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Sinneswandel

Siegfried Reusch: Ist Zweifeln allzu menschlich?

von Marilena 15. Juni 2020

Die Welt wird immer komplexer. Glaubte man einst, wir lebten in einer Wissensgesellschaft, so mag dies vielleicht für das akkumulierte, theoretisch verfügbare Wissen gelten, wissender, im Sinne des Verstehens von Zusammenhängen, sind wir aber nicht im selben Maße geworden. Vielmehr scheinen wir allmählich zu begreifen, dass uns endgültige Gewissheit vermutlich niemals vergönnt sein wird. Dass sich uns dieser seit jeher angestrebte Zustand, immer entziehen, unverfügbar bleiben wird. Und die Kunst besteht vielleicht eben darin, an dieser Einsicht nicht zu verzweifeln. Und überhaupt, muss das Anzweifelbare denn stets etwas Schlechtes sein? Hat es denn nicht auch seine guten Seiten, dass der Mensch zweifelt – die Welt und die Dinge in ihr in Frage stellt? Sollten wir nicht vielleicht sogar denen, die postulieren, eine absolute Wahrheit gefunden zu haben, besonders misstrauisch begegnen? Angesichts der Vielzahl an Verschwörungstheorien ist dies vermutlich kein schlechter Rat. Im Zweifel für den Zweifel? Oder können wir auch zu viel in Frage stellen und am Zweifel selbst gar zugrunde gehen?

Ich freue mich, in der heutigen Episode das Gespräch mit dem Philosophen Siegfried Reusch präsentieren zu können, der mir geduldig meine Fragen über das Zweifeln beantwortet hat.

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  • Leseempfehlung: Das blaue reiter Journal für Philosophie mit dem Zweifel als Thema der aktuellen Jubiläumsausgabe.

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15. Juni 2020

Michael Kopatz: Ist privater Konsumverzicht überhaupt sinnvoll?

von Marilena 2. Juni 2020

Ist es verlogen, für den Klimaschutz zu demonstrieren, wenn man zugleich regelmäßig in ein Flugzeug steigt? Ist scheinheilig, wer mittags konventionelles Fleisch isst und zugleich mehr Tierwohl einfordert? Nein, meint der Umweltwissenschaftler Michael Kopatz: Politischer Protest sei wichtiger als privater Konsumverzicht. Man könne Selbstbegrenzung fordern, ohne sich selbst zu begrenzen. Er plädiert für eine sogenannte “Ökoroutine”, die es uns erst ermöglicht das zu tun, was wir für richtig halten. Verhältnisse ändern das Verhalten, lautet das Zauberwort. Da kollektiv verursachte Probleme nicht individuell gelöst werden können.

Ein besonderer Dank gilt den Fördermitgliedern, die Sinneswandel als PionierInnen mit 10€ im Monat unterstützen:

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  • Leseempfehlung: Das Buch Ökoroutine von Michael Kopatz.

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2. Juni 2020

Über Radikalität und (faule) Kompromisse

von Marilena 25. Mai 2020

“Rettet unsere Erde, wir haben nur diese eine!” “Climate Justice Now!” Sätze, wie diese, liest und hört man seit einiger Zeit häufiger. Auf Plakaten, in Demonstrations-Gesängen, in Talkshows, auf Twitter. Dass es so nicht mehr weitergehen könne. Dass es ein Umdenken und ein entsprechendes Handeln brauche. Und zwar jetzt. Oder am besten schon gestern. Dass wir alles Notwendige tun müssten, um nicht in einem vollständigen Kollaps zu enden. Gibt es Situationen, in denen es legitim ist, radikal zu handeln? Oder sollten wir stets die goldene Mitte suchen? Diesen Fragen möchte ich in der heutigen Episode, insbesondere aus philosophischer Sicht, nachgehen.

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  • Leseempfehlung: Radikale Kompromisse, ein Beitrag aus der Tageszeitung Neues Deutschland
  • Hörempfehlung: Lob der Dissidenz, ein Beitrag von Deutschlandfunkkultur über das Widerständige in unserer Gesellschaft.
  • Klassiker: Der Mensch in der Revolte von Albert Camus (1951).
  • Sehenswert: Die Ausstellung über die radikale Denkerin Hannah Arendt im Deutschen Historischen Museums in Berlin (27.03.-18.10.2020).

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TRANSKRIPT:

Hallo und herzlich Willkommen zum Sinneswandel Podcast. Mein Name ist Marilena Berends und ich freue mich euch in der heutigen Sendung begrüßen zu dürfen.

“Rettet unsere Erde, wir haben nur diese eine!” “Climate Justice Now!” Sätze, wie diese, liest und hört man seit einiger Zeit häufiger. Auf Plakaten, in Demonstrations-Gesängen, in Talkshows, auf Twitter. Dass es so nicht mehr weitergehen könne. Dass es ein Umdenken und ein entsprechendes Handeln brauche. Und zwar jetzt. Oder am besten schon gestern. Dass wir alles Notwendige tun müssten, um nicht in einem vollständigen Kollaps zu enden. 

Aber sollten wir alles dafür tun, wirklich alles? Das klingt doch sehr extrem oder radikal. Denn bedeutete das nicht auch, dass andere Dinge dafür zurückgestellt werden müssten? Wie zum Beispiel unser Streben nach Wachstum. Oder bedeutet es vielleicht sogar, dass andere dafür Leid in Kauf nehmen müssten? Familien sich im Ausland beispielsweise nicht mehr besuchen könnten, da Flüge für sie unerschwinglich geworden sind. 

Jede Entscheidung, ganz gleich wofür, bringt Konsequenzen mit sich. Und manchmal frage ich mich, ob wirklich alle Entscheidungen gut durchdacht sind. Denn bei aller Kritik an der Radikalität einiger Klimaaktivist*innen, müssen nicht auch unter den heutigen Bedingungen, die durch Entscheidungen einst geschaffen wurden, Menschen leiden? Was ist mit all jenen, die sich kein Auto leisten können und dennoch den Feinstaub tagein tagaus inhalieren? Oder den Menschen, die jetzt bereits vor Naturkatastrophen aus ihren Heimatländern flüchten müssen? Sind diese nicht auch Teil eines Kompromisses, der nur weniger offensichtlich scheint, da er seltener thematisiert wird, als potentielle Konsumeinschränkungen?

Da kann man sich doch die Frage stellen, ob es denn überhaupt so etwas wie eine “richtige” bzw. allen dienliche Entscheidung gibt. Eine, in der keine Person oder Gruppe den Kürzeren zieht. Oder gar ein Gefangenendilemma entsteht, in dem beide schlechter abschneiden. Ist das möglich? Oder besteht das Leben eben genau darin, dass wir stets Kompromisse eingehen müssen?

In der heutigen Episode soll es anders, als vielleicht vermutet, nicht um die Klimakrise und ihre Bewältigung gehen. Diese stellt lediglich ein geeignetes Beispiel für die sich immer wieder entfachenden Debatten um die Frage nach dem richtigen Maß zwischen Radikalität und Kompromiss dar. Gibt es Situationen, in denen es legitim ist, radikal zu handeln? Oder sollten wir stets die goldene Mitte suchen? Diesen Fragen möchte ich in der heutigen Episode, insbesondere aus philosophischer Sicht, nachgehen. Ich betone diese Eingrenzung, da ich mir bewusst bin, dass heute bei weitem nicht alle Aspekte, die mit dem Begriff der Radikalität zusammenhängen, angesprochen werden. Insbesondere das Politische des Radikalen,  das dieses Mal nur angerissen werden kann, die Betrachtung aus diesem Blickwinkel, wäre noch einmal eine ganze Sendung wert. Darum wage ich nun erstmal einen Anfang, es ist ein Versuch, sich diesem großen und wichtigen Thema, das unsere Zeit prägt, zu nähern.


Bevor wir in das Thema einsteigen, möchte ich kurz darauf hinweisen, dass ihr uns finanziell unterstützen und damit einen Sinneswandel möglich machen könnt. Der Podcast ist nämlich komplett werbefrei, was er allerdings nur mit eurer Hilfe bleiben kann. Als Fördermitglieder ermöglicht ihr meinem Team und mir Produktion des Podcast. Unterstützen könnt ihr via Steady, Paypal und Überweisung. Das geht schon ab 1€. Schaut einfach in die Shownotes, dort habe ich alles verlinkt. Nun wünsche ich euch aber viel Freude beim Zuhören.





Was bedeutet Radikalität überhaupt? 

Spannend an dem Begriff der Radikalität ist, dass ihm eine gewisse Ambivalenz anhaftet. In der Kunst und Literatur ist der Begriff des Radikalen zum Beispiel eher positiv konnotiert. Man denke an den Expressionismus oder die Epoche des Sturm und Drang. Das Radikale hat auf der einen Seite etwas sehr Anziehendes, weil es uns aufrüttelt und aus unserem Tiefschlaf erweckt. Auf der anderen Seite kann es auch ungemütlich werden und uns irritieren oder sogar abstoßen weil es mit dem bricht, was wir gewohnt sind. 

Mit am treffendsten hat vielleicht der Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Karl Marx ausgedrückt, was “radikal” für ihn bedeutet. Seine Definition bezieht nämlich den Ursprung des Wortes mit ein. „Radikal“ kommt nämlich aus dem Latein, leitet sich von dem Wort radix ab, was „Wurzel“ bedeutet. Und so schreibt Marx „Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst“. Wenn wir also von Radikalität sprechen, dann wird damit oft ein irreversibler Kontinuitätsbruch gemeint. Die Radikalen wollen zum Wesen der Dinge vordringen, anstatt bloß an ihren äußeren Erscheinungen herumzudoktern. Dabei wird das eigene Sein und Tun einem höheren Ziel unterstellt, für das man gegebenenfalls sogar bereit ist sein Leben aufs Spiel zu setzen.

Nun könnte man sich fragen, wenn die Radikalen sogar bereit sind sich für eine Sache aufzuopfern, wie unterscheiden sich diese dann von den Extremisten? Oder sind das einfach zwei Synonyme für dieselbe Sache?

Verfassungsrechtlich wird eine sehr klare Unterscheidung zwischen Radikalität und Extremismus gemacht. So gelten zum Beispiel rechtsextremistische Ideologien mit der demokratischen Grundordnung als unvereinbar, unter anderem durch ihre Überbewertung ethnischer Zugehörigkeit und eine gegen den Gleichheitsgrundsatz gerichtete Fremdenfeindlichkeit. Radikale Strömungen hingegen müssen nicht zwangsläufig gegen die Prinzipien der demokratischen Grundordnung verstoßen. In der Realität verschwimmen die Grenzen jedoch bzw. sie trennscharf voneinander zu unterscheiden ist oft nicht leicht.

Aber auch die Philosophie hat sich mit der Unterscheidung zwischen dem Radikalen und Extremen beschäftigt. Der Philosoph Helmuth Plessner zum Beispiel hat den sogenannten „sozialen Radikalismus“ geprägt. Er glaubte an eine Art Heilkraft des Extremen. So geht es laut Plessner beim radikalen Denken der Philosophie meist um Erneuerung und nicht primär um Zerstörung. René Descartes wäre hier ein Beispiel, der mit seinem radikalen Zweifel einen Neuanfang im philosophischen Denken ermöglichte. “Cogito ergo sum – ich denke, also bin ich”, waren seine Worte. Das heißt, das einzige, dessen er sich glaubte sicher sein zu könne, war der Zweifel selbst. Und, indem er zweifelte, glaubte er zu denken. Also müsse er doch existieren. Eine für damalige Verhältnisse sehr radikale Sichtweise, die vieles in Frage stellte. Geprägt war Decartes eher rationalistische Theorie vor allem von dem Zerbröckeln des christlich-katholischen Glaubensmonopols und dem damit einhergehenden Fokus auf wissenschaftliche Fakten. Vor diesem Hintergrund, dem Zerbrechen eines bislang bekannten Weltbildes, ist Descartes verzweifelte Suche nach Klarheit und nach einem sicheren Fixpunkt des Denkens doch recht nachvollziehbar. 

Das heißt, Radikalität ist durchaus positiv besetzt, als etwas, das Bestehendes hinterfragt und Neues erschafft. Eine schöpferische Kraft. Man könnte auch sagen, die Radikalen sind bereit, sich für seine Idee aufzuopfern und vielleicht sogar zu sterben. Der  Extremist hingegen, um noch einmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen, ist sogar bereit anderen Schaden zuzufügen und sie gar zu töten aufgrund seiner Überzeugung. Das macht vielleicht den mit größten Unterschied aus.

Schön und gut, aber was bedeutet das nun in der Praxis? Gibt es in der Philosophie radikale Denker*innen, die die Dinge an der Wurzel packen und alles auf den Kopf stellen?

Definitiv. Einen radikalen Denker habe ich mit René Descartes ja bereits genannt. Es gab aber auch PhilosophInnen, die als radikal bezeichnet werden können. So beispielsweise die französische Philosophin Simone Weil. Sie hat nicht nur Radikalität theoretisch vertreten, sondern diese auch praktisch gelebt. Sie setzte sich für die Unterdrückten ein, war eigentlich ausgebildete Philosophielehrerin, schuftete aber lieber in Fabriken und verschenkte ihren Lohn. Simone war wild entschlossen, den Sinn des Lebens zu finden und das, was sie als richtig erkannt hatte, umzusetzen –koste es auch ihr eigenes Leben. Was es am Ende tatsächlich tat. Ihr Herz versagte schon im zarten Alter von 34 Jahren, da sie sich geweigert hatte Nahrung zu sich zu nehmen, um sich solidarisch mit ihren Landsleuten zu zeigen, die sich im Krieg befanden. Und das, obgleich sie mit Tuberkulose im Krankenbett lag. Das ist schon sehr radikal kann man sagen.

Allerdings, wenn man genauer hinschaut, folgt den meisten radikalen Gedanken der großen Philosoph*innen, meist eine moderate Auslegung. Sie folgt aber nicht, weil diese Denker*innen Angst vor der eigenen Courage hätten. Ganz im Gegenteil. Sie folgt, weil sie den Mut zu ihr haben. Weil sie konsequent genug sind, das zu entfalten, was aus diesen radikalen Gedanken folgt. So steht es mit Kants vermeintlichem moralischen Rigorismus, Nietzsches vermeintlichem Immoralismus,und Adornos vermeintlichem Negativismus. Um nur diese drei zu nennen. Jede wirklich radikale Philosophie verhält sich an den entscheidenden Stellen moderat. Einige würden das sogar als widersprüchlich bezeichnen: Wasser predigen und Wein trinken. Insbesondere in der Klimadebatte wird diese Kritik immer wieder deutlich. Ich denke da an den letzten Sommer zurück, in dem „die Jugend“, die mit FFF auf den Straßen protestierte, angeblich gleichzeitig auf Festivals ihren Müll zurückließ. Oder an die vielen guten Vorsätze, die wir uns machen, von Fleisch- und Flugverzicht, weniger Plastik usw., die wir selten konsequent einhalten. 

Ich vermute, dass es durchaus menschlich ist, das wir uns immer wieder ambivalent verhalten. Da das menschliche Zusammenleben solche Kompromisse erfordert. Der Philosoph und Staatstheoretiker Thomas Hobbes zum Beispiel war der Überzeugung, der Mensch sei im Naturzustand ein wildes Tier, ein Wolf, und nur durch das Zusammenleben mit anderen Menschen könne er die Vorteile der Gemeinschaft und des guten Lebens nutzen. Wie der gute Hobbes das erreichen wollte, sei mal dahingestellt. Aber eine Welt, in der wir alle kompromisslos unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse durchsetzen, hielten vermutlich die wenigsten für eine Wünschenswerte. Insofern kann es ja sogar wohltuend sein, Kompromisse einzugehen, wenn diese das gemeinsame Glück mehren. Jede Form der Beziehung erfordert es, Kompromisse einzugehen. Die Liebe ist da vielleicht als einer der größten zu nennen, da wir unsere Autonomie zugunsten des Zusammenseins zu einem gewissen Teil einschränken.

Nichtsdestotrotz fühlen wir uns häufig hin und hergerissen zwischen dem hedonistischen Streben nach Glück und der Einhaltung unserer moralischen Werte, die sich ja auch mit der Zeit wandeln können. So hat beispielsweise vor ein, zwei Jahren kaum jemand von Flug-Scham gesprochen und heute gehört es beinahe zum Standardvokabular. Was ich damit sagen möchte ist, radikal leben mag ein Vorsatz sein, ihn umzusetzen aber oft alltagsfern. Weil wir als Menschen immer wieder Kompromisse eingehen müssen, um unser Zusammenleben zu gestalten. Einerseits, weil wir intersubjektiv unterschiedliche Bedürfnisse haben, aber eben auch intrasubjektiv, also in uns selbst ambivalent sind.

Damit wir dennoch gemeinschaftlich zusammenleben und Entscheidungen treffen können, braucht es natürlich eine geeignete Form der Kommunikation. Wie so etwas funktionieren kann, damit hat sich unter anderem Jürgen Habermas in seiner Diskursethik beschäftigt. Ihm zufolge kann eine Einigung auf verbindliche Normen, die ein Zusammenleben in Gesellschaft ermöglichen, nur gelingen, wenn aufgeklärte Individuen in der Lage sind, sich austauschen. Ihre eigenen Weltbilder hinterfragen und gemeinsam moralische Werte entwickeln. Und eine verbindliche Norm kann nach Habermas nur dann akzeptiert werden, wenn sie von allen möglichen Betroffenen mit sämtlichen Folgen akzeptiert wird. Allerdings kann man sich nun fragen, ob Konsens und Kompromiss nicht zu unterscheiden sind. Man spricht ja auch gerne von sogenannten „Faulen Kompromissen“. 

Der israelische Philosoph Avishai Margalit hat sich diese Frage gestellt, ob es wohl gute und schlechte Kompromisse gebe. Für ihn gehört der Kompromiss sogar ins Zentrum philosophischer Reflexion, da wir selten genau das bekommen, was wir wollen. Darum sagt Margalit, sollten wir viel stärker anhand unserer Kompromisse beurteilt werden, als anhand unserer Ideale und Normen. Denn Ideale können uns zwar Wichtiges darüber sagen, was wir gern wären, Kompromisse aber verraten uns, wer wir wirklich sind. Und so lässt sich auch Margalits Antwort auf diese Frage als eine Art Kompromiss werten: Denn auch für ihn sind sie unentbehrlich für das soziale Leben. Wenn es aber faule Kompromisse sind, können sie, sagt er, für ein Gemeinwesen tödlich sein.

Mir kommt da sofort das Bild eines „Fähnchens im Wind“. Wenn wir zu offen sind und uns von jeder Woge mitreißen lassen, laufen wir Gefahr, uns selbst zu verlieren. Nicht im Sinne eines festen Kerns unserer Identität. Sondern viel mehr sind wir dann nicht mehr greifbar. Uns fehlt die Standhaftigkeit. Es braucht eine gewisse Positionierung unsererseits, mit der wir uns verorten und dadurch für andere greifbar werden.

Das spricht ja dann wiederum dafür, dass es so etwas, wie eine “goldene Mitte” gebe. Einen Weg zwischen Radikalität und faulem Kompromiss. Eine Balance vielleicht?

Interessant wird diese Frage auch, wenn man sich den Trend hin zur Achtsamkeit und modernen Spiritualität anschaut, der vor allem für mehr Mäßigung plädiert. Wobei ich vermute, dass dieser Wunsch nach Gelassenheit und die Suche nach einer verlorenen Mitte weniger philosophisch, als vielmehr daher rührt, dass unser Privatleben heute durchökonomisiert ist und damit auch dem Effizienz-Paradigma unterliegt. Wir müssen mehr leisten, in immer kürzerer Zeit und sind zugleich angehalten, flexibel auf die sich verändernden Umstände zu reagieren. Kein Wunder, dass man da den Wunsch nach mehr Gelassenheit verspürt. Was ich allerdings für problematisch halte, ist der Aufruf, allem, was dem Selbst schaden und die innere Ruhe aufrütteln könnte, aus dem Weg zu gehen. So predigen einige der sogenannten Mindfulness Coaches, man solle keine Nachrichten konsumieren, da sie nur über negative Schlagzeilen berichten. Diese radikale Abkehr von einem Teilaspekt der Realität halte ich für wenig zielführend, da wir so Gefahr laufen in unserer kleinen Bubble ein verzerrtes Bild der Welt zu entwickeln weil wir keine Kontroversen und Ambivalenzen mehr zulassen. Auf der anderen Seite kann ich verstehen, dass es als zum Teil frustrierend erlebt wird, wie sich die Welt entwickelt und nicht jeder die Zeit und Kraft hat, sein gesamtes Leben dem Gemeinwohl zu widmen. Allerdings bin ich zugleich der Auffassung, dass gerade das Gefühl, Teil von etwas zu sein, sei es in einer Bewegung, wie FFF oder einem Verein,  einen sehr sinnstiftenden Charakter hat, der in unserer heutigen sehr individualistisch geprägten Welt, durchaus hilfreich sein kann. Denn Selbstentfaltung und Gemeinwohl schließen sich keinesfalls aus, sie bedingen sich sogar. Eine Gesellschaft braucht einerseits mündige Subjekte, die sich entwickeln wollen. Andererseits können wir als Menschen alleine nicht überleben und sind auf die Gemeinschaft angewiesen. Insofern denke ich, das es kein entweder oder im Sinne eines Kompromisses darstellt, sondern sich gegenseitig ergänzt und das Leben des Einzelnen sowie uns als Gesellschaft bereichern kann.

Nun ist aber noch immer nicht die Frage nach der “goldene Mitte” beantwortet, ob es diese gibt und, was es mit diesem Maß auf sich hat. Aristoteles bezeichnet in seiner Nikomachischen Ethik die Tugend als mesótes, also Mittelmäßigkeit zwischen zwei Extremen, die es stets anzustreben gilt. Diese Mitte ist allerdings subjektiv und situationsabhängig durch die Vernunft des Einzelnen bestimmt und kann sich zwischen zwei Personen unterscheiden. Um ein paar Beispiele zu nennen: Freigebigkeit ist für Aristoteles die Mitte zwischen Geiz und Verschwendung. Und die Tapferkeit bewegt sich zwischen den Extremen der Feigheit und der Tollkühnheit – weder die Feigheit ist wünschenswert, noch eine übersteigerte, vernunftlose Tapferkeit, die Aristoteles als Tollkühnheit bezeichnet. Dementsprechend zeigt sich die Vorstellung vom guten Leben als eine mittlere Lebensform. Damit ist die Mitte aber gleichzeitig auch ein Äußerstes, das Beste, das möglich ist. Aristoteles gibt auch selbst zu, dass es sehr schwer ist, die Mitte zu treffen. Wie bei einem Dart-Spiel trifft man eben häufiger daneben. Also ist man aufgefordert ständig abzuwägen, um das richtige Maß zu finden. Übung macht den Meister. Je häufiger wir tugendhaft handeln, desto leichter fällt es uns, bis wir irgendwann gar blind die Mitte treffen.

Jungen Menschen wird ja auch häufig unterstellt, noch nicht so viele Erfahrungen gemacht zu haben, im Vergleich zu jenen, die ein gewisses Alter erreicht haben und damit oft eine gewisse Reife besitzen. Je älter wir werden, desto größer ist unser Repertoire an Erfahrungen, auf das wir als eine Art normativer Maßstab zurückgreifen können. Wir lernen Dinge mit der Zeit in Relation zu setzen. Das hat seine guten, wie schlechten Seiten. Einerseits lassen wir uns dadurch vielleicht nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen und können gelassener durchs Leben gehen. Auf der anderen Seite besteht in den Extremen ja auch ein gewisser Reiz. Wir spüren uns dann oft besonders intensiv. Unsere Grenzen weiten sich aus. Diesen Prozess durchlaufen die meisten von uns in der Phase der Pubertät, dem Übergang in die Adoleszenz. Wenn wir radikal das Bestehende in Frage stellen, uns vom Elternhaus Stück für Stück abnabeln und unsere eigenen Wege gehen. Ich denke, dass dieser Prozess, sowohl evolutionär, als auch in sozialer Hinsicht wichtig für unsere Identitätsbildung als Individuum ist. Indem wir auch mal anecken und Widerstände spüren, lernen wir uns selbst besser kennen. Insbesondere was wir nicht wollen und dadurch eben auch, was wir uns stattdessen wünschen. Radikalität, im Sinne einer Etablierung eigener Ideale und Wertvorstellungen, gibt uns ja auch ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Autonomie.

Und, wenn wir mal ganz ehrlich sind, es braucht ein gewisses Maß an Radikalität. Individuell, wie auch im Sinne der Gemeinschaft. Ohne radikale Denker*innen und jene, die bereit waren für Ideale sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen, gäbe es heute wohl kaum Grundgesetz, Frauenwahlrecht, Genossenschaften und wir lebten noch immer unterdrückt von den wenigen Reichen und Mächtigen. Was zugleich bedeutet, dass auch heute nach wie vor radikale Denker*innen und Menschen braucht, die uns immer wieder daran erinnern das Bestehende zu Hinterfragen. Weil noch lange nicht alles gut so ist, wie es ist. Weil Wissen oft nicht ausreicht, um Missstände zu beheben, wie wir beispielsweise in der Klimakrise sehen können.

Da Albert Camus es weitaus besser in Worte fassen kann, als ich, möchte ich abschließend eine kurze Passage aus “Der Mensch in der Revolte” von 1951 lesen: 

“Was ist der Mensch in der Revolte? Ein Mensch, der nein sagt. Aber, wenn er ablehnt, verzichtet er doch nicht, er ist auch ein Mensch, der ja sagt aus erster Regung heraus. […] So ruht die Bewegung der Revolte zu gleicher Zeit auf der kategorischen Zurückweisung eines unerträglich empfundenen Eindringens wie auf der dunklen Gewißheit […] des Revoltierenden, <ein Recht zu haben auf…>. […] Er demonstriert hartnäckig, daß es in ihm etwas gibt, das <die Mühe lohnt>, das beachtet zu werden verlangt. […] Gleichzeitig mit dem Widerwillen gegen den Eindringling enthält jede Revolte eine völlig und unmittelbare Zustimmung des Menschen zu einem Teil seiner selbst.”

Insofern, um noch einmal zur Ausgangsfrage zurückzukehren, ob es so etwas, wie einen richtigen Weg, ein gutes Maß gibt, lautet meine persönliche Antwort: Ja und Nein zugleich. Ja, in der Hinsicht, als dass es stets auszuhandeln ist, was eine gute Entscheidung im jeweiligen Kontext ausmacht. Und dabei nicht nur die Konsequenzen für sich selbst, sondern auch für alles um mich herum in Betracht gezogen werden müssen. Im Bezug auf die Klimakrise zum Beispiel zukünftige Generationen, die real noch gar nicht existieren. Und Nein, insofern, dass es keinen allgemeingültigen richtigen Weg gibt, sondern, dass jede Entscheidung in ihren historischen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet ist, der sich im stetigen Wandel befindet. 

Es ist und bleibt also kein einfaches Unterfangen. Und im Zweifel fahren wir, indem wir uns im übertragenen Sinne aneinander reiben, unsere Sichtweisen austauschen, wohl am besten. Das erfordert aber, dass wir gewillt sind, uns zu begegnen. Und das wiederum erfordert eine gewisse Haltung. Aber dazu vielleicht ein andern Mal… 

Ich danke euch fürs Zuhören und hoffe, ihr konntet etwas aus der Episode mitnehmen. In den Shownotes habe ich einige weiterführende bzw. interessante Artikel und Beiträge, die im Zusammenhang mit dem heute besprochenen Thema stehen, verlinkt. Wenn euch die Episode gefallen hat, teilt sie gerne mit anderen. Und natürlich würde ich mich besonders freuen, wenn auch ihr als Mitglieder einen Sinneswandel möglich macht. Alle infos dazu findet ihr ebenfalls in den Shownotes. Vielen Dank und bis bald.
25. Mai 2020

Sabine Nuss: Hätte Marx die Digitalisierung als Chance begriffen?

von Marilena 11. Mai 2020

Vor genau einer Woche, am 5. Mai, jährte sich der Geburtstag von Karl Marx. Stolze 202 Jahre wäre er in diesem Jahr geworden und gehört dennoch zu den aktuellsten und lesenswertesten Vordenker*innen unserer Zeit. Aber, was macht Marx und sein Denken so aktuell? Und, wie hätte dieser wohl die fortschreitende Digitalisierung und damit einhergehende Modernisierung unserer Gesellschaft bewertet? Ob Marx es wohl befürwortet hätte, wenn immer mehr Arbeit von Robotern übernommen wird? Würde er die Digitalisierung als Chance, gar als Befreiung des Menschen, begreifen oder hätte er eher Bedenken? Über diese und weitere Fragen habe ich mit der Autorin, Geschäftsführerin des Karl-Dietz Verlags und Marx Expertin Sabine Nuss, unterhalten.

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  • Du möchtest Marx besser verstehen? Dann schau gerne auf Polyluxmarx.de vorbei. Dies ist ein Bildungsangebot zur Aneignung und Vermittlung der Kritik der Politischen Ökonomie mit einer Sammlung kommentierter PowerPoint-Folien der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
  • Mehr über Sabine Nuss‘ Sein und Tun ist auf ihrer Website erhältlich.
  • Leseempfehlung: Marx und die Roboter, erschienen im Dietz Verlag 2019.

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11. Mai 2020

Warten – Eine Kunst, die wir verlernt haben?

von Marilena 3. Mai 2020

Man sagt, Warten sei eine Kunst. Und, vielleicht stimmt das sogar in Anbetracht des allgegenwärtigen “Sofortismus”: Same Day Delivery, Fast Food, Instant Message. Wer wartet, so sagt man, vergeude seine wertvolle Zeit. Denn heute, gilt vielleicht mehr denn je “Zeit ist Geld”. Und nicht sogar vice versa? Wer im Besitz von Geld ist, kann sich auch Zeit und damit frei kaufen? Bedeutet Zeit dann im Umkehrschluss nicht auch Macht? Sicher ist jedoch, kaum einer wartet gerne. Nicht selten werden wir unruhig. Starren auf den Zeiger unserer Uhr, der sich quälend langsam über das Zifferblatt bewegt. Wir spüren förmlich, wie die Zeit rinnt. Ein luftleeres Vakuum und wir mittendrin. Eine Krönung erhält dieser Zustand des Ausharrens, wenn wir im Ungewissen bleiben, wann das Warten ein Ende haben wird. Und lediglich den Zustand des Abwartens akzeptieren können. Also warten wir und vertreiben uns die Zeit. An Ablenkungen mangelt es keineswegs. Aber, wovon wollen wir uns eigentlich ablenken? Uns selbst? Was macht das Warten so unerträglich?

Diesen Fragen wollen wir, Edu und ich, in der heutigen Episode nachgehen. Wie bereits letztes Mal, formlos und ohne klares Ziel und doch hoffentlich mit einem roten Faden, der durch die gemeinsame Gedankenreise leitet

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3. Mai 2020

Gerald Hüther: Was hilft uns aus der Angst?

von Marilena 20. April 2020

Angst hat vermutlich jede von uns schon einmal empfunden. Sie ist etwas zutiefst menschliches und sogar überlebensnotwendig. Und doch versuchen wir sie eher zu meiden. Außer vielleicht, wenn wir einen Kriminalroman lesen. Aber in unserem eigenen Leben, da suchen wir sie selten freiwillig. Eher überkommt sie uns. Als Gefühl, das wir zuweilen am ganzen Körper spüren können. Aber, wie entsteht sie eigentlich, die Angst? In unserem Kopf? Was ist mit abstrakten Ängsten, wie der Angst vor Ungewissheit? Gerade jetzt, in Zeiten von Corona, ein Zustand, der viele von uns beunruhigt. Was hilft uns mit Ängsten umzugehen?

Diese und weitere Fragen durfte ich dem Neurobiologen und Autor, Gerald Hüther stellen, der viele Jahre als Wissenschaftler in renommierten Einrichtungen, wie dem Max-Planck-Institut geforscht hat. Heute liegt sein Anliegen vor allem darin, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen sich Menschen als aktive Gestalter ihres Lebens und ihres Zusammenlebens erfahren. Denn seiner Auffassung nach, sind die Ursachen für die Mehrzahl psychischer Störungen nicht im Gehirn, sondern in den ungünstigen, krankmachenden Beziehungserfahrungen der Patienten zu finden. Gerald Hüther selbst versteht sich als „Brückenbauer“ zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis.

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  • Mehr über und von Gerald Hüther erfährst du hier.

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20. April 2020

Denken wir (noch) selbst?

von Marilena 13. April 2020

Wir leben angeblich in einer Wissensgesellschaft. Alles Wissen ist verfügbar und jederzeit abrufbar. Oft nur zwei, drei Klicks entfernt. Apps sagen uns zunehmend was wir brauchen und unter keinen Umständen vergessen sollten. Zudem sind wir permanent beschäftigt – busy nennt sich das heute. Wenn wir nicht im Office arbeiten, arbeiten wir eben an uns selbst. Bleibt da eigentlich noch Zeit zum Denken? Also den Gedanken mal freien Lauf zu lassen. Ohne Reglemente und klares Ziel. In kritische Distanz zu sich selbst und dem Geschehen zu treten. Bei all der Informationsflut, die wir bewusst, wie unbewusst tagtäglich konsumieren, denken wir da eigentlich noch selbst? Haben wir das jemals getan? Gibt es so etwas, wie “eigene Gedanken”? Oder wurde nicht alles schon einmal gedacht? Was bedeutet es selbstständig zu Denken?

Diesen Fragen wollen wir, Edu und ich, in der heutigen Episode, der ersten dieser Art nachgehen. Formlos und ohne klares Ziel und doch hoffentlich mit einem roten Faden, der durch die Gedankenreise leitet.

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  • „Die Welt Neu Denken“, erschienen im Ullstein Verlag im Februar 2020, ist u.a. hier erhältlich.

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13. April 2020

Maja Göpel: Brauchen wir ein neues Weltbild?

von Marilena 6. April 2020

Unsere Welt steht an einem Kipppunkt, und wir spüren es. Einerseits geht es uns in vielerlei Hinsicht so gut wie nie, andererseits zeigen sich Verwerfungen, Zerstörung und Krisen, wohin wir sehen. Ob Umwelt oder Gesellschaft – scheinbar gleichzeitig sind unsere Systeme fragil geworden. Wir ahnen: So wie es ist, wird und kann es nicht weitergehen. Wie finden wir zu einer Lebensweise, die das Wohlergehen des Planeten mit dem der Menschheit versöhnt? Wo liegt der Weg zwischen Ökodiktatur, Wachstumswahn und Technikversprechen? Die Zukunft neu und ganz anders in den Blick zu nehmen, darin besteht die Einladung, die Maja Göpel in ihrem neuen Buch „Die Welt neu denken“ ausspricht. Maja Göpel ist Politökonomin, Transformationsforscherin und Generalsekretärin des WBGU (Wissenschaftlicher Beirat für Globale Umweltveränderungen).

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  • „Die Welt Neu Denken“, erschienen im Ullstein Verlag im Februar 2020, ist u.a. hier erhältlich.

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6. April 2020

Ariadne von Schirach: Krisen als Chance für neues Bewusstsein?

von Marilena 30. März 2020

“Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine von Grund auf kranke Gesellschaft gut angepasst zu sein”, schrieb einst der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti. Wie zutreffend seine Worten auch oder wohl eher gerade heute, noch sein würden, hätte er wohl nicht geahnt. Unsere Welt als “krank” zu bezeichnen, halte ich für keine Übertreibung. Ich beziehe mich in diesem Fall nicht auf die Corona Pandemie, die selbstverständlich auch eine Menge Missstände aufzeigt, die sich uns nun geradezu aufdrängen, wie z.B. die fatalen Einsparungen im Gesundheitssystem. Ich spreche auch von unserem kranken Planeten, dessen Symptome, wie schmelzende Gletscher, das Artensterben, die Waldbrände, nicht zu übersehen sind. Ich spreche aber auch von einer kranken Gesellschaft, die sich durch eine Lebensweise äußert, die ihre Mitglieder, uns Menschen wiederum krank macht. Durch permanente Effizienzsteigerung und Optimierungswahn, durch eine Durchdringung der Wirtschaft nahezu aller Lebensbereiche und einer Tendenz zur Individualisierung, die nicht freie, sondern zunehmend einsame Menschen aus sich hervorbringt.

Die Philosophin und Autorin, Ariadne v. Schirach, nennt dies eine psychotische Gesellschaft. Als Resultat einer kollektiven Identitätskrise. Jedoch sieht sie in ihr zugleich eine Chance unser Menschsein neu zu begreifen. Denn wir brauchen keine andere Welt sonder ein anderes Bewusstsein, dessen, was ist. Und was wir für wünschenswert erachten. Die Welt zu verändern beginnt damit, sie neu zu erzählen. So lautet zumindest ihr Vorschlag.

Klingt gut, aber wie gelangen wir dorthin? Vielleicht sollten wir uns dazu anschauen, wie wir uns überhaupt zu einer psychotischen Gesellschaft entwickelt haben? Diese und weitere Fragen, habe ich der Philosophin Ariadne v. Schirach gestellt und das Gespräch möchte ich dir in der heutigen Podcast Episode präsentieren.

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  • Sehenswert: Das Teaser Video zum Buch Die psychotische Gesellschaft
  • Lesenswert: Martin Hägglund: This Life; Kwame Anthony Appiah: The Honor Code; Donna Haraway: Unruhig Bleiben.

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30. März 2020

Was können wir durch die Corona-Krise für die Zukunft lernen?

von Marilena 20. März 2020

Ich habe mich mit Menschen aus unterschiedlichen Kontexten unterhalten und sie gebeten, ihre Perspektive auf die aktuelle Lage bzgl. der Corona Pandemie zu erläutern. Stets mit der Frage im Hinterkopf: Was können wir von und durch diese Krise für die Zukunft lernen? Was können wir gar Positives aus ihr schöpfen? Denn die Ausbreitung des Virus führt uns auch deutlich vor Augen, dass unser System alles andere als unumstösslich, gar fragil und vunerabel ist. Dass eine globalisierte und vernetzte Welt nicht nur Vorteile mit sich bringt. Während wir also alles dafür tun, um eine großflächige Verbreitung und weiteres Leid einzudämmen, eröffnen sich uns zugleich Denk- und Handlungsspielräume, die wir nicht nur im Sinne der Prävention, sondern auch im Sinne eines tiefgreifenden, gesellschaftlichen Wandels nutzen können. Dabei geht es keinesfalls um eine Beschönigung der Lage. Das Virus hat bereits viele Menschenleben gefordert und ihnen sowie allen Angehörigen gehört mein aufrichtiges Mitgefühl. Die Ernsthaftigkeit ist in keinster Weise in Frage zu stellen. Vielmehr ist es mein Anliegen, zusätzliche Ansatzpunkte und Perspektiven im Sinne einer positiven Bewältigung der Krise zu eröffnen.

Ein besonderer Dank gilt den Fördermitgliedern, die Sinneswandel als PionierInnen mit 10€ im Monat unterstützen: Wolfgang Brucker, Sebastian Brumm, Holger Bunz, Christian Danner, Maike Gemba, Claudia Grimm, Bastian Groß, Eckart Hirschhausen, Johannes Hönicke, Annette Hündling, Ole Jasper, Pauline Keller, Dirk Kleinschmidt, Robert Kreisch, Susanne Längrich, Pascale Röllin, Nicolas Ruland, Anja Schilling, Philip Alexander Scholz, Martin Stier, Isabelle Wetzel, Philip Müller, Anette Hündling, Susanne Längrich, Torsten Sewing, Romy Widmer, Deniz Hartmann, Audrien Carl, Denise Sommer, und Henno Hensen.

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  • Vielen Dank an Angelique Moa Barrero von tatkräftig e.V., Luisa Paurat, Maren Urner von Perspective Daily, Julian Sengelmann, Walter Ötsch und Eckart von Hirschhausen für die Statements in dieser Episode.
  • Hörenswert: Der Corona-Podcast mit Professor Christian Drosten des NDR
  • Unterstützenswert: Die Plattformen Wirgegencorona.com, nebenan.de und Quarantaenehelden.org.
  • Weitere seriöse Updates und Infos zum Aktuellen Stand bzgl. Corona erhältst du u.a. beim Bundesgesundheitsministerium, der WHO sowie dem Robert Koch Institut.

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20. März 2020
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