich zum Glück auch in diesem Artikel. Und zwar kommt er so ein bisschen darauf, dass wir Menschen suchen nach Sinn im Leben, aber eigentlich gibt es sozusagen nicht diesen einen vorgefertigten Sinn. Sondern er sagt, dass der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Also das Leben an sich ist sinnvoll so. Und weil sein eigener Sinn, weil das Leben sein eigener Sinn ist, ist es vom Sinn durchdrängt. Der Sinn umgibt uns sozusagen wie so eine Art Atmosphäre um uns herum. Und die Frage ist einfach nur, wozu, was geben wir eine Bedeutung? Weil Sinn bedeutet ja auch immer eigentlich Verbindung, dass wir eine Verbindung schaffen, etwas eine Bedeutung geben und dann wird es für uns quasi sinnvoll. Und dadurch, dass Frank-Augustin sagt, das Leben sei sinnvoll an sich, fragt er sich, sind wir dann nicht irgendwie zum Sinn verurteilt und macht uns das nicht auf eine Art sogar unfrei.

Denn je mehr ich sozusagen versuche, mein Leben sinnvoll zu gestalten, dem Leben Sinn zu verleihen, es zu ordnen, er sagt, desto mehr Schranken baue ich mir eigentlich auf. Weil der, der ständig nach dem Sinn des Lebens sucht, merkt irgendwann gar nicht mehr, dass er mitten im Sinn feststeckt. Also so ein bisschen wie dieses Beispiel, der Fisch schwimmt im Wasser und weiß eigentlich gar nicht, dass er im Wasser ist oder er weiß nicht, was Wasser ist, weil das eigentlich schon was anderes ist, aber egal.

Und dann kommt er zu dem Punkt, dass Sinn sich eigentlich nur dann abzeichnet, wenn das Gegenteil erkennbar bleibt, nämlich der Unsinn oder auch der Nichtsinn oder der Widersinn. Das sind natürlich nochmal so irgendwie Unterkategorien, aber wenn alles sinnvoll ist, dann ist ja eigentlich nichts mehr sinnvoll. Und trotzdem ist das Leben an sich für sich sinnvoll. Und Augustins Pointe, so habe ich es zumindest verstanden, ist, dass wir vielleicht gerade deshalb den Unsinn brauchen, damit da sozusagen so diesen übermächtigen Sinn, der wie so ein Demoklesschwert über uns schwebt, aufbricht und uns eigentlich wieder so ein bisschen Luft zum Atmen schafft.

Und das passt auch, finde ich, sehr gut zu dieser Brainrot-Geschichte, weil irgendwie, ich kenne das selber total gut, man versucht ja auch in der Form, sein Leben sinnvoll zu gestalten, dass man sich eine Art Identität aufbaut. Also auf mich bezogen, ich bin die Journalistin, ich mache diesen Podcast, ich mag Philosophie, ich mag irgendwie Kunst, ich mag irgendwie Gesellschaftskritik, mich damit zu beschäftigen. Das heißt, ich gehe dann irgendwie ins Theater, ich trinke auch gerne meinen bescheuerten Flat White mit Hafermilch, also darum ist ja schon eine gewisse Identität konstruiert, die irgendwie auch so kuratiert ist.

Und wenn ich aber immer alles so sinnvoll in dieses Muster weiter einordne, ist das irgendwie auch ganz schön anstrengend und langweilig und irgendwie tut es auch gut, daraus mal auszubrechen. Also zu sagen, okay, warum muss ich denn jetzt immer exakt das machen, was sozusagen stimmig und passend ist dazu, sondern wenn man unberechenbar bleibt und eigentlich sich öfter mal auf etwas einlässt, so keine Ahnung, warum nicht mal nach Malle an den Ballermann irgendwie fahren? Auch wenn das vielleicht nicht so in das Konstrukt meiner Identität passt, was ich mir da irgendwie erschaffen habe, aber es kann ja was passieren, was total interessant ist.

Und das ist so ein bisschen das, was ich sagen würde, was ich auch aus der Folge für mich mitnehme, weil ich in der Recherche ja selber immer eigentlich auf neue Gedanken stoße und da war noch viel, viel mehr dabei, aber ich dachte mir, ich will diese Folge auch nicht überladen mit Sinn. Ich mache dann einfach noch eine weitere Folge und ich weiß jetzt noch nicht, ob ich irgendwie an den Ballermann fahre, aber es gibt ja auch andere Formen von öfter mal Nonsens machen, der keinen Sinn ergibt. Mir fällt jetzt spontan nicht unbedingt was ein, aber ich kenne das zum Beispiel auch aus dem Impro-Theater. Da ist es ja auch so, dass es erst dann häufig komisch und gut wird, wenn es eigentlich keinen Sinn ergibt. Wenn man was macht, wenn A nicht auf B folgt, äh B nicht auf A folgt, sondern halt Y so. Und ja, vielleicht ist das so ein bisschen das, was ich aus dieser Folge mitgeben möchte auch als Gedanke.

Outro

Spannend fände ich auch die Frage an euch, welcher Unsinn, ja, gibt euch Sinn? Schreibt mir gerne Gedanken, entweder per Mail an redaktion@sinneswandel.art oder per Insta oder per Brieftaube oder welchen Weg ihr auch immer findet. Und falls euch meine Arbeit gefällt, dann freue ich mich natürlich, wenn ihr mich unterstützt. Das geht entweder, indem ihr den Podcast teilt oder auch natürlich über Steady. Da könnt ihr Mitgliedschaften abschließen oder über PayPal. Da habe ich alles in den Shownotes zu verlinkt. Natürlich auch alle Quellen, weil nicht alles davon wüsste ich, bevor ich diese Folge gemacht habe. Ja, und damit verabschiede ich mich. Danke an euch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Sinneswandel-Podcast.

1. Oktober 2025

Wozu das alles? Über kreative Krisen und Sinnfragen

von Marilena 2. Juni 2025

In dieser Folge reflektiere ich über meine aktuelle kreative Krise und frage, wie Kreativität und Sinn zusammenhängen. Zwischen Zweifel und dem Wunsch nach echtem Ausdruck suche ich nach einem freieren Umgang mit Kreativität – und danach, was unsere Gesellschaft und das System mit dieser Suche zu tun haben.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Rick Rubin: kreativ. Die Kunst zu sein, Droemer Knaur*, 2023
► SWR kultur: Kreativ werden Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid, 2022
► Andreas Reckwitz: Die Erfindung der Kreativität, Suhrkamp, 2012
► Theodor W. Adorno, Max Horkheimer: Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug, Hrsg. von Ralf Kellermann, Reclam
► Institut für Ludologie

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hi und herzlich willkommen bei Sinneswandel! Ich bin Marilena und ich freue mich, dass ihr heute dabei seid.

Diese Folge hat mich ehrlich gesagt einiges gekostet. Und ich meine damit vor allem Überwindung. Gefühlte hundert Anläufe hat es gebraucht, bis ich überhaupt wusste, wie ich beginne. Weil ich über etwas sprechen möchte, das mir fehlt.

Über Kreativität. Und über das Gefühl, wenn sie einem plötzlich abhanden kommt.

Ich habe in den letzten Monaten viel gezweifelt. Nicht nur an meiner Arbeit, sondern vor allem an mir selbst. Ich funktioniere, produziere, liefere – aber in letzter Zeit oft ohne inneren Antrieb. Als hätte sich das Warum langsam aus dem Wie verflüchtigt.

Und ehrlich gesagt war das war mal anders. Als ich Sinneswandel vor bald acht Jahren gestartet habe, war da vor allem Neugier. Ich bin losgelaufen mit einer Idee im Kopf. Habe Gespräche geführt, gefragt, geschrieben, gestaltet. Ohne großen Plan und festes Ziel.

Aber mit der Zeit habe ich mich immer mehr aus dem Projekt herausgezogen. Nicht mal bewusst – aber spürbar. Ich habe weniger persönliche Gedanken geteilt. Mich nicht mehr gefragt: Was bewegt mich eigentlich gerade wirklich? Sondern eher: Was ist relevant? Welche Themen performen? Und genau das hat die Verbindung zu meinem eigenen Projekt leise gekappt. Es wurde mehr Pflicht als Freude. Mehr Aufgabe als Ausdruck.

Ich glaube, wenn man sich selbst aus etwas herausnimmt, verliert man auch ein Stück Resonanz – mit dem, was man tut, aber auch mit sich selbst. Denn Kreativität ist für mich mehr als ein Werkzeug – sie ist eine Art, mich mit der Welt zu verbinden. Wenn dieser Zugang blockiert ist, dann fehlt nicht nur der Ausdruck. Dann fehlt etwas Grundlegendes.

Wie hängen Kreativität und Sinn zusammen? 

Der Philosoph Wilhelm Schmid sagt: Kreativität schafft Sinn. Weil wir durch das Kreativsein neue Verbindungen schaffen. Indem wir Dinge, die bisher getrennt waren, in eine neue Beziehung setzen. Wenn wir kreativ sind, bringen wir Ordnung ins Chaos – oder stellen gewohnte Ordnungen in Frage. Wir schaffen etwas, das vorher nicht da war. Und wir tun das, weil wir uns selbst und die Welt besser verstehen wollen. 

Für Wilhelm Schmidt ist Kreativität eine Lebenskunst. Eine Art, mit dem Leben umzugehen, es tiefer zu durchdringen. Kreativität stillt einen inneren Hunger – nach Bedeutung, nach Ausdruck, nach Verbindung. Und wenn uns das gelingt, dann erleben wir manchmal diesen besonderen Zustand, den der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi „Flow“ genannt hat: Wir gehen ganz in einer Tätigkeit auf, verlieren das Zeitgefühl, vergessen alles um uns herum. Und genau da entsteht oft Sinn.

Aber was passiert, wenn dieser Zugang plötzlich nicht mehr da ist? Wenn der kreative Strom versickert – oder blockiert ist? 

Ich habe gemerkt, wie sehr mich dieser subtile, aber ständige Druck hemmt, etwas liefern zu müssen. Sichtbar zu bleiben. Relevanz zu beweisen. Dazu kommt der ständige Vergleich. Ich scrolle mich durch Social Media und denke: Das gibt es alles schon. Nur in krasser. Was soll ich dem noch hinzuzufügen? Und je mehr ich mich vergleiche, desto stiller wird mein eigener Impuls. Die Lust, überhaupt noch anzufangen, weicht einer zähen Schwere. Statt innerem Drang nur noch Zweifel. Und das frustriert nicht nur – es verunsichert tief. Weil es an meinem Selbstbild rüttelt, das lange Halt gegeben hat: Ich bin eine, die schreibt. Die gestaltet. Die etwas schafft. Und wenn das plötzlich nicht mehr geht, frage ich mich: Wer bin ich dann?

Viele Kreative kennen diesen Zustand – Schreibblockaden sind nur die offensichtliche Form davon. Aber dahinter steckt oft etwas Tieferes: das Gefühl, den Zugang zu sich selbst verloren zu haben. Denn Kreativität ist für viele nicht nur Ausdruck. Sie ist Selbstvergewisserung. Eine Art, sich im Tun zu spüren, sich zu verorten. Und wenn das nicht mehr funktioniert, wenn der Schaffensprozess stockt oder sinnlos erscheint, dann gerät mehr ins Wanken als nur das nächste Projekt.

Was ist Kreativität überhaupt? 

Oft wird Kreativität mit Kunst verwechselt. Mit großen Ideen, genialen Werken, außergewöhnlichen Menschen. Dabei sind wir alle kreativ. Täglich. Wenn wir Probleme lösen, improvisieren, neue Wege finden, etwas ausprobieren.

Kreativität bedeutet, etwas anders zu machen – nicht um des Neuen willen, sondern um etwas Ausdruck zu verleihen. Und zwar durch die ganz eigene Sicht. Und genau darin entsteht Verbindung: Weil wir aus unserem Inneren etwas nach außen bringen – und sichtbar machen, was sonst vielleicht ungesagt geblieben wäre. Im kreativen Ausdruck zeigt sich, was uns bewegt. Und wenn andere sich darin wiederfinden, entsteht Resonanz. Nicht, weil es perfekt ist – sondern weil es ehrlich ist.

Kreativität ist nicht das große Werk. Es ist oft das Kleine. Das Gewöhnliche neu gesehen.

Rick Rubin: kreativ. Die Kunst zu sein 

Ich habe kürzlich ein Buch gelesen, das schon länger in meinem Regal stand: kreativ. Die Kunst zu sein von Rick Rubin, einem US-amerikanischen Musikproduzenten.

Rubin beschreibt Kreativität nicht als Talent oder Technik, sondern als einen Zustand des Seins. Kreativ ist nicht, wer besonders viel produziert – sondern wer sich selbst offen begegnet. Wer bereit ist, nicht zu wissen. Nicht zu kontrollieren. Wer sich dem Prozess anvertraut, statt nur auf das Ergebnis zu schielen.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine seiner Thesen: Rubin spricht viel über das Spiel. Über Neugier. Über den Mut, Dinge auszuprobieren, ohne zu wissen, wohin sie führen. Kreativität beginnt für ihn dort, wo wir statt zu performen beginnen, zu entdecken. Und das gelingt nur, wenn wir uns selbst nicht zu ernst nehmen – aber ernst genug, um hinzuhören, wenn etwas in uns leise anklopft.

Kreativität als Spielraum: Improvisation & Ludologie 

Ich selbst spiele gelegentlich Improtheater – leider zu selten. Aber wenn ich es schaffe, bin immer wieder erstaunt, wie viel Kreativität in mir steckt, wenn ich einfach “Ja” sage. Zu einer Idee. Einer Situation. Einer absurden Wendung. 

Das Spiel schafft einen Freiraum. Einen Raum des Als-ob. In dem nichts festgelegt ist, aber alles möglich. 

Johan Huizinga, ein niederländischer Kulturhistoriker, sah im Spiel sogar die Grundlage aller Kunst und Kultur. Weil das Spiel ein Raum ist, in dem wir Regeln testen, neue Bedeutungen schaffen und bestehende Ordnungen in Frage stellen.

Auch Kreativität braucht diese Räume. In denen nicht alles sofort bewertet wird.  Die Zweckfreiheit. Und den Mut, zu scheitern.

Kreativität und Kapitalismus: Adorno, Reckwitz & Co. 

Aber genau diese Freiräume werden heute kleiner.  Immer häufiger steht nicht mehr der Prozess im Mittelpunkt, sondern das Ergebnis. Nicht mehr die Suche, sondern die Sichtbarkeit. Kreativität wird messbar: in Reichweite, Klickzahlen, Verkäufen. Und so verschiebt sich der Fokus – von der inneren Bewegung hin zur äußeren Wirkung.

Der Philosoph Theodor W. Adorno hat diese Entwicklung schon analysiert – lange bevor es TikTok oder YouTube gab. In den 1940ern in seiner Kritik an der „Kulturindustrie“ kritisiert er, wie Kunst und Kultur zur massentauglichen Ware wird – berechenbar, glatt, konsumierbar. Was verstört, was sich entzieht, so Adorno, verliert an Wert. Dabei liegt gerade in der Irritation oft die eigentliche Kraft von Kunst: Sie soll nicht nur gefallen, sondern aufrütteln. Neue Perspektiven zu öffnen.

Heute ist oft von den „Creative Industries“ die Rede. Und das klingt erst einmal gut. Kreativität gilt als Zukunftskompetenz. Als Lösung für alles – von Produktdesign bis Politik. Nicht mehr nur Künstler*innen sollen kreativ sein, sondern auch Start-ups, Unternehmen, ganze Städte. Kreativität wird zur Ressource – für Innovation, für Wachstum, für gesellschaftlichen Fortschritt.

Aber genau da beginnt das Problem. Denn wenn Kreativität zur Leistung wird, zur Erwartung, zur Pflicht – verliert sie ihre Offenheit. Der Soziologe Andreas Reckwitz beschreibt das als „ästhetischen Kapitalismus“: eine Gesellschaft, in der nicht nur Produkte, sondern auch Lebensstile, Erfahrungen und Identitäten ständig gestaltet und bewertet werden. Alles soll besonders sein. Einzigartig. Authentisch. Wer das nicht liefert, fällt durchs Raster. Und so entsteht ein Widerspruch: Kreativität wird gefeiert – und gleichzeitig normiert.

Wir sehen das besonders deutlich auf Plattformen wie TikTok, Instagram oder Spotify. Sie machen es möglich, kreativ zu sein – und gleichzeitig schwer, es zu bleiben. Denn was sichtbar wird, entscheidet nicht mehr nur die Qualität oder Tiefe, sondern der Algorithmus. Und viele Kreative verlieren dabei irgendwann das Gefühl für den eigenen Impuls: Mache ich das, weil es mir entspricht – oder weil ich weiß, dass es gut ankommen wird?

Systemische Gedanken: Was braucht Kreativität? 

Vielleicht liegt das Problem also nicht nur in uns. Sondern im System. Kreativität braucht Zeit. Raum. Sicherheit. Und sie braucht Menschen, die sich nicht ständig beweisen müssen.

Wenn wirtschaftlicher Druck existenzielle Ängste auslöst, bleibt kaum Spielraum für kreatives Denken. Rick Rubin schreibt: Der kreative Zustand entsteht in Freiheit – nicht im Überlebensmodus.

Was also müsste sich gesellschaftlich ändern? Vielleicht bräuchte es mehr Anerkennung für kreative Prozesse, die nicht sofort „verwertbar“ sind. Eine Wertschätzung von Prozessen, nicht nur von Ergebnissen. Und eine Bildung, die Neugier belohnt – nicht Anpassung. Vielleicht sogar: ein Recht auf Langeweile.

Fazit: Was mir hilft (und vielleicht auch euch) 

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Folge überhaupt machen soll. Ob das reicht, was ich zu sagen habe. Ob es originell genug ist. Ob es irgendwen interessiert.

Aber dann habe ich mich erinnert, warum ich Sinneswandel eigentlich angefangen habe: Weil ich gerne laut denke. Weil das Fragen manchmal mehr verbindet als das Wissen.

Was bedeutet das alles jetzt für den Podcast, fragt ihr euch vielleicht?! 

Ich möchte mir wieder mehr erlauben, einfach loszugehen – auch wenn noch nicht alles fertig durchdacht ist. Aber genau das möchte ich mir zugestehen: dass dieser Podcast ein Ort bleibt, an dem ich suchen darf. Und zweifeln. Und spielen.

Mich interessiert sehr, wie es euch damit geht: Was hilft euch, kreativ zu bleiben – oder wieder ins Tun zu kommen? Schreibt mir gern, wenn ihr mögt. Ich freue mich, von euch zu hören.

Outro

Aber erstmal vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch diese Folge gefallen hat, dann teilt sie gerne mit euren Freunden. Und falls ihr meine Arbeit finanziell unterstützen wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr uns einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Alle weiteren Infos findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank und bis bald im Sinneswandel Podcast.

2. Juni 2025

Kilian Trotier: Kann die Suche nach Sinn [un]glücklich machen?

von Marilena 12. November 2024

Was passiert, wenn die Sinnfrage zur (Sinn)Krise wird? ZEIT-Journalist Kilian Trotier beschäftigt sich in seinem neuen Buch “Sinn finden Warum es gut ist, das Leben zu hinterfragen” mit den großen Fragen. Im Gespräch mit Marilena Berends erzählt er von der wachsenden „Sinn-Branche“ und darüber, ob diese Suche wirklich glücklich macht oder vielleicht doch mehr Druck schafft.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Kilian Trotier,Tatjana Schnell: Sinn finden Warum es gut ist, das Leben zu hinterfragen, Ullstein 10/24
► Tatjana Schnell: (Lebens-)Sinn – etwas Kollektives, 11/2021
► Kilian Trotier auf X
► ZEIT: Sinn – Wofür leben wir?

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast! Ich bin Marilena Berends und freue mich, dass ihr wieder dabei seid.

Heute geht’s um ein Thema, das perfekt zum Sinneswandel passt: der Sinn im Leben. 

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich kenne das aus eigener Erfahrung, dass ich immer wieder in verschiedenen Lebensphasen meinen Weg hinterfragt und manchmal auch neu justiert habe. Eine Prozess, der vermutlich nie endet und den viele von uns kennen.

Aber wie sinnvoll ist es eigentlich, ständig über den eigenen Lebenssinn nachzudenken? Kann das vielleicht sogar unglücklich machen? 

Über genau diese Fragen habe ich mit meinem heutigen Gast gesprochen: Kilian Trotier. Kilian ist Journalist bei der ZEIT, wo er das Projekt “Sinn – wofür leben wir?” mit gegründet hat. Und er hat vor kurzem gemeinsam mit der Psychologin Tatjana Schnell das Buch Sinn finden – Warum es gut ist, das Leben zu hinterfragen geschrieben.

Tatjana war übrigens schon drei Jahren hier im Podcast zu Gast. Ich kann euch das Gespräch auf jeden Fall sehr ans Herz legen. Nicht nur, weil Tatjana eine absolute Sinn-Expertin ist, sondern auch, weil wir damals über ganz grundlegende Fragen rund um Sinn, Glück und Erfolg gesprochen haben. Also eine super Grundlage für die heutige Episode. Ich verlink euch das Gespräch mit Tatjana in den Shownotes.

Heute könnt ihr übrigens zwei Exemplare von Sinn finden gewinnen. Alle, die meinen Podcast auf Steady unterstützen, sind automatisch bei der Verlosung dabei. Alle Infos dazu findet ihr wie immer in den Shownotes.

Und jetzt: Viel Spaß beim Gespräch mit Kilian Trotier!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch diese Folge mit Kilian gefallen hat, teilt sie gerne mit euren Freundinnen und Freunden. Und falls ihr meine Arbeit finanziell supporten wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr mir einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. In den Shownotes findet ihr wie immer alle Infos und Links zur Folge. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

12. November 2024

Beate Absalon: Ist Sex überbewertet?

von Marilena 15. Juli 2024

Warum gilt ein erfülltes Sexleben als erstrebenswert? Was macht guten Sex aus? Und was, wenn ich gar keinen Bock auf Sex habe, oder keinen Sex haben kann? Ist das auch okay? In dieser Folge spricht Marilena mit Kulturwissenschaftlerin Beate Absalon. In Ihrem Buch “Not giving a Fuck” erkundet sie, weshalb Sex in unserer Gesellschaft einen so hohen Stellenwert hat und was der Druck, ständig performen zu müssen, mit uns machen kann. Dabei geht es ihr nicht um Moralisierung oder sogar ein Sexverbot, sondern eher um einen spielerischen Umgang mit Sex, der vieles sein kann, aber nichts muss.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Beate Absalon auf Instagram
► Not giving a Fuck, Kremayr & Scheriau 04/24

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► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast! Ich bin Marilena Berends und freue mich sehr, dass ihr heute dabei seid.

Es gilt mithin als schönste Nebensache der Welt: Sex soll nicht nur Spaß machen, sondern auch gesund sein und uns glücklich machen. Ein erfülltes Sexleben gilt als erstrebenswert. Aber warum eigentlich? Reicht es nicht, wenn wir einfach genießen? Wieso ist es wichtig, guten Sex zu haben? Was macht guten Sex überhaupt aus? Und was, wenn ich gar keinen Bock auf Sex habe? Oder keinen Sex haben kann? Ist das auch okay?

Um das herauszufinden, habe ich mich mit Beate Absalon in Berlin getroffen. Sie ist Kulturwissenschaftlerin für zeitgenössische Sexualkultur und hat vor kurzem ein Buch geschrieben: “Not giving a Fuck”, heißt es. Darin erkundet sie, weshalb Sex in unserer Gesellschaft eigentlich einen so hohen Stellenwert hat und was der Druck, ständig performen zu müssen, mit uns machen kann. Beate fragt sich auch, was wir von Menschen lernen können, die asexuell sind oder keinen Sex haben können. Dabei geht es ihr nicht um Moralisierung oder sogar ein Sexverbot, sondern eher um einen spielerischen Umgang mit Sex, der vieles sein kann, aber nichts muss. Ich selbst habe beim Lesen und im Gespräch auf jeden Fall sehr viel mitgenommen. Und ich hoffe, euch wird es auch so gehen.

Bevor wir beginnen, noch ein Hinweis: Wenn euch das Gespräch gefällt, schaut am besten in die Shownotes. Unter allen, die Sinneswandel via Steady unterstützen, verlose ich nämlich ein Exemplar von Beates Buch „Not giving a Fuck“. Und jetzt wünsche ich euch viel Freude beim Zuhören!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch diese Folge mit Beate gefallen hat, teilt sie gerne mit euren Freundinnen und Freunden. Und falls ihr meine Arbeit finanziell supporten wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr mir einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Unter allen Unterstützer*innen verlose ich dieses Mal ein Exemplar vom Not giving a Fuck. Also schaut am besten in den Shownotes vorbei, da findet ihr alle Infos und Links zur Folge. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

15. Juli 2024

Kim de l’Horizon: Wie brechen wir das Schweigen?

von Marilena 1. Juli 2024

Wer bin ich? Und wie bin ich zu dem Menschen geworden, der ich heute bin? Weil ich es wollte, weil ich es so gelernt habe oder weil ich es musste? Auch von diesen Fragen handelt das Blutbuch von Autor*in Kim de I’Horizon. 2022 gewann Kim damit als erste nonbinäre Person den Deutschen und Schweizer Buchpreis. In dieser Podcast Folge spreche ich mit Kim über das Menschsein, ob Schreiben heilen kann/sollte und über Hexerei.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Kim de l’Horizon auf Instagram
► Blutbuch von Kim de l’Horizon, Dumont 07/22

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Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast! Ich bin Marilena Berends und freue mich sehr, dass ihr heute dabei seid.

Wer bin ich? Und wie bin ich zu der Person geworden, die ich heute bin? Weil ich es wollte, weil ich es so gelernt habe oder weil ich es musste? Unsere Identität formt sich nicht im luftleeren Raum. Sie besteht aus vielen kleinen und miteinander verbundenen Fragmenten – aus unserem Erbe, unseren Träumen, Erwartungen und Geschichten. Am Ende finden wir vielleicht keinen festen Kern, sondern etwas Lebendiges, Veränderliches.

Das mag jetzt etwas abstrakt klingen, aber im Zusammenhang mit meinem heutigen Gast wird es klarer. Ich freue mich nämlich sehr, dass ich die Gelegenheit hatte, mit der Autor*in Kim de l’Horizont zu sprechen. Kim hat 2022 mit dem „Blutbuch“ als erste genderfluide Person den Deutschen und Schweizer Buchpreis gewonnen. Und ich kann gut nachvollziehen, warum die Jury diese Wahl getroffen hat. Ich habe jedenfalls noch nie etwas Vergleichbares gelesen. Sehr verkürzt gesprochen handelt es von der nonbinären Figur Kim und ihrem Aufbegehren gegen das Schweigen, das oft von Generation zu Generation weitervererbt wird.

In unserem Gespräch ging es aber nicht nur um das „Blutbuch“. Selbst wenn ihr das Buch noch nicht gelesen habt, bin ich sicher, dass ihr aus dieser Folge etwas mitnehmen werdet. Kim und ich haben unter anderem darüber gesprochen, warum wir oft versuchen, es anderen recht zu machen, ob Schreiben heilen kann und um Hexerei ging es auch.

Bevor wir beginnen, noch ein Hinweis: Wenn euch das Gespräch gefällt, schaut am besten in die Shownotes. Unter allen, die Sinneswandel via Steady unterstützen, verlose ich nämlich ein Exemplar von Kims „Blutbuch“. Und jetzt wünsche ich euch viel Freude beim Zuhören!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch diese Folge mit Kim gefallen hat, teilt sie gerne mit euren Freundinnen und Freunden. Und falls ihr meine Arbeit finanziell supporten wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr mir einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Unter allen Unterstützer*innen verlose ich dieses Mal ein Exemplar vom Blutbuch. Also schaut am besten in den Shownotes vorbei, da findet ihr alle Infos und Links zur Folge. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

1. Juli 2024

Louisa Dellert: Ist #MentalHealth nur ein Trend?

von Marilena 26. März 2024

Warum sprechen auf Social Media plötzlich alle über Mental Health? Allein der Hashtag #Depression hat auf TikTok über 18 Milliarden Views. Und hilft dieser Content [wirklich] dabei, dass psychische Krankheiten entstigmatisiert werden? Oder ziehen vor allem Unternehmen ihren Nutzen daraus, indem sie Menschen, die eigentlich Hilfe suchen, Produkte verkaufen? Über all das hat Marilena mit Influencerin und Autorin Louisa Dellert gesprochen.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Falls ihr selbst von Depressionen betroffen seid, Fragen habt oder Hilfe sucht, könnt ihr euch an die Deutsche Depressionshilfe wenden; Tel.: 0800 33 44 533.
► Louisa auf Instagram und TikTok
► LOU – der Podcast von und mit Louisa Dellert

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in dieser Episode zu begrüßen.

Seit einiger Zeit frage ich mich: Wieso sprechen auf Social Media plötzlich alle über Mental Health? Überall gibt es Content zu ADHS, Depression oder Angststörungen. Versteht mich nicht falsch, natürlich ist es enorm wichtig, dass wir uns über psychische Krankheiten austauschen – auch öffentlich. Ich frage mich nur, ob die derzeitige Entwicklung, die wir gerade sehen, wirklich zu einer Entstigmatisierung beiträgt. Oder, ob letztlich nicht vor allem Unternehmen ihren Profit daraus ziehen, indem sie Menschen, die eigentlich Hilfe suchen, Produkte verkaufen. Jedenfalls wage ich zu bezweifeln, dass eine Morgenroutine aus Meditation, Rosenquarz-Roller, Yoga und Matcha Latte, wie sie in einigen Videos angepriesen wird, wirklich Depressionen lindern kann.

Louisa Dellert sieht das auch so. Allerdings spricht die Influencerin und Autorin selbst auch sehr offen auf Social Media über ihre mentale Gesundheit. Vor fast einem Jahr ging bei ihr plötzlich gar nichts mehr – sie erhielt die Diagnose Burnout und Depression. Seitdem teilt Louisa ihren neuen Alltag mit der Krankheit. Viele sind ihr dafür dankbar, allerdings wird ihr auch vorgeworfen, sie sei damit nur auf einen Trend aufgesprungen. Denn bevor es bei Louisa um Mental Health ging, war sie Fitness Influencerin, dann ging es um Body Positivity und in den letzten Jahren gab es vor allem Content rund um Nachhaltigkeitsthemen. Auch deshalb wollte ich gerne mit Louisa sprechen, um sie zu fragen, wie es zu diesen verschiedenen Sinneswandeln kam und was sie dazu bewegt, so intime Details ihres Lebens mit fremden Menschen zu teilen.

Und falls ihr eigene Gedanken zu dem Thema habt, schreibt sie mir gerne in einer Mail oder auf Instagram. Ich würde mich freuen!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Louisa gefallen hat, teilt es gerne mit euren Freunden. Und falls ihr meine Arbeit finanziell unterstützen wollt, könnt ihr das ganz einfach via Steady oder, indem ihr mir einen Betrag eurer Wahl an Paypal.me/Sinneswandelpodcast schickt. Alle weiteren Infos und Links zur Folge findet ihr, wie immer, in den Shownotes. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

26. März 2024

Khesrau Behroz: Welchen Sinneswandel wünschst du dir?

von Marilena 28. Dezember 2023

Khesrau Behroz ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine Stimme kennen vermutlich viele durch Podcasts, wie “Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“ oder “Legion”. Khesrau ist darüber hinaus auch als Journalist viel im Weltgeschehen unterwegs und hat ein wachsames Auge, was in der Gesellschaft so passiert. Quasi der perfekte Gast für ein kleines Jahres-Resumé. Aber Khesrau ist nicht der einzige Gast von Marilena: Am Ende des Gesprächs wartet noch eine kleine Überraschung – also dran bleiben!

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Khesrau Behroz auf Instagram und X
► Podcast: SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden, Undone / RTL+
► Undone – Produktionsstudio für Podcasts und Filme

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen und damit letzten Episode in 2023 zu begrüßen.

Ich weiß, vermutlich habt ihr schon den drölften Jahresrückblick im Fernsehen, Radio oder Podcasts über euch ergehen lassen. Deswegen habe ich auch lange hin und her überlegt, ob ich mich wirklich in diese Tradition einreihen will. Und ich habe mich letztlich für ein klares “Jein” entschieden. Ich finde nämlich das Jahresende ist insofern eine schöne Gelegenheit, um noch einmal kurz innezuhalten und zu reflektieren, was eigentlich so alles passiert ist. Sowohl auf einer persönlichen, als auch auf einer größeren gesellschaftspolitischen Ebene. Auf der anderen Seite ist das Ende eines Jahres auch ein guter Moment, um darüber nachzudenken, was man sich eigentlich für die Zukunft wünscht – im Kleinen und Großen. Und als ich darüber nachgedacht habe, mit wem ich ein kritisches und trotzdem unterhaltsames Jahres-Resumé ziehen kann, ist mir ziemlich schnell Khesrau Behroz in den Kopf gekommen.

Khesrau ist nämlich ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine Stimme kennen, tun ihn vermutlich einige durch Podcasts, wie “Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen?“ oder “Legion”. Khesrau ist aber auch darüber hinaus als Journalist viel im Weltgeschehen unterwegs und hat ein wachsames Auge, was in der Gesellschaft so passiert.

Deswegen freue ich mich sehr, mit ihm gemeinsam die letzte Sinneswandel Folge des Jahres mit Leben zu füllen. Aber Khesrau ist nicht mein einziger Gast: Am Ende unseres Gesprächs wartet noch eine kleine Überraschung auf euch, die ich jetzt natürlich noch nicht verraten werde.

Bevor es losgeht, noch ganz kurz vorweg: Wenn ihr Sinneswandel gerne hört, dann freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder indem ihr mir an Paypal.me/Sinneswandelpodcast einen Betrag eurer Wahl schickt. Vielen Dank!

[Gespräch]

Outro

Moment, noch nicht auf “Stop” drücken. Jetzt folgt die kleine Überraschung: Ich habe alle meine Podcast Gäste aus 2023 gebeten, mir die Frage “Welchen Sinneswandel wünschst du dir?” zu beantworten. Ein paar waren schon im wohlverdienten Weihnachtsurlaub, aber einige Antworten habe ich trotzdem bekommen. Danke an Stevie Schmiedel, Gernot Wagner, Saralisa Volm, Fikri Anıl Altıntaş und Paulita Pappel:

[O-Töne Sinneswandel Gäste]

Ich danke vor allem natürlich euch fürs Zuhören und für euren Support. Ohne euch wäre ein Sinneswandel nicht möglich. Wenn ihr meine Arbeit via Steady oder Paypal unterstützen wollt, findet ihr alle Links und Infos dazu, wie immer,  in den Shownotes. Das war’s von mir! Wir hören uns im nächsten Jahr im Sinneswandel Podcast.

 

28. Dezember 2023

El Hotzo: Wofür schämst du dich [nicht]?

von Marilena 9. Mai 2023

Seine Tweets erreichen täglich Millionen Menschen. Darin geht es um Haferschleim, der im Gewand des Porridge ein Comeback feiert. Nicht selten handeln sie aber auch von Selbstzweifeln und Depressionen. Auf jeden Fall schwingt in seinen Worten oft eine Gesellschaftskritik mit, was beweist, dass Humor alles andere als belanglos sein oder auf Kosten anderer gehen muss. Die Rede ist von Sebastian Hotz – besser bekannt als El Hotzo. Mit ihm hat Marilena Berends über Selbstfindung, Selbstzweifel und seinen Debüt Roman “Mindset” gesprochen.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► El Hotzo auf Instagram und Twitter
► Sebastian Hotz: “Mindset”, Kiwi-Verlag 04/23

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

 



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

Ich weiß nicht mehr genau, wann ich zum ersten Mal auf seine Tweets gestoßen bin. Es muss aber irgendwann zu den tiefsten Zeiten der Corona-Pandemie gewesen sein. Und ich erinnere mich noch, dass ich wohl nicht die einzige gewesen sein muss, die sich in diesen unterhaltsamen Zweizweilern wiederfinden konnte. Zumindest wurden sie mir als Repost immer häufiger in meinen Feed gespült. Heute erreicht er allein mit seinem Instagram Kanal mehr als 1 Million Menschen. Die Rede ist von Sebastian Hotz – besser bekannt als El Hotzo. Bestimmt habt ihr einen seiner Tweets schon gelesen: manchmal geht es darin um Haferschleim, der im Gewand des Porridge ein Comeback feiert. Nicht selten handeln sie aber auch von Selbstzweifeln und Depressionen – oder vielmehr unserem gesellschaftlichen Umgang damit. Auf jeden Fall schwingt in seinen Worten oft eine Gesellschaftskritik mit, was beweist, dass Humor alles andere als belanglos sein oder auf Kosten anderer gehen muss.

Eher habe ich den Eindruck, dass in Sebastians Tweets auch etwas Selbsttherapeutisches liegt. Jeden Tag ein Post, wie ein Tagebucheintrag. Und es gibt scheinbar genug Stoff, der zur Reflexion anregt. Jetzt hat es sogar für ein ganzes Buch gereicht. “Mindset”, heißt Sebastians Debüt Roman, der vor wenigen Wochen erschienen ist. Der ist nicht minder komisch und erzählt unter anderem von Selbstverwirklichungs-Coaches, Krypto-Fantasien und zu engen Slim-Fit Anzügen.

Aber, was hat das alles mit Sebastian selbst zu tun? Der ist 1996 in einem kleinen Ort in Oberfranken groß geworden. Und war, wie er selbst sagt, nicht gerade ein “Gewinner-Typ”. Und irgendwie fragt er sich manchmal selbst auch, wie er überhaupt zu dem werden konnte, der er heute ist: Autor, Comedian, Schauspieler. Ehrlich gesagt interessiert mich weniger, wie er das genau geschafft hat, so erfolgreich zu werden. Vielmehr möchte ich wissen, welchen Sinneswandel Sebastian durchlaufen ist, was ihn bewegt, woran er glaubt und zweifelt.

Deswegen haben wir genau darüber im Podcast gesprochen. Kurz vorweg: Wenn ihr den Podcast gerne hört, dann freue ich mich natürlich, wenn ihr meine Arbeit unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder indem ihr mir an Paypal.me/Sinneswandelpodcast einen Betrag eurer Wahl schickt. Unter allen Unterstützer*innen verlosen wir außerdem ein Exemplar von Sebastians Buch “Mindset”. Alle Links dazu findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank euch fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Sebastian gefallen hat, teilt es gerne mit euren Freunden. Und falls ihr meine Arbeit via Steady oder Paypal supporten wollt, findet ihr in den Shownotes alle Links und Infos. Das war’s von mir! Danke an euch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

9. Mai 2023

Fikri Anıl Altıntaş: Was bedeutet Männlichkeit [für dich]?

von Marilena 20. April 2023

Was bedeutet Männlichkeit? Das fragt sich Autor Fikri Anıl Altıntaş in seinem Buch, “Im Morgen wächst ein Birnbaum”. Er wächst als Sohn türkischer Eltern in einer hessischen Kleinstadt auf, zerrissen zwischen dem drängenden Wunsch, »deutsch« zu sein und seinen eigenen Weg als türkisch-muslimischer Mann zu finden. Er sehnt sich nach einem Leben jenseits von Klischees, in dem Männlichkeit und Zärtlichkeit keine Gegensätze bilden. In dem er ein türkisch-muslimisch Mann und Feminist sein kann. Für manche passt das nicht zusammen, für Anıl schon.

Welchen Sinneswandel er sich wünscht, wie er heute zu seinem Vater steht und was das alles mit einem Birnbaum zutun hat, darüber hat sich Marilena Berends mit Autor Fikri Anıl Altıntaş unterhalten.

Shownotes:

Macht [einen] Sinneswandel möglich, indem ihr Steady Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr meine Arbeit auch via Paypal.me/sinneswandelpodcast. Danke.

► Fikri Anıl Altıntaş
► Im Morgen wächst ein Birnbaum, Penguin Random House

✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

 



Transkript:

Hallo und herzlich willkommen im Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, euch in der heutigen Episode zu begrüßen.

Ich war ein totales “Papa-Kind”, als ich klein war. Er war mein großer Held. Und zu einem gewissen Grad ist er das auch heute noch. Aber irgendwann kommt der Moment – bei mir muss das so mit 15 gewesen sein – da habe ich vieles, um nicht zu sagen fast alles, was mein Papa gesagt und getan hat, in Frage gestellt. Ich musste meinen eigenen Weg finden, mich von unausgesprochenen aber latent spürbaren Erwartungen lösen. Ganz normal, werdet ihr vermutlich sagen, das nennt sich Pubertät. Das stimmt. Trotzdem ist es ein schmerzhafter Prozess, der Distanz und Enttäuschung mit sich bringt. 

Er kann aber auch versöhnlich, gar heilsam sein. Davon erzählt Autor Fikri Anıl Altıntaş in seinem Buch, “Im Morgen wächst ein Birnbaum”. Er wächst als Sohn türkischer Eltern in einer hessischen Kleinstadt auf, zerrissen zwischen dem drängenden Wunsch, »deutsch« zu sein und seinen eigenen Weg als türkisch-muslimischer Mann zu finden. Vor allem die Beziehung zu seinem Vater stellt ihn letztlich vor die Frage: Was bedeutet Männlichkeit überhaupt? Inmitten festgefahrener Narrative sucht Anıl nach den Zwischentönen. Er sucht nach Wegen, Herkunft und Zukunft zu verbinden. Er sehnt sich nach einem Leben jenseits von Klischees, in dem Männlichkeit und Zärtlichkeit keine Gegensätze bilden. In dem er ein türkisch-muslimisch Mann und Feminist sein kann. Für manche passt das nicht zusammen, für Anıl schon.

Welchen Sinneswandel er sich wünscht, wie er heute zu seinem Vater steht und was das alles mit einem Birnbaum zutun hat, darüber haben wir uns in der heutigen Sinneswandel-Episode unterhalten.

Wenn ihr den Podcast gerne hört, dann freue ich mich natürlich, wenn ihr meine Arbeit unterstützt. Das geht ganz einfach via Steady oder indem ihr mir an Paypal.me/Sinneswandelpodcast einen Betrag eurer Wahl schickt. Unter allen Unterstützer*innen verlosen wir außerdem ein Exemplar von Anıls Buch “Im Morgen wächst ein Birnbaum”. Alle Links dazu findet ihr in den Shownotes. Vielen Dank!

[Gespräch]

Outro

Vielen Dank euch fürs Zuhören. Wenn euch das Gespräch mit Fikri Anıl Altıntaş gefallen hat, teilt es gerne mit euren Freunden. Und falls ihr meine Arbeit via Steady oder Paypal supporten wollt, findet ihr in den Shownotes alle Links und Infos. Das war’s von mir! Bis zum nächsten Mal im Sinneswandel Podcast.

20. April 2023
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