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Sinneswandel

Dieter Thomä: Brauchen Demokratien (mehr) Helden?

von Marilena 5. März 2020

Ob Pippi Langstrumpf, Robin Hood oder Ronja Räubertochter, KindheitsheldInnen haben wir als Kinder fast alle. Deren mutigen und selbstlosen Taten uns beeindrucken und oft bis ins Erwachsenenalter nostalgisch werden lassen, wenn wir an die Geschichten mit ihnen zurückdenken. Vielleicht, weil wir uns manchmal nach ihnen sehnen? Menschen, die uns Mut machen über uns hinauszuwachsen. Helden, die uns daran erinnern, wer wir sein könnten.

Insbesondere in krisenhaften Zeiten wünschen sich Menschen charismatische Leitfiguren, die ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Welches sich jedoch, mit Blick auf die in einigen Ländern zu beobachtenden autokratischen Tendenzen und den wachsenden Rechtsdruck, oft als problematisch herausstellt. Und so könnte man sich die Frage stellen, ob solche Heldenverehrung nicht ein Rückfall in autoritäre Zeiten darstelle? Der Philosoph Dieter Thomä sagt entschieden: Nein. Auch Demokratien brauchen HeldInnen, die sich für ihre Werte einsetzen. Gerade jetzt, meint Dieter Thomä sei das besonders wichtig, wo die Demokratie sich in der tiefsten Krise seit 1945 befände. Da dürfen wir die Bühne nicht den neuen Rechten überlassen. Aus diesem Grund plädiert Dieter Thomä, der als Professor Philosophie an der Schweizer Universität St. Gallen lehrt, für einen zeitgemäßen Heroismus.

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

SHOWNOTES:

  • Mach (einen) Sinneswandel möglich und werde Mitglied. Unterstützen kannst du auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319.
  • Das aktuelle Buch „Warum Demokratien Helden brauchen“ von Dieter Thomä ist u.a. hier erhältlich.

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5. März 2020

Achim Hensen: Müssen Unternehmen Sinn stiften?

von Marilena 27. Februar 2020

„Purpose“ ist in aller Munde. Gefühlt sucht die ganze westliche Welt nach einem vermeintlich verloren gegangenen Sinn. Ganz gleich, ob als mit dem Job unzufriedenes Individuum, das sich nach mehr Impact sehnt, oder als Unternehmen, welches sich fragt: Wozu machen wir das hier eigentlich alles?

Mit ein paar Werte, die man in einem New-Work Workshop identifiziert hat, in die Lobby des Büros hängt, ist es jedoch selten getan. Wer Sinn finden will, muss tiefer graben. Dieser Auffassung ist zumindest mein heutiger Gast, Achim Hensen. Er ist Mitgründer der Purpose Stiftung, welche sich zur Aufgabe gemacht hat, durch Verantwortungseigentum unabhängige und sinnorientierte Unternehmen zu ermöglichen. Für eine Wirtschaft die den Menschen dient. Sinnorientierung statt reiner Gewinnmaximierung.

Ein besonderer Dank gilt den Fördermitgliedern, die (einen) Sinneswandel mit 10€ im Monat möglich machen: Wolfgang Brucker, Sebastian Brumm, Holger Bunz, Christian Danner, Maike Gemba, Claudia Grimm, Bastian Groß, Eckart Hirschhausen, Johannes Hönicke, Annette Hündling, Ole Jasper, Pauline Keller, Dirk Kleinschmidt, Robert Kreisch, Susanne Längrich, Pascale Röllin, Nicolas Ruland, Anja Schilling, Philip Alexander Scholz, Martin Stier, Isabelle Wetzel und Philip Müller.

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  • In dieser Episode verlosen wir unter allen Fördermitgliedern das Buch For Purpose: Ein neues Betriebssystem für Unternehmen von Jo Aschenbrenner, erschienen im Juni 2019 im Vahlen Verlag, München.
  • Mehr über Verantwortungseigentum und die Arbeit der Purpose Stiftung erfährst du auf ihrer Website

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27. Februar 2020

Greta Taubert: Wie lebt es sich als Zeitmillionärin?

von Marilena 17. Februar 2020

Zeit ist Geld – So lautet die Formel unserer Leistungsgesellschaft. Wie wäre es wohl, dieses Dogma nicht für bare Münze zu nehmen? Genau diese Frage hat sich Greta Taubert gestellt. Und sich schließlich auf die Suche gemacht – nach mehr Zeit und nach den Ideen, die jenseits der Geldlogik funktionieren: Tausch Gemeinschaften, Kommunen, alternative Lebensformen. Darüber hat sie ein Buch geschrieben: Im Club der Zeitmillionäre. Ein Plädoyer für ein neues Verständis von Reichtum. Momentanismus statt Finanzkapitalismus – reich an Momenten. Vielleicht sogar einem ganz neuen System, einer neuen Gesellschaft? Greta Taubert ist Autorin und freie Journalistin. Wir haben uns in Leipzig getroffen und ich habe die Gelegenheit genutzt, sie zu ihrem Selbstversuch und dessen Konsequenzen für ihr Leben zu befragen.

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  • Lesenswert: Im Club der Zeitmillionäre von Greta Taubert. Erschienen, September 2016 im Eichborn Verlag.

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17. Februar 2020

Selbstverwirklichung: Fluch oder Segen?

von Marilena 4. Februar 2020

Wir leben in einer Welt, in der es scheinbar keine Grenzen gibt, die es nicht zu Überwinden gilt. Nichts ist unmöglich! Geht nicht, gibt’s nicht! Just do it! No excuses! Eine jede und ein jeder von uns trägt heute die Verantwortung für das Gelingen oder eben auch Nicht-Gelingen des eigenen Lebens. Getreu nach dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Eine Erwartung, der nachzukommen vielen von uns nicht nur nicht gelingt, sondern auch eine, die im schlimmsten Falle krank macht.

In der heutigen Episode möchte ich meine Gedanken zur Selbstoptimierung und den Auswirkungen der Individualisierung der Moderne mit dir teilen. Und einen Ausblick darauf geben, welche Form der Selbstentfaltung ich für sinngebend halte, sowohl im Bezug auf uns als Einzelne, als auch auf die Gesellschaft bezogen. Die Gedanken des Soziologen Hartmut Rosa haben mich dabei maßgeblich beeinflusst, wie du feststellen wirst.

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

SHOWNOTES:

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  • Lesenswert: Unverfügbarkeit von Hartmut Rosa. Erschienen, Dezember 2018 im Residenz Verlag.

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TRANSKRIPT:

Hallo und herzlich Willkommen zu Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich, dass du heute mit dabei bist.

Bevor ich ins Thema einsteige, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ein Sinneswandel nur mit und dank dir möglich ist. Als Mitglied auf Steady ermöglichst du meinem Team und mir die Finanzierung und damit auch die Produktion des Podcast. Der vor allem nur so werbefrei bleiben kann. Als Mitglied nimmst du außerdem automatisch an Verlosungen teil. In dieser Folge verschenke ich z.B. das großartige Buch „Unverfügbareit“ von Hartmut Rosa, welches auch noch mehrfach in dieser Episode auftauchen wird. Wenn also auch du MitproduzentIn des Podcast werden möchtest, gehe auf steadyhq.com/de/sinneswandel oder schau in die Shownotes, dort habe ich alles verlinkt.

Manchmal muss ich schmunzeln, wenn ich zurückdenke – gar nicht mal allzu weit, drei Jahre vielleicht. Als ich von einem Freund das Buch „Das Café am Rande der Welt“ geschenkt bekam. Es handelt von dem Protagonisten John, der im Auto auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub ist. Nur der Stau hindert ihn noch daran. Entnervt verlässt er irgendwann die Autobahn und begibt sich auf unbekannte Pfade. Ohne Plan und Ziel stößt er durch glücklichen Zufall, da er kein Benzin mehr hat und zudem sehr hungrig ist, auf ein unscheinbares Café am Straßenrand. Dieses Café entpuppt sich jedoch als weitaus weniger gewöhnlich. Auf der Speisekarte findet er drei Fragen vor, die sein Leben verändern sollen: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Fragen dieser Art hat sich John zugegebenermaßen noch nie gestellt. Da er jedoch sowieso unzufrieden mit seinem gefühlt belanglosen Leben uns insbesondere seinem 08/15-Job ist,  kommen die Fragen zur rechten Zeit. Und so beschließt er sein ganzes Dasein auf den Kopf zu stellen, kündigt seinen Job und beginnt sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Statt nur zu existieren oder gar vor sich hin zu vegetieren, das Leben so richtig auszukosten. Was das konkret bedeutet erfährt man dann in den Folgebüchern.

Auch für mich kam das Buch damals genau zur rechten Zeit. Ich hatte BWL studiert, war fast fertig und steckte gerade in einer Unternehmensberatung fest, von der ich gehofft hatte, sie sei das Puzzleteil, das mein Leben komplett machen würde. Dass ich den lieben langen Tag Excel Tabellen ausfüllen und Power Point Präsentationen zurechtrücken würde, hatte mir keiner verraten. Kurz gesagt, ich war am Boden zerstört. Hatte ich doch all meine Hoffnung auf diesen Weg, meine Karriere gelegt. Und nun? Das Café am Rande der Welt bzw. John hat mich in diesem Moment abgeholt. Wie vermutlich viele andere LeserInnen, denen es ähnlich ging oder geht auch. Es passt zu unserer heutigen Zeit. Wie die Faust aufs Auge.

Denn wir leben in einer Welt, in der es scheinbar keine Grenzen gibt, die es nicht zu Überwinden gilt. Nichts ist unmöglich! Geht nicht, gibt’s nicht! Just do it! No excuses! Eine jede und ein jeder von uns trägt heute die Verantwortung für das Gelingen oder eben auch Nicht-Gelingen des eigenen Lebens. Getreu nach dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“. Eine Erwartung, der nachzukommen vielen von uns nicht nur nicht gelingt, sondern auch eine, die im schlimmsten Falle krank macht. Können wir uns doch permanent durch die Sozialen Medien mit anderen vergleichen und wissen genau, was wir alles noch nicht erreicht haben. Ich mag nicht behaupten, dass die Zunahme an Burnouts oder auch Depressionen alleine aus diesem Leistung- und Effizienzdruck heraus resultiert, aber es ist vermutlich nicht ganz davon losgelöst

Wenn ich so darüber nachdenke, dann taucht da ein inneres Bild in meinem Kopf auf. Die vermeintliche Freiheit der Moderne, die sich in einen gläsernen Käfig verwandelt. Durch dessen Gitterstäbe hindurch wir stetig einen Blick auf die uns noch nicht erreichte Welt erhaschen können. Die uns so begehrenswert scheint mit all ihren Möglichkeiten der Selbstentfaltung und -verwirklichung. Der Soziologe Hartmut Rosa spricht in seinem Buch „Unverfügbarkeit“, das ich erst kürzlich gelesen habe, davon, dass der moderne Mensch unablässig versucht, die Welt in Reichweite zu bringen. Das Unverfügbare verfügbar zu machen, indem er es sich aneignet. Seine These ist allerdings, dass uns dadurch gerade die Essenz der Dinge verlorengeht. Sie werden stumm und fremd. Denn Lebendigkeit kann nur entstehen, wenn wir das Unverfügbare als solches akzeptieren. 

Rosa stellt vor allem auch die Selbstoptimierung in Frage, die sich gefühlt durch alle Lebensbereiche zieht. Der Fitnesstracker, die To-Do-Listen, der Achtsamkeits-Workshop, das Paarcoaching. Überall soll das eigene Leben dahingehend optimiert werden, das Beste aus sich herauszuholen, um zur besten Version seiner Selbst zu werden. So wird es uns ja auch in vielen Selbsthilfe Ratgebern und den Medien propagiert. Und nach diesem Mantra habe auch ich zugegebenermaßen selbst einige Zeit gelebt. Von der durchgetakteten Morgenroutine, die schon um 5 Uhr mit Yoga begonnen hat, den Persönlichkeitsenwicklungs-Seminaren und absolvieren Coaching Programmen. Ich habe da auf jeden Fall rückblickend betrachtet, einiges mitgenommen. Was auch nicht alles vollkommen verkehrt war oder ich mich dafür nun ewig grämen müsste. Man lernt schließlich nie aus und am nachhaltigsten meistens aus den eigenen Erfahrungen. 

Was ich und, soweit ich Hartmut Rosa verstanden habe, jedenfalls damit nicht behaupten möchten, ist, dass an dem Wunsch, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen und sich weiterzuentwickeln, grundsätzlich etwas verkehrt sei. Es ist schließlich ein menschliches Grundbedürfnis, zu Lernen und Neues zu erkunden. Aber aus meiner heutigen Sichtweise, besteht eben ein großer Unterschied zwischen der Erfahrung von Selbstwirksamkeit und einer unterschwellig auf Effizienz getrimmten Persönlichkeitsentwicklung. Die uns suggeriert, wir müssen noch achtsamer, noch gelassener, noch glücklicher und was nicht alles werden. Wir müssen unbedingt unser eigenes Ding machen. Unsere Leidenschaft finden und zum Beruf machen. Und ja, auch ich habe daran einmal geglaubt. Dass, indem wir uns selbst verwirklichen, aus dem Hamsterrad ausstiegen, wie John aus dem Buch, wir darin Erfüllung finden. Bis zu einem bestimmten Grad mag das auch stimmen. Jedoch glaube ich, dass eben genau diese Dynamik der Individualisierung und ein solcher Selbstverwirklichungs-Imperativ sogar Gegenteiliges bewirken können.

Die (vielleicht zum Teil sogar gut gemeinte) Motivation geht dann schnell nach hinten los. Wir fühlen uns unter Druck gesetzt, immer noch mehr rausholen zu müssen. Und, wer in diesem Rennen bestehen will, muss sich vor allem als flexibel und stressresistent erweisen.

So eine Entwicklung führt dazu, dass wir eine Art neoliberale Moral verinnerlichen: „Sei aktiv und selbstdiszipliniert! Denke unternehmerisch! Finde Deine Defizite! Optimiere Dich! Und besonders anschaulich wird das, wie ich finde, wenn man sich anschaut, wie groß das Bedürfnis nach Wundergeschichten ist. Damit meine ich Geschichten, die besonders in den sozialen Medien oder in der Werbung erzählt werden, in denen sich Menschen aus schwierigen Umständen aus eigener Kraft wieder heraus gekämpft haben. Indem sie sich selber optimiert und damit mainstream-fähig gemacht haben. „Wie ich in 7 Tage 30 Kilo abgenommen habe“, „Wie ich über Nacht reich geworden bin“. Und die Krönung des ganzen besteht darin, die eigene soziale Selbstdarstellung ökonomisierend, dies nutzen, um andere zu “motivieren”, es einem gleichzutun. Gar nicht mal unbedingt aus niederen Beweggründen. Da können ja durchaus auch positive Absichten hinter stehen, denn nicht jeder vermeintliche YouTube Coach möchte seinem Publikum das Geld aus der Tasche ziehen. 

Nichtsdestotrotz ist es irgendwie befremdlich, wenn man länger darüber nachdenkt. Ich habe mir mal vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich meine persönliche Tiefphase, versucht hätte, zu verkaufen. „Wie du in nur 5 Jahren deine Magersucht besiegst.“ Hmm, ich glaube, das hätte nicht funktioniert. Zumindest nicht, wenn man den Prozess transparent macht und die wahren Struggle offenlegt und nicht nur die Heldengeschichte erzählt. Und ganz ehrlich, das hat etwas Perverses an sich. Seine vulnerabelsten Momente im Leben zu vermarkten und sich damit selbst zum Produkt zu machen. Ich glaube nicht, dass viele bereit wären dies zu tun, wenn es nicht den entsprechenden Markt dafür gäbe. Und, bevor ich falsch verstanden werde, gemeint ist damit natürlich nicht, dass wir einander nicht helfen sollten. Unsere Sorgen und Ängste im vertrauten Kreis zu teilen, um sich verstanden zu fühlen, ist absolut menschlich. Diese allerdings zum Produkt zu machen, scheint eher ein Phänomen zu sein, dass durch die wirtschaftliche Durchdringung fast all unserer Lebensbereiche, entstanden ist. Überall gibt es Märkte, die wir erschließen und mit Hartmut Rosa gesprochen, verfügbar machen können. Everything is possible. Ähnlich, wie im amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär.

In dieser kleinen Unterbrechung möchte ich dich kurz darauf hinweisen, dass es den Podcast nur mithilfe deiner Unterstützung geben kann. Als Mitglied ermöglichst du es mir, werbefrei und unabhängig arbeiten zu können. Ab einem Beitrag von 10€ wirst du außerdem als ProduzentIn namentlich genannt. Wie das geht, erfährst du in den Shownotes.

Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass wir Menschen auf immer mehr Hochzeiten gleichzeitig tanzen und uns bloß auf nichts mehr festlegen müssen. Denn man könnte ja etwas verpassen. Und so erwische auch ich mich permanent dabei. Sei es, dass ich beim Frühstück nebenbei meine Emails checke oder dauernd meine Entscheidungen wieder verwerfe.

Der Soziologe Niklas Luhmann hat das „Funktionale Differenzierung“ genannt, was meint, dass unsere Gesellschaft komplexer und dadurch auch komplizierter geworden ist. Auf dem Arbeitsmarkt erwartet man von uns Flexibilität. Familie und Beruf müssen natürlich auch miteinander vereinbar sein. Und auch soziale Rollenerwartungen werden ambivalenter, je mehr kollektive gesellschaftliche Erwartungen an Einfluss verlieren. Was natürlich grundsätzlich nichts schlechtes sein muss. Nur, wo wir als Einzelne mehr entscheiden, da gibt es zwar mehr individuelle Freiheit, aber eben auch weniger Berechenbarkeit und mehr Ungewissheit. Irgendwie ist halt nichts mehr so richtig klar. Und das einfach mit einer generellen Überforderung der Menschen mit der Moderne abzutun, weil die angeblich so ist, wie sie ist und man hat sich dem eben anzupassen, halte ich für zu kurz gegriffen.

Die Freiheit, die wir, wenn wir von globalen Norden sprechen, heute haben, vollkommen zu verteufeln, ist natürlich auch nicht die Lösung. Aber ich glaube, dass es wichtig ist, sich der systemimmanenten Dynamiken bewusst zu werden. Auch hier, finde ich, trifft es Hartmut Rosa auf den Punkt, mit einem gedanklichen Bild, das er malt. Und zwar vergleicht er den Umstand, dass wir uns ständig optimieren müssen, bloß um unsere Position zu halten, mit dem Gefühl, gegen abwärts fahrende Rolltreppen anzulaufen. Ich wette, das hast du auch schon mal ausprobiert. Das erklärt auch, weshalb es zu einem Wagnis wird, sich wirklich auf etwas einzulassen, weil man nie weiß, wie lange man das noch macht. Und, je größer die soziale Unsicherheit in einer Gesellschaft wird, desto größer wird die Angst, nach unten zu fallen. Also sind wir gezwungen immer weiter zu laufen. Und zu laufen und zu laufen und zu laufen und zu laufen.

Was dabei allerdings verloren geht, ist die Resonanz. Weil wir mit nichts und niemandem wirklich mehr in Berührung kommen. Weil alles nur noch an uns vorbei rauscht. Wie in einem fahrenden ICE aus dessen Fenster wir blicken und die Landschaften an uns nur noch vorbeiziehen sehen. Leicht verschwommen und nicht wirklich greifbar.

Resonanz tritt laut Rosa erst ein, wenn wir uns verletzlich machen, wenn wir uns zur Welt hin öffnen. Die Bereitschaft, uns zu öffnen, setzt allerdings Angstfreiheit und eine Vertrauensbeziehung jenseits der Steigerungs- und Konkurrenzlogik voraus. Wir müssen das Gefühl haben, uns in gewisser Weise auch mal fallen lassen zu können. Weil wir nicht nur auf uns alleine gestellt sind, sondern aufgefangen werden von einem soziale Netz, das früher die Gemeinschaft dargestellt hat. Die heute aber in vielerlei Hinsicht wegbröckelt.

Wenn ich durch Hamburg laufe, wo ich wohne und das geschäftige Treiben beobachte, dann erscheint mir das alles manchmal ziemlich absurd. Wie wir alle von A nach B eilen, als käme es nur auf uns an. Mit welcher Wichtigkeit und Sorgfalt wir unsere To-Dos erledigen, unsere wichtigen Calls führen, um dann am Abend alleine in einer viel zu großen Wohnung an einem Glas Rotwein zu nippen. Das ist natürlich etwas überspitzt. Aber, was ich damit sagen will ist, dass ich glaube – nein nicht nur glaube, sondern auch selber spüre, dass der Trend der Individualisierung uns nicht zwangsläufig glücklicher macht. Immer mehr Menschen fühlen sich einsam. Egal ob alt oder jung. Weil wir keine Zeit mehr haben, uns zu begegnen. Außer im Internet, wo man sich traut seine Ängste auszusprechen, weil es eine gewisse Anonymität wahrt.

Leben gelingt allerdings dort, schreibt Rosa, wo ich Zeit finde, mir einen Weltausschnitt anzuverwandeln, wo ich einerseits von außen berührt werde und andererseits von innen her Selbstwirksamkeit entfalte. Wo wir von einem Anderen affiziert werden und wo wir die Fähigkeit ausbilden, eine andere Stimme zu hören.
Das heißt, „Selbstentfaltung“ hat nicht nur eine individuelle, sondern auch eine intersubjektive, gemeinschaftliche Dimension. Das unterscheidet die Selbstentfaltung von der Selbstverwirklichung, die auch auf Kosten anderer denkbar ist. Stattdessen entsteht eine Art positive Rückkopplung: Indem unser Bestreben sich darauf richtet, dass andere sich ebenfalls entfalten können, damit ich mich entfalten kann. Insofern ist die Selbstentfaltung des Einzelnen die unmittelbare Bedingung für die Entfaltung aller – und umgekehrt. Selbstentfaltung wird nicht auf „jede*r-macht-sein-Ding“ reduziert, sondern stellt die gemeinsame Selbstorganisation und die gleichberechtigte Gestaltung des Zusammenlebens in den Mittelpunkt. Die gesellschaftliche Dimension der Selbstentfaltung liegt in der gegenseitigen Abhängigkeit der eigenen Entfaltung von der Entfaltung der anderen.
Daher glaube ich auch, dass Menschen zur selbstbewussten Teilhabe an Kultur und demokratischer Gesellschaft zu ermutigen und zu befähigen, ein ganz entscheidendes Element von Freiheit, vielleicht sogar eine ihrer Voraussetzungen ist. Hinzu kommt hoffentlich die positive Erfahrung von Solidarität, die mir eine wesentliche Bedingung dafür zu sein scheint, dass Menschen eine andere Gesellschaft überhaupt für möglich erachten und den Mut aufbringen, sich für entsprechende Veränderungen einzusetzen. Gerade, um globale Herausforderungen, wie die Klimakrise und soziale Ungleichheiten zu meistern, braucht es, in meinen Augen, eine Alternative zum neoliberalen Paradigma, dass uns zwar Freiheit verspricht, aber im Kern viele einsame und sinnentleerte EinzelkämperInnen produziert. Zumindest ist das ein Gefühl, das mich immer mehr beschleicht. Aus meiner eigenen subjektiven Erfahrung und vielen Gesprächen heraus.
Eine konkrete Lösung oder einen 3-Schritte-Plan möchte ich an dieser Stelle gar nicht anbieten. Darum geht es mir nicht. Vielmehr ist es einfach mein Wunsch, meine Gedanken mit dir zu teilen. Die vielleicht mit dir räsonieren oder auch nicht. Aber zumindest einen Prozess in Gang bringen. Insofern freue ich mich auch immer, wenn ich Post von HörerInnen erhalte, die ihre Gedanken mit mir teilen. 
Ich möchte mich an dieser Stelle fürs Zuhören bei dir bedanken. Wenn die Folge dir gefallen hat, teile sie gerne mit anderen Menschen. Und natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn auch du Mitglied wirst und damit einen Sinneswandel möglich machst. Alle Infos dazu in den Shownotes und auf meiner Website www.marilenaberends.de/podcast.
Ansonsten freue ich mich, wenn wir uns bald Wiederhören. Bei Sinneswandel, dem Podcast für persönliche und gesellschaftliche Transformation.
4. Februar 2020

Christian Felber: Ist unsere Wirtschaft krank?

von Marilena 18. Januar 2020

Mein heutiger Gast ist nicht nur der Überzeugung, dass unser derzeitiges Wirtschaftssystem als auch die Art und Weise, wie wir Wirtschaft lehren und denken, krank ist, sondern zudem uns Menschen und den Planeten krank machen. Darum benötigt es ihm zufolge eine Revolution der Wirtschaftswissenschaft. Wozu er auch in seinem erst kürzlich erschienenen Buch „This is not economy“, aufruft. Christian Felber, von dem hier die Rede ist, kritisiert die Wirtschaft allerdings nicht nur in seinen Büchern. Als Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie und Gründungsmitglied von Attac Österreich, setzt er sich auch selbst aktiv für die Umsetzung seiner Forderungen ein. Wie die Abschaffung der Sichtweise auf den Mensch als Homo oeconomicus, die Verantwortungsübernahme von Unternehmen für Mensch und Natur und damit eine Wirtschaft, die dem Gemeinwohl dient, anstatt es zunehmend zu zerstören. Ob und wie eine solche Revolution gelingen kann, das wollte ich von Christian Felber erfahren und habe mich zu diesem Zweck mit ihm in Hamburg getroffen.

Ein besonderer Dank gilt den Fördermitgliedern Wolfgang Brucker, Sebastian Brumm, Christian Danner, Maike Gemba, Claudia Grimm, Bastian Groß, Johannes Hönicke, Ole Jasper, Pauline Keller, Pascale Röllin, Nicolas Ruland und Anja Schillig, die den Podcast in diesem Monat mit 10€ oder mehr unterstützen.

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  • Lesenswert: Christian Felbers aktuelles Buch This is not economy: Aufruf zur Revolution der Wirtschaftswissenschaft
  • Mehr Informationen zu Christian Felber, als auch zur Gemeinwohlökonimie erhältst du auf seiner Website

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18. Januar 2020

(Ein) Sinneswandel ist nur mit Euch möglich

von Marilena 8. Januar 2020

Als ich den Podcast 2017 gestartet habe, stand da kein Business-Gedanke im Vordergrund. Der Podcast war kein Mittel zum Zweck. Nein, ich hatte einfach nur einen Wunsch: Meine Gedanken teilen. Ich wollte nichts verkaufen, vermarkten oder vertreiben. Schon gar nicht meinen HörerInnen. Irgendwann bin ich allerdings an den Punkt gekommen, an dem ich realisiert habe, dass ich nicht in dieser Form weiter arbeiten kann. Denn von Likes und Downloads alleine lässt es sich leider schlecht leben. Also habe ich nach Lösungen gesucht und bin schließlich auf Steady aufmerksam geworden.

Steady ermöglicht es Mitgliedern Projekte und Persönlichkeiten, die sie feiern, nachhaltig zu unterstützen. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie WOLLEN. Weil sie dadurch Teil einer Community sind und nicht nur AbonnentInnen. Denn Mitgliedschaft bedeutet Teilhabe, Einbindung, sogar Leidenschaft und der Glaube an eine wichtige Sache. Und, vielleicht am Wichtigsten, Mitglieder befreien MedienmacherInnen vom Zwang, ihre Inhalte kommerzialisieren zu müssen.

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TRANSKRIPT:

Über Geld spricht man nicht. Schon gar nicht in Deutschland. Und, wenn man es hat, sowieso nicht. Dann wird geschwiegen und genossen. Aber was, wenn das nicht der Fall ist? Wenn man an Grenzen stößt? Grenzen des Machbaren. Die es alleine nicht zu überwinden gilt. Wenn man feststellt, dass auch, wenn man dachte, dass Geld für einen kein Thema und erst recht keine Motivation darstellt, man es dennoch benötigt. Das klingt vielleicht alles sehr banal und einleuchtend. Denn, wir alle müssen etwas essen und trinken und brauchen ein Dach über dem Kopf. Daran fehlt es mir auch nicht. Nichtsdestotrotz bin ich, wie ich bereits vor einiger Zeit auf Instagram bereits verkündet habe, an andere Grenzen gestoßen, die insbesondere den Podcast betreffen. Den ich seit nun mehr als zwei Jahren produziere und der trotz aller Sinneswandel im Kern als Konstante beständig geblieben ist. Der für mich weitaus mehr als ein Medium ist. Es ist mein Sprachrohr. Mein Kanal, über den ich all das in der Tiefe teilen kann, dass mir auf den Herzen liegt, manchmal in mir brodelt. Das mir wichtig erscheint. Und, als ich festgestellt habe, dass die Zukunft des Sinneswandel Podcast auf der Kippe steht, wusste ich, es ist an der Zeit zu reden. Auch über Geld. Dafür muss ich allerdings woanders beginnen.


Lass uns zunächst über „Content“ sprechen. Also Inhalt. Content gibt es heutzutage zum Nulltarif. Er hat keinen Wert mehr an sich, ist quasi nur noch Mittel zum Zweck. Als Catcher für die „echten“ Inhalte. Gepresst wird dieser Content nun in sogenannte „Freebies“, also kostenlose digitale Produkte, die nicht selten in unendliche Funnel führen, aus denen kein Ausweg in Sicht ist. Dieser Content, von dem ich spreche, zielt primär auf Reichweite ab. Erkennbar ist er durch u.a. reißerische, SEO optimierte Überschriften und Schlagwörter. Alles für noch mehr Sichtbarkeit und Umsatz. Um noch mehr Value zu generieren. Der dann kommt, wenn man den billigen Content erst geschluckt hat. Mmmh, lecker!Reichweite ist das neue Gold. Leads, also eigentlich Menschen, aber so werden die heute nicht mehr genannt, werden mit Newslettern gefüttert, die keine Neuigkeiten, sondern haufenweise Werbung enthalten. Nur heute, jetzt zugreifen! Dann, erst dann bekommst du den wahren Wert, heißt es. Du musst dich nur eintragen und noch mehr kaufen. Weil Content alleine nicht mehr ausreicht. Vermutlich stimmt das sogar. Denn gut recherchierter Inhalt, der zu hochwertigen Texten oder anderweitigen medialen Inhalten, wie Video oder Audio, verarbeitet wird, kostet Zeit. Und Muße. Das geht nicht mal so zack zack.Als ich den Podcast 2017 gestartet habe, stand da kein Business Gedanke im Vordergrund. Der Podcast war kein Mittel zum Zweck. Keine Maschinerie, die das Rad am Laufen hält. Kein Marketing Tool oder Akquise Mittel. Nein. Ich hatte einfach nur einen Wunsch: Meine Gedanken teilen. Punkt.

Ich wollte nichts verkaufen, vermarkten oder vertreiben. Schon gar nicht meinen HörerInnen. Für mich war es das Größte, eine E-Mail mit einer Nachricht zu erhalten, in der steht: „Danke für deinen Podcast. Du sprichst mir aus der Seele.“ Das ist es auch heute noch. Das ist mir mehr wert als alles andere. Irgendwann bin ich allerdings an den Punkt gekommen, an dem ich realisiert habe, dass, wenn ich so weiter arbeite, ich mich selbst ruinieren würde. Denn von Likes und Downloads alleine lässt es sich leider schlecht leben. Weder mein Bäcker, noch meine Universität akzeptiert diese Zahlungsweise. Also habe ich nach Möglichkeiten gesucht, wie ich den Podcast dennoch weiter am Leben erhalten kann. Dass der Inhalt an sich bereits von Wert für andere und ein Grund sein könnte, mich zu unterstützen, auf die Idee bin ich zu dem Zeitpunkt nicht gekommen. Stattdessen begann ich eine Maschinerie aufzubauen. So macht man das heute. Man kreiert Freebies, baut sogenannte Produkt-Funnel, schaltet Ads, also Anzeigen und und und. Um am Ende das tun zu können, was man liebt. Texte schreiben, Gedanken teilen, kreativ sein, diskutieren…

Aber, weil diese aufwendige, zeit- und nervenaufreibende Maschinerie an sich natürlich noch nicht genug ist, beginnt man eines Tages Werbung zu schalten. Oder anders gesagt: Seine Seele zu verkaufen. Sich im übertragenen Sinne zu prostituieren. Denn für Werbung wird viel, sehr viel Geld ausgegeben. Da ist genug Marketing Budget vorhanden. Zwischen 1.000 und 3.000 Euro für eine Minute Werbung im Podcast Intro – völlig normal. Da lohnt es sich plötzlich Folgen zu produzieren. Produzieren trifft es dann auch sehr gut. Schnell rückt der Inhalt in den Hintergrund. Das zu bewerbende Produkt wird auf Biegen und Brechen versucht unauffällig unter den Inhalt zu mogeln – es soll schließlich noch authentisch klingen. Aber, ganz gleich, wie sehr man das Produkt vielleicht sogar selbst feiert, es ist und bleibt Werbung. Eine Kauf- und Konsumempfehlung. Und die steht da plötzlich im Raum. Zwischen meinen HörerInnen und mir. Wie ein rosa Elefant über den niemand spricht, aber alle wissen: Er ist da. Ein seltsames Gefühl. Fast beschämend. Denn eigentlich möchte ich so etwas sagen, wie: „Den Elefanten, den wollte ich eigentlich gar nicht.

Um den geht es nicht. Ihr seid mir wichtig. Die, die meinen Podcast hören. Um euch geht es. Um dich.“ Da stehen wir nun also. Und es ist an der Zeit über diesen rosa Elefanten zu reden. Über die Werbung, die ich nicht mehr schalten möchte. Weil ich meine Inhalte nicht mehr in ein Korsett zwängen und verkäuflich machen möchte. Weil ich den Werbebanner zwischen dir und mir Leid bin. Darum ist es an der Zeit für etwas Neues. Etwas, vor dem ich zugegebenermaßen Angst habe. Und davon nicht wenig. Aber, es führt kein Weg dran vorbei. Also nehme ich all meinen Mut zusammen.Sinneswandel braucht dich. Oder anders gesagt: Der Podcast braucht dich, um einen Sinneswandel möglich zu machen. Oder noch mal anders gesagt: Ich brauche dich. Weil ich den Podcast nicht mehr alleine stemmen kann. Also die Finanzierung. Denn, anders, als viele annehmen, verdiene ich mit dem Podcast kein Geld. Wenn ich keine Werbung schalte. Dass Spotify oder iTunes PodcasterInnen bezahlen, stimmt leider nicht. Zumindest nicht für den Großteil. Gleichzeitig fließt in die Produktion des Podcasts nicht nur meine Zeit, sondern auch mein eigenes Erspartes. Denn das technische Equipment, wie Mikrofon und Videokamera, als auch Reisekosten und Honorare für Interviews, Fixkosten, wie Website und Hoster und zu guter Letzt die Bezahlung der Menschen, ohne die der Podcast nicht möglich wäre, wie Jens, der die Kommunikation verantwortet, Jan-Marius, der das Beste aus Video und Ton herausholt und Tanita, die mit ihrem Sinn für Design dem Ganzen ein I-Tüpfelchen verleiht.

Es geht mir keinesfalls darum, diese Podcast Folge als Kummerkasten zu nutzen oder Mitleid zu erregen. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die Arbeit, die in dieses Medium fließt, nicht von selbst entsteht. Dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass der Podcast frei zur Verfügung steht, auch, wenn wir das so gewohnt sind und selten hinterfragen. Dass wir uns eine Zeitschrift oder einen Kaffee kaufen müssen, erscheint uns vollkommen normal. Warum dann nicht auch für mediale Inhalte, die online verfügbar sind, wie Podcasts oder Blogs? Sofern sie uns das wert sind, versteht sich.Was wir allerdings beobachten können, ist, dass immer mehr MedienmacherInnen resigniert aufgeben und ihre Arbeit beenden. Weil sie sich nicht mehr finanzieren können. Weil wir Menschen in einer Nullgrenzkostengesellschaft, wie sie der Autor Jeremy Rifkin nennt, nicht mehr bereit sind für Inhalte, die wir konsumieren, zu zahlen. Es gibt einfach zu viel. Ein Übermaß an Angeboten, zwischen denen man potentiell wechseln kann. Und so entscheidet man sich im Zweifel für das Kostenlose, oft Kommerzielle. Und nimmt dafür halt die großen Werbebanner und reißerischen SEO Headlines in Kauf. Für eine Demokratie ist eine freie Öffentlichkeit extrem wichtig. Zum Glück existiert die bereits im Großteil der westlichen Länder. Selbstverständlich ist sie allerdings nicht. Auch als BürgerInnen in Europa müssen wir uns immer wieder dafür entscheiden und für sie kämpfen. Das sieht man schon daran, dass das Vertrauen in die Medien sinkt.

Dass Fake News und rechtsextreme Publikationen auf dem Vormarsch sind. Und, dass sich, wie bereits gesagt, viele MedienmacherInnen schwer tun, sich zu finanzieren. Gerade deshalb brauchen wir unabhängige Medien und müssen uns für sie einsetzen. Also für Blogs, Podcasts, Youtube-Kanäle, Newsletter und Magazine, die authentisch und nicht auf die Finanzierung durch Werbung angewiesen sind. Warum? Nur mit einer bunten Medienlandschaft wird auch ein breites Meinungsspektrum abgebildet. Und das ist nötig, damit verschiedene Gedanken und Meinungen gehört und diskutiert werden können. Es reicht nicht aus, sich nur auf die großen Medienhäuser zu verlassen. Wir brauchen Diversität und MedienmacherInnen, die nicht kofinanziert sind. Und wir brauchen auch kleinere Medien und lokale Berichterstattung. Der Vorteil ist, dass unabhängige Medien nicht den Wünschen Dritter, wie etwa AnzeigenkundInnen, gerecht werden müssen. Sie müssen nicht ständig darauf achten, dass sie genug Reichweite haben, genug Content liefern und bestimmte Zielgruppen erreichen. MedienmacherInnen und Kreative, die frei von solchen Ansprüchen Dritter sind, können sich voll und ganz auf ihre Arbeit und ihre ZuhörerInne oder LeserInnen konzentrieren. Und mal ehrlich: Niemand mag Werbeanzeigen. Ich kenne zumindest keinen.Schon der Künstler Pablo Picasso sagte einst: „Ein Maler ist ein Mann, der malt, was er verkauft. Ein Künstler ist dagegen ein Mann, der das verkauft, was er malt.“  Das macht einen Unterschied. Als unabhängige Publisherin wäre es mir möglich, nicht dem schnellen Klick hinterherlaufen, sondern authentische und hochwertige Inhalte zu kreieren. Die einen wirklichen Mehrwert schaffen und nicht auf Kommerz und Konsum abzielen.Also habe ich nach Lösungen gesucht, die mir diese Form der freien Arbeit ermöglichen würden. Schnell bin ich auf Plattformen, wie Patreon aus den USA oder diverse Crowdfunding Seiten gestoßen. Erst durch einen Hinweis einer HörerIn wurde ich schließlich auf Steady aufmerksam. 

Das Start-up aus Berlin wurde 2016 von den Krautreporter-Machern Sebastian Esser und Philipp Schwörbel gegründet. Ihr Beweggrund war es, Mitgliedern die Möglichkeit zu bieten, Projekte und Persönlichkeiten, die sie feiern, nachhaltig zu unterstützen. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Weil sie dadurch Teil einer Community sind und nicht nur AbonnentInnen. Denn Mitgliedschaft bedeutet Teilhabe, Einbindung, sogar Leidenschaft und der Glaube an eine wichtige Sache. Und, vielleicht am Wichtigsten, Mitglieder befreien Medienmacherinnen vom Zwang, ihre Inhalte kommerzialisieren zu müssen.Mittlerweile haben sich diverse Publikationen, vom Perlentaucher über die taz, diverse Podcasts bis hin zu gemeinnützigen Projekten für diese Form der Mitgliederfinanzierung entschieden. Ich selbst habe lange gezögert, diesen Weg einzuschlagen. Vor allem, weil ich das Gefühl hatte, sehr viel Mehrwert bieten zu müssen, um Mitgliedschaften überhaupt anbieten zu dürfen. Ich wusste anfangs nicht, ob ich das stemmen kann. Und, obwohl mir Crowdfunding als ein geeigneter Weg erschien, plagten mich dennoch vielerlei Zweifel: Wer soll für meinen Podcast freiwillig zahlen? Wer gibt Geld für etwas aus, das man auch kostenlos bekommt? Und wer sollte ausgerechnet mir Geld geben?Letzten Endes hat es nun mehr als zwei Jahre gebraucht, in denen ich den Podcast betrieben habe, bevor ich nun diesen Schritt wage. Und ich möchte dir gerne kurz erläutern, was das konkret bedeutet und, wie du, wenn du es möchtest, selbst zum Mitglied und damit auch zur ErmöglicherIn eines Sinneswandels wirst. Natürlich kannst du das Ganze auch in Ruhe auf meiner Website und Steady nachlesen. Die Links findest du in den Shownotes.Der Unterschied zwischen Steady und klassischem Crowdfunding, ist, dass keine bestimmte Summe erreicht werden muss, damit das Projekt finanziert wird, sondern die Mitglieder spenden monatlich.

Dabei gibt es unterschiedliche Optionen zur Auswahl. In meinem Fall genau drei. Mit 2,50€ im Monat wirst du zur SympathisantIn. Auch damit trägst du bereits nachhaltig dazu bei, dass der Podcast bestehen bleiben kann. Als Dankeschön kannst du, oh Wunder, den Podcast hören und nimmst zudem gratis an Verlosungen für z.B. Bücher teil. Außerdem hast du als Mitglied die Möglichkeit, dich mit mir auszutauschen und deine Wünsche und Anregungen in den Podcast einzubringen. Mit 5€ im Monat wirst du zur GestalterIn. Neben meinem ewigen Dank, erhältst du außerdem eine selbstgeschriebene Karte von mir zu dir nach Hause. Mit 10€ im Monat wirst du zur PionierIn. Du genießt natürlich alle Vorteile, wie auch die anderen zwei und wirst zusätzlich, außer es ist nicht erwünscht, namentlich am Ende einer jeden letzten Podcast Episode im Monat als Fördermitglied genannt.Wenn wir gemeinsam das erste Ziel von 1.000€ erreicht haben, die monatlich notwendig sind, damit der Podcast langfristig produziert werden kann, möchte ich als Dankeschön ein Treffen oder gar ein kleines Fest für alle Mitglieder organisieren. Damit wir uns mal in Live und Farbe kennenlernen. ich habe noch viele weitere Ideen und bin natürlich auch offen für deine Anregungen.Das Schöne an Steady ist außerdem, dass du deine Mitgliedschaft monatlich beenden kannst. So hast du die Möglichkeit es erstmal zu testen oder, wenn dir der Podcast nicht mehr zusagt, dein Geld anderweitig zu verwenden.

Außerdem ist steady so transparent, dass du sehen kannst, wie viele Mitglieder der Sinneswandel Podcast bereits hat und viel viel uns noch fehlt, um das Monatsziel zu erreichen.Vielleicht noch interessant, wenn auch nicht notwendig, für dich zu wissen ist, dass neben den 19% Mehrwertsteuer, die auf die Einnahmen anfallen, Steady eine Provision von 10% erhält. Außerdem fallen, je nach Zahlungsmethode weitere Gebühren an, die abgezogen werden. Eine horrende Summe bleibt am Ende also nicht übrig und reich werden tut man mit diesem Modell in der Regel auch nicht. Das ist aber auch nicht mein Ziel. Für mich bedeutet es viel mehr, dass ich aus einer Idee etwas geschaffen habe, das hochwertige Inhalte bereitstellt, und ich alle daran Beteiligten fair entlohnen kann. Darüber hinaus gehört für mich der Austausch mit den HörerInnen nach wie vor zu den schönsten Dingen des Podcastens. Allerdings verdient gute Arbeit in meinen Augen mehr als ein Like.Bei Steady gibt es feste Mitgliedsbeiträge. Das hatte ich bereits erwähnt. Im Falle von Sinneswandel, wahlweise in Höhe von 2,50€, 5€ und 10€. Da ist nichts dran zu rütteln. Wenn du mir einen einmaligen oder freien, kleineren oder größeren Betrag zukommen lassen möchtest, so hast du die Möglichkeit dies via Paypal und Banküberweisung zu tun. Dann geht natürlich auch keine Provision an Steady. Alle Infos dazu findest du wie alles andere in den Shownotes und auf meiner Website.Eine Sache ist mir von Anfang an sehr wichtig gewesen: Open Policy. Was meine ich damit? Ich möchte ab heute nicht nur exklusiv für meine Mitglieder produzieren. Denn ich weiß, dass es viele Leute gibt, die sich eine Mitgliedschaft nicht leisten können. 

Harte Paywalls halte ich persönlich für ausgrenzend und möchte, wenn möglich davon absehen. Daher hoffe ich umso mehr und würde mich freuen, wenn die, die es können, den Podcast finanziell mit unterstützen. Damit der Podcast weiterhin für alle öffentlich zugänglich bleiben kann.Was ich dir hiermit also versprechen möchte ist, dass es in Zukunft keine Werbung in diesem Podcast mehr geben wird. Lediglich Werbung für die eigene Sache, indem ich auf die Möglichkeit der Mitgliedschaft verweise. Und natürlich freue ich mich, wenn auch du diese Nachricht mit Freunden, Kollegen und Bekannten teilst, von denen du glaubst, dass es sie interessieren könnte.Ich würde mich riesig freuen, wenn ich dich als Mitglied begrüßen darf und wir gemeinsam einen Sinneswandel möglich machen. Den Anmeldelink und weitere Infos findest du in den Shownotes. Auf meiner Website gibt es zudem eine FAQ mit Antworten auf die vermutlich meist gestellten Fragen.Geld ist geprägte Freiheit, schrieb einst der Schriftsteller Dostojevski. Und Unrecht hat er damit nicht. Geld und dessen Besitz ist bei weitem nicht alles auf der Welt. Aber zu wissen, dass es für das Nötigste reicht, macht definitiv innerlich frei und schafft  Raum, in dem Kreativität fließen kann. „Ich würde gern leben wie ein armer Mann mit einem Haufen Geld“, waren die Worte Picassos, der sich scheinbar ebenso mit diesem Thema konfrontiert sah und trifft es damit, finde ich, auf den Punkt. Das Geld an sich ist mir nicht viel Wert und nicht mein Antrieb. Vielmehr geht es mir um das Gefühl, unabhängig arbeiten zu können, ohne  mich permanent sorgen zu müssen, wie ich den Podcast über die Runden bringe.Außerdem ist eine Mitgliedschaft, so empfinde ich es zumindest, ein gelungenes Mittel, um für die Arbeit, die jemand leistet, Wertschätzung und Anerkennung zu zeigen.Ich danke dir sehr fürs Zuhören und würde mich sehr freuen, wenn du Mitglied von Sinneswandel wirst. Ganz gleich, ob als Sympathisantin, Gestalterin oder PionierIn. 

8. Januar 2020

Ein etwas anderer Jahresrückblick

von Marilena 5. Januar 2020

2019 also. Ein bewegendes Jahr. In vielerlei Hinsicht. Nicht nur für mich. Lasse ich die vergangenen Monate vor meinem inneren Auge Revue passieren, wird mir bewusst, wie viele politische und gesellschaftliche Ereignisse mich emotional, aber auch physisch bewegt haben: Europawahl im Mai, Brexit Hin und Her, die gewohnte Trump Misere, der Amazonas steht in Flammen, der heißeste Juni weltweit seit Wetteraufzeichnung. Anschlag in Halle, wachsender Rechtspopulismus und auf der anderen Seite der bisher größte Klimastreik in der Weltgeschichte am 20. September. Über 4 Millionen auf den Straßen weltweit. Alleine in Deutschland 1,4 Millionen.

Ich habe viel nachgedacht in 2019. Das klingt, als hätte ich das zuvor nicht getan. Aber ich meine damit nicht ein intentionales Nachdenken, wohlmöglich begleitet von Journalling und Meditation, sondern einfach nur Denken. Das, was eben kommt, wenn man gerade nichts tut. Oder, wenn man wie ich, zwei Wochen alleine wandern geht. In der Natur wird einem einiges bewusst. Wenn man dem Rascheln der Bäume im Wind lauscht, zu den gewaltigen Felswänden hinaufblickt. Dass man doch eigentlich ein Teil von ihr ist. Nichts von der Natur Abgetrenntes. Keine Umwelt, sondern Mitwelt. Nicht Ressource allein, sondern Leben. Wie du und ich.

In dieser Episode erfährst du:

  • Was mich im vergangenen Jahr 2019 bewegt hat.
  • Weshalb die unablässige Beschäftigung mit sich selbst, einen manchmal noch weiter von sich entfernen lässt.
  • Weshalb es ein gemeinsames Narrativ für eine lebenswerte Welt braucht.

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

SHOWNOTES:

► Du sollst nicht funktionieren: für eine neue Lebenskunst von Ariadne von Schirach.
► Würde: Was uns stark macht – als Einzelne und als Gesellschaft  von Gerald Hüther.

Kontakt:
✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

TRANSKRIPT:

Es war ein wenig still hier die letze Zeit. Bewusst habe ich mich die verbleibenden Tage im Jahr ein wenig herausgenommen und somit auch den Podcast pausieren lassen. Um einerseits das vergangene Jahr zu reflektieren, Zeit mit meiner Familie zu verbringen und, um mich einfach mal der Muße hinzugeben. Was mir zugegebenermaßen nicht gerade leicht fällt. Andererseits brauchte ich diese Zeit auch, um in mich zu gehen und zu hinterfragen, ob mein Sein und Tun noch mit mir, meiner Weltsicht und Haltung räsoniert. Denn, wie oft habe ich es schon erlebt, dass ich mich so sehr im Geschäftigsein und den alltäglichen To-Do’s verloren habe, gelegentlich sogar untergegangen bin, ohne zu merken, dass es mich in die Tiefe zieht. Oft bin ich erst wieder aufgetaucht, als die Luft bereits knapp und meine Brust wie zugeschnürt war. Aber, ich bin aufgetaucht. Bin wieder zu Bewusstsein gekommen, habe tief durchgeatmet und schon bald eine neue Klarheit verspürt.


Aber, bevor ich in die Tiefe gehe, möchte ich dich gerne hiermit einladen, an meinen Gedankengängen und einem kleinen Ausschnitt meiner Reflexion des letzten Jahres, teilzuhaben. Natürlich ist dies nur ein Aspekt der Wahrheit, nicht zuletzt, da vermutlich ein großer Teil in meinem Unterbewusstsein schlummert und, zum anderen, da ich nicht mein gesamtes Leben auf dem Silbertablett servieren möchte. Ein bisschen vermeintliche Privatsphäre, solange es diese noch gibt und ein paar schmutzige Geheimnisse, möchte auch ich mir bewahren.


2019 also. Ein bewegendes Jahr. In vielerlei Hinsicht. Nicht nur für mich. Lasse ich die vergangenen Monate vor meinem inneren Auge Revue passieren, wird mir bewusst, wie viele politische und gesellschaftliche Ereignisse mich emotional, aber auch physisch bewegt haben: Europawahl im Mai, Brexit Hin und Her, die gewohnte Trump Misere, der Amazonas steht in Flammen, der heißeste Juni weltweit seit Wetteraufzeichnung. Anschlag in Halle, wachsender Rechtspopulismus und auf der anderen Seite der bisher größte Klimastreik in der Weltgeschichte am 20. September. Über 4 Millionen auf den Straßen weltweit. Alleine in Deutschland 1,4 Millionen. 


Es war das Jahr, das mich politisiert hat, wie kein anderes. Das mich aus meiner selbstbezogenen und beinahe fatalistischen Haltung, in der ich es mir reichlich bequem gemach hatte, herausgerissen hat. Und da stand ich nun. Wie nackt im Scheinwerferlicht. Fühlte mich ein wenig ertappt. Beschämt, so viele Jahre meinen Allerwertesten nicht hoch bekommen zu haben. Trotz all der Ungerechtigkeit, die sich zum Teil sogar direkt vor mir abgespielt hat. Von der ich manchmal sogar wusste und dennoch die Augen verschlossen habe. Man will sich ja nicht belasten mit all der Negativität. Die könnte einen ja davon abhalten, das Beste aus seinem Leben zu machen. Und, wie stünde man denn dann da? Wenn man nicht alle die Chancen und Möglichkeiten nutzen würde, die einem zur Verfügung stehen? Wenn man nicht all die Freiheit auskosten und zur besten Version seiner selbst heranwachsen würde? Wenn man nicht permanent an sich selbst arbeiten und sich optimieren würde? Ja wo kämen wir denn da hin? Gute Frage, aber dazu später mehr.


Ich beschließe also, trotz aller Scham, ehrlich mit mir zu sein. Auch, wenn das schmerzlich ist. Sich einzugestehen, nicht immer gut und richtig gehandelt zu haben. Nicht perfekt, sondern ein ganz normaler Mensch zu sein. Kein Gewinner, kein Superstar und auch kein Shero. Vielleicht auch besser so. Dann setzte ich doch lieber dort an, wo ich glaube, dennoch einen Unterschied machen zu können. Nicht alleine, versteht sich. Sondern als Teil. Als Teil von etwas Größerem. Mich nicht mehr als einzigartigen Rohdiamant, den es zu Schleifen und Polieren gilt, zu betrachten, sondern als etwas ganz Gewöhnliches. Vielleicht einen Kieselstein. Und dies nicht als Kränkung zu empfinden, sondern durchaus als entlastend. Denn auch als Teil von etwas bin ich dennoch einzigartig und nicht unbedeutsam. Aber, ich muss mich nicht mehr permanent herausstellen. Nicht tagein tagaus auf ein Podest stellen und auf den Applaus der anderen warten.


Weil man das eben so macht in einer zunehmende ökonomisierten Welt, in der Märkte und Marktstrukturen immer mehr Raum einnehmen. Privaten Raum. Lebensraum. Alles bekommt einen Preis. Auch wir Menschen. Denn wir sind im übertragenen Sinne alle zu KleinunternehmerInnen geworden, die sich selbst zur Ware machen. Dank Instagram und Co. geht das so leicht wie nie zuvor. Man muss nur die richtige Strategie fahren und genügend in sich und seine Persönlichkeitsentwicklung investieren. Das sei das zutiefst Pornographische an unserer Zeit, schreibt die Philosophin und Autorin Ariadne von Schirach in ihrem Buch „Du sollst nicht funktionieren“. Es geht darum, den größtmöglichen Nutzen mit den geringstmöglichen Kosten zu verbinden. Das Leben ist ein Geschenk und der Mensch Humankapital. Und dies gilt es gemäß des Effizienzparadigmas zu nutzen oder nutzbar zu machen. Aus allem lässt sich etwas abgewinnen. Man muss es nur sehen. Es hängt alles von der inneren Einstellung ab. Du bist, was du denkst. Also sei positiv! Mach das Beste draus! Dein Hobby zum Beruf, dein Leben zum Dauerurlaub auf Mallorca oder besser noch Bali.


Ouch! Schon wieder habe ich mich ertappt. Ja, auch diese Denkweise und Haltung habe ich eine ganze Weile selbst propagiert. Wobei ich mir natürlich nicht darüber bewusst war, dass die vermeintliche Befreiung und exzessive Selbstformung zu einem großen Teil eine Reaktion meinerseits auf die gesellschaftliche Verhältnisse war. Felsenfest war ich davon überzeugt, den Stein der Weisen gefunden zu haben. Den heiligen Gral. Der mich und alle, denen ich es verrate, unmittelbar ins Nirvana, auf Wolke 7 befördern würde. Pustekuchen.


Da saß ich nun Anfang des Jahre auf Bali. In meinem selbsterbauten Schloss oder passender noch, meiner Hängematte, wie es sich für Digitale Nomadinnen gehört, und fühlte mich mutterseelenallein. Einsam. Oft. Sehr oft. Da war viel Leere. Die sich kaum in Worte fassen ließ. Und, die sich erst mit Tränen, einem Eingeständnis mir selbst gegenüber und einer vorzeitigen Rückreise ins heimische Nest, einen Weg nach draußen bahnte. Ich war also immer noch nicht angekommen. Das hatte ich nun verstanden. Erneut. Die Erkenntnis, dass ich das vermutlich nie würde, das brauchte noch eine Weile.


Also beschloss ich Anfang, Mitte des Jahres, den Blick etwas von mir abzuwenden. Nicht mehr unablässig um mich selbst zu kreisen. Nicht permanent jeden Schritt und Tritt zu beobachten, alle Seelenwogen zu durchleuchten und zu analysieren. Nicht für jedes meiner Probleme eine Lösung finden zu müssen, bis sich das nächste Problem am Horizont auftun würde. Das war auch der Zeitpunkt, in dem ich mich zunächst unbewusst, dann bewusster weitestgehend aus der Coaching- und Persönlichkeitsentwicklungszene zurückgezogen habe. Zumindest aus jener, deren Teil auch ich gewesen bin. Die aus den Ängsten und Selbstzweifeln von Menschen Profit macht. Verpackt in eine gute Marketing Strategie klingt das nur halb so scheußlich. Wobei ich natürlich nicht jedem in diesem Feld böse Absichten unterstellen möchte. Manchmal weiß man ja gar nicht so genau, was man da eigentlich tut. Oder merkt es erst später. Für mich habe ich jedoch realisiert, dass diese Weltsicht nicht mit meinem Verständnis von Würde und Menschlichkeit räsoniert. Und, dass ich nicht auf eine Kerbe einschlagen möchte, die ein Paradigma der Selbstoptimierung weiter manifestiert und infolgedessen immer mehr einsame Sinnsucher produziert.


Vor allem durch die intensivere Auseinandersetzung mit politischen, ökologischen und ökonomischen Zusammenhängen, meinem zunehmenden Engagement im Bereich Nachhaltigkeit und der Teilnahme an Demos, wurde mir bewusst, dass es im Leben vor allem um eines geht: Ein Teil von etwas zu sein. Sich zugehörig zu fühlen. Nicht nur eine eigene Vision und Ziele zu verfolgen, sondern ein Anliegen zu haben, das größer ist als man selbst, wie Gerald Hüther, ein Neurobiologe, in seinem Buch „Würde“ schreibt. Eine Vorstellung von einer gemeinsame Zukunft. Als Gesellschaft. Eine Art Utopia. Für das es sich lohnt, aufzustehen und sich einzusetzen. Für ein Besser, nicht im Sinne eines noch schneller, schöner, reicher, effizienter, bequemer… sondern für eine lebenswertere Zukunft. Eine Menschliche. Eine Gerechtere. Eine, in der wir unsere Kinder und Enkelkinder mit gutem Gewissen erwachsen lassen können.


Ich habe viel nachgedacht in 2019. Das klingt, als hätte ich das zuvor nicht getan. Aber ich meine damit nicht ein intentionales Nachdenken, wohlmöglich begleitet von Journalling und Meditation, sondern einfach nur Denken. Das, was eben kommt, wenn man gerade nichts tut. Oder, wenn man wie ich, zwei Wochen alleine wandern geht. In der Natur wird einem einiges bewusst. Wenn man dem Rascheln der Bäume im Wind lauscht, zu den gewaltigen Felswänden hinaufblickt. Dass man doch eigentlich ein Teil von ihr ist. Nichts von der Natur Abgetrenntes. Keine Umwelt, sondern Mitwelt. Nicht Ressource allein, sondern Leben. Wie du und ich.


Wie gesagt, ich habe viel nachgedacht. Ein Ergebnis dessen, war u.a. die Entscheidung noch einmal Philosophie und Politik zu studieren. Das tue ich nun. Und, es war eine gute Entscheidung. So viel kann ich bisher sagen. Es hat zudem den Wunsch in mir geweckt, etwas gemeinschaftliches zu gründen. Ein Kollektiv. Zukunftskunst heißt es. Ein Versuch, Begegnungs- und Gestaltungsräume zu öffnen, die befähigen und ermutigen, gemeinsam nachhaltige und positive Zukunftskonzepte zu entwickeln. Es ist noch in den Kinderschuhen. Aber ich merke, je konkreter es wird, desto mehr hoffe ich, dass es eines Tages mein Baby wird, dem ich all meine Liebe und Aufmerksamkeit widmen kann. Neben dem Podcast, versteht sich.


Ich finde es spannend, welche Umwege und vielleicht sogar Irrwege wir gehen müssen, um uns näher zukommen. Und, dass es oft nicht die eigängige Beschäftigung mit uns und unserem Selbst ist, die uns voranbringt, sondern das Gegenteil. Die Distanz. Indem wir einen Schritt zurücktreten, sehen wir oft klarer. Stellen fest, dass da gar kein Ende in Sicht ist. Dass es vielleicht auch gar nicht darum geht im Leben. Etwas zu finden. Vielleicht ist es ja auch schon die ganze Zeit da gewesen? Wer weiß.


Vermutlich werde ich diese Zeilen eines Tages mit einem ebenso amüsierten Lächeln beäugen, wie alte Tagebucheinträge oder verblichene Polaroids aus Teenie Zeiten. Weil sich schon wieder so viel gewandelt hat. Weil die Welt sich weiter dreht und ich wieder nicht angekommen bin. Die Kunst besteht vermutlich darin, sich diese Irrtüme und Umwege zu verzeihen. So, wie man sich auch Tattooketten, die übergroße Kreolen Ohrringe und die Dauerwelle verziehen hat. So gilt es weiterhin wohlwollend mit sich zu sein. Und sich nicht ganz so ernst und wichtig zu nehmen. Das soll angeblich helfen, habe ich mir sagen lassen.


Zu einem richtigen Jahresrückblick gehört es sich ja üblicherweise, auch einen Blick in die verlockende und aussichtsreiche Zukunft zu werfen. Und sich zu fragen: Wie hätte ich es gerne? Was sollte anders sein? Wie möchte ich mich fühlen? Was kann ich dafür tun? Der ein oder andere schnürt nun ein strammes Paket an Zielen und Vorgaben, die es einzuhalten und zu erreichen gilt. Neujahresvorsätze werden sie auch liebevoll genannt, was einem, im Vergleich zu „richtigen“ Zielen die gesellschaftlich akzeptierte Erlaubnis gibt, sie alsbald wieder zu verwerfen.Um es kurz zu machen, ich mag keine Vorsätze. Auch nicht zum Beginn des Jahres. Was mir hingegen gefällt, ist der Blick in die Glaskugel. Im übertragenen Sinne. Sich auszumalen, wie es anders sein könnte. Sich selbst eine Geschichte zu erzählen. Im Hinblick auf die eigene Zukunft, aber auch auf die Welt, die großen Zusammenhänge, in die wir alle eingebunden sind. Auch, wenn wir das bei all den kleinen und großen alltäglichen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, manchmal ausblenden. Dass wir einen Einfluss oder neudeutsch einen Impact haben. Wir können etwas bewegen. Auch, wenn wir noch so klein sind. Wie uns die Klimaaktivistin Greta Thunberg zugleich mahnt und ermutigt. Nicht nur für unser eigenes Leben brauchen wir eine positive Vision und Hoffnung, auch im Bezug auf unsere Gesellschaft ist ein gemeinsames Narrativ notwendig. Eine Geschichte, die wir uns gegenseitig erzählen und an die wir glauben, wie ein besseres und lebenswerteres Morgen aussehen könnte. Ich stelle mir dann manchmal vor, welche Rolle ich in diesem Stück spielen würde. Worin meine Aufgabe bestünde und, was ich tun könnte, um unsere gemeinsame Zukunft mitzugestalten und hoffentlich besser zu machen. 


Vielleicht ein kleiner Einblick, was ich mir da für dieses Jahr notiert habe: Im Bezug auf mein eigenes kleines Universum, möchte ich weiterhin so viel Zeit wie möglich in der Natur verbringen. Die mir keine Fragen stellt. Die kein „Um-zu“ kennt. Sondern nur ein Sein. Ich möchte mehr Zeit auf die Dinge verwenden, die mir wirklich wichtig erscheinen, wie meiner Familie und meinen Freunde. Improtheater spielen, weil ich mich so unglaublich frei fühle, wenn ich mich auf der Bühne zum Affen mache. Weil es einfach egal ist, denn es ist nur eine Rolle, die ich spiele. Eine von vielen. Ich möchte öfter Nein-Sagen. Nein zu Möglichkeiten, Chancen und Optionen, die so köstlich und verlockend klingen. Mir schmeicheln und mich umgarnen. Aber am Ende doch nur wie Zuckerwatte, die sich im Mund langsam mit dem Speichel mischt, vaporisieren. Auflösen. Und was bleibt ist ein klebriger Geschmack und Leere. Ich wünsche mir statt kurzfristigen, erfolgsversprechenden Handlungen, Momente und geteilte Erlebnisse, die etwas hinterlassen, das bleibt. Nachhaltig. Ich möchte meine Leben und meine Zeit, die ich durchaus als Geschenk betrachte, für etwas nutzen, das mir ein Anliegen ist. Nicht einfach den Status-Quo hinnehmen und akzeptieren. Sondern ihn hinterfragen und neue Wege gehen. Nicht nur, weil es in vielerlei Hinsicht nicht mehr anders geht, sondern auch, weil es eine Chance ist. Teil von etwas zu sein. Nicht nur das eigene Leben zu optimieren, seine Persönlichkeit zu entfalten, sondern zugleich das Zusammenleben als Gemeinschaft mitzugestalten und dabei Selbstwirksamkeit  zu erleben. Ich wünsche mir eine Welt, die trotz all der Unterschiede, die uns individuell einzigartig machen, die Gemeinsamkeiten aller Menschen nicht vergisst. Die uns verbinden. Weil wir alle Menschen sind, die sich ein würdevolles Leben wünschen. Die von anderen akzeptiert und geliebt werden und sich als Teil von etwas begreifen wollen. Denn, wer möchte schon alleine auf diesem Planeten sein?! Apropos Planet: Ich wünsche mir für 2020, dass Klimaschutz wirklich ernst genommen wird. Dass auf Worte Taten folgen. Nicht nur heiße Luft und CO2. Dass das Schwarze-Peter-Spielen ein Ende hat. Es ist weder alleine die Politik, die es zu richten hat, noch sind es die Konzerne, die alleine das Ruder rumreißen können. Nur im Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Institutionen und uns kann es gelingen. Einen Masterplan existiert nicht. Abwarten und Tee trinken ist auch nicht die Lösung. Was bleibt uns also übrig, als den ersten Schritt zu gehen. Jede und jeder von uns. Auch, wenn wir noch nicht den genauen Weg kennen. Wie heißt es so schön, Erkenntnis kommt oft vom Tun.


Sollte dir diese Podcast Folge etwas abstrakt vorgekommen sein oder, du hast etwas vollkommen anderes erwartet, dann verzeihe mir. Du hast bereits die nach bestem Gewissen enthedderte und entknäuelte Version meines inneren Gedankenchaos erhalten. In Zukunft wird es wieder etwas geordneter zugehen. Versprochen. In der nächsten Folge, die noch diese Woche erscheinen wird, gibt es eine kleine, große Ankündigung. Surprise, surprise! Also nicht verpassen! Im Anschluss daran läuten wir den Themenschwerpunkt „Wirtschaft neu Denken“ ein, mit einem Interview mit Christian Felber, dem Begründer der Gemeinwohl Ökonomie. Auf den Wunsch einiger HörerInnen wird es aber weiterhin einen Wechsel aus persönlichen Solofolgen und Interviews geben.

5. Januar 2020

Hans Rudolf Herren – Das Ende der Grünen Revolution (Teil 2)

von Marilena 15. Dezember 2019

Wenn man „Grüne Revolution“ liest oder davon hört, könnte man ja eigentlich meinen, es handle sich um ein Bestreben im Sinne der Nachhaltigkeit. In dem Gespräch mit dem Insektenforscher und Experten für Landwirtschaft, Hans Rudolf Herren, durfte ich allerdings erfahren, dass der Schein eher trügt bzw. grün nicht gleich grün bedeutet. Hinter dem Begriff der „Grünen Revolution“ steht ein Konzept aus den 1960er Jahren, dass die modernen landwirtschaftlichen Hochertragssorten und deren erfolgreiche Verbreitung auch in Entwicklungsländern wie Indien vorantreiben sollte. Von den wachsenden Erträgen profitieren einerseits Bauern und KonsumentInnen, auf der anderen Seite wird das Konzept vor allem dafür kritisiert, dass es neben der massiven Umweltschädigung durch den Einsatz chemischer Stoffe, die Bauern in den Entwicklungsländern in eine starke Abhängigkeit von internationalen Konzernen treibt.

Wie eine nachhaltige und enkeltaugliche Zukunft der Landwirtschaft aussehen könnte, habe ich in dem zweiten Teil des Interviews mit dem Schweizer Insektenforscher Hans Rudolf Herren besprochen.

Macht (einen) Sinneswandel möglich, indem ihr Fördermitglieder werdet. Finanziell unterstützen könnt ihr uns auch via PayPal oder per Überweisung an DE95110101002967798319. Danke.

SHOWNOTES:

► Interview Teil 1: „Eine Welt ohne Bienen, geht das?“
► Website der Stiftung BioVision
► Hintergründe zur „Grünen Revolution“
► Buchempfehlung: „Die Grenzen des Wachstums“ von dem Club of Rome

Kontakt:
✉ redaktion@sinneswandel.art
► sinneswandel.art

15. Dezember 2019

Hans Rudolf Herren – Eine Welt ohne Bienen, geht das? (Teil 1)

von Marilena 15. Dezember 2019

“Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.” Dieses Zitat stammt angeblich von dem genialen und weltbekannten Wissenschaftler Albert Einstein. Und auch, wenn es nicht geklärt ist, ob er diese Worte einst wirklich in den Mund genommen hat, so ist eines wohl sehr klar: Stirbt die Biene tatsächlich eines Tages aus, so wird es vermutlich gravierende Folgen für unser Ökosystem und damit auch uns Menschen haben.

Einer, der sich bereits seit vielen Jahren für eine Agrarwende und den Erhalt von Biodiversität einsetzt, ist der Schweizer Insektenforscher und Wissenschaftler Hans Rudolf Herren. Und das sogar ziemlich erfolgreich. In den 1980er Jahren bekämpfte er die Schmierläuse in Afrika auf natürliche Weise, sodass eine Hungersnot verhindert werden konnte, von der bis zu 20 Millionen Menschen betroffen gewesen wären. Für seine Arbeit wurde Hans Rudolf Herren bereits mit dem Welternährungspreis sowie 2013 gemeinsam mit seiner Stiftung Biovision mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Ich bin mit dem Nachtzug von Hamburg nach Zürich gefahren, um mich mit ihm zu treffen. Interessiert hat mich unter anderem, weshalb Artenvielfalt eigentlich so wichtig ist und was ökologische Landwirtschaft wirklich bedeutet. Die Antworten erhältst du in Teil 1 des Interviews.

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SHOWNOTES:
► Website der Stiftung BioVision
► Artenvielfalt-Bericht des Weltbiodiversitätsrat (IPBES)

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15. Dezember 2019

Ursula Hudson: Is(s)t man vegan wirklich nachhaltiger?

von Marilena 9. Dezember 2019

„Du bist, was du isst“. Dieser Satz basiert ursprünglich auf der Aussage des Philosophen Ludwig Feuerbach: „Der Mensch ist, was er isst“ aus dem Jahr 1850. Heute ist sie gefühlt aktueller denn je. Zumindest wird viel über die Ernährung philosophiert und debattiert. Was gilt als gesund? Was sollte oder gar darf man noch essen?

Angesichts der globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, wird unsere Ernährung aber noch von einer anderen Perspektive aus interessant. Alleine über die Ernährung entstehen pro Europäer jährlich rund neun Tonnen CO2-Äquivalente. Wer behauptet, die Wahl des Mittagessens sei eine rein persönliche, der irrt sich. Sie ist hochpolitisch. Dieser Ansicht ist zumindest Dr. Ursula Hudson. Sie ist Vorstandsvorsitzende von Slow Food Deutschland und macht sich für eine Ernährunsgwende stark, die auch den nachkommenden Generationen ein würdiges und gutes Leben auf einem grünen Planeten ermöglicht.

Was das konkret bedeutet, erfährst du in dem heutigen Interview, das ich mit Dr. Ursula Hudson in der Berliner Zentrale von Slow Food Deutschland geführt habe. In dem Sinne wünsche ich dir viel Freude beim Zuhören.

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SHOWNOTES:

► Du möchtest mehr über die Initiative Slow Food erfahren? Hier findest du weitere Informationen. Es gibt auch regionale Gruppen, in denen du dich engagieren kannst.
► Der Weltagrarbericht  zum Nachlesen. findest du weitere Informationen.
► Beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (https://www.bmel.de/) findest du weiterführende Informationen. Ebenso, wie beim Bundeszentrum für Ernährung (https://www.bzfe.de).

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9. Dezember 2019
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